Spindel / Refraktometer ?!

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
Dr.Edelherb

Spindel / Refraktometer ?!

#1

Beitrag von Dr.Edelherb »

Hi,

ich habe 2 Spindeln von HuM sowieso 2 Refraktometer von HuM (0-18 Brix und 0-32 Brix).
Eben habe ich ein Weizen gebraut und vor der Hefezugabe 100ml zum Spindeln abgefüllt.
Spindel 1 (mit gigantischen 1°P Schritten) zeigt ca 12,8 °P bei 26,2 °C.
Spindel 2 (mit 0,5 °P Schritten) zeigt ca 12,6 °P bei 26,2 °C.
Refraktometer 0-18 Brix ATC zeigt 12,4 Brix.
Refraktometer 0-32 Brix ATC zeigt 12,7 Brix.

Die Refraktometer wurden mit destilliertem Wasser genullt, die Spindeln wie beschrieben von unten abgelesen.
Wenn ich nun die Temperaturkorrektur der Spindelmesswerter und die Korrektur der Refraktometer berechne komme ich auf folgende Werte:
Spindel 1 : 13,21 °P
Spindel 2: 13,01
Refra. 1: 12,02
Refra 2: 12,31


Den Unterscheid würde ich mal als "extrem" bezeichnen.
Hatte jemand mal dieses Problem?
Welcher Wert ist nun verlässlich?
Welches Produkt (Refraktometer und / oder Spindel) würdet Ihr empfehlen um derart große Toleranzen auszuschließen? (Gerne auch Digitalrefraktometer).
Habe gelesen es gibt enorme Unterschiede und nicht alle sollen wohl für Bier geeignet sein.
barniey
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 156
Registriert: Dienstag 22. September 2015, 10:17
Kontaktdaten:

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#2

Beitrag von barniey »

Wenn die Refraktometer ATC sind sollte man keine Temperatur mehr korrigieren müssen, dachte ich.
Viele Grüße

Bernhard
Dr.Edelherb

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#3

Beitrag von Dr.Edelherb »

Was die Korrektur des Refraktometers angeht, so dachte ich die Formel *0.97 gilt unabhängig der Temperatur. Irre ich mich da? Das würde die Werte deutlich näher rücken lassen.
Rudiratlos
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1136
Registriert: Samstag 2. Februar 2013, 12:12

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#4

Beitrag von Rudiratlos »

Dr.Edelherb hat geschrieben: Spindel 1 : 13,21 °P
Spindel 2: 13,01
Refra. 1: 12,02
Refra 2: 12,31


Den Unterscheid würde ich mal als "extrem" bezeichnen.
Die Unterschiede liegen im niedrigen einstelligen Prozentbereich!!! "Extrem" ist was ganz anderes.

Mein Vorschlag: rühr dir eine Zuckerlösung mit bekanntem Stammwürzegehalt an, und messe mit jedem deiner Geräte. Dann weißt du, welchem du am ehesten vertrauen kannst. Aber dabei bitte genau arbeiten, also genaue Waage verwenden und bei 20°C messen.
Dr.Edelherb

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#5

Beitrag von Dr.Edelherb »

Also der Tipp ist gut, aber den Unterschied zwischen 12,02 und 13,21 °P (1,19°P) finde ich schon extrem..
Rudiratlos
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1136
Registriert: Samstag 2. Februar 2013, 12:12

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#6

Beitrag von Rudiratlos »

Dr.Edelherb hat geschrieben:Also der Tipp ist gut, aber den Unterschied zwischen 12,02 und 13,21 °P (1,19°P) finde ich schon extrem..
Ok, ich meinte den Unterschied zwischen den zwei Spindeln. Im Zweifelsfall würde ich immer der Spindel glauben, wenn bei 20°C gemessen wurde und sie bei Wasser 0°P anzeigt.

