Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

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Kptn_Chaos
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Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#1

Beitrag von Kptn_Chaos »

Hallo Zusammen,

ich hab da mal ein paar Fragen zu der Reinigung, Haltbarkeit, Auffrischung und Entsorgung von Natronlauge und Zitronensäure.
Die SuFu hab ich genutzt, auch im alten Forum, konnte aber auf meine Fragen nicht so richtig Antworten finden.

Da ich mir die letzten Jahre immer mal wieder einen Sauersud eingefahren habe, hatte ich mir jetzt mal den ZKG genauer vorgenommen. Bisher hab ich ihn nach jedem Sud auf die Seite gelegt und mit halben reinkriechen (Durchmesser knappe 50cm, 90cm tief) geschrubbt.
Jetzt bin ich mit Taschenlampe genauer drüber. An den Schweißnähten hatte sich in den Ecken, die der Schwamm nicht erreicht eine dickere Schicht gebildet. Die hab ich mit Lötlampe mal zu Asche verwandelt und mit Drahtbürste und anderem entfernt.
Die Prozedur war recht schweißtreibend und machte auch wenig Spaß. Daher bin ich bei dem nächsten Sud zu folgender Vorgehensweise übergegangen:
- Ausspülen mit Wasser
- 5%tige NaOH 2Stunden drin stehen lassen (Heizung für 40% warme NaOH ist in Planung)
- Ausspülen mit Wasser
- Neutralisieren mit 5%iger Zitronensäure
- Ausspülen mit Wasser
- Einsprühen mit 70% Isopropanol und stehen lassen.

Auf die Art habe ich auch die 12 neuen gebrauchten CC-Kegs behandelt um einmal sicher zu sein.

Jetzt ist die Lauge leicht bräunlich und in der Säure schwimmen Fäden. Besser kann ich´s leider nicht beschreiben. :redhead

Daher jetzt meine Fragen:

- wie kann ich sicherstellen, das Lauge und Säure noch brauchbar sind? PH Messen?

- Kann ich durch aufschärfen mit Natriumhydroxid und Zitromnensäurepulver die Wirksamkeit wieder herstellen?

- Wann ist das Ende erreicht?

- Entsorgung durch "Mischen von Lauge und Säure" bis PH Neutral und dann wohin?

- brauche ich noch etwas fieseres um die festeren Ablagerungen zu beseitigen?

Ich will nicht nach jedem Sud die harte Tour fahren. Gelpant ist nach jedem Sud wie gehabt die Hopfenharze und Beläge wegschrubben und jedes 5te Mal wieder Chemie.

Grüße,
Maddin
Fra Ginnungagap til Ragnarök
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Boludo
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#2

Beitrag von Boludo »

Also ich würde die Lauge und die Säure hinterher entsorgen und nicht wieder verwerten.
Zitronensäure kannst du sicher so kanalisieren.
NaOH in der Konzentration eigentlich auch, ein Abflußreiniger ist da um einiges alkalischer.
Vorsicht beim Mischen natürlich, da wird es heiß und auch mit der Lauge auf die Augen aufpassen!

Stefan
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Ruthard
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#3

Beitrag von Ruthard »

Natronlauge, Zitronensäure und Kaliumdisulfit sind meiner Meinung nach eh die einzig wahren Reinigungs- und Desinfektionsmittel in der Getränkewirtschaft - und spottbillig noch dazu. Leider ist das nichts für Laienhand und es ist schwierig Tipps zu geben, ohne möglicherweise mißverstanden und dann dafür belangt zu werden.

Natronlauge hält ewig. Sie zersetzt sich mit dem Kohlendioxid in der Luft zu Soda - das dauert aber Jahre. Ob die Lösung noch stark genug ist, sieht man am Ergebnis. Ich habe hier ein 200l Regenfaß zu 2/3 mit 5%iger Natronlauge stehen, da passen 2 Kästen Leergut übereinander rein. Die Kästen werden abend versenkt und morgens wieder rausgefischt. Einmal im Jahr wird die Natronlauge ersetzt, nicht weil sie nicht mehr wirksam wäre, sondern weil sie nicht mehr so schön aussieht und irgendwann muss man ja mal wechseln.

