Seite 1 von 1
Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmack
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 10:26
von robert
Hallo Forum,
Ich habe bei meinem letzten Bier, das ich gemacht habe, das Problem, dass frueher abgefuellte Flaschen sehr gut schmecken, spaeter abgefuellte Flaschen aber einen starken Nebengeschmack und Geruch aufweisen. ('Frueher' bedeutet "wenn der Eimer noch voll ist', 'spaeter' bedeutet 'wenn der Eimer leer wird')
Ich bin erst relativ frisch dabei (was man auch an der Anzahl meiner Posts sehen kann). Es ist das dritte Bier, das ich ueberhaupt mache, es ist ein dunkles Weizenbier [1] und auch das erste Weizen, das ich mache.
Mein Verfahren ist so:
- Einmaischen/Rasten/Laeutern/Kochen/Hopfenseihen/Anstellen/...
- Im 30l Plastik-Gaereimer vergaeren, bis Gaerung beendet
- Eimer vorsichtig vom Boden auf einen Tisch heben
- Plastikschlauch mit Stopper an den Ablaufhahn
- 0.5l Flaschen einzeln befuellen, Zucker drops rein und direkt verschliessen.
Die offensichtliche Annahme ist natuerlich, dass am Ende mehr Hefe mit in die Flasche gelangt. Das Anlaufen und Stoppen des Bierflusses durch den Stopper am Roehrchen koennte den Inhalt des Gaereimers etwas aufwuehlen. Prinzipiell bildet sich aber am Boden der mir inzwischen bekannte dicke Hefesatz. Es geht hier auch nicht nur um die letzten zwei Flaschen, wo man versucht mit schraeg stellen noch die letzten Reste des Bieres irgendwie rauszubekommen, sondern ungefaehr auf der Haelfte der abgefuellten Flaschen beginnt sich der komische Geschmack zu zeigen.
Ich tue mich schwer mit dem Beschreiben von Geschmack. Ich wuerde sagen, dass es schon der gewuenschte Geschmack ist, aber deutlich zu stark so dass er unangenehm ist. Geruch und Geschmack aehnlich. Verunreinigte Flaschen kann ich ausschliessen.
Kann es sein, dass zu viel Hefe beim Weizen den Geschmack derart beeinflusst? Die Hefe ist eine Trockenhefe DANSTAR Munich.
Ist Filtern vor dem Abfuellen eine Option? Hefe Filtern stelle ich mir allerdings schwierig vor (das wurde hier im Forum auch schon ausfuehrlich besprochen)
Ich habe schon ueberlegt, ob das umschlauchen in einen frischen, sauberen Gaerbottich vor dem eigentlichen in Flaschen abfuellen eine Loesung waere. Koennte das helfen?
Vielen Dank schon mal fuer eure Zeit.
[1]
http://www.hobbybrauerversand.de/Malzmi ... geschrotet
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 10:36
von Ulrich
man kann den "Eimer" schon 1-2 tage vor dem Abfüllen ein wenig schräg stellen (also 1-2 Tage vorher den Gärbottich auf den Tisch stellen und einen Keil unterschieben.
Eine wirklich gleichmässige Hefeverteilung erreicht man natürlich wahrscheinlicher, indem man schlaucht.
Ich würde aber die NG abwarten und die Hefe ihre Arbeit tun lassen. Gib dem Bier n bissel Zeit. Der Geschmack sollte noch reifen.
An Hand des Bodensatzes bei diesem großen Durchmesser, ist es nicht wirklich einfach eine aussagefähige Mengenangabe der Hefe festzustellen.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 10:49
von Bergisches Gold
Moin Robert,
deine Annahme geht in die richtige Richtung. Habe auch ähnliche "Erfahrungen" hinter mir.
Abfüllen aus dem Gärfass ist grundsätzlich zwar möglich, aber äußerst heikel. Wenn du ein untergäriges Bier braust, dass je nach Rezept und Art schon mal 2-3 Wochen in der HG ist, hat sich die meiste Hefe schon am Boden abgesetzt und das Jungbier darüber ist einigermaßen homogen. Aber auch dann kommt immer unterschiedlich viel Hefe in die Flasche.