Edit: Ableseschritte von 1 bzw. 0,5 °P sind natürlich nicht wenig. Solche Spinden sind dann wahrscheinlich eh mehr Schätzeisen als Messinstrumente. Ich hab mir einen 3er-Satz von HuM zugelegt (0-7, 7-14 und 14-21 °P) mit Skala in 0,1°P-Schritten. Habe diese Investition noch nicht bereut.
Zuletzt geändert von Rudiratlos am Sonntag 7. Februar 2016, 21:54, insgesamt 1-mal geändert.
Dr.Edelherb

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#7

Beitrag von Dr.Edelherb »

Auch wenns nicht zum Thema passt, da ich gerade mal dabei bin, ich hätte noch eine weitere Frage.
Ich braue im 18 Liter Bereich, idR werden es immer 3x 5Liter Partyfass und 2-3 1Liter Flaschen + 1 EuroSprudel Flasche mit Manometer.
Nach der Hauptgärung vermische ich (bei gleicher Temperatur) Speise und Jungbier in einem Gärbehälter. Aus diesem Behälter fülle ich dann ab.
Die Konzentration von Speise im Jungbier müsste in allen abgefüllten Behältern absolut gleich sein.
Trotzdem sin die 5L Partyfässer immer wesentlich höher Karbonisiert als die Flaschen.
Woran kann das liegen?
Dr.Edelherb

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#8

Beitrag von Dr.Edelherb »

Dachte ich mir auch (der Spindel eher zu glauben).. aber um den Gärverlauf vernünftig beurteilen zu können benutze ich immer das Refraktometer (allein schon weil man nur ein paar Tropfen braucht).
Das Problem ist jetzt natürlich, wenn die Ausgangsstammwürze schon nicht stimmt wird vermutlich die Berechnung der anhand des Refraktometers gemessenen Daten in Kombination mit der Alkoholkorrektur gleich 10x nicht stimmen..
Deswegen würde mich interessieren ob hier jemand ein Digitalrefraktometer empfehlen kann das verlässliche Werte liefert.
teamplayer

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#9

Beitrag von teamplayer »

Durch ein Digitalrefraktometer bekommst du den 3. Wert, auch da kannst du einige Fehler machen, schau mal hier im Forum, erst kürzlich war wieder ein Thraed hier dabei.

Habe dann noch die 4. Variante für dich: http://hobbybrauer.de/modules.php?name= ... 6#pid75455
flip
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 508
Registriert: Dienstag 10. Dezember 2013, 15:23
Wohnort: Lippe/Hamburg

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#10

Beitrag von flip »

Dr.Edelherb hat geschrieben:Dachte ich mir auch (der Spindel eher zu glauben).. aber um den Gärverlauf vernünftig beurteilen zu können benutze ich immer das Refraktometer (allein schon weil man nur ein paar Tropfen braucht).
Das Problem ist jetzt natürlich, wenn die Ausgangsstammwürze schon nicht stimmt wird vermutlich die Berechnung der anhand des Refraktometers gemessenen Daten in Kombination mit der Alkoholkorrektur gleich 10x nicht stimmen..
Nur falls der Post von barniey oben untergangen sein sollte: Das Refraktometer korrigiert automatisch bis 30°C den Temperaturmessfehler. Deine zweiten Werte ergeben also keinen Sinn.
Du hast eine Differenz von ca. einem halben Grad Plato. Das ist verkraftbar.
El Gordo

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#11

Beitrag von El Gordo »

Wenn das Bier nachher schmeckt, ist es vollkommen egal, ob die Stammwürze ein halbes Grad höher oder tiefer war als geplant.
So was interessiert nur den Zoll, falls man Biersteuer zahlen muss.

Stefan
Benutzeravatar
emilio
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1047
Registriert: Mittwoch 25. Dezember 2013, 09:17
Wohnort: Schopfheim, Wiechs
Kontaktdaten:

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#12

Beitrag von emilio »

Wahrscheinlich hab ich ja nur ein Gurkenmodell erwischt oder ich bin zu dämlich, aber... wenn ihr aus der selben Probe 3x was auf das Refraktometer tröpfelt, bekommt ihr denn da die selben Ergebnisse? Bei mir schwankt das von Messung zu Messung bestimmt um ein Brix. War für mich also höchstens ein Schätzeisen. Ich hab mir daraufhin ein Satz ordentliche Spindeln besorgt. Damit kann auch ein Grobmotoriker wie ich konstante Werte messen.

