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"Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 14:52
von Troite
Hallo!
Ich habe die Aufgabe bekommen für eine schottische Mottoparty ein Bier zu brauen, das allen schmeckt.
Da es sich bei den Gästen um eingefleischte Kölschtrinker handelt und schottisches Bier ja nicht immer sehr allgemeinheitstauglich ist, habe ich mir überlegt ein vollmundiges, rötliches Ale mit einer dezent fruchtigen Hopfennote zu brauen, dass allgemein recht ausgewogen und vor Allem süffig ist!
Ich bin allerdings noch ein blutiger Anfänger (erst 3 Sude) und habe auch nicht mehr allzuviele Zutaten auf Lager. Vorallem mangelt es mir an hellen Basismalzen :puzz

Folgendes Rezept hab ich mir ausgedacht:

Ausschlagwürze: 23L Stammwürze 12,9 Plato; 23 EBC; 31 IBU

Malze:
1,8kg Wiener Malz
1,5 kg PaleAle Malz
1 kg Weizen Malz
0,4 kg Münchener Malz
0,4 kg CaraHell
0,2 kg CaraRed
0,08 kg CaraAroma

Maischplan:
Einmaischen bei 57°C
1. Rast 63°C für 50 min
2. Rast 72°C für 20 min
Abmaischen bei 78°C für 10 min

Hopfen:
12g Magnum 12,6% Alpha 90min
10g Spalter Select 4,8% Alpha 45min
15g Mandarina Bavaria 8% Alpha 15 min
15g Cascade (Deutsch) im Whirpool

Hefe: Danstar Nottingham Ale

Kann das zu einem süffigen und nicht zu süßen Bier führen, was man zumindest entfernt als Inselbier an den Mann bringen könnte? :Bigsmile

Gruß
Jupp

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 14:59
von tommes
Tach Jupp,

scheint mir für "eingefleischte Kölschtrinker" etwas viel Bittere zu haben, würde da eher so auf 20-25 IBU gehen.
Aber ernsthaft: 7 Malze und 4 Hopfen? Sieht mir eher nach einen Restesud aus.

Prost, bin auch auf die anderen Meinungen gespannt.

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 15:06
von Troite
Ist in gewisser Weise auch ein Restesud. Mit Karamellmalzen bin ich noch gut versorgt! Aber leider fehlt es mir an hellen Basismalzen. Hopfen hätte ich noch genug! Zum Beispiel könnte ich den Spalter Select auch durch ein paar Gramm Magnum ersetzten. Die 30 Ibu´s will ich ein bisschen durch den Einsatz der Kramellmalze verstecken, damit es für den Kölschtrinker auch angenehm, aber nicht zu süß wird :Bigsmile

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 15:08
von Alt-Phex
Auf den ersten Blick sind das sehr viele Caramalze, das könnte definitiv zu Süß und Mastig werden.
Konzentriere dich auf ein Caramalz, z.b. Carared und davon nicht mehr als 5% in der Schüttung.
Oder du nimmst Caraaroma, davon aber nur 2-3% da das schon sehr eigen ist im Geschmacksprofil.

Wenn du die Caramalze nicht durch Basismalze ersetzen kannst, dann brau halt weniger Bier oder
geh mit der Stammwürze etwas runter 11,5°P - 12°P

Mit Magnum bittern und entweder Cascade in den Whirlpool, dann wirds eher Pale Ale mäßig
oder du nimmst den Select, dann wird es eher klassisch und für Kölschtrinker vieleicht eher
kompatibel. 70% Magnum zu Kochbeginn und 30% Select 5min vor Kochende. 25IBU finde ich
da auch besser geignet.

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 15:11
von Troite
Insgesamt sind es 12% CaraMalze. Wirkt da nicht die lange Maltoserast und die hochvergärende (?) Notti dagegen?

EDIT:
Es soll natürlich schon ein wenig in Richtung "Inselbier" gehen. Ist ja ne Mottoparty :Bigsmile Daher würde ich vermutlich eher den Cascade im Whirpool nehmen und den Spalter Select weglassen. Die Menge Bier sollte es schon sein. Daher werde ich eher mit der Stammwürze etwas runtergehen.
Hat nicht so manches Kölsch sogar mehr als 25 IBU´s ??

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 16:04
von der_ak
Mit einem schottischen Ale hat das leider nichts zu tun. Mein Vorschlag wäre sowas wie das hier:

3.3 kg Pale Ale Malz (wenn du primär mit deinen Zutaten, die du schon hast, arbeiten willst, mische hier Wiener und Pale Ale Malz)
1 kg Maisflocken (keine Cornflakes!)
0.5 kg Invertzucker

Maischplan: eine Rast bei 69 °C bis jodnormal, dann abmaischen.

Hopfen:
10g Magnum 60 min
10g Spalter Select 30 min

Rauskommen sollte das bei etwa 12 °P, 5,2% ABV, ca. 20 IBU, und ca. 8 EBC Farbe. Wenn du eine dunklere Farbe willst, färbe mit Zuckercouleur nach.

