mein Name ist Ralf, bin 54 Jahre jung. Ich lebe seit 4 Jahren mit meiner brasilianischen Frau hier in Nordbrasilien. Ich nenne mich hier Morena von Nürnberg, weil Biere in Brasilien meistens weibliche Namen bekommen. Morena von Nürnberg ist der Name meines ersten Bieres, ein Nürnberger Braunbier.
Vor einigen Jahren schon habe ich etwas von Hausbrauanlagen gelesen und hatte die Idee das mal zu versuchen. Das ganze geriet dann aber in Vergessenheit, berufliche Neuorientierung, Aufbau einer Firma, das Leben hat mir eben keine Zeit gegeben.
Hier in Brasilien hat mich ein deutscher Landsmann an diese damalige Idee erinnert. Die Begeisterung und der Wissensdurst kannten schnell keine Grenzen. Erste Hindernisse waren eher meine manchmal etwas langsame Internetverbindung, die an Wochenenden, dann wenn die brasilianischen Turisten ihre Wochenendhäuser beziehen, auch schon mal ganz streikt.
Bisher habe ich 3 Sude gut durch die Gärung gebracht. Zwei besagte Nürnberger Braunbiere und ein IPA. Für die nächsten Biere, für den Hobbybrauer so kurz vor den Feiertagen habe ich zwei weitere geplant. Ein pseudo-böhmisches Pilsener und ein Düsseldorfer Alt.
Da wir hier nah am Äquator leben und das ganze Jahr über Temperaturen um die 30 Grad haben, gibt es ein paar Besonderheiten bei der Bierproduktion. Nach meinem ersten Sud wollte ich mit meinem Chiller mit vorbereitetem Eis gekühltes Wasser aus Behältern meine Würze herunterkühlen. Die Anstelltemperatur habe ich zunächst nicht erreicht, weil meine Eisvorräte aufgebraucht und unser Wasser hier 28 Grad hat. Ich musste mir dann in 5 Kilometer Entfernung Eisnachschub besorgen.
Meine Gäreimer stehen übrigens in meinem Miniklimaraum. Eine grosse Styroporbox (40x40x80cm) mit 2 Schotten. Die Schottungen sind notwendig um die Gäreimer nicht direkt mit den Kühlakkus in Kontakt zu bringen. Das ganze hat einen Deckel mit kleinem Loch für die Temperatursonde der Digitalanzeige. Ausserdem gibt es noch eine Entleerungsöffnung für das Tauwasser.
Rezepturen kann ich hier in den seltensten Fällen wohl Original nachbrauen. Die Hobbybrauerszene in Brasilien ist noch überschaulich und fast ausschliesslich in Südbrasilien zu finden, dort wo viele deutsche und italienische Imigranten ihr eigenes Brasilien damals aufgebaut haben.
So ist es auch zu erklären das meine Zutaten eine Reise von 4000 Km mit bis zu 2 Wochen dauernder Reisezeit machen müssen. Die Frachtkosten machen mein Bier gleich doppelt so teuer, aber.....es lohnt sich doch. Der Geschmack und die Möglichkeiten überzeugen.
Ich bin in 400 Km Entfernung die einzigste Brauerei hier im Norden

Mein Equipement habe ich nach den ersten Suden nun komplett umgebaut. 50 Liter Alutopf für das Anschwänzwasser mit Ablaufkugelhahn trifft oben auf den Eingangskugelhahn der 100 Liter Sudpfanne. Der Vorteil ist, das bei beiden Töpfen der Deckel drauf bleiben kann und das Anschwänzwasser weiter mit dem Gasbrenner auf Temperatur gehalten wird. Unten in der Sudpfanne ist meine Kupferrohrdrainage. Ein Schlitzsystem was passgenau in den Boden eingelegt wird und deren Ablauf in ein Auslaufloch mit am Ende 1 1/4 " Kugelhahn nach draussen geführt wird. Das Anschwänzwasser läuft oben auf ein Tropfblech mit 50 cm Durchmesser, dem der Sudpfanne. Das Tropfblech ist ebenfalls aus Aluminium und besteht aus zahlreichen Minilöchern, die durch Eintreiben eines Stahlnagels entstanden sind. Jedes dieser Löcher hat dadurch seine eigene Traufkante.
Bisher habe ich in Flaschen abgefüllt

So ist auch hier Änderung vorbereitet. Eine Zapfanlage für 5 Liter Partyfässer ist schon bestellt und an meine Tochter in Deutschland ausgeliefert worden. Die 500 Gramm Kohlensäureflasche wird entleert bevor das ganze Mitte Dezember von einer Bekannten mitgenommen werden soll. Alles zusammen 8 Kg Gewicht. Eine Anfrage was zu tun ist um die leere Flasche mit offenem Ventil mitzunehmen ist bei der Fluggesellschaft gemacht, die Antwort von Condor steht noch aus.
Hat jemand Erfahrung mit der Mitnahme von entleerten Druckgasflaschen ins Flugzeug gemacht?
Es gäbe noch viel zu schreiben, für heute reicht es erst einmal.
Meine Anlage werde ich fotografieren und hier vorstellen.
Ach ja, eines noch. Es gibt hier einen Berliner, Jörg heisst er glaub ich. Er hat eine interessante Müggellandbrauereiseite aufgebaut. Da ich selbst Apps für Android schreibe würde ich gerne mit ihm Kontakt aufnehmen. Seine ansprechenden Hilfsmittel (Rezeptplaner, Lagerhaltung, Zutatendatenbank und Formelsammlung) liessen sich auch für Tablet und Smartphone umsetzen. Man muss das Rad nicht zweimal erfinden, vielleicht stellt er mir Kenndaten von Malz, Hefe, Hopfen und Biertypen zur Verfügung, wär doch Information noch schneller Griffbereit.
Danke an die Hobbybrauer dieses Forums, die mir unglaublich viel mit ihren Beiträgen geholfen haben, ein tolles Forum mit netten Leuten hier.
Allzeit gut Sud
Ralf