Gruß,
Andreas
Benutzeravatar
gulp
Moderator
Moderator
Beiträge: 10608
Registriert: Montag 20. Juli 2009, 21:57
Wohnort: Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#13

Beitrag von gulp »

Dr.Edelherb hat geschrieben:Dachte ich mir auch (der Spindel eher zu glauben).. aber um den Gärverlauf vernünftig beurteilen zu können benutze ich immer das Refraktometer (allein schon weil man nur ein paar Tropfen braucht).
Das Problem ist jetzt natürlich, wenn die Ausgangsstammwürze schon nicht stimmt wird vermutlich die Berechnung der anhand des Refraktometers gemessenen Daten in Kombination mit der Alkoholkorrektur gleich 10x nicht stimmen..
Deswegen würde mich interessieren ob hier jemand ein Digitalrefraktometer empfehlen kann das verlässliche Werte liefert.
Sobald Alkohol im Spiel ist zeigen Refraktometer Unsinn an. Sag uns halt mal was alle deine Geräte bei 20° warmen Wasser anzeigen.

Gruß
Peter, dem Spindeln lieber sind.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
Benutzeravatar
Gasflasche
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 606
Registriert: Mittwoch 23. September 2015, 17:08

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#14

Beitrag von Gasflasche »

emilio hat geschrieben:Wahrscheinlich hab ich ja nur ein Gurkenmodell erwischt oder ich bin zu dämlich, aber... wenn ihr aus der selben Probe 3x was auf das Refraktometer tröpfelt, bekommt ihr denn da die selben Ergebnisse? Bei mir schwankt das von Messung zu Messung bestimmt um ein Brix. War für mich also höchstens ein Schätzeisen. Ich hab mir daraufhin ein Satz ordentliche Spindeln besorgt. Damit kann auch ein Grobmotoriker wie ich konstante Werte messen.

Gruß,
Andreas
Ich "lese" mit meinem Refraktometer öfters zwei Mal den Brix-Wert, genau um solche Fehler auszuschließen, die Ergebnisse sind aber immer ziemlich identisch, sprich: es gibt keine Unterschiede die ich wahrnehmen kann.. Ich achte auch immer penibel drauf, dass keine Reste mehr von der letzten Messung in der Pipette stecken, sonst könnte ich mir vorstellen, dass das Fehler verursacht.
Dr.Edelherb

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#15

Beitrag von Dr.Edelherb »

flip hat geschrieben:
Dr.Edelherb hat geschrieben:Dachte ich mir auch (der Spindel eher zu glauben).. aber um den Gärverlauf vernünftig beurteilen zu können benutze ich immer das Refraktometer (allein schon weil man nur ein paar Tropfen braucht).
Das Problem ist jetzt natürlich, wenn die Ausgangsstammwürze schon nicht stimmt wird vermutlich die Berechnung der anhand des Refraktometers gemessenen Daten in Kombination mit der Alkoholkorrektur gleich 10x nicht stimmen..
Nur falls der Post von barniey oben untergangen sein sollte: Das Refraktometer korrigiert automatisch bis 30°C den Temperaturmessfehler. Deine zweiten Werte ergeben also keinen Sinn.
Du hast eine Differenz von ca. einem halben Grad Plato. Das ist verkraftbar.
Die Umrechnung sollte eigtl von Brix nach Plato sein, nicht um irgendeine Temperatur auszugleichen, die Temperatur habe ich nur bei der Spindel ausgeglichen.
gulp hat geschrieben:
Dr.Edelherb hat geschrieben:Dachte ich mir auch (der Spindel eher zu glauben).. aber um den Gärverlauf vernünftig beurteilen zu können benutze ich immer das Refraktometer (allein schon weil man nur ein paar Tropfen braucht).
Das Problem ist jetzt natürlich, wenn die Ausgangsstammwürze schon nicht stimmt wird vermutlich die Berechnung der anhand des Refraktometers gemessenen Daten in Kombination mit der Alkoholkorrektur gleich 10x nicht stimmen..
Deswegen würde mich interessieren ob hier jemand ein Digitalrefraktometer empfehlen kann das verlässliche Werte liefert.
Sobald Alkohol im Spiel ist zeigen Refraktometer Unsinn an. Sag uns halt mal was alle deine Geräte bei 20° warmen Wasser anzeigen.

Gruß
Peter, dem Spindeln lieber sind.
Das man sobald Alkohol im Spiel ist den Fehler rausrechnen muss ist mir bewusst, mir gings aber um die Stammwürze von unvergorenem Bier, noch nichtmal Hefe drin.
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9735
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#16

Beitrag von §11 »

Darüber hab ich im alten Forum auch mal berichtet. Ich hab einige Billig Refraktometer getestet. Ehrlicherweise taugen die nur als Schätzwert. Wenn es darum geht zu sehen ob die Gärung durch ist sind die gut, sonst kann man die Werte vergessen. Teilweise ist der Fehler nicht mal linear.

