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Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 10:15
von augenzeuge
Hallo Braufreunde,
habe vor 8 Tagen ein IPA mit der Notti angestellt.
In acht Tagen hat sie es bei einer HG Temp. von 16°C von 17,7° Brix auf 10,2°Brix vergoren. Das entspricht einem scheinbaren EVG von ~68%. Seit zwei Tagen tut sich nichts mehr. Ich kenne die Notti mit EVGs von bis zu 80% bei 20°C HG-Temp. Ich habe 45 Minuten Maltoserast bei 63°C gefahren. Genug vergährbarer Zucker für mehr HG müsste also drin sein?!?
Nimmt der EVG mit sinkender HG-Temp. ab? Habe die Notti vorher nicht mit 16°C vergoren. Habt ihr Erfahrungen dazu?
Danke und viele Grüße,
Maik
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 14:29
von Morena von Nürnberg
augenzeuge hat geschrieben:Hallo Braufreunde,
habe vor 8 Tagen ein IPA mit der Notti angestellt.
In acht Tagen hat sie es bei einer HG Temp. von 16°C von 17,7° Brix auf 10,2°Brix vergoren. Das entspricht einem scheinbaren EVG von ~68%. Seit zwei Tagen tut sich nichts mehr. Ich kenne die Notti mit EVGs von bis zu 80% bei 20°C HG-Temp. Ich habe 45 Minuten Maltoserast bei 63°C gefahren. Genug vergährbarer Zucker für mehr HG müsste also drin sein?!?
Nimmt der EVG mit sinkender HG-Temp. ab? Habe die Notti vorher nicht mit 16°C vergoren. Habt ihr Erfahrungen dazu?
Danke und viele Grüße,
Maik
Deine Angaben, oder deine Berechnung stimmen nicht.
Mit diesen Zahlen hast du einen scheinbaren EVG von 41%
Schau noch einmal, du hast dich bestimmt verschrieben.
Gruss Ralf
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 14:37
von Hegenhuber
Die 68% stimmen schon, sind ja Brix Werte.
Ich würde erstmal das übliche machen, wärmer stellen und aufrühren.
Generell dürfte die Temperatur keinen Einfluss auf den EVG haben, sondern auf die Gärgeschwindigkeit. Lasse mich da aber auch gerne eines besseren belehren.
Ich hab ein Pils mit der W34 auch schon auf 81% bekommen, bei 8 Grad in erster Führung. Hat aber auch 3 Wochen gedauert.
Und wenn ich an Trashhunters Experiment denke, da ist das bei 2 Grad gärende Bier tiefer gekommen als das bei 12 Grad....
Gruß
Martin
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 16:59
von Morena von Nürnberg
Hegenhuber hat geschrieben:Die 68% stimmen schon, sind ja Brix Werte.
Plato <---> Brix liegt bei etwa 1/1.03 (1.02 - 1.04) der Unterschied spielt in dem Fall kaum eine Rolle.
Zur ursprünglichen Frage....
, da bin ich nicht sicher inwieweit die Temperatur da eine Rolle spielt. Gleichwohl kann ich mir vorstellen das die Hefe eine optimale Temperatur hat, bei der sie ausgiebiger ihre Nahrung ver"metabolisiert".
Da gibts hier im Forum aber Spezialisten, die Wissen sowas.
Gruss Ralf
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 17:13
von Hegenhuber
Man muss aber den Alkoholfehler rausrechnen, und das hat er gemacht.
So kommt man auf einen Scheinbaren Restextrakt von 5,5° P, was dann einem EVG von 68% entspricht.
Gruß
Martin
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 17:39
von Morena von Nürnberg
Hegenhuber hat geschrieben:Man muss aber den Alkoholfehler rausrechnen, und das hat er gemacht.
So kommt man auf einen Scheinbaren Restextrakt von 5,5° P, was dann einem EVG von 68% entspricht.
Gruß
Martin
Refraktometernutzer erkennen das anhand der Zahlen sicher schneller.
Für mich als Spindelnutzer ist die Angabe auf 10,2 Brix vergoren zunächst verwirrend. Sei es drum.
Mal sehen ob sich zum Thema noch jemand findet, das Forum ist etwas müde wie es scheint.
Gruss Ralf
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 17:47
von gulp
Mit earl refrakto sp komme ich auf einen scheinbaren Vergärgrad von 70%. Das passt schon. Ist ja auch ordentlich Alkohol im Spiel. Gleichwohl geht da bestimmt noch was. Eine Woche in Ruhe lassen und dann nochmal schauen.
