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Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 07:17
von nemo88
Hallo Zusammen,

ich bin neu hier und auch in dem Thema Zapfen
ich habe mir meinen Traum erfüllt und mir einen Durchlaufkühler (Nasskühler) besorgt, der jetzt im Keller steht.
Den Kühler angeschmissen, voller Eifer habe ich das vorgekühlte Fass angeschlossen CO2 an und es sollte losgehen.

An der Anlage ist ein Kückenhan montiert. Zapfhan auf, und es kommt nur Schaum, bei den ersten Gläsern dachte ich ist nicht so schlimm
aber es kommt immer nur noch Schaum :crying
auch nach 20 Gläsern

ich habe anfangs mit 0,8bar CO2 angefangen --> Schaum
dachte es ist zu wenig dann den Druck auf 1,2-1,5 hoch gestellt --> Schaum

den Zapfhahn kann ich nicht ganz öffnen da sonnst ein gewaltiger strahl Schaum rausschießt

liegt es evtl. an dem Kückenhahn ???

Danke für eure Hilfe

Gruß

nemo88

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 07:25
von westumerbrauer
Hallo Nemo,
meinst Du einen Kolbenschankhahn?
Viele Grüße
Martin :Drink

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 07:40
von Malzwein
Als am sichersten bezüglich des Schaums gilt der Kompensatorhahn. Wichtig ist, dass keine Wärmebrücken und Unebenheiten im Zapfweg ein Entbinden von CO2 fördern. Nutze bitte die Suchfunktion, auch im alten Forum, es ist viel dazu geschrieben worden. Oder guckst du z.B. hier.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 07:42
von nemo88
Hallo,

Das müsste ein Kegel oder Konus Hahn sein
Also kein Kompensator Hahn

Gruß
Nemo88

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 07:44
von nemo88
Ok ich werde mir einen Kompensatorhahn besorgen und es damit mal versuchen

Danke

Gruß
Nemo88

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:03
von Kurt
Mit dem Kompensator wird alles gut, jede Wette! Für einen Kolbenschnakhahn sind selbst 0,8 bar zu viel ;)

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:18
von philipp
Magst du ein bisschen mehr zu deinem Setting sagen?

Welchen Durchmesser haben deine Schläuche?
Wie lang ist der Abstand zwischen Fass und Kühler? Wie lang zwischen Kühler und Hahn?
Sind die Schläuche ausschließlich aufsteigend montiert? (Wichtig!)

In welcher Zeit hast du die 20 Biere gezapft?


Bei meiner mobilen Theke konnte ich durch Reduktion des Schlauchdurchmessers die meisten Zapfprobleme eindämmen, weil dann sehr viel weniger Bier in der Leitung war werden kann. Bei 2m Schlauch sind bei 10mm Durchmesser da immerhin ein Glas drin.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:21
von oliver0904
Trotzdem sollte es möglich sein mit einem Kolbenschankhahn ein Bier zu zapfen.

Schau mal in folgende Tabelle:

wiki/doku.php/spundungstabelle

Dort siehst du wieviel Druck für welche Biersorte bei welcher Temperatur auf dem Fass seien sollte.

Da währen bei einem Pils zB 5g/l co2 bei 5 Grad = 0.87 bar

Diesen Druck plus etwa 0.2 stellt du an deiner Zapfe ein, vorausgesetzt das Fass steht auf gleicher Höhe mit der Zapfe.

Oliver :Drink

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:28
von tauroplu
Richtig, Oliver, der Meinung bin ich auch. Vorausgesetzt, das Bier ist richtig karbonisiert und es hat nicht noch verlängerte eine Nachgärung im Fass stattgefunden, kann man – auch mit größeren Schlauchdurchmessern – wunderbar Bier zapfen mit einem Kolbenschankhahn (Kükenhahn) und einem Druck von 0,7 – 0,9 (mehr wäre zu viel).
Nach der Beschreibung würde ich auch sagen, dass das Bier überkarbonisiert ist.
Besteht die Möglichkeit, mal den Druck des Fasses bei der momentan herrschenden Temperatur zu bestimmen. Damit lässt sich am schnellsten ermitteln, wie hoch der tatsächliche Kohlensäuregehalt ist.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:31
von philipp
Achja: Wenn am Manometer "0,5 Bar" eingestellt ist, heißt das nicht, dass das Bier auch damit gezapft wird. Im Zapfkopf befindet sich auf der CO2- Seite ein Rückschlagventil. Im Fass können durchaus höhere Drücke herrschen.