Zitronensäure neutralisiert die Natronlauge nicht nur, sie passiviert auch Edelstahl. Wenn du den Tank innen mit einer gewöhnlichen Drahtbürste statt mit einer Edelstahldrahtbürste geschrubbt hast, ist die nachfolgende Passivierung mit einer Säure, z.B. Zitronensäure, wichtig. Sonst könntest du nämlich zusehen, wie dein rostfreier Edelstahl Rost ansetzt.

Die Dosis macht das Gift. Im Umkehrschluss heißt das, verdünnen setzt die Giftigkeit herab. Das gilt auch bei der Entsorgung.

Cheers, Ruthard
Zuletzt geändert von Ruthard am Montag 8. Juni 2015, 10:57, insgesamt 1-mal geändert.
Manchmal braucht es nicht viel für einen guten Tag, ein kühles Bier und 5 Millionen EuroBild
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Schlupfer
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#4

Beitrag von Schlupfer »

Moin Maddin,
meine 5 Cent dazu:

- Mit Chemie solltest du den ZKT nicht nach jedem fünften sondern nach jedem Gebrauch reinigen. Oder hab ich das falsch verstanden?
- Die Lauge und Säure über einen Sprühkopf mittels Pumpe zirkulieren lassen. Standreinigung ist nicht so effektiv.
- Die Konzentration der Lauge und Säure kannst du mittels Titration ermitteln. Bei NaOH sollte dann auch der p- und der m-Wert bestimmt werden. Damit hast du die Wirksamkeit der Lauge.
- Sicher kann man aufschärfen wenn die Konzentration zu niedrig wird.
- Wenn Lauge und/oder Säure sichtbar durch Feststoffe verschmutz ist, dann weg damit.
- Neutralisieren und ab ins Klo oder sonstigen Abwasserablauf gießen.
- Bei sehr hartnäckigen Verschmutzungen wirkt etwas Chlor in der Lauge schon Wunder. Aber Achtung: Vor der Säure gründlichst die Lauge ausspülen sonst könnte u. U. Chlorgas entstehen und das möchtest du nicht einatmen. Eine Chlorlauge dehalb nicht direkt mit Säure neutralisieren bitte.
- Schlechte Schweißnähte sind schon problematisch. Eine zusätzliche Desinfektion (H2O2 oder Isopropanol einsprühen) versuchen. Alternativ den ZKT mit Heißwasser spülen/fluten. Mit Hitze erreichst du in jedem Fall auch die in den Schweissnähten versteckten Viecher.

Michael
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#5

Beitrag von Diplomat »

edit: Michael war schneller

Hallo Maddin.
Was hat Du denn für einen ZKG? Hat der denn keine Sprühkugel? Das wäre die eleganteste Lösung und allemal besser, als mit einer Drahtbürste den Tank zu bearbeiten.
Wie Stefan schon sagt, solltest Du die Reinigungsmittel nach dem Gebrauch entsorgen, es sei denn, Du hast gleich danach noch einen Tank zum Reinigen. Für die Lauge ist eine Konzentration von 2% ausreichend, im Gegenteil, mehr verringert eher die Wirksamkeit.
Die Konzentration kannst Du nicht über den pH Wert bestimmen, nur über den Leitwert. Eine weitere Möglichkeit ist die Titration mit 0,1N HCl Lösung und den Indikatoren Phenolphthalein und Methylorgange - so erfasst Du die Menge an freier NaOH, die nicht durch CO2 neutralisiert wurde.
Die Citronensäure kannst Du ebenso titrieren (nur Phenolphthalein als Indikator und 0,1N NaOH)). Die Leitwertmessung macht hier keinen Sinn, da dieser relativ niedrig und daher ungenau ist.