Am günstigsten ist, du besorgst dir einen zweiten Gäreimer. Schüttest die ausgerechnete Zuckermenge (aufgelöst in abgekochtem Wasser) hinein und schlauchst dann dein ausgegorenes(!) Bier darauf. Ein Schlauch am Hahn des Haupt-Gäreimers ist dabei sehr hilfreich. Mit einem sauberen(!) Kochlöffel gut durchrühren und eine Viertelstunde stehen lassen. Dann dein Abfüllröhrchen an den neuen Gäreimer und abfüllen. Das ist totsicher.
Prost!
Frank
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 11:01
von Bierwisch
...und wenn Du Dir keinen neuen Gäreimer kaufen willst, dann nimmst Du einfach Deine Sudfanne zum Abfüllen bzw. als Zwischenlager, bis das Gärfaß wieder sauber ist.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 11:22
von Neubierig
Hi,
Vielleicht habe ich was überlesen, aber wann merkst Du, dass die zweite Hälfte der Flaschen diesen Geschmack haben? Schon beim abfüllen, oder als Du dazu kommst, die Flaschen langsam auszutrinken (d.h. der Sud ist schon ne Weile her)?
Wenn die zweite Option, könnte es einfach eine Frage der Zeit sein? Ich meine nämlich, alle Flaschen hätten diesen Geschmack gehabt, wenn Du länger gewartet hättest? Wenn so, dann könnte das Problem sonst wo liegen ...
Cheers,
Keith :-)
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 11:39
von robert
@Ulrich
Das mit dem Schraegstellen des Eimers 1-2 Tage vor dem Abfuellen ist eine gute Idee. Das werde ich wohl beim naechsten mal tun. Ich werde wohl auch erstmal in ein "Zwischenlager" umschlauchen (s.u.)
@Bergisches_Gold, @Bierwisch
Umschlauchen in die Sudpfanne (in meinem Fall Weck Einkocher) ist auch eine gute Idee. Gluecklicherweise besitze ich aber bereits zwei Gaereimer. Beide 30l mit Hahn.
Ich werde also beim naechsten mal (ich habe gerade ein Festbier in der Hauptgaerung) das Gaergefaess erstmal schraeg auf einen Tisch stellen, 1-2 Tage warten, und dann in den zweiten Gaereimer umschlauchen und dann von dort aus in Flaschen abfuellen.
Das hat mir alles schon sehr geholfen, vielen Dank.
@Ulrich, @Neubierig
Ich spreche von dem Bier, das bereits durch die NG durch sein sollte, also nicht vom Bier direkt nach der Abfuellung. Aber das habe ich tatsaechlich nicht geschrieben, das war also nicht klar.
Das letzte Bier, das ich probiert habe, das diesen Nebengeschmack hatte, war 4 Wochen auf der Flasche und eine weitere im Kuehlschrank. Zum Vergleich hatte ich eine andere Flasche, vom Anfang der Abfuellung, die genauso lange gereift/gekuehlt wurde. Die hatte das nicht. Aber ich habs ja nicht eilig, ich kann das ja mal ueber noch ein wenig mehr Zeit beobachten. Danke fuer die Hinweise.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 12:12
von marsabba
Hallo Robert,
ich mag nicht so recht an die Hefetheorie glauben, würde aber vorschlagen, dass du beim Abfüllen einfach etwas in zwei schöne klare Gläser füllst, und den Inhalt dann vergleichst. Sind beide gleich klar, sollte doch auch uuungefähr gleich viel Hefe drin sein.
Ausserdem setzt sich die Hefe in der Flasche ja weiter ab und macht erst mal keine probleme. Erst nach einigen Monaten sollte ein Autolyseproblem auftreten können und erschmeckbar sein.
Meine Theorie ist, das du ein Hygieneproblem mit deinen Flaschen hast, wobei nicht jede Flasche gleich stark kontaminiert ist.
Auf jeden Fall wünsch ich dir viel Erfolg bei der Bekämpfung des Problems.
Martin
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 12:33
von Fricky
robert hat geschrieben:Ich spreche von dem Bier, das bereits durch die NG durch sein sollte, also nicht vom Bier direkt nach der Abfuellung.