Bei mir hat sich das Problem dadurch lösen lassen das ich mir ein vernünftiges Marken Refrakrometer gekauft habe. Siehe da, plötzlich ist da auch fast keine Abweichung mehr zur Markenspindel.

Meine Erfahrung ist aber das Billigspindeln um Klassen besser sind als Billigtefraktometer.

Gruß

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
Smeg
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 185
Registriert: Dienstag 3. November 2015, 06:02
Wohnort: Osnabrück

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#17

Beitrag von Smeg »

habe beim letzten Sud mit 2 Spindeln und einem Refraktometer gemessen und ebenfalls Differenzen +- 0,5 °P gehabt. Diese Schwankungen sind durchaus zu verkraften.
Benutzeravatar
Bergbock
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1474
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2008, 22:07
Wohnort: Baselbiet

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#18

Beitrag von Bergbock »

Der grösste Fehler, den man bei Refraktometern machen kann, ist zu heisse Würze messen.
Klingt erstmal seltsam, da ja die ATC genau dies kompensieren soll, die Ursache hierfür liegt aber nicht am Refraktometer sondern an der Flüssigkeit.

1 Tropfen heisse Würze auf das Messgerät aufgebracht schwankt in der Messung deshalb, weil sich durch Verdunstung die Konzentration sofort ändert. Bei nur einem kleinen Tropfen macht diese Verdunstung doch schon einiges aus und man erhält ziemlich starke Schwankungen, wenn man die Messung wiederholt (> 0.5 Brix)
Mein Tipp : 200 ml Würze entnehmen, abkühlen im Wasserbad bis Du auf etwa 30 °C bist. Dann Auftropfen und danach noch 2 Minuten warten, bis sich die Temperatur sauber eingestellt hat.
Hast Du Luftbläschen auf dem Glas, Refraktometer abspülen, reinigen und neu auftropfen.

Seit ich so verfahre, habe ich zwischen Spindel und Refraktometer fast keine Abweichungen mehr und auch die Reproduzierbarkeit der Messungen ist sehr, sehr gut geworden.

Frank
Benutzeravatar
Ursus007
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2865
Registriert: Mittwoch 7. August 2013, 14:09

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#19

Beitrag von Ursus007 »

Neben dem Vermeiden von Luftblasen sollte man auch beachten, dass keine festen Partikel (Pelletfetzen, Hopfenharze) mit auf das Refraktoglas kommen. Das macht die Linie sehr unscharf und somit schlecht ablesbar. Es muß ein sauberer, dünner Flüssigkeitsfilm sein.

Wenn man seine Spindel während der Gärung beständig schwimmen läßt, hätte ich auch Bedenken, dass sich Hopfenharze an der Spindel ansetzen, ganz so wie an der Gärbehälterwand auch. Und diese verfälschen natürlich auch den Spindelwert.

Ursus
Aus der Kehle dringt ein Schrei:
Schütt's nei, schütt's nei!
Benutzeravatar
Johnny H
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4177
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2013, 22:08
Wohnort: Graz, Österreich

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#20

Beitrag von Johnny H »

Bergbock hat geschrieben:Der grösste Fehler, den man bei Refraktometern machen kann, ist zu heisse Würze messen.
Klingt erstmal seltsam, da ja die ATC genau dies kompensieren soll, die Ursache hierfür liegt aber nicht am Refraktometer sondern an der Flüssigkeit.

1 Tropfen heisse Würze auf das Messgerät aufgebracht schwankt in der Messung deshalb, weil sich durch Verdunstung die Konzentration sofort ändert. [...]
Deswegen die Spitze des zugeklappten Refraktometers in die Flüssigkeit tauchen. Durch die Kapillarwirkung zieht es genügend Flüssigkeit in den Spalt und nichts verdunstet!

