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Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 12:00
von Archie
Hallo miteinander,

mein letzter Sud, "Oatmeal Dry Stout", Rezept von MMuM, überrraschte mich völlig während der Nachgärung.
Gebraut am 28.12. (14° Plato) habe ich ihn am 11.1. (Restexrakt ca. 3,2°Plato ) abgefüllt, nachdem sich 2 Tage hintereinander der Restextraktwert nicht mehr geändert hat. Vergoren wurde mit der Notti im Keller bei Raumtemperaturen zwischen 17°C und 19°C, hauptsächlich bei 18°C.
Ich wollte eine Karbonisierung von ca. 3,7 g CO2/Liter erreichen. Die Aufspeisung erfolgte mit Zucker (3,8 g pro Liter, insgesamt 99g für 26 Liter) die Menge habe ich bei verschiedenen Rechnern im Internet recherchiert. Die Nachgärung erfolgte ebenfalls im Keller bei gleichen Temperaturen.

Und jetzt die Überraschung, die Nachgärung war erst nach ca. 20 Tagen beendet, das ist für diese Hefe doch sehr, sehr lange, oder? Außerdem stieg der Druck in Flaschen kontinuierlich und ich hatte am Ende der Nachgärung einen CO2-Gehalt von 6g pro Liter (laut Manometer).
Vorgestern kam das Bier zur Reifung in den Kühlschrank bei 5°C. Ich habe gestern schon mal eine Flasche geöffnet, guter feiner Schaum(hätte ich großporiger erwartet), es schmeckt sehr gut, Röstaroma kommt noch durch und die hohe Karbonisierung hat sich bestätigt. Nachdem ich das Bier im Glas mit einem Stäbchen umgerührt hatte, schmeckte es (mir) noch besser.

Auf der Suche nach der Ursache fand ich nur die folgende Erklärung, die Hauptgärung war beim Aufspeisen auf Grund der niedrigen Temperaturen noch nicht abgeschlossen. Habt ihr vielleicht noch eine andere Idee, damit sich das nicht wiederholt?

Noch einige Infos:
- ich habe exakt 99 Gramm Zucker verwandt und mich bei der Menge nicht vertan
- die Speise wurde vor dem Abfüllen in einem 2. Eimer vorgelegt und gut vermischt
- das Bier wurde mit Kieselsol und Gelatine geschönt, dabei habe ich viel zu viel Geltine benutzt, eine genaue Schilderung gibt es hier: viewtopic.php?f=7&t=6600

Noch einige Fragen:
- das ist ja kein Stout mehr, ist es jetzt ein Porter?
- mich persönlich stört das Umrühren im Glas nicht, ich kämpfe aber mit mir, ob ich alle Flaschen mal kurz öffne, um Druck abzulassen

Gruß Archie

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 12:07
von philipp
Archie hat geschrieben:Auf der Suche nach der Ursache fand ich nur die folgende Erklärung, die Hauptgärung war beim Aufspeisen auf Grund der niedrigen Temperaturen noch nicht abgeschlossen.
Das wird's gewesen sein. Eine Alternative ist eine Infektion. Aber die würdest du bald schmecken.
- das ist ja kein Stout mehr, ist es jetzt ein Porter?
Ich weiß nicht, ob die Rezenz groß unterschiedlich ist bei den Stilen. Such mal nach BJCP Guidelines.
- mich persönlich stört das Umrühren im Glas nicht, ich kämpfe aber mit mir, ob ich alle Flaschen mal kurz öffne, um Druck abzulassen
Je nach Kopfraum in den Flaschen kannst du das machen. Wenn du da wenig Kopfraum hast, wird es nicht soooo viel bringen (bzw. du müsstest öfter öffnen).

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 12:11
von uli74
Die Antwort lautet: Zu früh abgefüllt.

Es kommt oft vor dass die HG einschläft und dann später wieder anspringt, aus welchen Gründen auch immer (Fass wärmer stellen, umrühren...). Aus diesem Grund halte ich nichts von der 3-Tage-Regel. Du hast nicht mal drei Tage gewartet als sich der Restextraktgehalt nicht verändert hat und drum gibts jetzt halt Rülpsbier.

Im Übrigen wurde hier im Forum über Abfüllzeitpunkt schon unendlich viel Geschrieben. Stefan hat sich die Arbeit gemacht und einen Leitfaden speziell über den Abfüllzeuitpunkt geschrieben, aber scheinbar nützt das alles nichts. :Waa

Wer nicht lesen will muss rülpsen.

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 12:41
von flip
Stout ist mehr oder weniger eine Unterkategorie von Porter. Daher ist im Prinzip jedes Stout ein Porter, aber nicht jedes Porter ein Stout.;)
Da die "Übergänge" fließend sind, läuft das dann darauf hinaus, dass in der Praxis jeder sein Bier bezeichnet, wie er lustig ist.
Ich würde behaupten, dass ein Stout höhere Anteile an Röstmalz und Haferflocken hat. Ein Porter muss dies nicht zwingend auweisen (Haferflocken eher unüblich) bzw. abgemildert (Röstmalz).