Gruß
Peter
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 17:50
von Morena von Nürnberg
gulp hat geschrieben:Mit earl refrakto sp komme ich auf einen scheinbaren Vergärgrad von 70%. Das passt schon. Ist ja auch ordentlich Alkohol im Spiel. Gleichwohl geht da bestimmt noch was. Eine Woche in Ruhe lassen und dann nochmal schauen.
Gruß
Peter
Was ist mit der Frage des Threaderstellers, würde mich nämlich auch interessieren
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 19:19
von cyme
Wenn dem so wäre, würde untergäriges bei 20°C Flaschengärung zu Flaschenbomben werden. Entweder ein Sud ist endvergoren oder nicht. Und da kann ich mich nur wiederholen, eine Schnellgärprobe ist auch bei Obergärigem sinnvoll, um festzustellen, wieviel vergärbarer Zucker in der Würze ist. Ansonsten kratzt man sich hinterher am Kopf und hat keinen Schimmer, ob der unerwartet niedrige Gärgrad von der Würze kommt oder die Hefe aufgegeben hat.
Für deinen jetzigen Sud, dem würde ich einfach mehr Zeit geben und etwas die Temperatur erhöhen. Nach 8 Tagen kann es einfach sein, dass das ganze noch dauert.
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 19:38
von deralex
Stell es wärmer. Wenn sich nichts mehr tut würde ich nochmal die Notti nachgeben. Es ist sehr sehr ungewöhnlich dass die Notti nicht funktioniert. Normalerweise macht sie auch niedrigere Temperaturen und hohen Alkhoholgehalt problemlos mit...
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Samstag 19. Dezember 2015, 19:47
von flip
Ja,
die niedrige Temperatur hat dazu geführt, dass es etwas länger dauert. Das ist normal. Auch, dass mal ein paar Tage nix passiert. Auf der anderen Seite hast du nun auch ein Bier mit über 17°P Stammwürze. Das braucht nun mal seine Zeit. Zwei Wochen musst du mindestens warten.
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Sonntag 20. Dezember 2015, 09:30
von augenzeuge
Vielen Dank für die Antworten. Habe gestern daraufhin leicht aufgerührt und 5 Stunden später in NC umgefüllt. Jetzt muss es die Nachgärung richten. Habe etwas Zucker zugegeben und die Kegs etwas wärmer gestellt. Und wenn die Notti partout nicht mehr will, dann gibt es halt etwas mehr Körper und Mundgefühl und etwas weniger Alkohol. Muss gucken, wie sich das mit den 70 IBUs verträgt.
Danke. Maik
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Sonntag 20. Dezember 2015, 11:38
von gulp
Umrühren vor dem Umfüllen hättest du dir sparen können, die Zuckerzugabe auch. Durch das Umfüllen und wärmer stellen kommt das von alleine noch mal in Schwung.
Gruß
Peter
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Montag 21. Dezember 2015, 11:47
von olibaer
Hallo zusammen,
zurück zur Frage:
Der
EVG [1] steht für "
Endvergärungsgrad" und er kann durch nichts was man innerhalb des gesamten Gärverlaufs (Hauptgärung, Nachgärung, Flaschengärung) veranstaltet, beeinflusst werden.
Der
EVG steht mit der Würzezusammensetzung kurz vor der Vergärung und mit der Auswahl des Hefestammes(Stichwort: Betriebshefe) im Chargenbezug fest und das ganz unabhängig davon, ob man ihn bestimmt hat oder nicht(siehe
Schnellgärprobe. Sie dient rein der "
Sichtbarmachung" eines gegebenen
EVGs). Was dann während der Gärung geschieht - also im "Ist", hat rückwirkend keinen Einfluss mehr auf den
EVG.
Ein Gärverlauf wird, wenn und diesem Kontext, durch den
VG [1] ("
Vergärungsgrad") beschrieben. Möcht man einen gemessenen Extraktwert durch
Vergärungsgrad und während der Hauptgärung beschreiben, sollte "
Gärkellervergärungsgrad"(
GVG [1]) anstatt "
Endvergärungsgrad"(
EVG) verwendet werden. Erreicht der
GVG den
EVG, sprechen wir von "
Endvergärung" und es finden sich umgangssprachlich und in Literaturverweisen Formulierungen zu diesem Zustand, die z.B. so aussehen können: "
Ich habe mein Bier im Gärkeller endvergoren" (GVG% = EVG%).
Der Differenz zwischen
GVG,
AVG("
Ausstossvergärungsgrad") und
EVG kommt im Rahmen der Speisegabe eine ganz besonderer Bedeutung zu, die Boludo in einem Beitrag
[2] aufgeift und mundgerecht aufarbeitet.
