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Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche enorm
Verfasst: Dienstag 9. August 2016, 17:50
von Blancblue
Ich wurde in Bamberg vom Rauchbier infiziert und jetzt habe ich mich mal an ein eigenes gemacht. Geschmackliches Ziel war so die Mitte zwischen Schlenkerla und Spezial, Rezept sah so aus:
2,9 Kg Weyermann Rauchmalz
1 Kg Eiche Weizen Rauchmalz
1,4 Kg Münchner II
80g CaraFa Spezial
90g CaraMünch II
50g Melanaodin
12.8% Stammwürze
28 IBU
28 Liter Ausschlag
55 Grad einmaischen
59 grad 10 Minuten
45 Minuten 68 Grad Kombirast
10 Minuten 73 grad
2 Minuten 78 grad
80 Minuten kochen
20g Taurus 15 Alpha
15g Sorachi Ace Whirlpool
Vergoren bei ca. 10 Grad mit der S-189
Aus dem Forum habe ich schon erfahren, dass Rauchbier enorm von der Frische des Rauchmalzes abhängt. Meins kam von diversen Onlineshops, Alter unbekannt... Brauprozess lief sehr gut und ohne Probleme, ich hätte schon das Jungbier leertrinken können. Sehr schöne Raucharomen, aber nicht zu viel, Malz und Hopfen schön ausgewogen. Also ab ins Fass, aufkarbonisiert und ab an den heimischen Hahn, dauergekühlt bei 7 Grad. In der ersten Woche war es eines der besten UG Biere, die ich bisher gebraut hatte. Aber mit jeder Woche länger am Hahn wurde das Bier malziger, fruchtiger und das Raucharoma ging mehr und mehr zurück. Nach gut 4-5 Wochen war kaum noch etwas vorhanden. Das sich Biere mit der Zeit stark verändern ist mir klar, aber so schnell und so krass?! Sind Raucharomen noch flüchtiger als Hopfenaromen?
Ich werde es beim nächsten Mal mit frischem Malz aus Bamberg brauen, mal schauen ob es sich dann besser hält.
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Mittwoch 10. August 2016, 06:55
von Hopfenprinz
Moin Blancblue,
ich fülle mein Rauchbier (Malz von Weyermann) in Flaschen. Das Raucharoma bleibt da auch nicht lange erhalten, nach einigen Wochen ist eine Veränderung des Raucharomas durchaus schon merkbar. Besonders lecker fand ich das Bier nach ca. einem Monat Reifung, der letzte Rauchbiersud war nach ca. vier Monaten weg getrunken und da hatte das Bier seinen Zenit schon lange überschritten.
Vier oder fünf Wochen im Fass ist vielleicht für ein Rauchbier schon recht lang.
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Mittwoch 10. August 2016, 07:05
von KTF
Hi,
Ähnliche Erfahrung habe ich auch gemacht, wenn auch nicht so krass. Ich hab das Schlenkerla Klonbier von MMuM gebraut, also 98% RauMa. Schon 3 oder vier mal weil ich es super finde.
Die Intensität der Raucharomen hat sich deutlich nachgelassen, wenn auch nicht so sehr wie du es beschreibst. (Flaschenreifung)
War das mit Sorachi Ace eigentlich Absicht ist musste der nur weg?
Der ist ja eher fruchtig / Kokos etc. Und dann auch noch im Whirlpool. Passt das???
Grüße
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Mittwoch 10. August 2016, 07:08
von Boludo
Ich stell mir gerade auch vor, wie Sorachi Ace im Rauchbier schmeckt und da gruselt es mich ein wenig.
Vielleicht hab ich aber auch nur zu wenig Phantasie.
Stefan
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Mittwoch 10. August 2016, 22:09
von Blancblue
Also ist Rauchbier ein absolutes Frischeprodukt. Schlenkerla aus der Flasche hat mir auch nie geschmeckt bzw. ist kein Vergleich zum Bier vor Ort, wo man quasi am liebsten drin baden will :-) Vielleicht hängts auch am Weyermann Malz, Schlenkerla und Spezial z.B. stellen ihr Rauchmalz selbst her.
@Boludo: Du musst Dein Sorachi Ace Trauma mal überwinden

Ich liebe den Hopfen, allerdings ist er nicht einfach zu händeln, weil er extrem viel Power hat - gerade wenn er gestopft wird. Richtig eingesetzt, macht er eine Art Barriquefass Note, die in dunklen Bieren oft sehr schön zur Geltung kommt. In meinem Rauchbier ging es nur um eine Nuance und die paar Gramm im Whirlpool waren wirklich mehr als dezent.
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Mittwoch 10. August 2016, 22:21
von Griller76
Blancblue hat geschrieben:Also ist Rauchbier ein absolutes Frischeprodukt. Schlenkerla aus der Flasche hat mir auch nie geschmeckt bzw. ist kein Vergleich zum Bier vor Ort, wo man quasi am liebsten drin baden will :-) Vielleicht hängts auch am Weyermann Malz, Schlenkerla und Spezial z.B. stellen ihr Rauchmalz selbst her.
Das kann ich nur bestätigen: Ich habe zwar auch gerade ein Schlenkerla Märzen aus der Flasche im Krug, aber vor Ort schmeckt das einfach irgendwie runder, wenn auch kräftiger. Aber vielleicht ist das auch nur das einmalige Bamberg-Feeling.

Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 07:20
von SINS
Griller76 hat geschrieben:...
Das kann ich nur bestätigen: Ich habe zwar auch gerade ein Schlenkerla Märzen aus der Flasche im Krug, aber vor Ort schmeckt das einfach irgendwie runder, wenn auch kräftiger. Aber vielleicht ist das auch nur das einmalige Bamberg-Feeling.