Einfach mal die CO2-Leitung vom Zapfkopf lösen und zapfen, bis nichts mehr kommt. Und dann langsam den Druck erhöhen bis es gut läuft.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:46
von s3b0
Ich klink mich hier mal ein, da ich vergangenes Wochenende selbiges Schaumproblem hatte.

Ich hab allerdings keinen Durchlaufkühler, sondern ein NC-Keg mit direkt angeschlossenem Kompensator-Zapfhahn.

Im 9L Keg war ein Weissbier (Triticum Wormatia). Logische Überlegung eines Kameraden (Ich konnte garnicht so schnell schauen)
>> Hefe muss sich gleichmäßig verteilen, sonst hat man ungleiche Mischungsverhlätnisse (Bier - Hefe).
Also: Fass auf den Kopf stellen und aufschlütteln.

Die 9L waren dann unmöglich schaumfrei zu zapfen. Der Schaum sank im Glas zu Bier zusammen, man hatte dann schales Bier, gut schmeckend, gut gekühlt, aber eben schal... :thumbdown

Ich schließe daraus: Man darf das Fass vor dem Zapfen keinen größeren Schwankungen oder gar Schütteln aussetzen. Dem Bier sollte vor dem Zapfen genügend Zeit gegeben werden, sich zu beruhigen - sehe ich das richtig?

Zwischen Steckkupplung und Hahn ist bei mir kein Schlauch, das ist direkt verschraubt.
>> Könnte hier auch das Schaumproblem ein Stück weit versteckt sein?

Anbei ein Foto, wie das Bier dann "zusammengeschüttet" aussah.
20160220_190007.jpg

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:55
von Ladeberger
tauroplu hat geschrieben:wunderbar Bier zapfen mit einem Kolbenschankhahn (Kükenhahn) und einem Druck von 0,7 – 0,9 (mehr wäre zu viel).
Hier ist aber auch noch zu beachten, dass dem Fass ein Durchlaufkühler nachgeschaltet ist. Ich weiß nun nicht was "vorgekühltes" Fass bedeutet, aber in der Regel sind wohl Temperaturen deutlich über der Biertemperatur anzunehmen; sonst bräuchte man den DLK ja nicht. Das bedeutet dann aber auch, dass es mit 0,7 - 0,9 bar Betriebsdruck nicht getan ist, da dies höchstwahrscheinlich unter dem Sättigungsdruck des warmen/angekühlten Fasses liegt. Schon bei 10°C hat ein 5g/l CO2 Bier immerhin ~1,2bar.

Hier sind dann unter Umständen schon 1,4 bar anzulegen, damit kein CO2 ausperlt. Sagen wir dass der Druck nach dem DLK dann nur noch bei 0,8 bar liegt, will auch das erstmal abgebaut werden! Ohne Kompensator oder 4mm Schlauch oder Beruhigungsschlange sehe ich da kaum eine Chance. Ich kann es nur wie ein Leierkasten wiederholen: Schankanlagen müssen von A bis Z durchgerechnet werden, alles andere ist Murks.

Gruß
Andy

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 08:56
von philipp
s3b0 hat geschrieben: Also: Fass auf den Kopf stellen und aufschlütteln
Wenn man die Hefe wirklich haben möchte, lagerst du das Fass einfach Kopfüber.

Beim Zapfen wird es zu Beginn natürlich vorsichtig richtig herum gedreht, das reicht aber dann aus, dass für den Abend genug in der Schwebe ist (bzw. nachtropft).

