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Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 11:59
von Nilf
Hallöchen,
ich habe gestern einen Maibock nach der HG in Flaschen abgefüllt. Weil ich nicht wusste, wie viel Flüssigkeit eigentlich im Fass ist, habe ich Traubenzuckerlösung direkt in die Flaschen vorgelegt. Dabei bin ich folgendermaßen vorgegangen: Fabier sagt, bei 22 Grad Gärtemperatur und gewünschten 4,5g CO2/L soll man 6,68g Traubenzucker auf den Liter geben. Ich habe dann eine Lösung angesetzt mit 300ml Wasser und 200g Traubenzucker. Mein Gedanke war eine Lösung zu machen, in der in 10ml Lösung genügend Zucker für 1l Bier beinhaltet, da die Spritze mit der ich arbeite 5ml fasst (macht dann eine Spritze pro Flasche). Jetzt ist mir folgendes aufgefallen: 300ml Wasser und 200g Zucker ergeben ja nicht 300ml Flüssigkeit, sondern fast 500ml...Das hatte ich in meiner Berechnung nicht bedacht. Jetzt ist das wahrscheinlich ziemlich untercarbonisiert nachher, oder? Sollte ich alles nochmal nachrechnen und die Flaschen nochmal aufmachen? Und wenn ja, wann? Möglichst jetzt noch, oder den aktuellen Zucker erstmal vergären lassen?
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 12:13
von OS-Schlingel
Hallo Nilf,
ich hoffe, Du hast Dich verschrieben, mit ....direkt nach der Hauptgärung abgefüllt....
Natürlich mußt Du auch die Nachgärung abwarten und den Restextrakt messen.
Flaschenabfüllungen neigen eher zur Überkarbonisierung. Von daher glaube ich das alles gut ist.
Gruß
Stephen
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 12:20
von schloemi
Schwer zu sagen, wieviel Zucker schon vergören ist. Eigentlich müsstest du folgenermaßen vorgehen:
Die Flaschen in einen Eimer entleeren und ausgären lassen, das Volumen bestimmen (solltest du ja dann haben), Karbonisierung neu berechnen und aufspeisen. Auch wenn es andere Meinungen gibt, halte ich nicht viel vom Aufspeisen pro Flasche, da ich das Verfahren für ungenau und fehleranfällig halte, Dosierungshilfen hin oder her. Lieber das Jungbier komplett mit Speise versehen, vorsichtig vermischen lassen und dann zügig abfüllen.
Viele Grüße
schloemi
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 12:37
von afri
Kannst du doch ganz schnell rechnen: du hast knapp 500ml hergestellt, das ergibt knapp 100 Spritzen. Deine 200g Zucker durch 100 Spritzen geteilt ergeben knapp 2g pro Flasche oder 4g pro Liter.
Zur Frage selbst: auch ich würde zur Speisung in der großen Menge raten; wenn du jetzt jede Flasche einzeln zu impfen versuchst, ist das sicher noch mehr Arbeit und es besteht, je nach Status der NG, das Risiko von Schaumfontänen. Wenn du es besser machen willst, dann gehst du wie von schloemi beschrieben vor, dann hast du auch keine Eile. Wolltest du die Flaschen impfen, müsstest du das sehr fix machen nachdem du den Fehler entdeckt hast.
Achim (stets im Gärfass speisend)
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 16:34
von inem
OS-Schlingel hat geschrieben:Hallo Nilf,
ich hoffe, Du hast Dich verschrieben, mit ....direkt nach der Hauptgärung abgefüllt....
Natürlich mußt Du auch die Nachgärung abwarten und den Restextrakt messen.
Flaschenabfüllungen neigen eher zur Überkarbonisierung. Von daher glaube ich das alles gut ist.
Gruß
Stephen
Das stimmt nicht. Nachgärung nennt man bei uns das was in den Flaschen stattfindet, die kann man also nicht abwarten und dann abfüllen.
Flaschenabfüllungen neigen auch nicht zur Überkarbonisierung, das tun maximal solche Rechner - dann aber unabhängig vom Gebinde.