Die Abweichungen zwischen Spindel (billig) und Refraktometer (auch billig) kenne ich aber trotzdem. Gestern gemessen (Anstellwürze im abgekühlten Spindelzylinder, Refraktometer war frisch mit Leitungswasser eingestellt): 14,3°B / 14,6°P :puzz
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
Benutzeravatar
Bergbock
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1474
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2008, 22:07
Wohnort: Baselbiet

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#21

Beitrag von Bergbock »

Johnny H hat geschrieben: Deswegen die Spitze des zugeklappten Refraktometers in die Flüssigkeit tauchen. Durch die Kapillarwirkung zieht es genügend Flüssigkeit in den Spalt und nichts verdunstet!

Die Abweichungen zwischen Spindel (billig) und Refraktometer (auch billig) kenne ich aber trotzdem. Gestern gemessen (Anstellwürze im abgekühlten Spindelzylinder, Refraktometer war frisch mit Leitungswasser eingestellt): 14,3°B / 14,6°P :puzz
Das kann ich leider nur bei abgekühlter Würze bestätigen. Bei heisser Würze hatte ich mit diesem Verfahren auch erhebliche Messschwankungen.
Benutzeravatar
Smeg
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 185
Registriert: Dienstag 3. November 2015, 06:02
Wohnort: Osnabrück

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#22

Beitrag von Smeg »

Aber wenn ich die Würze auf 30 °C abkühle, dann kann ich auch direkt spindeln... daher nehme ich lieber die Schwankungen in Kauf! Jaja Geduld und so :redhead
Benutzeravatar
Trooper
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 164
Registriert: Freitag 24. Mai 2013, 11:10
Wohnort: Kaarst

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#23

Beitrag von Trooper »

Interessant... dachte bislang eigentlich auch immer, dass mein Refraktometer mit ATC immer korrekte Werte ausspucken sollte - egal bei welcher Temperatur.

Habe neulich parallel mit Refraktometer und Spindel gemessen. Bei Mehrfachmessungen mit dem Refraktometer war zwischen 14,7% und 15,3% alles dabei. Die Spindel kam auf 14,1% nach Temperaturkorrektur. Habe es noch nie erlebt, dass sich Refrakto und Spindel mal absolut einig waren.

Bislang habe ich mich eher auf das Refraktometer verlassen, werde zukünftig aber wohl wieder auf die gute alte Spindel setzen. Wenn ich für's Refraktometer erstmal auf 30 Grad runterkühlen muss, hat das Teil seine Existenzberechtigung verloren - dann kann ich wirklich gleich zur viel genaueren Spindel greifen.
Benutzeravatar
Bergbock
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1474
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2008, 22:07
Wohnort: Baselbiet

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#24

Beitrag von Bergbock »

@Smeg und Trooper :
Das kann man natürlich so sehen. Allerdings geht das Abkühlen dieser kleinen Mengen im Wasserbad doch relativ schnell.

Ich kann mich nur wiederholen, seit ich die Würze abkühle, habe ich absolut vergleichbare Werte von Refraktometer und Spindel. Seit ich dessen sicher bin, lasse ich die Spindel auch meistens weg.
Und zum Verfolgen der Gärung ist das Refraktometer ohnehin konkurrenzlos.

Frank
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9735
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#25

Beitrag von §11 »

Ich lehn mich mal jetzt sehr weit aus dem Fenster, aber kann eine Spindel und ein Refraktometer ueberhaupt das Gleiche anzeigen?

Die Messmethoden beruhen ja auf zwei absolut unterschiedlichen Messpronzipien. Die Spindel beruht auf dem archimedischen Prinzip. Je Dichter die Fluessigkeit, desto mehr Masse verdraengt ein Koerper und desto weniger taucht er ein (bei konstantem Gewicht des Koerpers). Das Refraktometer misst im Prinzip den Brechungswinkel bei Uebergang des Lichtes aus dem festen Prisma in die Messfluessigkeit. Dieser hat natuerlich ebenfalls etwas mit der Dichte zu tun.

Nun aber der Unterschied, die Spindel is in unseren Breiten auf Plato geeicht, heisst es wird einfach fuer die Fluessigkeit die selbe Massendichte angenommen wie eine waessrige Saccharoseloesung hat. Es ist aber nicht gesagt das die Dichte der Wuerze nur dadurch verursacht wird. Im Gegenteil, wir wissen ja das in der Wuerze auch Salze usw. geloest sind, die die Dichte veraendern. Mit anderen Worten, wenn ich Salzwasser mit der Spindel messe, wird sie mir eine nicht vorhandene Stammwuerze vorgaukeln.