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 09:00
von hoggel1
Hallo,

Wegen der Einstellung der Zapfanlage hab ich mal ein Wikiartikel verfasst.
wiki/doku.php/zapfanlange_im_gleichgewicht

MfG Thomas

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 11:21
von Red
Grüss Dich Leidensgenosse!
ALSO: nachdem ich letztes Jahr auf 50l Kegs umgestiegen bin und das Fiasko und Dauerdepression psychisch überstanden habe, habe ich nun einige Erfahrung und Wissen durch das Forum erstanden.
Die ersten 8 Kegs gingen meist vom ersten bis zum letzten Glas schaumig in die Kanalisation. An jeder schraube in Rage gedreht, und mein unverständnis für dieses Thema verflucht.
Da ich auch 1-2 Kisten in Flaschen hatte wusste ich auch das dies so ziemlich die besten Biere waren (Cascade, Comet, Monroe, Motueka, chinook, wakatu mussten alle meist schaumig dran glauben) So, genug geraunzt.


Dadurch traue ich mich jetzt doch sagen, was eher förderlich ist für gutes hefefreies gezapftes ist:

.) 2-3 cm gekürzter Fitting. Hefe kann sich darunter sammeln. umso gösser das Keg desto weniger fällt der verlust ins Gewicht.
Oder umdrücken..

.) Kompensatorhahn. Hab mir aus verzweiflung den König der Zapfhäne gekauft, wobei der Haussegen dann doch eher
suboptimal hing :redhead Der muss aber nicht sein.

.)Sehr kurzer Schlauchweg zum Hahn ohne Kurven nach unten.
zumSchlauchdurchmesser kann ich nicht wirklich was sagen was besser ist. Also ob besser 4mm, 7mm, oder 10mm. Ich hab halt 7mm.
Ich hab hier irgendwo gelesen dass bei einem Kompensatorhahn eher 10mm gut sind, aber da verliert man auch gut was durch den "Bierwächter". Bierwächter ist das Bier, das im Schlauch verbleibt nach dem zapfen, und vor dem zapfen am nächsten tag abgezapft und weggeschüttet wird. ca 0,3- 0,5l je nach schlauchlänge... bei anlagen wo das Keg im Keller steht und im oberen stock gezapft wird, wir es mehr sein..

.) Zapfkopf, wenns geht, mit Bierausgang gerade nach oben. (kanten vermeiden)

.) Keine Aufspeisung!!! Nach Hauptgärung direkt ins saubere Fass und zumachen. Da ist genug C02 drinnen.
Kalte temperaturen. MEin Küli schafft 2-3 Grad Celsius. Dabei brauch ich dann nur 0,4- 0,6 bar Druck von der C02-Flasche.
Das 50l Keg braucht dafür 2 Tage bis es runtergekühlt ist.

.) Vor dem Zapftag ca. 1-2 Tage ausgasen lassen mittels Zapfkopf dem die Lippenvenile um 180 grad umgedreht wurden damit das überschüssige C02 beim !C02-Ausgang! rauskann.
Mann kann eine Kellerfee oder sonstwas benutzen um den verbleibenden Druck optimal zu überwachen. Meine ist kaputt, da sie mir runterfiel und zerbarst...
Nun lass ich einfach den Schlauch in ein Wassergefülltes gefäß reinhängen.
Wenn nix rauskommt kann das durch zu viel Druck im Fass sein. wenn mann den Bierausgang mit dem Zapfhahn verbunden hat, kann man nun etwas Duck am Hahn in ein gefäß ablassen , dann hört man kurz darauf, dass C02 ausströmt.
Kommt auch da nix (Hahn) weiß man, dass diese Phase abgeschlossen ist oder unnötig war. Was gut aber selten ist.

.) Zwangskarbonisieren: nachdem der Hauptdruck, falls vorhanden, draussen ist, normal anzapfen, und eher zu wenig das C02 aufdrehen. Wenn etwas mehr Sprudel gewollt ist die C02-Zufuhr stückchenweise erhöhen.