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 18:11
von olibaer
Hallo afri,
afri hat geschrieben:Kannst du doch ganz schnell rechnen: du hast knapp 500ml hergestellt
Knapp ist relativ,
knapper ist relativer
200 g Traubenzucker in 300 ml Wasser gelöst ergibt ein Gesamtvolumen von rund 425 ml(-> 75 ml weniger als angenommen).
Die Dichte dieser Glucoselösung liegt dann bei
knapp 1,17 g/ml (20°C) und das macht für unser Verständnis 40 °P.
Gruß
Oli
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Montag 30. Mai 2016, 20:29
von Schnippel
inem hat geschrieben:OS-Schlingel hat geschrieben:Hallo Nilf,
ich hoffe, Du hast Dich verschrieben, mit ....direkt nach der Hauptgärung abgefüllt....
Natürlich mußt Du auch die Nachgärung abwarten und den Restextrakt messen.
Flaschenabfüllungen neigen eher zur Überkarbonisierung. Von daher glaube ich das alles gut ist.
Gruß
Stephen
Das stimmt nicht. Nachgärung nennt man bei uns das was in den Flaschen stattfindet, die kann man also nicht abwarten und dann abfüllen.
Flaschenabfüllungen neigen auch nicht zur Überkarbonisierung, das tun maximal solche Rechner - dann aber unabhängig vom Gebinde.
Da bin ich mit inem einer Meinung. Nachgärung mit Zucker oder Speise in der Flasche.
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 10:05
von Nilf
Alles klar, vielen Dank für die Antworten :)
Eine kleine Anschlussfrage habe ich noch: Bei Fabier gibt es ja einen Rechner "Benötigter Druck für einen bestimmten CO2-Gehalt". Für einen Wunschwert von 4,5g Co2/L bei 22 Grad kommt da ein Druck von 1,91 Bar raus. Kann ich theoretisch so meine Flaschengärung überwachen, nach dem Schema "wenn der Druck über 1,9 geht sollte ich entlüften, wenn er bei Abschluss der Gärung darunter liegt, ist das Bier untercarbonisiert"?
Oder vergesse ich da wieder irgendwas?
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 10:21
von schloemi
Ja. Deine Messgeräte (Temperatur, Manameter) müssen halt stimmen. Bei beiden kann es schon mal zu Abweichungen kommen. Du musst mit der Zeit dein Equipment kennenlernen und für dich anpassen.
cu schloemi
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 10:28
von Ursus007
Wenn Du bei 1,9bar entlüftest, geht ja dann alles CO2 aus dem Luftraum verloren, es bleibt dann nur ganz wenig, das sich schon im Bier gelöst hat (quasi nichts). Und wieviel dann die verbleibende Nachgärung noch erzeugt (wenn sie überhaupt noch weiter läuft), weißt Du nicht. Und damit auch nicht, auf wieviel Druck alias CO2-Gahalt Du dann kommen würdest.
Flaschen würde ich erst bei deutlich über 5 Bar entlüften, wenn es sie zu zerreißen droht (unbeschädigte Flaschen sollen bis 9 Bar oder mehr abkönnen.). Denn damit nimmst Du immer nahezu allen Druck weg.
Das ist bei kontrolliertem / dosiertem Entlüften mit Restdruck in Fässern natürlich ganz anders.
Ursus
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 10:30
von hutschpferd
inem hat geschrieben:
Das stimmt nicht. Nachgärung nennt man bei uns das was in den Flaschen stattfindet, die kann man also nicht abwarten und dann abfüllen.
Flaschenabfüllungen neigen auch nicht zur Überkarbonisierung, das tun maximal solche Rechner - dann aber unabhängig vom Gebinde.
Die Begriffe sind bei uns im deutschen meiner Meinung nach nicht ganz klar.
Mittlerweile habe ich es für mich so geregelt:
Hauptgärung, alles was im Fass ist, bis nix mehr vergärt.
Nachgärung gibts keine, bei mir gibts die Flaschengärung, alles was in der Flasche passiert.