Wie ist das mit dem Beigeschmack? Wird das von Flasche zu Flasche stärker oder ist der ab Flasche X einfach da, dann aber immer gleich stark?
Vielleicht hats was mit unterschiedlich langem Sauerstoffkontakt des Jungbieres zu tun.
Je später die Flasche verschlossen wurde, desto länger war sie Sauerstoff ausgesetzt.
Nur so ne vage Idee...
Gruß, Peter.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 14:48
von robert
Danke euch, das macht nochmal andere Aspekte auf.
@marsabba
Das mit den zwei Glaesern werde ich auf jeden Fall ausprobieren. Verunreinigungen kann ich weitesgehend ausschliessen, allerdings natuerlich nicht voellig. Insbesondere, da sich der Geschmack quasi "der Reihe nach" aendert (s.u.). Das kann natuerlich auch Zufall sein. Die Flaschen waren vorher schon mal mit eigenem Bier gefuellt, und nach dem Austrinken jeweils mit Wasser kurz ausgespuelt worden, bevor sie dann spaeter nochmal "sinnvoll" (was immer das heisst...) gereinigt wurden. Wie gesagt, ganz ausschliessen kann ich das aber trotzdem nicht.
Die Frage ist allerdings immernoch, ob den ein zuviel an Hefe so etwas verursachen kann? Durch mehr Hefe in der Flasche ist ja trotzdem nicht mehr (vergaerbarer) Zucker da. Im Prinzip wuerde ich also erstmal kein anderes Ergebnis erwarten. Zumindest abgesehen davon, dass halt in manchen Flaschen mehr Bodensatz da ist. Allerdings ist das halt auch der einige Unterschied der Flaschen und daher der Naheliegende Grund, zumindest fuer mich, wenn ich mein Verfahren anschaue. Wenn man mit (einiger) Sicherheit ausschliessen kann, dass die Hefe das Problem ist, dann muss der Grund woanders liegen, und dann kommen potentiell verunreinigte Flaschen (oder Bier, s.u.) wieder ins Spiel.
@Fricky
Nach meiner jetztigen Erfahrung (nach ca. der haelfte von 36 Flaschen), veraendert sich der Geschmack "der Reihe nach", also die zuerst abgefuellten Flaschen schmecken noch gut, dann zwischendrin merkt man den Beigeschmack, aber er stoert nicht sooo arg, und gegen Ende ist er dann schon sehr aufdringlich.
Kontakt mit Sauerstoff war natuerlich fuer die spaeter abgefuellten Flaschen laenger, allerdings wuesste ich jetzt nicht, wie man das verhindern sollte. Irgendwie muss ja Luft nachfliessen, wenn unten das Bier rauslaeuft. Ausser Schutzgas faellt mir da nichts ein. Den Deckel kann ich jedenfalls nicht fest drauf machen, weil dann blubberts ja von unten rein und das Bier fliesst erstens nicht mehr ab, und zweitens wuerde im Eimer ja alles aufgewuehlt.
Nach dem, was ihr geschrieben habt, habe ich auch ueberlegt, ob vielleicht von oben irgendwas ins Bier gekommen ist. Ich habe den Deckel des Gaereimers zum Abfuellen auf gehabt. Ich war nach ca 45 Minuten mit dem Abfuellen fertig, aber falls da irgendwie was von oben reingekommen ist, koennte das auch eine Erklaerung sein.
Also im Prinzip so, wie @marsabba vermutet, nur nicht durch unsaubere Flaschen, sondern durchs Bier direkt.
Wie macht ihr das beim Abfuellen? Deckel auf? Deckel auflegen (ohne dicht zu machen?)
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 15:01
von hoggel1
Hallo,
ich habe noch mal eine Verständnissfrage. Ich habe das so verstanden: Wenn du jetzt 2 Flaschen aufmachst, eine der ersten Abgefüllten und eine von den zum Schluß abgefüllten, dann kannst du bei einem Blindtest am Geschmack erkennen, welche Flasche welche ist?
MfG
Thomas
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 15:11
von Johnny H
Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier eine Infektion vorliegt. So schnell kann sich m.E. nichts festsetzen, zumal ja das Bier zum Abfüllzeitpunkt ausgegoren sein sollte.