.) Den Kompensatorhahn auch nützen! Will sagen, dass man an dem gegebenen kleinen Hahn (viel-wenig => Gaspedal) rantastend herumspielt.
Zuerst zu, dann etwas mehr aufmachen, bis Fließgeschwindigkeit und Schaumverhalten als angenehm empfunden wird.

.) Bedenken dass Druckaufbauen leichter ist, als zuviel Druck ohne Bierverlust (ohne viel Aufwand) wieder abzubauen.


Ich hoffe ich konnte etwas helfen. ist nicht der Weisheits letzter Schluß, aber so funktionierts bei mir sehr gut derweil.
Die alten Profis im Forum haben da sicher noch detailiertere tipps.
Wenns klappt ist gezapftes einfach noch einen Tick besser :Drink

Cheers

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 00:22
von Eyop
Hallo Red
Warum wird ein Kompensatorhahn immer wieder erwähnt, wenn es nicht so wichtig ist ?
Gruss Eyop

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 02:11
von Morena von Nürnberg
Ist eigentlich nicht kompliziert,
CO²-Gehalt...zugehöriger Druck bei dem sich das Gas vom Bier entbindet + 0,2 bar.

Simple Formel...setzt voraus das:
- Man die aktuelle Temperatur vom Bier weiß
- Den Gehalt an CO² vom Bier weiss

Gruss vom Brasilianer :Drink

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 08:27
von philipp
Red hat geschrieben: Ich hoffe ich konnte etwas helfen. ist nicht der Weisheits letzter Schluß, aber so funktionierts bei mir sehr gut derweil.
Die alten Profis im Forum haben da sicher noch detailiertere tipps.
Wenn du dein Bier im KEG noch zwei Tage ausgasen lässt, hast du am Ende noch 2-3g/l CO2 gelöst. Dann wäre mein Bier auch schaumfrei.
Prinzipiell hast du vollkommen Recht: Fässerbier ist auch in der Industrie oft weniger karbonisiert als dieselbe Marke in der Flasche - aber so stark würde ich doch nicht runter gehen.

Es gibt aber Bierstile, die gewinnen dadurch.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 09:03
von tauroplu
Mir liegen Infos vor, dass z.B. die Buddel mit 5 g karbonisiert ist, das gleiche Bier im Fass mit 4,8 g. Minimal, aber man schmeckt es.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 09:09
von tauroplu
@Andy: Ein DLK besitzt ja immer eine Beruhigungsschlange. Wichtig ist doch eigentlich die Temperatur, mit der das Bier aus dem Hahn läuft. Ich hatte es seinerzeit so gemacht, dass ich mein Keg vorgekühlt habe, so ca. 8°C, mit Isomatte isoliert, den Kühler auf ca. 5°C eingestellt, den Druck auf 0,8 bar. Das Bier wies eine Karbonisierung von etwa 5,3 g auf. Leitungsdurchmesser betrug 10 mm, Länge ca. 30 cm. Damit war mit dem Kolbenschankhahn das Bier rel. problemlos zu zapfen.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 10:22
von Ladeberger
Hi Michael,

ich glaube dir selbstverständlich, dass das in deinem Setup funktioniert. Beim TE sind mir bis jetzt aber keine Eckdaten bekannt; für ihn scheint sich das mit "Kauf einen Kompensatorhahn" hier sowieso erledigt zu haben.

Gruß
Andy

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 11:05
von tauroplu
Stimmt natürlich, Kompensatorhahn ist immer die richtige Wahl.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 11:25
von Ladeberger
Naja, der Kompensatorhahn toleriert eben prinzipbedingt ein breites Spektrum an Betriebsdrücken. Aber trotzdem kann so eine Anlage besser und schlechter ausgelegt bzw. eingestellt sein. Wenn eine Schankanlage mit Kompensatorhahn gut eingestellt ist, läuft das Bier rund, zügig und nahezu schaumfrei. Daher hat das Teil schließlich auch eine Schaumtaste.