Die Verwirrung kommt vom englischen Sprachgebrauch, die unterteilen "unsere" Hauptgärung nämlich primary und secondary fermentation, wobei erstere die stürmische Phase beschreibt, und zweitere den etwas langsameren Teil der Hauptgärung, zum Ende hin.
Um die Verwirrung komplett zu machen: Ich schlauche oft bewusst nach der engl primary femrentation weil ich zb die Hefe brauche. Dann ist die secondary fermentation in einem anderen Behälter, und wäre ja quasi eine Nachgärung, wobei es in Wirklichkeit ja noch immer die Hauptgärung ist ^^
Am wichtigsten ist jedoch noch immer: Wer Gärung mit H schreibt ist ein Trottl :) (ohne dass es hier irgendwo vorgekommen währe :D:D:D:D
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 10:49
von El Gordo
Ursus007 hat geschrieben:Wenn Du bei 1,9bar entlüftest, geht ja dann alles CO2 aus dem Luftraum verloren, es bleibt dann nur ganz wenig, das sich schon im Bier gelöst hat (quasi nichts).
Es ist genau anders rum. Das allermeiste CO2 ist im Bier gelöst (dort entsteht es schließlich auch) und nur ein sehr geringer Teil befindet sich im Gasraum. Der entweicht dann und nach dem Verschließen bildet sich ein neues Gleichgewicht und ein kleiner Teil CO2 geht wieder in den Gasraum über. Drum muss man auch richtig oft belüften, wenn man übercarbonisiert hat. Irgend jemand hat das mal ausgerechnet.
Ich würde aber nicht sofort bei 1,9 bar entlüften sondern warten, bis der Wert deutlich drüber ist. Sonst hat man vielleicht nachher zu wenig CO2.
Stefan
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 10:55
von Ursus007
Ergänzend zu hutschpferds richtiger Ausführung würde ich noch hinzufügen:
Hauptgärung: Wandelt die vergärbaren Zucker der Würze in Alk. und CO2 um und läuft drucklos (CO2 entweicht - wird wohl bei den meisten Hobbybrauern so sein, industriell aber anders möglich). Sonderfall: grün schlauchen (was aber aus meiner Sicht die Schlußphase der HG ist).
Nachgärung (=Flaschen- oder Fassgärung - aber nur eine Frage der Gebinde): Durch Zugabe von weiterem vergärbaren Zucker (also auch Speise) und unter Druck, um die Resenz zu erzeugen. Kann auch unterbleiben, wenn man aufspundet.
Wenn das noch zur Unterscheidung beiträgt.
Ursus
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 12:01
von inem
hutschpferd hat geschrieben:
Die Begriffe sind bei uns im deutschen meiner Meinung nach nicht ganz klar.
Mittlerweile habe ich es für mich so geregelt:
Hauptgärung, alles was im Fass ist, bis nix mehr vergärt.
Nachgärung gibts keine, bei mir gibts die Flaschengärung, alles was in der Flasche passiert.
Die Verwirrung kommt vom englischen Sprachgebrauch, die unterteilen "unsere" Hauptgärung nämlich primary und secondary fermentation, wobei erstere die stürmische Phase beschreibt, und zweitere den etwas langsameren Teil der Hauptgärung, zum Ende hin.
Um die Verwirrung komplett zu machen: Ich schlauche oft bewusst nach der engl primary femrentation weil ich zb die Hefe brauche. Dann ist die secondary fermentation in einem anderen Behälter, und wäre ja quasi eine Nachgärung, wobei es in Wirklichkeit ja noch immer die Hauptgärung ist ^^
Am wichtigsten ist jedoch noch immer: Wer Gärung mit H schreibt ist ein Trottl :) (ohne dass es hier irgendwo vorgekommen währe :D:D:D:D
Also beim H sind wir auf jeden Fall einer Meinung...
Flaschengärung im Fass ist dann aber auch schon wieder irgendwie deppat. Secondary und Nach haben sprachlich ja eigentlich auch nicht viel miteinander zu tun und wegen der englischen Verwirrung habe ich "bei uns" geschrieben. Weil der Begriff Nachgärung halt hier im deutschen Forum der häufigste ist und damit eben die Karboniserungsgärung (wäre ein universeller Begriff, wenn er nicht so unhandlich wäre) gemeint ist.
