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Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 16:05
von blackarrow1990
Hallo,
da das Rezept für das Dunkelweizen parat ist und noch diese Woche gebraut wird, bietet sich in der Zwischenzeit (während der Nachgärung des Dunkelweizens) die Gelegenheit, mein erstes Lager zu brauen. Ich würde dabei gerne ein tschechisches Dunkellager ausprobieren, so etwas, wie ich es in Prag gerne vom Fass getrunken habe: malzig, leicht süß und mit einer schönen Karamellnote. Ich möchte versuchen, ein ähnliches Bier nachzubrauen. Ein klares Bier zu bekommen ist für mich keine Priorität, es muss in erster Linie gut schmecken.
Schüttung:
35 % Weyermann Bömischer Pilsner
35 % Weyermann München Malz I
20 % Weyermann Caramünch II
5 % WeyermannCarafa II
5 % Weyermann Melanoidin
Maischplan:
Einmaischen bei 58 °C
15 min bei 55 °C
30 min bei 64 °C
30 min bei 70 °C
15 min bei 77 °C
Stammwürze: 12,5 °Brix
Hopfung:
Saaz @60 min und @15 min (50/50)
Ziel-IBU: 18 (keine Ahnung ob ich so niedrig mit IBU gehen darf, aber viel Hopfen mag ich eher nicht)
Kochzeit 60 Minuten
Hefe:
Fermentis W-34/70 (ich bleibe erstmal bei Trockenhefe, die Alternative die ich zuhause habe ist S-23)
Gärverlauf:
Hauptgärung: offen, 2 Wochen, 10 °C
Nachgärung: 4 Wochen, 2 °C
Wasser:
Ca: 57 ppm
Mg: 7 ppm
Na: 8 ppm
Cl: 9 ppm
SO₄: 15 ppm
HCO₃: 186 ppm
Danke!
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 17:25
von Braufex
blackarrow1990 hat geschrieben: Montag 10. November 2025, 16:05
Gärverlauf:
Hauptgärung: offen, 2 Wochen, 10 °C
Nachgärung: 4 Wochen, 2 °C
Nachgärung bei 2°C ist zu kalt.
Hast Du 20°C gemeint?
Oder meinst Du Reifung des bereits karbonisierten Bieres im Keg?
Gruß Erwin
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 17:54
von gulp
30 min bei 70 °C, 15 min bei 77 °C
20min 72° reicht, dann abmaischen. Bei 77° ist keine Rast.
Und dann, bloß 5 verschiedene Malze? Ob das reicht?
Gruß
Peter
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 19:43
von blackarrow1990
Braufex hat geschrieben: Montag 10. November 2025, 17:25
Nachgärung bei 2°C ist zu kalt.
Hast Du 20°C gemeint?
Oder meinst Du Reifung des bereits karbonisierten Bieres im Keg?
Gruß Erwin
Ich habe nur Flaschen. Laut meiner Recherche sollte die Nachreifung ebenfalls kalt erfolgen, aber offenbar habe ich da etwas falsch verstanden. Wie wäre hier das richtige Vorgehen?
gulp hat geschrieben: Montag 10. November 2025, 17:54
Und dann, bloß 5 verschiedene Malze? Ob das reicht?
Gruß
Peter
Ich habe mich am Rezept von Gordon Strong orientiert und zusätzlich im Internet recherchiert, dabei stoße ich fast immer auf Rezepte mit fünf bis sechs verschiedenen Malzsorten.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 19:48
von Ras Tafaric
Ein Tmave ist nicht ganz trivial.
Zur Schüttung:
Ganz wichtig.. nimm entbittertes Carafa2 und gibs erst beim Läutern zur Läuterruhe in den Sud. Die Farbe wird trotzdem sehr dunkel. Brenzligen Geschmack willst du gar nicht oder stoutige Röstnoten.
Nimm deutlich weniger caramünch. 5% reichen dicke aus. Tmave soll den Charakter von nem Pils haben, also knackig, crisp, erfrischend und trocken. Keksige Brotrinde wäre ein Fehlgeschmack. Dann arbeite lieber mit einer längeren Dextrinrast. Auch das Mela sollte so um die 3% maximal 4% haben. Reicht dicke aus. Wenn du noch was toastiges willst, gib 3-4 % caraboheme dazu.
Beim Maischen. Geh mit der Dextrinrast etwas runter mit der Zeit so 20-25 min, aber auf 72°C hoch. Dann hast du eine brauchbare Restsüsse. Wenn du es trockener magst dann schieben lieber bei 67°C eine 10min Narzissrast ein. Willst du süsser, lass die 72°C bei 30min.
Hopfen ist top... aber ich würd auf 22 IBUs hochgehen. Rechne mal den RU/BU durch und balancier es aus.
