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Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 11:57
von Hausbrauer
Hey
Nachdem ich bei den letzten Suden mit Sauermalz experimentiert habe und mein Leitungswasser mit Osmosewasser verschnitten hatte, würde ich diesmal vielleicht 100% Osmosewasser benutzen. Das hatte ich hier mal beim Thema Wasseraufbereitung für ein Pils im Nebensatz gelesen, jedoch nicht ganz verstanden was nun für ein Mineralprofil durch das Malz zu erwarten wäre.
Geplant ist eigentlich nichts anspruchsvolles, ein IPA mit Cascade und anderen Resten gestopft.
Falls ihr mir davon abratet, würde ich wohl wieder das verschnittene Wasser (50/50) nehmen.
Ich danke für Hinweise.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 12:18
von uckel
Benutze mal die Suchfunktion, die Diskussion gab es m.M.n. bereits.
Einige sagen, dass die Mineralien im Malz ausreichen, andere sehen dass mit Blick auf die Bedürfnisse der Hefe anders.
Ich nehme überwiegend, aber nicht zu 100% Osmosewasser vielleicht 70 oder 80 % , je nach Situation.
Bei uns schmeckt aber auch das normale Leitungswasser einfach irgendwie "müffelig", was auch den Ausschlag für die Anschaffung gemacht hat.
Die Biere wurden aber subjektiv gesehen besser.

Beim Menschen ist es ja so, dass anorganische Mineralien (im Wasser enthalten) nur zu einem sehr geringen Teil vom Körper aufgenommen werden können, weshalb eine immer größere Zahl an Menschen die Aufnahme durch Nahrungsmittel (organische Mineralien) empfielt. Wie das bei der Hefe ist kann ich überhaupt nicht beurteilen.

Persönlich würde ich den Anteil an Osmosewasser schrittweise erhöhen.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 12:54
von ggansde
Moin,
ich habe ein paar mal mit 100 % Osmosewasser gebraut. Ich bin davon wieder weg, weil alle Biere einen säuerlichen Touch hatten und die Hefe sehr schlecht sedimentiert ist.
VG, Markus

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 15:23
von Fauntleroy
Ich habe eine kleine Anlage (Aquamedic Easy Line 150) mit 5 µm-Filter, Rückhalterate 95%, bei Nitrat und Silikat nur70 %. Der Begriff "100% Osmosewasser" ist wohl relativ. Ich verwende also 100% 95%iges Osmosewasser !?

Gruß - Martin

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 15:29
von ggansde
Der Begriff "100% Osmosewasser" ist wohl relativ.
Eher nicht. Das Wasser kommt dabei zu 100 % aus der UOA. Das sagt aber natürlich noch nichts über Rückhalterate aus.
VG, Markus

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 15:32
von Kurt
Da in Ulm auch Flüssigbeton aus der Leitung kommt braue ich bis auf wenige Ausnahmen (Münchner Dunkel) mit Osmosewasser. Allerdings habe ich es noch nie ohne Aufsalzen verwendet. Zum Aufsalzen verwende ich Calciumsulfat und Calciumchlorid.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 00:19
von DerWelcherDurstHat
uckel hat geschrieben: Einige sagen, dass die Mineralien im Malz ausreichen, andere sehen dass mit Blick auf die Bedürfnisse der Hefe anders.
Was ist von folgendem Kompromiss zu halten:
- Für Maische 100% Osmose-Wasser verwenden, das (nahezu destillierte) Wasser sollte den Zucker (aber auch Gerbstoffe?) deutlich besser herauslösen.
- Anschwänzeln mit Leitungswasser, dann sollte es auch für die Hefe nicht so stressig werden.

Macht das Sinn? Oder ist das totaler Dummfug?

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 00:48
von Gasflasche
Ich weiss jetzt nicht mehr wo ich das her habe, aber ich meine mich irgendwo weit weg im Hinterkopf noch zu erinnern, dass z.B. Zucker besser in Wasser gelöst wird, worin schon Mineralien enthalten sind. Sprich: Osmosewasser sollte es eher schlechter lösen..

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 05:30
von Labmaster
Hallo,

ich braue immer mit entsazten Wasser aus einer Millipore Anlage (Ultra Reinstwasser),die Biere werden immer gut ,selbst sehr hohe Hopfenmengen wrden nicht als kratzig empfunden.Die nötige osmolarität kommt ausreichend aus dem Malz ,die Hefen kommen ausgezeichnet mit den Suden zurecht.
Das sich Zucker in entsalstem Wasser schlecher löst ,ist wissenschaftlicht n icht haltbar !

Grüße Jo

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 08:36
von Tyrion
DerWelcherDurstHat hat geschrieben: - Für Maische 100% Osmose-Wasser verwenden, das (nahezu destillierte) Wasser sollte den Zucker (aber auch Gerbstoffe?) deutlich besser herauslösen.
- Anschwänzeln mit Leitungswasser, dann sollte es auch für die Hefe nicht so stressig werden.

Macht das Sinn? Oder ist das totaler Dummfug?
In der Maische wirst du dir sicher keine Gerbstoffe auslaugen, denn hier wird mit 100% Osmosewasser auf jedenfall ein leicht saures Millieau vorhanden sein.
Die Gerbsäure wirst du dir eher bei den Nachgüssen einfangen, wenn dein Leitungswasser eine recht hohe Restalkalität hat.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 08:55
von El Gordo
DerWelcherDurstHat hat geschrieben: - Für Maische 100% Osmose-Wasser verwenden, das (nahezu destillierte) Wasser sollte den Zucker (aber auch Gerbstoffe?) deutlich besser herauslösen.
Das ist in meinen Augen Unsinn.
Wir lösen bis zu 25% oder teilweise noch mehr Zucker in der Würze. Da kommt es auf die paar Milligramm gelöste Salze ganz sicher nicht drauf an.