Gruß
Andy

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 14:43
von Brian
Wieso kühlt man denn Fässer vor, wenn man einen Nachkühler verwendet, insbesondere einen Nasskühler?
Je nach Anlagenauslegung kann ein zu kaltes Fass viel Schaum erzeugen, wenn der Schlauchweg das Bier erwärmt (CO2 entbindet) und danach wieder abkühlt.

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Freitag 26. Februar 2016, 20:18
von hoggel1
Wenn die Anlage falsch ausgelegt ist, oder falsche Zapfhähne hat, ist das vorkühlen die einzige Möglichkeit, ordentlich Bier zu Zapfen.
MfG Thomas

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Sonntag 28. Februar 2016, 22:02
von nemo88
Hallo,
So jetzt habe ich den Zapfhahn gewechselt, hab jetzt einen Kompensatorhahn dran...

Und siehe da es schäumt nicht mehr
Jetzt gibt's wunderbares frisches Zapfbier

Nochmal vielen Dank für den Tip

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 2. März 2016, 20:40
von Golfstrom
Also bezüglich schankanlagen-wahl und Betriebsdrücken herrscht hier leider ziemlich viel halbwissen.

Grundsätzlich gilt:
Beim Kolben oder Kükenhahn sollte am Zapfhahn kein oder nur ein sehr geringer Druck anliegen, sonst schäumt es sehr stark.

Beim Kompensatorhahn muss am Zapfhahn der sättigungsdruck des Bieres anliegen damit es gut läuft.

Gut laufen heißt übrigens nicht komplett schaumfrei! Die schaumtaste sollte beim normalen zapfen nicht (!!!!) verwendet werden. Nicht umsonst nennt man die auch schummeltaste.

Weiterhin ist der leitungsdurchmesser sowie die Höhendifferenz zwischen Fass und Zapfhahn sowie die Leitungslänge wichtig.

Der Druckabbau pro Meter Höhe beträgt 0,1 bar.

Bei der Leitung ist es vom Durchmesser abhängig.
10mm 0,01 bar/m
7mm 0,05 bar/m
4mm 0,34 bar/m

Daher kann es je nach Anlage sinnvoll sein einen dickeren bzw dünneren Schlauch zu wählen um dann zB beim kolbenhahn den Druck abzubauen. Beim Kompensatorhahn kommt es auf die Länge der Schläuche an ob 7 oder 10 mm sinnvoll ist.

Zuletzt muss man noch, wie auch schon richtig erwähnt wurde der sättigungsdruck des Bieres herausgefunden werden. Der ergibt sich aus Tabellen und ist abhängig von co2 Gehalt und Temperatur.

Ein Beispiel für eine Anlage mit Kompensatorhahn und sogenannten Thekenanstich (Fass bei raumtemperatur unter der theke)
Also Biertemperatur 18 grad 5,2 g co2
Sättigungsdruck 1,96bar
Höhenunterschied 1,4m
1,4m x 0,1bar/m = 0,14bar
Leitung 10mm Länge 2,8m
2,8m x 0,01bar/m = 0,028bar

Daraus ergibt sich der einzustellende Betriebsdruck von
0,028+0,14+1,98 = 2,148 bar

Also 2,2 bar einstellen und freuen.

Bei den selben Bedingungen und einer 7mm Leitung:
2,8m x 0,05bar/m = 0,14 bar

Also 2,26 -> 2,3 bar einstellen.

Beim gleichen Bedingungen und einem Kolbenhahn ist der sättigungsdruck des Bieres der Druck von dem die Leitungs und Höhenverluste abgezogen werden müssen.

Also 1,98bar sättigungsdruck abzüglich 0,14 bar für die Höhe, und 0,028 bar für die 10mm Leitung macht einen restdruck von 1,82 bar. Das wäre für den Hahn viel zu viel. Also muss entweder eine Wendel eingebaut werden die den restdruck abbaut oder eine andere Leitung gewählt werden. Bei 4 mm Leitung ist der Druckabbau schon einiges größer.
2,8m x 0,34bar/m = 0,952bar

Nun würde ergibt sich ein restdruck von 0,888bar. Immernoch zu viel.