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 14:55
von Nilf
Ursus007 hat geschrieben:Wenn Du bei 1,9bar entlüftest, geht ja dann alles CO2 aus dem Luftraum verloren, es bleibt dann nur ganz wenig, das sich schon im Bier gelöst hat (quasi nichts).
Ursus
El Gordo hat geschrieben:
Es ist genau anders rum. Das allermeiste CO2 ist im Bier gelöst (dort entsteht es schließlich auch) und nur ein sehr geringer Teil befindet sich im Gasraum. Der entweicht dann und nach dem Verschließen bildet sich ein neues Gleichgewicht und ein kleiner Teil CO2 geht wieder in den Gasraum über. Drum muss man auch richtig oft belüften, wenn man übercarbonisiert hat. Irgend jemand hat das mal ausgerechnet.
Ich würde aber nicht sofort bei 1,9 bar entlüften sondern warten, bis der Wert deutlich drüber ist. Sonst hat man vielleicht nachher zu wenig CO2.
Stefan
Ok, da scheiden sich also anscheinend die Geister. Wie wäre es dann damit: Im Warmbereich nur im absoluten Notfall entlüften (über 5 Bar) und ansonsten die Gärung abwarten, dann ab in den Kühlschrank bei meinetwegen 4 Grad (da sollte dann ja auf jeden Fall die meiste Kohlensäure gebunden werden). Der Druck sollte dann laut Fabier auf 0,63 runtergehen. Wenn es dann drüber ist, kann man ja immer noch entlüften, ohne dass der Großteil des CO2 gleich verloren geht.
Re: Zuckergabe Berechnung
Verfasst: Dienstag 31. Mai 2016, 15:50
von Flothe
Nilf hat geschrieben:Ursus007 hat geschrieben:Wenn Du bei 1,9bar entlüftest, geht ja dann alles CO2 aus dem Luftraum verloren, es bleibt dann nur ganz wenig, das sich schon im Bier gelöst hat (quasi nichts).
Ursus
El Gordo hat geschrieben:
Es ist genau anders rum. Das allermeiste CO2 ist im Bier gelöst (dort entsteht es schließlich auch) und nur ein sehr geringer Teil befindet sich im Gasraum. Der entweicht dann und nach dem Verschließen bildet sich ein neues Gleichgewicht und ein kleiner Teil CO2 geht wieder in den Gasraum über. Drum muss man auch richtig oft belüften, wenn man übercarbonisiert hat. Irgend jemand hat das mal ausgerechnet.
Ich würde aber nicht sofort bei 1,9 bar entlüften sondern warten, bis der Wert deutlich drüber ist. Sonst hat man vielleicht nachher zu wenig CO2.
Stefan
Ok, da scheiden sich also anscheinend die Geister. Wie wäre es dann damit: Im Warmbereich nur im absoluten Notfall entlüften (über 5 Bar) und ansonsten die Gärung abwarten, dann ab in den Kühlschrank bei meinetwegen 4 Grad (da sollte dann ja auf jeden Fall die meiste Kohlensäure gebunden werden). Der Druck sollte dann laut Fabier auf 0,63 runtergehen. Wenn es dann drüber ist, kann man ja immer noch entlüften, ohne dass der Großteil des CO2 gleich verloren geht.
Nein, da scheiden sich nicht die Geister. Was Stefan (El Gordo) schreibt, stimmt! Das ist Physik und für unsere Anwendung können wir das bisher gefundene Wissen über Thermodynamik als "Wahrheit" und gesetzt ansehen.
Ziel des Entlüftens ist es ja, das Zuviel an CO
2 loszuwerden. Der einzige Grund, der da für Vorkühlen spricht ist, dass es bei zu hoher Temperatur sofort aus der Flasche schäumt. Du solltest also bei der Temperatur entlüften, bei der es gerade eben nciht schäumt.
LG Florian