Das Problem an 100% Osmose ist das Calcium. Das ist wichtig für die Enzyme beim Maischen und für die Hefe. Die kann dann z.B. schlechter sedimentieren.
Natürlich kommt auch was vom Malz hinzu, aber das reicht nicht unbedingt.
Außerdem unterstützen Chlorid und Sulfat durchaus den Geschmack und formen den Charakter des Bieres nicht unerheblich mit.
Ich würde nicht mit 100% Osmosewasse brauen.
Soll es für helles Bier ganz weich werden, kann man etwas aufsalzen ohne mit Rohwasser zu verschneiden, dann wird die Restalkalität auch leicht negativ.

Stefan

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 09:17
von Lumbanraja
Moin,
wie schon öfter erwähnt, maische ich immer mit 100% Osmosewasser, den Nachguss dann mit Verschnitt (ca. 80% Leitungs- und 20% Osmosewasser). Probleme mit schlecht sedimentierender Hefe hatte ich noch nie, säuerlich schmeckte bislang noch nix. An andere Stelle las ich, dass der PH-Wert von Osmosewasser für's Maischen eher zuträglich ist. Ich würde einfach ausprobieren und dann selbst entscheiden, was Dein Standard werden soll... Bier wird's eh immer ;-)

Grüße

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 11:06
von Ulrich
es gibt da ja wissentschaftliche und technologische Hintergründe, die in der Praxis bestätigt werden.
Ich sage nicht, dass man nicht mit 100%igen U-Osmosewasser brauen kann, ABER ich sage, dass man mit Aufsalzen mit CaCl2 und CaSo4 tendeziell bessere ergebnisse erreicht.
=> Es gibt die Faustregen, dass man ca. 70ppm Ca im der Maische haben möchte.(Malz + Wasser) (Ich würde 50ppm in diesem Fall im Wasser nicht unterschreiten)
=> kleine Mengen an Magnesium haben wohl auch ihre Vorteile, aber es geht auch ohne Mg im Wasser.
=> in diesem Fall hier (IPA) würde sich ein Aufsalzen mit CaSO4 empfehlen, um die Hopfen schön zur Geltung zu bringen.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 11:12
von Elia
Es gibt die Faustregen, dass man ca. 70ppm Ca im Brauwasser haben möchte. (Ich würde 50ppm nicht unterschreiten)
Also wäre besser, sogar meine Rohwasser aufsalzen mit CaCl2 und CaSo4???

Ich habe letztes Mal ein Pils mit 80% Osmosewasser gebraut... :Shocked :Shocked :Shocked

Grüsse Elia
2013-09-06 Prüfbericht Quellwasser Heiti.pdf
(243.13 KiB) 60-mal heruntergeladen

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 11:17
von Ulrich
Elia hat geschrieben:
Ich habe letztes Mal ein Pils mit 80% Osmosewasser gebraut... :Shocked :Shocked :Shocked
habe oben schon geändet! Malz + Wasser = 70ppm!

Für Pils würde ich schon schauen, dass ich im Wasser >20ppm Ca2+ habe, besser 30ppm.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 11:24
von flip
Lumbanraja hat geschrieben:Moin,
wie schon öfter erwähnt, maische ich immer mit 100% Osmosewasser, den Nachguss dann mit Verschnitt (ca. 80% Leitungs- und 20% Osmosewasser). Probleme mit schlecht sedimentierender Hefe hatte ich noch nie, säuerlich schmeckte bislang noch nix.
Grüße
Jau, das ist natürlich auch stark von deinem Leitungswasser abhängig.
Ich habe anfang des Jahres zwei nahezu identische Sude gebraut, wo sich nur das Brauwasser unterschied. Einmal Leitungswasser pur und einmal 100% Osmose.

Beim Osmose-Bier gab es eine nach der Lagerung eine deutliche Trübung, was die Sedimentationshypothese unterstreicht.
Ich dachte erst, dass die Kälte dafür veranstwortlich war, aber zwei andere Sude wurden im gleichen Raum gelagert und wiesen dies nicht auf.
Allerdings verschwand die Trübung mit Anstieg der Lagerzeit wieder, sodass dies keinen wirklichen Effekt hatte.

Was mich auch ein wenig stutzig gemacht hat, war die Aromabildung bei einem IPA, die recht "verzögert" stattfand. Man sollte also den Einfluss von Calzium, Sulfat nicht unterschätzen.
Ich werde mal mit 1:4 oder 1:5 Mischungen weiter experimentieren.

Re: Mit 100% Osmosewasser maischen?

Verfasst: Freitag 15. April 2016, 11:28
von Ulrich
100% Osmose und Aufsalzen ist für einige Bierstile optimal.

Mein "Lieblingswasser" für Pils:
ca. 7°dH, RA: -2 bis -3, Mg: 0 - 5ppm, Cl zu SO4 => 1 : 3 (obwohl das böhmische Wasser natürlich viel weicher ist)

Für IPA eher RA: +1 - +3, Mg: 0 - 5ppm, SO4 bis zu 250ppm (hier wäre ein Verschnitt Rohwasser zu U-Osmosewasser + Aufsalzen nicht das Schlechteste.)