Es bietet sich für dieses Forum und auch für Hobbybrauer an, einen längst etablierten Sprachgebrauch rund um die Vergärungsgrade weiter zu verwenden. So bleibt der Weg offen in Literatur und verlässlichen Medien querzulesen. Deswegen:
augenzeuge hat geschrieben:...von 16°C von 17,7° Brix auf 10,2°Brix vergoren. Das entspricht einem scheinbaren EVG von ~68%
Das tut es nicht. Es entspricht einem
GVGs von ~ 68% (Sofern die Umrechnung von Es in Brix gelungen ist)
augenzeuge hat geschrieben:Nimmt der EVG mit sinkender HG-Temp. ab?
Nein. Zeitreisen sind derzeit noch nicht möglich.
P.S.: Man möge mir meine Pedanterie verzeihen
Quellen:
[1]
Extrakte und Vergärungsgrade
[2]
Zusammenfassung: Bier abfüllen und reifen
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Dienstag 22. Dezember 2015, 06:33
von Hoppy Toppy
Ich habe im November auch mit kühlen Vergärungen bei 13-14° Kellertemperatur experimentiert. Ich habe dazu ein starkes (18 Plato) Pale Ale /IPA in zwei Hälften geteilt und einmal mit S-04 und einmal mit Notty (1 Pack auf je 10L) vergoren. Gärtemperatur lief nie über 15-16°. Die Nottingham hat es in weniger als 5 Tagen bis auf unter 4 Plato geschafft, die S-04 blieb bei 5 Plato stecken, hat es dann aber in der Wohnung neben der Heizung bei 24° auch noch auf unter 4 Plato geschafft.
Ich denke, das man bei niedrigen Temperaturen ordentlich overpitchen, d.h. deutlich mehr Hefe als sonst einsetzen sollte. Ich würd dein Bier aufschütteln und wärmer stellen, dann geht da bestimmt noch was....
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Dienstag 22. Dezember 2015, 10:07
von cyme
Hoppy Toppy hat geschrieben:Die Nottingham hat es in weniger als 5 Tagen bis auf unter 4 Plato geschafft, die S-04 blieb bei 5 Plato stecken, hat es dann aber in der Wohnung neben der Heizung bei 24° auch noch auf unter 4 Plato geschafft.
Deswegen muss man auch mit der drei-Tage-Regel zum abfüllen vorsichtig sein: man stelle sich vor, du hättest bei 5°P Speise gegeben und abgefüllt...
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Dienstag 22. Dezember 2015, 12:15
von Hoppy Toppy
cyme hat geschrieben:Hoppy Toppy hat geschrieben:Die Nottingham hat es in weniger als 5 Tagen bis auf unter 4 Plato geschafft, die S-04 blieb bei 5 Plato stecken, hat es dann aber in der Wohnung neben der Heizung bei 24° auch noch auf unter 4 Plato geschafft.
Deswegen muss man auch mit der drei-Tage-Regel zum abfüllen vorsichtig sein: man stelle sich vor, du hättest bei 5°P Speise gegeben und abgefüllt...
Sehe ich ähnlich, das hatte Flaschenbombenpotential. Inzwischen weiss ich aber ungefähr, wo meine Biere endvergoren landen sollten. Wenn dann die Gärung deutlich höher endet, werde ich skeptisch und stelle warm oder kippe nochmal frische Hefe rein und stelle ebenfalls wärmer.
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Donnerstag 24. Dezember 2015, 11:54
von augenzeuge
Hallo Olibaer. Danke für deine Pedanterie. Fakten haben noch nie geschadet. Nach dem Abfüllen in NC und dem Wärmerstellen ging noch einiges, zumindest, wenn ich mir die Druckentwicklung in den letzten Tagen angucke. Gebe ein update, sobald ich in Flaschen abgefüllt habe, auch wenn dies noch etwas dauern wird. Gruß, Maik
Re: Sinkt der scheinbare EVG mit abnehmender HG Temperatrur?
Verfasst: Montag 18. Januar 2016, 08:54
von augenzeuge
Hallo. Ein Nachtrag. Das Umfüllen ins NC für die Nachgärung und das Wärmerstellen hat die Notti nochmal gekickt. Letztlich hat die Notti auf 9 Grad Brix gegoren, was einem EVG von 79% entspricht. Also alles gut. Btw: habe ein IPA mit Nelson Sauvin (Dolde) gestopft. Die Aromen sind der Hammer. Maracuja ist ganz deutlich zu riechen. Auch Beeren und tropische Früchte. Der Wahnsinn.