Das Rezept ist jetzt ad hoc entwickelt, basiert aber auf typischen historischen Rezepten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von der Bitterkeit hab ich das allerdings deutlich reduziert, weil 50-70 IBU schon üblicher waren. Je nach Präferenz also an der Bittergabe drehen. Die Verwendung von nicht-britischen Hopfen, im speziellen Spalter, Hallertauer, Cluster und Styrian Goldings, war in Schottland übrigens durchaus verbreitet, von daher würde der Spalter Select da durchaus relativ gut passen. Invertzucker kann man zuhause aus gewöhnlichem Haushaltszucker und Zitronensäure selbst herstellen, Anleitungen sollten sich hier im Forum finden lassen.

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 16:48
von Troite
Mhh... ich wollte schon bei ein bisschen Karamellmalz bleiben, weil ich das persönlich sehr gerne mag!
Mein letzter Sud war ein IPA mit 15% Caramalzen. Zusammen mit 45 IBU und Stopfhopen fand ich das aber nicht zu mastig! Das Maischprogramm ähnelte dem oben genannten.
Bei meinem Versuch würde ich jetzt auf 10% CaraMalz reduzieren und die Maltoserast auf 60 min erhöhen. Den Spalter Select lass ich dann komplett raus. Dann wäre ich bei leicht fruchtigen (Dank Cascade und Mandarina) 27 IBU, die hoffentlich mit einer ausgewogenen Restsüße harmonieren.

EDIT: Ich will mich jetzt nicht zu sehr an den Begriff "Schottisches Ale" klammern. Solange es irgendwie in Richtung Großbritannien geht, bin ich zufrieden!

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 17:41
von flying
Schottische Ales werden nach einem alten Ratingsystem von 1870 bezeichnet. 60 Schilling, 70 Schilling, 80 Schilling und 90 Schilling- Ale. Die Stammwürze ist dabei aufsteigend von Schankbier (60 Schilling) bis zum Barley Wine (90 Schilling).
Im allgemeinen kann man ein 60 -oder 70 Schilling Ale gut für "Kölschtrinker" brauen. Scottish Ales sind im allgemeinen sehr mild gehopft. Hopfen (auch englischer) musste importiert werden, war teuer und deshalb wurde er sparsam verwendet. Hopfenaroma spielt keine Rolle. Auf Grund des kälteren Klimas wurde Scottish Ales sehr sauber vergoren.
Braue einfach ein P 12 mit Pale Ale Malz, Münchner Malz und etwas Melanoidin und Röstmalz. Mild gehopft auf 20 BE ohne Aromahopfung (z. B. mit Brewers Gold) und mit einer englischen Hefe an der unteren Temperaturgrenze vergoren. So schlecht finde ich das Rezept von Dir gar nicht. Nur die fruchtigen Flavourhopfen finde ich unpassend.

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 20:25
von der_ak
flying hat geschrieben:Schottische Ales werden nach einem alten Ratingsystem von 1870 bezeichnet. 60 Schilling, 70 Schilling, 80 Schilling und 90 Schilling- Ale. Die Stammwürze ist dabei aufsteigend von Schankbier (60 Schilling) bis zum Barley Wine (90 Schilling).
Im allgemeinen kann man ein 60 -oder 70 Schilling Ale gut für "Kölschtrinker" brauen. Scottish Ales sind im allgemeinen sehr mild gehopft. Hopfen (auch englischer) musste importiert werden, war teuer und deshalb wurde er sparsam verwendet. Hopfenaroma spielt keine Rolle. Auf Grund des kälteren Klimas wurde Scottish Ales sehr sauber vergoren.
Das sind alles Mythen, die mittlerweile widerlegt wurden. Scottish Ales waren ebenso intensiv gehopft wie deren englische Pendants. Auch die Gärtemperaturen waren nicht anders als bei englischen Ales. Und es gab übrigens auch 100, 140 und 160 Shilling Ales.

http://barclayperkins.blogspot.de/2010/ ... tures.html

http://barclayperkins.blogspot.de/2009/ ... -1851.html

http://barclayperkins.blogspot.de/2009/ ... t-two.html

http://barclayperkins.blogspot.de/2009/ ... three.html

Leider wird soviel Fehlinformation über gewisse Bierstile durch "Meisterleistungen" wie die BJCP 2008 Style Guidelines noch weiter perpetuiert.

Re: "Schottisches Ale" für einen Geburtstag

Verfasst: Mittwoch 10. Februar 2016, 21:10
von flying
Ja, danke für die Infos! Der Bierpreis in Schilling war ja für den Barrel Ale gedacht. Die sehr starken Biere wurde eher unter Guineen abgerechnet (1 Guinee = 21 Schilling) oder in kleineren Gebinden abgerechnet. Das System ist heute ja längst obsolet und wird nur noch aus Tradition angewendet.

Das sich die englischen und schottischen Biere Mitte des 19.Jahrhunderts nicht mehr in der Hopfung unterschieden klingt jedenfalls sehr logisch. Ein heutiges Scotish Ale wie das Belhaven ist aber ziemlich mild, hellbraun, malzig-süß und wird als "nussig" beschrieben. M. M. nichts was einen Kölschtrinker abschrecken würde. Obwohl..man weiß ja nie?