Nun kann man entweder die Länge der Leitung verlängern um mehr Druck abzubauen, oder eine Wendel verwenden. Oder was auch geht, das Bierfass vorher kühlen um so den sättigungsdruck zu senken.

Man kann jetzt unendlich viele Beispiele machen.
Wenn jemand Hilfe brauch kann er sich gerne an mich wenden ich helfe gerne weiter. Aber anhand der Beispiele sollte sich eigentlich schon fast jeder selbst helfen können.

In diesem Sinne Prost und viel Spaß mit dem frisch gezapften Bier! Und tut uns allen den gefallen und macht das gut gebraute Bier nicht ganz am Ende mit der schaumtaste kaputt ;)

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Mittwoch 2. März 2016, 21:53
von hoggel1
Hallo ,

Ich muss Golfstrom beipflichten. Deshalb habe ich den Wikiartikel verfasst. Inklusive Link zu Beersmith


Die Artikel, die in deutscher Sprache erhältlich sind, scheinen alle aus der gleichen Feder zu stammen und helfen nur bei Kompensatorhähnen.

Ich habe schon bei ein paar Zapfanlagen den Artikel von Beersmith als Grundlage genommen und es hat immer gut funktioniert.

Beersmith empfielt bei der Berechnung von einem Druck am Zapfhahn von 1 PSI (0,07 Bar) auszugehen.

Wir sprechen zwar immer von Sättigungsdruck, aber ausschlaggebend ist nicht das Fass, sondern der wärmste Punkt im gesamten System. Auf diesen Druck muss der Druckminderer eingestellt werden.

Beispiel: Fass ist auf 7 °C vorgekühlt, es wird mit einem Durchlaufkühler (7°C) gearbeitet. Wenn die Bierleitung nicht gekühlt ist, muss von der Umgebunstemperatur ausgegangen werden, damit sich nirgens CO² entbindet.

Um beim Beispiel von Golfstrom zu bleiben:
1,98 Bar Sättigungsdruck
Höhe: 0,14 Bar
Druck am Zapfhahn: 0,07 Bar
1,98 -0,14 - 0,07 = 1,77 Bar.

Das heißt, ich muß meine Bierleitung so auslegen, das 1,77 Bar abgebaut werden. Wenn ich 4 mm Leitung verwende, (1,77 Bar/0,34 Bar/m) brauche ich eine Leitungslänge von 5,2 Meter. Dann sollten ca. 2 Liter/min. aus dem Zapfhahn kommen. Würde man die Leitung nur 1 Meter lang machen (1,77 Bar/1,7 Bar/m) würde der Volumenstrom auf 5 Liter/min. steigen. Das wird schon spannend beim Zapfen.

MfG
Thomas

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Donnerstag 3. März 2016, 00:24
von Red
kompensatorhahn wird deshalb so oft erwähnt weils gut ist.
Ja ich weiß, 2 tage entlüften ist vielleicht etwas grob, muß nicht sein. aber man kann ja die co2 flasche schübchenweise aufdrehen bis die zapfgeschwindigkeit, Schaum und Spruddel als gut befunden wird.
mMit der Mathematik bin ich durch, da ich ihrer nicht ebenbürtig bin :redhead
Ich mags simpel wo es geht und gut funktioniert. :Angel
Und der Kompensatorhahn gewährt sanftes schummeln :Drink

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Donnerstag 3. März 2016, 08:00
von Ladeberger
Red hat geschrieben:kompensatorhahn wird deshalb so oft erwähnt weils gut ist.
Ja ich weiß, 2 tage entlüften ist vielleicht etwas grob, muß nicht sein. aber man kann ja die co2 flasche schübchenweise aufdrehen bis die zapfgeschwindigkeit, Schaum und Spruddel als gut befunden wird.
mMit der Mathematik bin ich durch, da ich ihrer nicht ebenbürtig bin :redhead
Ich mags simpel wo es geht und gut funktioniert. :Angel
Und der Kompensatorhahn gewährt sanftes schummeln :Drink
Och Leute, es ist doch wirklich nicht so schwer, was hoggel1 und Golfstrom hier vorgerechnet haben und das führt zuverlässig zu guten Ergebnissen. Von Mathematik kann da schwerlich die Rede sein, das ist alles mit einer Tabelle, Addition und Multiplikation lösbar. Mit eurer Rumspielerei macht ihr euch das Leben doch unnötig schwer und entsorgt literweise gutes Bier im Abfluss.

