Seite 1 von 1
Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 10:22
von Fabian1990
Hallo zusammen,
vor ein paar Wochen bin ich auch unter die Hobbybrauer gegangen und finde sehr viel Spaß daran
Da ich derzeit einem Biochemielabor meine Masterarbeit mache, hat es sich so ergeben, dass wir alte, nicht mehr gebrauchte Laborgeräte für unsere Ansätze verwenden können (Rührwerk, Glasballons). Auch die Hefe können wir uns selbst ziehen (unser Forschungsobjekt im Labor: Saccharomyces cerevisiae).
Alles klappt ganz gut und unsere Sudhausausbeute liegt auch bei ca. 65 %.
Nur der Whirlpool macht Probleme.... ich braue mit einem Weck-Einkochtopf. Ich lasse die Würze nach dem Würzekochen immer auf ca. 80 Grad abkühlen, mach dann den Whirlpool, lasse es 20 min stehen und ziehe an der Seite ab. Ich habe jedoch so Konvektion im Medium, dass ich sehr sehr viele Schwebstoffe mitziehe (lässt sich nicht vermeiden) und das anschließende Filtern durch ein Leinentuch EWIG dauert....
Nun zu meiner Frage: Es gibt Milchzentrifugen, welche Rohmilch in Rahm und Magermilch auftrennen. Nun habe ich mich gefragt, ob man so eine Zentrifuge evtl. zum separieren des Sudes von den ganzen anderen Schwebteilen geeignet ist? Was meint ihr? Habt ihr da schon mal Erfahrungen gemacht?
Hier ein Video, dass ihr seht, was ich meine:
https://www.youtube.com/watch?v=AFH8ce0FCLo
Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen! Vielen Dank schon mal für hilfreiche Antworten!

Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 10:26
von Goofy
Hallo Fabian,
kurze Frage: machst Du nach dem Andrehen des Whirlpools den Deckel wieder auf den Topf?
Bei mir hilft das entscheidend gegen die Konvektion.
Viele Grüße
Goofy
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 10:30
von Fabian1990
Hallo Goofy,
ja, der Deckel kommt nach dem Andrehen wieder drauf... hab schon alle probiert, bringt leider alles nichts....
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 11:17
von Schlupfer
Hi,
Zentrifugen wurden (werden?) in der Brauindustrie u. a. zur Heißtrubentfernung eingesetzt. Von daher wird es theoretisch sicher funktionieren.
Ob Deine Zentrifuge dafür geeignet ist, musst Du einfach mal ausprobieren.
Michael
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 11:29
von flinsstone
Hallo Fabian,
bin kein Profi, aber sehr skeptisch, ob deine Milchzentrifuge geht?
Deine Zentrifuge filtert etwas Rahm heraus, der ist leichter als die Milch. Du willst Schmoder rausfiltern, der ist schwerer als die Würze.
Ob das geht?
Rahm schwimmt auf der Milch.
Schmoder setzt sich unten ab.
lg Manfred
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 11:34
von blub24
Hi Fabian,
ich denke eine Milchtzentrifuge ist weniger geeignet. Sie soll ja wenig leichte Sahne von viel schwerer Milch trennen (im Sinne von Dichte).
Du möchtest aber Viel leichte Würze von wenig schwerem Trub trennen.
Ich vermute dass sie die Bestandteile in einem festen Verhältnis trennt, also z.B. 10% Sahne von 90% entrahmter Milch. Den Rest musst Du dann wieder reinschütten und nochmals zentrifugieren und so weiter und so fort.
Ich komme bei z.B. 95% klarer Würze und 5% Trub auf ca. 30 Durchläufe. Da geht es schneller es durch ein Sieb und ein Tuch zu seihen.
Grüße,
Nikolas
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 12:26
von Alt-Phex
Mach dir das Leben nicht unnötig schwer. Anstatt so einem Baumwolltuch nimmst du einen
Monofillamentfilter. Und ein bißchen Trub in der Anstellwürze ist auch nicht schlimm, soll
gut für die Hefe sein und setzt sich später sowieso ab.
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 12:32
von OS-Schlingel
Hallo zusammen,
vielleicht solltest Du mal über eine Kühlspirale zum schnelleren Abkühlen der Würze nachdenken.
Nicht nur, dass Temperatur und Trub schnell sinken....Du hast auch nach die Bitterung/ Isomerierzeit besser im Griff!
Gruß vom Schlingel

Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 12:33
von Fabian1990
Danke für Eure zahlreichen Rückmeldungen!
Die Kühlspirale kommt zum Schluss rein, wenn ich die Würze anstelle
Nein nein, Trub in der Anstellwürze ist nicht erwünscht, da hab ich schon schlechte (und sehr bittere) Erfahrungen gemacht
Die Zentrifuge trennt zwar dichtere von weniger dichteren Bestandteilen, aber meine Theorie wäre ja, dass die Trubbestandteile durch die Zentrifugalkraft verdichtet werden (in einer Konsistenz, die nach einem Foltervorgang durch Leinentüchern übrig bleibt) und sich somit eine VIEL viskosere Flüssigkeit als die Würze einstellt und diese dann entfernt werden kann.
Selbst wenn ich "nur" 90 % bei einem Zentrifugenlauf herausbekomme dann hat es schon ein gewaltiges Nutzen für mich, denn mit den restlichen 10 % noch verbleibenden Trubteilen klappt das Filtern durch ein Baumwolltuch auch wieder besser und VIEl zügiger. Ansonsten bin ich 3-4h mit dem beschäftigt......

Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 13:05
von Alt-Phex
Fabian1990 hat geschrieben:
Ansonsten bin ich 3-4h mit dem beschäftigt......