Die Hefe ist ok, wenn du es ganz perfekt willst, hol dir die Urquell Hefe. Pass auf dass du sehr vitale Hefe und vor allem genug davon anstellst. Ester sollten wenig bis keine drin sein. Das Malz steht vorn.
Lass die S23 weg. Die estert viel zu kräftig für tmave.
Auch extrem wichtig.. extra weiches Wasser. Lieber Kaufwasser aus dem Supermarkt als zu viel Salze drin.
Das wichtigste was ich gelernt hab: Tmave braucht die Lagerzeit. Meins hat jetzt 72 Tage im Keg kalt gelagert. Jetzt schmeckt es hammer...
Edith sagt: Autocorrect ist ein dummes Astloch.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 19:52
von blackarrow1990
Wow, danke, es gibt so viel zu lernen. Dein Bier sieht perfekt aus. Möchte gerne dabei Hovezi Gulas und danach Marlenka haben.
Bei viel viel C hast du vergoren und welche Temperatur für Nachgärung?
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 20:01
von Ras Tafaric
Ich hab bei arschkalten 8°C angestellt und dabei um ca 10% überpitcht. Dann auf 10°C kommen lassen. Hauptgärung lief für 10d, nach 8 war das Bier aber durch.
Da ich Diacetyl hasse, gabs 3 Tage bei 18°C ausstinken und diacetyl wegrasten lassen. Dann hab ich mit Zucker karbonisiert. 10d bei 18°C gab ich nachgären lassen, dann gings in die Kaltreife.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Montag 10. November 2025, 20:12
von Braufex
blackarrow1990 hat geschrieben: Montag 10. November 2025, 19:43
Braufex hat geschrieben: Montag 10. November 2025, 17:25
blackarrow1990 hat geschrieben: Montag 10. November 2025, 16:05
Gärverlauf:
Hauptgärung: offen, 2 Wochen, 10 °C
Nachgärung: 4 Wochen, 2 °C
Nachgärung bei 2°C ist zu kalt.
Hast Du 20°C gemeint?
Oder meinst Du Reifung des bereits karbonisierten Bieres im Keg?
Ich habe nur Flaschen. Laut meiner Recherche sollte die Nachreifung ebenfalls kalt erfolgen, aber offenbar habe ich da etwas falsch verstanden. Wie wäre hier das richtige Vorgehen?
Du verwechselst
Nachgärung und Reifung.
Zuerst sprichst zuerst von
Nachgärung bei 2°C, dann von Nachreifung.
Bei der
Nachgärung wird (bei Flaschengärung) nach der Abfüllung mit Hilfe der im Jungbier noch enthaltenen Hefe der Restzucker in CO2 zur Karbonisierung umgewandelt. Dabei verarbeitet die Hefe noch Stoffe im Jungbier und baut verschiedene unerwünschte Jungbier-Aromen ab.
Dies sollte nicht unter der Gärtemperatur geschehen, bei Deinem Vorhaben würde ich Dir ca. 15-16°C empfehlen.
Und zur Sicherheit unbedingt ein Flaschenmanometer verwenden, um Fehler rechtzeitig zu erkennen (Bildung von "Flaschenbomben").
Wenn die
Nachgärung abgeschlossen ist, kommt die Reifung.
Die darf gerne bei 2°C durchgeführt werden. Dabei klärt sich Dein Bier und die feinen Schwebstoffe setzen sich am Boden ab.
Sie darf bei einem Lager gerne 6 Wochen und mehr dauern.
Bei mir stell ich bei meinem Pils oder Münchner Dunkel eine deutliche Geschmacks-Verbeserung nach ca. 8 - 10 Wochen fest.
Lies Dich in dieses Thema unbedingt noch ein. Es gibt dazu im Forum einige Threads.
Gruß Erwin
Edit: war natürlich zu langsam ...
Ras Tafaric hat ja schon mit Erfahrung zum Thema geantwortet.
Sieh meinen Post als allgemeine Ergänzung ...
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Mittwoch 12. November 2025, 10:02
von Johnny H
Ich würde eher eine Schüttung wie folgt versuchen:
50% Pilsner
35% Münchner
Rest Spezialmalze
Diese Anteile für das "Malz-Rückgrat" (mir fällt kein anderes Wort dafür ein) findet man oft in Rezepturen für dunkle Lager, und ich habe damit auch gute Erfahrungen gemacht, was Ausgewogenheit betrifft.
Von 20% Cara würde ich Abstand halten. Das könnte sehr mastig und überladen werden.
Meine dunklen (tschechischen) Lager habe ich eher mit 25-30 IBU gebraut, 18 finde ich sehr wenig, aber ausprobiert habe ich das nicht. Über 20 würde ich auf jeden Fall gehen.
Für mich ist ein tschechisches Dunkles auch eher knackig und trocken und keinesfalls übertrieben süß oder gar mastig. Das Budvar Dunkel ist ein sehr guter Standard, falls Du es nicht kennst.