Leider ist meine Physikvorlesung schon ein paar hl her. Aber ich meine mich zu erinnern das der Brechungsindex einer Fluessigkeit nicht nur von deren Dichte, sondern auch von deren Zusammensetzung abhaengt. Genau deshalb laesst sich ja z.B. Protein im Urin mit Refratometrie nachweisen, weil das Eiweis den Brechungsindex beeinflusst (und zwar nicht nur durch die Dichteaenderung).

D.h. auf Grund der Messmethoden und der Eichung duerften beide Systeme unterschiedliche Werte anzeigen, die beide mehr oder weniger "falsch" sind (eigentlich koennen beide nicht falsch sein, da sie beide nicht von absoluten sondern von relativen Werten ausgehen).

Das wuerde sich ja keicht beweisen lassen. Ich hab leider gerade weder eine Spindel noch ein Refraktometer zur Hand, aber wenn man z.B. eine 10 gew/gew % NaCl Loesung herstellt und beides misst, sollten auch unterschiedliche Werte angezeigt werden.

Spinnt man den Gedanken jetzt weiter, sollte jede Wuerze auf Grund Ihres Zuckerspektrums und der entsprechenden unterschiedlichen Molgewichte der unterschiedlichen Zucker, auch unterschiedliche Dichten aufweisen obwohl der gesamte "Zuckergehalt" (wohl besser Kohlehydratgehalt) gleich sein kann.

Ich hoffe ich habe euch jetzt total verwirrt :redhead Aber es gibt eine Abhilfe, die ich schon seit Jahren predige:

Glaubt doch nicht immer stoisch jeden Messwert!!! Nur weil es irgendwo steht muss es noch lange nicht richtig sein

So das hilft jetzt aber erstmal uach nicht weiter, oder? Doch tut es, schauen wir uns naemlich die Messungen in der Brauerei an, sieht man das es sich eigentlich immer um Differenzmessungen handelt. Ich will wissen wie ob und wie weit sich die Dichte veraendert. Daraus ziehe ich meine Schluesse. Dabei ist es primaer erstmal total egal ob ich im Sudhaus nun 12 oder 17P messe. Wenn ich mit dem selben Messsystem messe, sollte ich die selbe Differenz erhalten wenn ich spaeter das endvergorene Bier messe, oder?

Will man also nicht einige Hundertausend fuer Analytik (GC, HPLC und Enzymatische Bestimmung) ausgeben, sollte das doch reichen, oder?

Gruss

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
Morena von Nürnberg
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 518
Registriert: Mittwoch 5. November 2014, 15:42
Wohnort: Jacuma/Conde Nordbrasilien

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#26

Beitrag von Morena von Nürnberg »

Dr.Edelherb hat geschrieben:Auch wenns nicht zum Thema passt, da ich gerade mal dabei bin, ich hätte noch eine weitere Frage.
Ich braue im 18 Liter Bereich, idR werden es immer 3x 5Liter Partyfass und 2-3 1Liter Flaschen + 1 EuroSprudel Flasche mit Manometer.
Nach der Hauptgärung vermische ich (bei gleicher Temperatur) Speise und Jungbier in einem Gärbehälter. Aus diesem Behälter fülle ich dann ab.
Die Konzentration von Speise im Jungbier müsste in allen abgefüllten Behältern absolut gleich sein.
Trotzdem sin die 5L Partyfässer immeer wesentlich höher Karbonisiert als die Flaschen.
Woran kann das liegen?
Damit deine Zusatzfrage nicht untergeht.

Natürlich sind Partyfass und Flaschen nicht NICHT unterschiedlich karbonisiert. Bei Flaschen fällt es nur weniger auf wenn mal etwas höher karbonisiert war oder noch Restextrakt vergoren wurde.
Meine Empfehlung wäre, Partyfässchen immer 0,5 g/l unter dem der Flasche karbonisieren. Bei vielen Bieren also etwa 4,5 g/l.

