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Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 12:20
von zizo
Hallo zusammen,

momentan bin ich ja an meinem allerersten Sud. Die Gärung scheint beendet. Sofern sich bei der Restextraktmessung am Freitag nichts mehr geändert hat, würde ich abfüllen. Nun aber eine Frage zum Endvergärgrad: Es ist immer wieder die Rede von hohem, bzw. guten und niedrigem, bzw. schlechtem EVG. Was ich noch nirgends gefunden habe, ist eine genaue Definition, wie hoch gut oder schlecht ist. An meinem Beispiel (Pils, untergärige Hefe Godzwana Czech Pilsner 18):

Stammwürze war 12%, jetzt sinds 3,8%, jeweils nivelliert auf 20 Grad. Ist das nun gut oder schlecht? Mein Buch von Hagen Rudolph sagt lediglich "es soll unter 5% sein".

Und gleich noch eine Frage: wenn ich kein Flaschenmanometer habe, woher weiß ich, wann die Flaschengärung beendet ist? Probieren wäre wahrscheinlich eine Möglichkeit, aber spielt das für mich eigentlich überhaupt eine Rolle?
Wenn ich mir den Thread von Boludo (viewtopic.php?f=7&t=212&view=unread#unread) so durchlese, soll das Bier (auch untergäriges) erst bei Raumtemperatur gären, dann 1-2 Wochen reifen. Kann ich dann nicht einfach die abgefüllten Flaschen 2 Wochen ins Wohnzimmer stellen und danach zur Reifung kühlen?

Bitte entschuldigt, wenn das für viele von euch sicher triviale Fragen sind. Ich bin am Beginn der Lernphase und will einfach gern verstehen, was ich mache ;-)

Gruß, zizo

Re: Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 12:38
von El Gordo
Es gibt nicht gut oder schlecht.
Manchmal will man ein sehr hochvergorenes Bier (z.B. Pils), manchmal genau das Gegenteil (z.B. ein Leichtbier).
Und was Hagen Rudolph sagt, vergiss mal ganz schnell.

Der Vergärungsgrad beim Abfüllen sollte halt ungefähr dem entsprechen, was für die entsprechende Hefe unter Berücksichtigung der Schüttung und des Maischeverfahrens typisch ist. Sonst ist was faul, auch wenn der gemessene Wert ein paar Tage konstant sein sollte.


Stefan

Re: Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 12:46
von cyme
zizo hat geschrieben:Kann ich dann nicht einfach die abgefüllten Flaschen 2 Wochen ins Wohnzimmer stellen und danach zur Reifung kühlen?
Geht wunderbar. Du musst auch nicht alle gleichzeitig in die Kühlung verbannen, du kannst auch erstmal eine in den Kühlschrank verfrachten und nach ein paar Stunden aufmachen um zu schauen, ob es schon gut Kohlensäure hat.

Re: Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 12:58
von zizo
Hallo ihr beiden,

vielen Dank mal wieder für die schnellen und guten Antworten.

@Stefan: du schreibst:

Der Vergärungsgrad beim Abfüllen sollte halt ungefähr dem entsprechen, was für die entsprechende Hefe unter Berücksichtigung der Schüttung und des Maischeverfahrens typisch ist. Sonst ist was faul, auch wenn der gemessene Wert ein paar Tage konstant sein sollte.
Stefan[/quote]

Woher bekommen ich den typischen Vergärungsgrad in Abhängigkeit von Schüttung und Maischeverfahren?
Bei meiner Hefe steht nur "hoher Endvergärgrad" dabei und keine Angaben zu Schüttung und Maischeverfahren.

Viele Grüße,
zizo

Re: Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 13:33
von El Gordo
Woher bekommen ich den typischen Vergärungsgrad in Abhängigkeit von Schüttung und Maischeverfahren?
Das kann man sicher irgend wie berechnen, aber ich mach das mit dem Bauchgefühl.
Normalerweise wird der Vergärungsgrad im Sudhaus festgelegt. Allerdings gilt dies nur bei in Deutschland normal eingesetzten Hefen, die alle fünf Zuckerarten in der Würze vergären können (Glucose, Maltose, Maltotriose, Saccharose, Fructose).
Jetzt kommt es aber darauf an, wie fit die Hefe ist, welche Nährstoffe ihr zu Verfügung stehen (Aminosäuren, Zink, möglichst kein Nitrat) und wie angestellt wurde (Menge, Belüftung usw). Bei unfitter Hefe kann es sein, dass sie den aktiven Transport von Maltotriose durch die Zellwand irgendwann einstellt. Und dann gibt es noch Übervergärer mit externen Enzymen, denen ist das alles egal, die verhaften alles was Kohlenhydrat ist, allerdings sind das Exoten (Belle Saison, Brettanomyces). Außerdem gibt es noch englische Hefen (S-33), die prinzipiell mit Maltotriose nicht viel anfangen können.
Caramalze bringen unvergärbare Zucker mit in die Würze und senken daher den Vergärungsgrad, eine sehr kurze Maltoserast auch.

Hört sich alles sehr kompliziert an, aber mit ein wenig Erfahrung kann man ziemlich gut abschätzen, in welchem Bereich man mit welcher Hefe landet.


Stefan

Re: Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 14:13
von Tyrion
zizo hat geschrieben:
Stammwürze war 12%, jetzt sinds 3,8%, jeweils nivelliert auf 20 Grad. Ist das nun gut oder schlecht?
Auch wenn ich das Rezept und den Maischeplan nicht kenne, lehne ich mich hier mal etwas aus dem Fenster und sage, dass 68% scheinbarer Vergärgrad nicht das Ende sein kann. Gerade bei Untergärigen dauert das bei uns Hobbybrauern in der Regel doch meist recht lang ( wir haben eigentlich nie ausreichend viel vitale Hefe zur Verfügung ), bis die Gärung tatsächlich zuende ist. Vorallem das letzte Grad Plato kann schon mal 1-2 Wochen brauchen.
Ich kann dir nur empfehlen, dich beim Ablesen des Restextrakts am Freitag nicht selbst zu beschummeln :Wink .

Gruss
Matthias

Re: Endvergärgrad?

Verfasst: Mittwoch 3. Februar 2016, 14:24
von zizo
Hi Matthias,

danke für den Hinweis. Momentan gärt der Sud seit gut 3 Wochen (seit 11.01.).
Werde mich aber natürlich bemühen, nicht zu schummeln.

Viele Grüße,
zizo