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 12:59
von sailedaway
Wie hoch ist der Restextrakt nach der Nachgärung. Dein Problem ist mir auch schon passiert. Seither mache ich immer eine kleine Schnellvergärprobe.

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 13:02
von philipp
flip hat geschrieben:Stout ist mehr oder weniger eine Unterkategorie von Porter. Daher ist im Prinzip jedes Stout ein Porter, aber nicht jedes Porter ein Stout.;)
Ah, puh....also....nunja.... Ne.

Das Stout ist aus dem Porter entstanden, wird aber als eigener Bierstil gezählt:
http://www.bjcp.org/2008styles/catdex.php

(Fairerweise: In den 2015ern wird anders sortiert: http://www.bjcp.org/docs/2015_Guidelines_Beer.pdf )

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 13:11
von Tyrion
Archie hat geschrieben: - das ist ja kein Stout mehr, ist es jetzt ein Porter?
- mich persönlich stört das Umrühren im Glas nicht, ich kämpfe aber mit mir, ob ich alle Flaschen mal kurz öffne, um Druck abzulassen
Eigentlich ist es ja völlig egal wie du das Kind jetzt nennst. Entweder du kannst es so akzeptieren oder nicht.
Wenn du in Bügelverschlussflaschen abgefüllt hast, ist es ja kein Problem diese mehrmals zu entlüften (morgens und abends).
Ich würd sagen, um von deinen 6g auf 4g/l CO2 zu kommen kannst du ruhig dreimal Entlüften. Dann probierst du einfach mal, ob es dir taugt.

Ich weiss jetzt nicht womit du den scheinbaren Restextrakt misst, aber ich kann dir nur wärmstens eine Spindel 0-7°P empfehlen. Damit lassen sich auch sehr geringe Veränderungen (im Sinne der 3-Tage-Regel) zuverlässig festellen.

Gruss
Matthias

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 13:24
von Brauknecht96
Ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass die Nachgärung bei der Nottingham ewig dauert. 3 Wochen war bei mir Standard. Meine Vermutung war, dass sie zu schnell sedimentiert und die Arbeit etwas verweigert. Am Boden gibt es ja auch schnell ein relativ festes Sediment.

Man kann es "gefühlt" etwas beschleunigen, in dem man die Flaschen alle paar Tage schüttelt. So zumindest mein Eindruck.

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 13:45
von hyper472
Brauknecht96 hat geschrieben:Ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass die Nachgärung bei der Nottingham ewig dauert. 3 Wochen war bei mir Standard. Meine Vermutung war, dass sie zu schnell sedimentiert und die Arbeit etwas verweigert. Am Boden gibt es ja auch schnell ein relativ festes Sediment.

Man kann es "gefühlt" etwas beschleunigen, in dem man die Flaschen alle paar Tage schüttelt. So zumindest mein Eindruck.
Habe die gleiche Erfahrung gemacht. Mein mit der Notti angesetztes Dunkles habe ich am 17. Januar bei 19°C mit knapp 10gr./l Trockenmalzextrakt in die Nachgärung geschickt, es hat jetzt erst die angepeilten 2 Bar. Habe mir gleich mal eins kaltgestellt :Drink
Schütteln tu ich nix, die Zeit nehm´ ich mir.

Grüße,
Henning

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 15:19
von Archie
Vielen Dank erst einmal für die vielen Antworten,

meine Spindel ist eine ganz billige mit einer Einteilung von 0-20 Plato in 0,5er Schritten. Die war dann wohl zu ungenau, ich muss wohl in etwas Genaueres investieren.

Schnellvergär - WAS? :Grübel Ja, da werde ich mich mal einlesen, denn ich fühle mich immer noch als Anfänger (mittlerweile 4 Sude).

Ach ja, die genaue Klassifiziereung dieses Biers ist mir nicht so wichtig, es ging nur um das Etikett, aber da sind ja der Phantasie keine Grenzen gesetzt, vielleicht nenne ich es "Schwarzer Rührer" oder "Gerührt und nicht geschüttelt" :Bigsmile Dazu gibt es dann zu jeder Flasche ein kleines Plastikstäbchen. :Ahh

Gruß Archie

Re: Überraschung während der Nachgärung

Verfasst: Dienstag 2. Februar 2016, 21:02
von uli74
Schnellvergärprobe bei OG, das ist ne relativ sinnfreie Sache. Da wärs gescheiter das Gärfass zum Ende der Gärung etwas wärmer zu stellen um die Hefe nochmal auf Trab zu bringen. Und dann halt messen, warten, warten, messen... Und der Hefe Zeit geben ihr Werk zu vollenden.