Ich weiß nicht, aus was Deine Ablagerungen bestehen, aber sollten es Hopfenharze oder generell etwas organisches sein, könnte Chlor oder H2O2 helfen. Bei anorganischen Ablagerungen wie Bierstein sollte Deine Citronensäure den Job machen.
Grüße,
Philipp
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Hagen
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#6

Beitrag von Hagen »

Moin,

Ulrich Peise von der Hefebank Weihenstephan empfiehlt folgende Kombination:

- 3% NaOH
- 2% Zitronensäure
- 0,5% H2O2

Wenn man die die ersten beiden Lösungen um 1-2% erhöht, sollte man auch bei längerem und wiederholtem Gebrauch auf der sicheren Seite sein.

H2O2 nur mit einer Sprühflasche aufsprühen, einwirken lassen und anschließend gut mit Wasser ausspülen. Da es sich zersetzt, ist es ohnehin nur für eine einmalige Anwendung geeignet.

Mit der Lötlampe an den Schweißnähten würde ich aufpassen. Durch die Überhitzung könnten die porös werden, meine ich in Erinnerung zu haben?
Besten Gruß

Hagen

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Kptn_Chaos
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#7

Beitrag von Kptn_Chaos »

Danke für die Infos,

bei den Arbeiten am VA bin ich schon vorsichtig. Man hat den Schweißfaching. ja nich ganz umsonst gemacht. :Bigsmile
Heizen nur, bis die Beläge weiß geworden sind. Das ist von den Anlaßfarben noch weit weg.

Beim Arbeiten mit der Lauge auch immer mit Schutz. Zumindest mit Schutzbrille. Offenliegende Hautstellen werden nach dem Arbeiten vorsichtshalber gewaschen. Außer beim Anmischen. Da mach ich Vollschutz :Angel

Der ZKG ist Eigenbau von einem Brauerkollegen, der ihn mir überlassen hat. Ich hab von einem Freund jetzt 2 Behälter bekommen, die ich umgearbeitet habe. Das sind die Nähte gut zugänglich und wurden schön beschliffen.

Die nächste Aktion wird dann die CIP Kugel werden. Ich hab 2 Durchlauferhitzer (je 2kW) in Reihe geschaltet und werde das mit meiner Pumpe kreiseln lassen. Wobei ich dann noch prüfen muß, ob die Durchlaufmenge für die CIP Kugel ausreicht und wie weit ich mit den 4kW komme.

Wie ich Ruthard verstanden habe bin ich jetzt ja eigentlich auch erst am Reinigen. Vorher war spielerei. :redhead

Ich werd nochmal versuchen die Säure zu Filtern um die Fäden rauszubekommen. Titrien werd ich wohl eher nicht. Nach einmaligem Gebrauch wegkippen aber auch nicht. Brocken kommen in die Lauge ja eigentlich auch nicht rein, da die ersten Rückstänge schon noch weggeschrubbt werden

Danke für die Infos,
Maddin
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#8

Beitrag von Taxol »

Hi,
schmeiß die Säure weg, das sind wahrscheinlich Bakterien.
Verdünnte Citronensäure, aber auch Phosphorsäure sind wahre Nährmedien für allerlei Mikroben.
gud Sud
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Malzwein
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Re: Reinigen mit NaOH und Zitronensäure

#9

Beitrag von Malzwein »

Taxol hat geschrieben:Hi,
schmeiß die Säure weg, das sind wahrscheinlich Bakterien.
Verdünnte Citronensäure, aber auch Phosphorsäure sind wahre Nährmedien für allerlei Mikroben.
Wie verträgt sich denn diese Aussage mit dem von uns gewünschtem Effekt der Reinigung und Desinfektion? Alles eine Frage der Konzentration?
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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