Das ist Tatsache. Anders als beim italienischen Wein in der Touri-Taverne.
Das Bier aus dem Holz-Fass schmeckt ganz klar besser!
Zum Rauchmalz:
Einige Hobbybrauer aus dem Forum haben gute Erfahrungen mit dem Nachräuchern des Malzes gemacht.
http://hobbybrauer.de/modules.php?name= ... &tid=21153
VG Sven.
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 11:56
von Boludo
Blancblue hat geschrieben:
@Boludo: Du musst Dein Sorachi Ace Trauma mal überwinden

Ich liebe den Hopfen, allerdings ist er nicht einfach zu händeln, weil er extrem viel Power hat - gerade wenn er gestopft wird. Richtig eingesetzt, macht er eine Art Barriquefass Note, die in dunklen Bieren oft sehr schön zur Geltung kommt. In meinem Rauchbier ging es nur um eine Nuance und die paar Gramm im Whirlpool waren wirklich mehr als dezent.
Ich kann mir insgesamt exotische Hopfenaromen nicht im Rauchbier vorstellen, das hat jetzt mit Sorachi Ace speziell nichts zu tun.
Aber wie gesagt mangelt es mir da vielleicht an Phantasie.
Stefan
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 13:47
von Blancblue
@SINS: Danke Sven für den Tipp, unsere Küchencrew besitzt nen Smoker, ich werde denen Mal 3 Kg Pilsner und 2 Kg Münchner zum beräuchern geben, mal schauen was da raus kommt.
@Boludo: Wie gesagt, 15g Whirlpool auf gut 28 Liter Rauchbier ist schon ne sehr homöopathische Dosis... Gab aber genau diesen sehr dezenten Eichenfass-Geschmack den ich haben wollte, zumindest in den ersten 2 Wochen.
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 18:57
von §11
Wie es der Zufall so will befasse ich mich gerade mit dem Thema Rauchmalz.
Es gibt hier ein paar Tricks die scheinbar helfen das Raucharoma laenger zu erhalten.
Das eine ist die Verwendung von Mesquite geraeuchertem Malz (etwa 10%). Allerdings scheint hier Briess der einzige Anbieter zu sein und ich Weiss nicht ob und wo man das in Deutschland bekommt
Eine andere Moeglichkeit ist den Holzrauch durch Torfrauch zu unterstuetzen, da diese Aromen scheinbar stabiler sind. Je nach Phenolgehalt reichen hier 2% eines peated malt mit 10ppm Phenol.
Jan
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 22:02
von Bilbobreu
Hallo,
für Grätzer Rauchbier mit 100 % Eichenrauch-Weizenmalz kann ich die Beobachtung, dass sich der Geschmack schnell stark ändert und insbesondere die Raucharomen wenig langlebig sind, rein subjektiv nicht bestätigen. Mein Grätzer hat auch nach 6 Monaten noch schöne runde Raucharomen. Stimmt da nur mit meinem Geschmacksempfinden was nicht oder unterscheiden sich Buchenrauch-Gerstenmalz und Eichenrauch-Weizenmalz in diesem Punkt?
Gruß
Stefan
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 22:07
von bierhistoriker.org
Boludo hat geschrieben:Ich stell mir gerade auch vor, wie Sorachi Ace im Rauchbier schmeckt und da gruselt es mich ein wenig.
Vielleicht hab ich aber auch nur zu wenig Phantasie.
Stefan
"Voller Aschenbecher" meets "verbrannten Gummireifen"
Nix für ungut
Gruß
Jürgen
Re: Rauchbier - Geschmack ändert sich von Woche zu Woche eno
Verfasst: Freitag 12. August 2016, 22:21
von bierhistoriker.org
Bilbobreu hat geschrieben:Hallo,
für Grätzer Rauchbier mit 100 % Eichenrauch-Weizenmalz kann ich die Beobachtung, dass sich der Geschmack schnell stark ändert und insbesondere die Raucharomen wenig langlebig sind, rein subjektiv nicht bestätigen. Mein Grätzer hat auch nach 6 Monaten noch schöne runde Raucharomen. Stimmt da nur mit meinem Geschmacksempfinden was nicht oder unterscheiden sich Buchenrauch-Gerstenmalz und Eichenrauch-Weizenmalz in diesem Punkt?
Gruß
Stefan
Ich habe noch Jopen-Grätzer aus Ende 2012 im Keller, probiere ich gelegentlich mal und berichte.
Hier Zitat eines Ratebeerians von Anfang diesen Jahres, der bestätigt, dass sich Grätzer trotz des recht niedrigen Alkohoögehaltes scheinbar extrem lange hält:
"Hagen,GERMANY - JAN 12, 2016
0.33 l bottle from ’Plan B’ (Rotterdam), best before April 2014 (!). Slightly hazy, golden amber with a thin, fluffy, slowly diminishing, white head. Sweetish-malty, smoky and slightly fruity aroma of smoked ham, some citrus, banana and vanilla. Sweetish-malty, slightly sourish, smoky and slightly fruity taste of banana, smoked ham, citrus and vanilla, followed by a short, slightly tart, dry and smoky-spicy finish. Thin to medium body, smooth and slightly astringent mouthfeel, average carbonation. Well-balanced, thirst-quenching stuff! "
Cheers
Jürgen
PS: Habe auch noch ähnlich altes Grätzer der hier ( teilweise früher) aktiven Herren Flying und Bierjunge im Keller - mal sehen wie die nach 10 Jahren schmecken