Dann machst grundsätzlich etwas falsch. Vergiss diese Baumwolltücher.
Nimm sowas hier.
Whirlpool muss man üben. Ich kühle zuerst runter (Mit Kupferspirale) und drehe dann den Whirlpool an.
Wichtig ist das man kräftig und lange rührt. Dann musst du warten bis die Rotation aufgehört hat.
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 13:25
von cyme
Erzähl mehr. :) Ich hab aus reinem Interesse schonmal den ganzen (!) Trub mit ins Gärfass gekippt, a la
Brulosophy (
Teil 2). Nachteiliges konnte ich nicht feststellen, deswegen wäre ich interessiert daran, was du festgestellt hast?
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 14:59
von gerhard63
cyme hat geschrieben:Erzähl mehr. :) Ich hab aus reinem Interesse schonmal den ganzen (!) Trub mit ins Gärfass gekippt, a la
Brulosophy (
Teil 2). Nachteiliges konnte ich nicht feststellen, deswegen wäre ich interessiert daran, was du festgestellt hast?
Das meinst du nicht wirklich ernst oder?

Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 15:42
von Fabian1990
Bei uns war einfach das Problem, dass diese Trubteilchen, als wir nach der Gärung das Bier über einen Schlauch abzogen, viele dieser Trubteilchen (v.a. Hopfenschlonz) mitkam. Man konnte gar nicht genug Abstand vom Bodensatz nehmen, als dass man NICHTS mit rein bekommt. Das Resultat war ein extrem bitteres Bier mit dicken grün-braunen Bodensatz in den Flaschen.
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Donnerstag 3. Dezember 2015, 16:04
von hutschpferd
3-4h?
grüner Bodensatz?
Also da rennt was schief.
1-2 mal mindestens umschlauchen.
10 min nach flame out warten, deckel drauf, umrhren, deckeldrauf, abziehen durch den monofilament. Dauert im Einkocher 5-10 Minuten und fertig...
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Freitag 4. Dezember 2015, 13:19
von cyme
gerhard63 hat geschrieben:cyme hat geschrieben:Erzähl mehr. :) Ich hab aus reinem Interesse schonmal den ganzen (!) Trub mit ins Gärfass gekippt, a la
Brulosophy (
Teil 2). Nachteiliges konnte ich nicht feststellen, deswegen wäre ich interessiert daran, was du festgestellt hast?
Das meinst du nicht wirklich ernst oder?

Was ist daran so schockierend? Was trotz 1h Kochen sich immer noch nicht im Bier gelöst hat, wird sich wohl auch danach nicht mehr großartig lösen. Am Ende der HG liegt das ganze Zeug unter einer Hefeschicht am Boden des Gärbehälters, beim vorsichtigen Abfüllen kommt davon nichts mehr in die Flasche.
Wer mir nicht glaubt, hier hat jemand über das Thema
eine Dissertation geschrieben:
In bezug auf die Bierqualität wurde festgestellt, daß weder eine erhöhte Läutertrübung noch eine Heißtrubzugabe zur Würze zu einer signifikanten Verschlechterung der Bierqualität, der Geschmacksstabilität, der Trübungsstabilität und der Schaumstabilität führen. Selbst bei sehr trüber Abläuterung (mittlere EBC-Trübung: > 100) und vollständiger Heißtrubbelassung in der Würze konnten keine wesentliche Einbußen in der Bierqualität festgestellt werden. Die in der Literatur wiederholt berichtete, starke Beeinträchtigung der Bierqualität und insbesondere der Geschmacksstabilität der resultierenden Biere aufgrund erhöhter Würzetrübung konnte trotz der extremen Versuchsbedingungen nicht nachvollzogen werden. Im Gegenteil waren vereinzelt auch Qualitätsparameter, wie beispielsweise die Schaumstabilität bei erhöhter Läutertrübung, verbessert.
[..]
Daraus ergibt sich, daß absolut klare und partikelfreie Würzen, wie sie im praktischen Betrieb oftmals angestrebt werden, zu einer Beeinträchtigung der Gärung führen und dadurch auch Qualitätseinbußen des resultierenden Bieres verursachen können.
Hat übrigens auch einen lesenswerten Anhang zum Thema Dekoktion.
Re: Würzefiltern mit Milchzentrifuge???
Verfasst: Sonntag 13. Dezember 2015, 22:24
von Fabian1990
Das ist wirklich interessant, da muss ich mal reinschauen...
Naja ich kann auch nur das anwenden was ich so im internet finde und höre und da hieß es immer, nach dem Läutern darf es nicht trüb rauslaufen, nach dem Würzekochen KEINEN heißtrub...
Habe heute übrigens einen Brautag eingelegt.
Whirlpool: Abkühlen auf 70 Grad, stark andrehen (ca. 2 min), 20 min stehen lassen mit geschlossenem Deckel. Dann am Ablasshahn die Würze ablassen => Sehr klare Würze, kaum Heißtrub
Funktionierte einwandfrei :) Hab alles durch einen Monofilamentfilter gelassen. Danach waren immer noch ganz feine Trubteilchen drin, die ich raushaben wollte (wusste aber vorher, wie eben hier geschrieben noch nicht, dass das eig egal ist). Daher die Würze noch über ein Leinentuch laufen lassen fertig!
Ergebnis: 13,5 L mit 13,2 % Stammwürze wird nun mit einer Altbierhefe vergoren... freue mich schon aufs fertige Bier
Danke für eure Hilfen und Kommentare, das hat mich ein ganzes Stück weitergebracht!