Vielleicht hat der komische Geschmack mit dem Hefebodensatz und dem Hefetyp an sich und dessen Eigengeschmack zu tun. Die Munich Wheat (selber habe ich sie noch nie verwendet) ist hier m.W. nicht sehr populär, und es werden hier generell eher die Flüssighefen empfohlen für Weizenbier. Such doch mal nach Berichten zu dieser Hefe (auch im alten Forum) - ich meine, ich hätte einige nicht sehr wohlwollende Kommentare zu dieser Hefe gelesen.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 15:27
von robert
hoggel1 hat geschrieben:Hallo,
ich habe noch mal eine Verständnissfrage. Ich habe das so verstanden: Wenn du jetzt 2 Flaschen aufmachst, eine der ersten Abgefüllten und eine von den zum Schluß abgefüllten, dann kannst du bei einem Blindtest am Geschmack erkennen, welche Flasche welche ist?
Genau richtig. Am Geschmack und am Geruch.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 15:50
von robert
Johnny H hat geschrieben:
Vielleicht hat der komische Geschmack mit dem Hefebodensatz und dem Hefetyp an sich und dessen Eigengeschmack zu tun. Die Munich Wheat (selber habe ich sie noch nie verwendet) ist hier m.W. nicht sehr populär, und es werden hier generell eher die Flüssighefen empfohlen für Weizenbier. Such doch mal nach Berichten zu dieser Hefe (auch im alten Forum) - ich meine, ich hätte einige nicht sehr wohlwollende Kommentare zu dieser Hefe gelesen.
Das ist auch ein guter Hinweis. Bisher hatte ich nur nach dem generellen Problem gesucht, nicht direkt nach der Hefe.
Einige beschreiben einen Backhefe-artigen Geschmack im Bier. Das koennte ungefaehr hinkommen, ich versuche mir gerade den Geschmack vorzustellen :)
Das koennte auch eine Erklaerung dafuer sein, warum die Flaschen mit mehr Hefe (falls das denn stimmt) diesen Geschmack aufweisen und andere nicht.
Re: Flaschen ab der Haelfte der Abfuellung haben Beigeschmac
Verfasst: Freitag 12. Februar 2016, 15:57
von §11
Die Frage ist bei mir viel eher, kann man mit der Danstar Munich ueberhaupt ein gutes Weissbier machen
Ich "schiess" jetzt einfach mal ins Blaue und gib meine Vermutungen zum Besten:
- Wenn man ohne zu Schlauchen, direkt aus dem Gaerbottich abfuellt, hat man praktisch die komplette Hefe vom Anfang an mit im Bier und danach in der Flasche. D.h. auch die toten Hefezellen, die evtl. das Trocknen, Lagern und Rehydrieren nicht ueberlebt haben. Dabei denke ich nicht das die Zellen selber das Problem darstellen, sondern die Autolyseprodukte die sich im Gelaeger anreichern. Das ist ja auch mit ein Grund warum man schlaucht, man will auch tote Zellen absondern. Davon gibt es nach der HG eine ganze Menge, weil natuerlich beschleunigter Stoffwechsel auch die Zellalterung vorantreibt.
- Du hast keine Angaben ueber Dauer und Temperatur der HG genacht (oder ich hab's einfach uebersehen). Aber wenn diese lange gedauert hat und bei hoeheren Temperaturen stattgefunden hat, wird natuerlich der Abbau der Zellen beschleunigt.
- Das stellt soweit erstmal kein Problem dar, da die Inhaltsstoffe der abgestorbenen Zellen durch vitale Zellen aufgenommen werden (verdammte Kanibalen). Allerdings weiss ich nicht sicher wie das mit bereits gebildeten Aromastoffen ist? Ausserdem hast du ja jetzt unten eine sehr hohe Zellzahl. Gegen Ende der HG stellen die Hefen den Stoffwechsel langsam ein. Spaetestens jetzt werden auch immer weniger der Inhaltsstoffe der aufgeloesten Zellen wieder aufgenommen. Diese Produkte reichern sich, wie gesagt, im Gelaeger und in den Schichten darueber an.
Nur eine Theorie, aber der Grund warum ich alle Biere Schlauche.
Gruss
Jan