Gruss Ralf
Dr.Edelherb

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#27

Beitrag von Dr.Edelherb »

Ich hab mir jetzt mal 2 Digital Refraktometer rausgesucht.

https://shop.hannainst.de/shop/shop/ref ... -v/v?c=173

https://shop.hannainst.de/shop/shop/ref ... er-tragbar

Beide messen Saccharose.. das erste 0-50 Brix, das zweite 0-85 Brix.
Der andere Unterschied ist, das erste kann zusätzlich den wahrscheinlichen Alkoholgehalt (allerdings rein rechnerisch) messen.
Funktioniert das bei Bier auch? Oder nur bei Wein?
Hab son Gefühl das die Funktion sinnlos ist.. würde dann lieber das zweite nehmen.

Kennt sich da jemand aus?
Benutzeravatar
christianf
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 578
Registriert: Freitag 4. November 2016, 22:24

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#28

Beitrag von christianf »

Ich muss jetzt doch diesen alten Beitrag noch einmal kommentieren, um ein Missverständnis zu korrigieren.
§11 hat geschrieben: Montag 8. Februar 2016, 16:38 Die Messmethoden beruhen ja auf zwei absolut unterschiedlichen Messpronzipien. Die Spindel beruht auf dem archimedischen Prinzip. Je Dichter die Fluessigkeit, desto mehr Masse verdraengt ein Koerper und desto weniger taucht er ein (bei konstantem Gewicht des Koerpers). Das Refraktometer misst im Prinzip den Brechungswinkel bei Uebergang des Lichtes aus dem festen Prisma in die Messfluessigkeit.
Absolut korrekt!
§11 hat geschrieben: Montag 8. Februar 2016, 16:38Dieser hat natuerlich ebenfalls etwas mit der Dichte zu tun.
Nein, hat es nicht. Der Brechungsindex hat etwas mit der optischen Dichte eines Mediums zu tun und die ist etwas ganz anderes als die Massendichte. Die optische Dichte hat etwas damit zu tun, wie stark ein Medium Licht abbremst. Durch die verschiedenen Lichtgeschwindigkeiten in Medien ändert sich dann an der Grenzfläche die Richtung der Wellenfronten des Lichts und damit die Richtung des "Lichtstrahls". Dieses Abbremsen hat nichts mit der Massendichte zu tun, sondern damit, wie stark unterschiedliche Substanzen mit dem elektromagnetischen Feld des Lichtes wechselwirken.
Die Stärke dieser Wechselwirkung hängt aber natürlich von der Menge dieser Stoffe ab, weswegen die Änderung des Brechungsindex proportional zur Menge der gelösten Stoffe ist.
§11 hat geschrieben: Montag 8. Februar 2016, 16:38 Nun aber der Unterschied, die Spindel is in unseren Breiten auf Plato geeicht, heisst es wird einfach fuer die Fluessigkeit die selbe Massendichte angenommen wie eine waessrige Saccharoseloesung hat. Es ist aber nicht gesagt das die Dichte der Wuerze nur dadurch verursacht wird. Im Gegenteil, wir wissen ja das in der Wuerze auch Salze usw. geloest sind, die die Dichte veraendern. Mit anderen Worten, wenn ich Salzwasser mit der Spindel messe, wird sie mir eine nicht vorhandene Stammwuerze vorgaukeln.
Das ist natürlich wieder korrekt. Daher braucht man ja die sogenannten Würze-korrigierten Brix-Werte in den Berechnungen, da die Würze noch andere Substanzen als Saccharose enthält. Und da nicht jede Würze gleich ist, muss man eigentlich den Korrekturwert für unterschiedliche Bierstile immer neu bestimmen.
Benutzeravatar
Räuber Hopfenstopf
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2546
Registriert: Mittwoch 15. Juli 2020, 07:50

Re: Spindel / Refraktometer ?!

#29

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Ich habe zwei preiswerte Refraktometer und eins von Atago. Die liegen alle ganz gut beisammen.
Aber: Die Probe muss Raumtemperatur haben, ATC hin oder her. Ich kühle die in kleinen Flaschen ab, bevor ich messe. Da verdunstet Flüssigkeit beim Auftragen. Und mit dem Wasser kalibrieren, das zum Brauen genommen wird. Bei destilliertem Wasser misst Du den Gehalt an löslichen Substanzen mit.
Wenn man es genau wissen möchte, muss sowieso eine Dreifachbestimmung gemacht werden. Der Fehler lag jetzt im ersten Beitrrag irgendwo bei 8%. Auf die Hälfte kann man das sicherlich drücken. Aber ein Messfehler bleibt immer.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
Antworten