Gruß
Andy

Re: Beim Zapfen kommt nur Schaum

Verfasst: Donnerstag 3. März 2016, 08:52
von DevilsHole82
Was Red schreibt (außer man steht auf wenig karbonisierte englische Ales :Wink ) lässt mich aber an allen Grundlagen zweifeln, die der Schankanlagenbauer benötigt, um gerade diese auszulegen und zu bauen.

Eigentlich sind alle wichtigen Dinge sehr gut in den folgenden Brau!Magazin Artikeln erklärt (Wirklich sehr gut):

Zapftechnik Teil 1: http://braumagazin.de/article/zapfanlagen/
Zapftechnik Teil 2: http://braumagazin.de/article/zapftechn ... is-teil-2/

Bis vor kurzem habe ich mich mit der Materie auch nicht wirklich gut ausgekannt. Daher hab ich mich hier im Forum und im Netz ausgiebig belesen. Zudem mit dem Schankanlagenbauer in Verbindung gesetzt, der unsere Anlage in der Feuerwehr installiert hat. Wir hatten immer wieder Probleme mit schäumenden Bier. Und jedes Mal hat irgendwer am CO2 Druck rumgespielt. Meißt war er einfach zu niedrig und das Bier hat schon im Schlauch ausgegast.

Wie hier schon beschrieben hat es geholfen sich mit den wichtigsten Faktoren zu beschäftigen:
1. Fasstemperatur. Wo wurde das Fass gelagert? Bei Kühlschrank-, Keller- oder Zimmertemperatur? Am wichtigsten ist nämlich die Biertemperatur vor den Kühler. Mit dieser wird, wie im genannten Artikel der Sättigungsdruck im Fass bestimmt.
2. Durchmesser der Bierleitung. Dadurch ergeben sich Druckverluste durch Reibung, die mit einem höheren Druck ausgeglichen werden müssen. Aber Vorsicht: Mit niedrigerem Leitungsdurchmesser und höherem Druck erhöht sich auch der Verlust, da die Strömungsgeschwindigkeit zu hoch wird -> turbulente Strömung. Wer es nachrechnen will: Stichwort "Druckverlustberechnung" nach Bernoulli.
3. Zapfweg und geodätische Höhe. Je länger der Zapfweg und je größer der Höhenunterschied, umso größer der Druckverlust. Siehe Punkt 2 -> Bernoulli-Gleichung.
4. Veränderungen. Hiermit meine ich Veränderungen im Leitungsdurchmesser (Strömung wird von laminar zu turbulent -> Verwirbelungen) und Richtungsänderungen, wie z.B. durch 90° Rohrwinkel. Sowie Temperaturänderungen. Am besten ist, wenn dieselbe Temperatur, wie der Kühler hat. Was diesen theoretisch überflüssig macht :Wink

Zur Frage "Warum Kompensatorhahn?". Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Wenn man verschiedene Biere mit verschiedenen Karbonisierungen zapfen möchte, ohne Veränderungen an der Zapfanlage vorzunehmen, sollte einen Kompensatorhahn verwenden. Genaueres steht auch im Brau!Magazin.

Wenn ich hiermit helfen konnte, freut es mich :Smile

Fettes Edit: Finger weg vom Druckablassen im Fass. Wenn es den fürs Bier richtigen Sättigungsdruck hat, sollte dieser auch im Fass bleiben. Siehe Punkt 3.
Ach ja, und gaaaaaanz wichtig. Die Beruhigungszeit. Ich hab beste Erfahrungen gemacht, wenn ich das Fass mindestens zwei Stunden am Zapfort stehen lasse und nicht mehr bewege.