Klick Dich am besten auch mal durch einige Rezeptursammlungen. Hier wäre z.B. ein U-Fleku-Klon von Kurt. Ich kenne Kurts Bier leider nicht, aber das Rezept sieht sehr plausibel aus und Kurt hat sehr viel Erfahrung mit diesen Bierstilen:
https://maischemalzundmehr.de/index.php ... es%20Lager
Dekoktion empfiehlt sich ebenfalls.
Bei der Hefe ist die W34/70 ein guter Standard, aber es gibt unter den tschechischen Lagerhefen einige, die evtl. sogar besser geeignet sein könnten.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Mittwoch 12. November 2025, 14:16
von blackarrow1990
Ich habe mir dann so was gedacht:
Böhmischer Pilsner: 42%
München Malz 1: 40%
Caramünch 2:10%
Carafa 2: 3%
Melanoidin: 5%
IBU: 20 (wie genau das bei meinen kleinen Menge sein kann, habe ich keine Ahnung).
Im Rezept von oben wird bei 12 C vergoren. Ist es nicht zu hoch für W-34/70?
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Mittwoch 12. November 2025, 14:19
von gulp
blackarrow1990 hat geschrieben: Mittwoch 12. November 2025, 14:16
Ich habe mir dann so was gedacht:
Böhmischer Pilsner: 42%
München Malz 1: 40%
Caramünch 2:10%
Carafa 2: 3%
Melanoidin: 5%
IBU: 20 (wie genau das bei meinen kleinen Menge sein kann, habe ich keine Ahnung).
Im Rezept von oben wird bei 12 C vergoren. Ist es nicht zu hoch für W-34/70?
12° ist die Gärtemperatur. Untergärig steht das dann bei 8-10° Raumtemperatur.
Gruß
Peter
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Mittwoch 12. November 2025, 23:03
von maecki-maecki
Pilsner Urquell Hefe (H-Strain) gibt es auch als Trockenhefe M84 von Mangrove Jack, würde ich der W34/70 vorziehen für so ein Bier.
Mäcki
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Donnerstag 13. November 2025, 09:03
von blackarrow1990
Danke, ich werde es nächstes Mal probieren, diesmal habe ich dabei nur W-34/70 und S-23.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Donnerstag 13. November 2025, 09:09
von Juergen_Mueller
maecki-maecki hat geschrieben: Mittwoch 12. November 2025, 23:03
Pilsner Urquell Hefe (H-Strain) gibt es auch als Trockenhefe M84 von Mangrove Jack, würde ich der W34/70 vorziehen für so ein Bier.
Mäcki
Echt? Die M84 ist der PU-Stamm? Das war mir völlig neu.
Diese Hefe hatte ich gerade in einem Dunklen, leider sedimentiert sie nicht so fest wie die W 34/70.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Donnerstag 13. November 2025, 12:11
von Ras Tafaric
Bitte nicht die S23... tu dir den Gefallen. Die estert wirklich ordentlich. Ich liebe die in Landbier oder bernsteinfarbenen Lagern. Aber für was cleanes wie ein Schwarz ist die ungeeignet, find ich.
Thema Urquell:
Urquell hat ne ganze Reihe an Hefen, die sie verwendet haben. Der aktuelle soll der H-Stamm sein (WLP800 oder der Mangrovestamm auch). Den D-Stamm gibts aber als Wyeast 2278 oder OYL-108 noch zu kaufen. Gibt leicht weniger EVG und etwas mehr Schwefelgefahr. Diacetyl "buttern" beide ziemlich rein.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Donnerstag 13. November 2025, 14:13
von Colindo
Fun Fact: Die WLP800 ist genetisch eine obergärige Hefe
Vielleicht passt fürs nächste Böhmische Bier ja eine Altbierhefe?

Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Donnerstag 13. November 2025, 18:27
von Kurt
Für das U-Fleku Clonerezept habe ich die verfügbaren Quellen verwendet und das Resultat ist sehr lecker. Ich kenne aber das Original nicht ;)
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Donnerstag 13. November 2025, 20:37
von Johnny H
Kurt hat geschrieben: Donnerstag 13. November 2025, 18:27
Für das U-Fleku Clonerezept habe ich die verfügbaren Quellen verwendet und das Resultat ist sehr lecker. Ich kenne aber das Original nicht ;)
Ups!
Ich kenne dafür das Original und finde es großartig. Wobei es ca. sechs Jahre her ist, dass ich es ein Mal getrunken habe und ich mich nicht mehr an sensorische Details erinnere, außer einer großartigen Drinkability/Durchtrinkbarkeit.
Re: Tschechisches Dunkellager, kurze Prüfung
Verfasst: Freitag 14. November 2025, 16:08
von Kurt
Es gibt wohl eine neue Quelle, die deckt sich aber beim ersten Querlesen mit meinem Rezept:
https://www.beervanablog.com/beervana/2 ... dark-lager