So, ein kurzes Zwischen Update.
Ich habe auch den Eingangspost mal editiert, um klarzustellen, dass ich den Grainfather benutzt habe.
Ich wollte eigentlich einen bebilderten Bericht einstellen, das hat aber nicht geklappt.
Muss ja auch nicht sein. Soooo viel anders als die bekannten Bilder sind meine ja logischerweise auch nicht.
Also nun zum Bericht meines allerersten Sudtages mit dem Grainfather.
Achtung: Jetzt kommt eine Wand von Text.
Ich hatte mir im Vorfeld ja den Kopf beinahe zerbrochen und Euch auch genügend genervt, dadurch aber jede Menge guter Tipps bekommen, dafür noch mal vielen Dank!
Der Brautag hat dann (inklusive Sachen zusammensuchen, Grundreinigung der noch neuen Utensilien, viel Herumtrödeln und Gedanken sortieren) doch 10 Stunden gedauert und danach habe ich Muskeln und Knochen gespürt, von deren Existenz ich noch gar nichts gewußt hatte bis dahin...
Dazu kam noch, dass der Wasserhahn im Waschkeller wohl seit 40 Jahren unbenutzt war.
Da waren so komische ganz kleine schwarze Pulverkrümel im Eimer, die sich beim Abgießen zu einer schleimigen, glibberigen Nacktschnecken/Blutegel artigen Konsistenz vereinigt haben.
Die haben auch gezuckt, aber das kann daran gelegen haben, dass ich, nervös und unterhopft wie ich war, ganz einfach etwas gezittert habe.
Gesehen hatte ich sowas noch nie zuvor, und will ich auch nicht mehr.
Also stattdessen 5 Liter weise das Wasser treppauf/treppab geschleppt. 10 mal. 15 Liter für die Grundreinigung, 35 zum Brauen.
Zum Kühlen habe ich den Hahn aber benutzt, und danach (so ca. 60 Liter später) war das dann auch OK, also nächstes mal kein Thema mehr.
Die betroffene Leitung ist auch nur ca. 2 Meter lang, ist eh erstaunlich, dass sich da sowas Hartnäckiges drin bilden konnte.
Ich habe also wohl ein Biotop vernichtet, hoffentlich waren keine intelligenten Lebensformen darunter. Sah nicht so aus. Wissen kann man's aber nicht.
Nun bin ich nichtsdestotrotz froh und glücklich, "mein erstes mal" ohne Katastrophen überstanden zu haben, und freue mich darauf, in Zukunft mit etwas mehr Erfahrung an diese Dinge heranzugehen.
Es hat trotz aller Nervosität und Anstrengungen (physisch wie psychisch) wirklich Spaß gemacht und das Gefühl, wenn der Gäreimer steht, die Hefe drin ist und die Gerätschaften geputzt sind, der Treber auf dem Kompost verteilt, das ist einfach grandios.
Zunächst zum Wasser:
Ich hab das durchgezogen und 15,4g Gips, 3,4g CaCl
2, sowie 4,5 ml Milchsäure (vorher zwecks Dosierung verdünnt auf 19 ml) auf Sparge und Strike Wasser im Verhältnis verteilt.
Also die Restalkalität auf unter 0 gebracht, den pH auf hoffentlich ca. 5,5 und Sulfat sowie Kalzium auf dann doch krassere Werte (siehe mein letzter Post diesbezüglich).
Der Grainfather hat super funktioniert.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass in einem kalten Keller wie dem meinen das 500 Watt Heizelement manchmal nicht ganz ausreicht um die Temperatur zu halten.
Ich musste immer wieder auf "Normal" schalten, um die angestrebte Temperatur zu halten (und rechtzeitig wieder zurückschalten, damit es nicht zu sehr "überschießt").
Hab mir dann auch gleich den passenden Thermo Präser bestellt, damit das in Zukunft etwas unbeaufsichtigter laufen kann.
Ich dachte, ich spar mir den (beim Schnapsbrenner wäre er ja dabei gewesen) und hab nun anstatt 25 Euro zu sparen 25 draufgezahlt. Nun ja. Bei den Investitionssummen die man anfangs hat ist das ja praktisch Portokasse.
Beim ersten mal ist man ja auch gerne die ganze Zeit dabei, aber 4 Grad Abweichung sind dann doch auf Dauer bestimmt nicht so gut.
So konnte ich das diesmal gut kompensieren.
Der Duft war, wie vorhergesagt und erwartet, himmlisch.
Er zog durchs ganze Haus, aber meine Familie hat
sehr positiv darauf reagiert.
Mit dem Sparge/Läutern war ich nach etwa 30 Minuten durch; was die Temperatur betrifft, bin ich mir nicht ganz sicher, denn natürlich hat mein Thermometer den Geist aufgegeben.
Die angezeigten 55 Grad haben nie und nimmer gestimmt. Kam auch gleich in den Müll.
Da war ich dann froh, dass wenigstens der pH auch im "Sparge Water" halbwegs korrekt eingestellt war, da sind also keine größeren Katastrophen zu erwarten.
Irgendwo zwischen 65 und 80 Grad war ich wohl, sollte halbwegs passen, die Temperaturanzeige des GF blieb jedenfalls die ganze Zeit über bei um die 74-76 Grad.
Pre-Boil kam ich mit dem Refraktometer auf 14,2 Brix/1,055 SG.
Allerdings nicht wirklich temperaturbereinigt. Volumen pre-boil war etwa 28,5 Liter, bei etwa 6 kg Schüttung (5,1 kg Pale Ale, 800 g MüMa, je Hälfte Typ I und II, und 150 g CaraMünch II).
19,5 Liter Wasser für die Maische, knapp 14 Sparge.
Dann habe ich auf "Boil" gestellt, relativ schnell 98 Grad erreicht, und es hat auch schon gekocht.
Anfängerfehler: Ich habe darauf gewartet, dass die Temperatur noch steigt und der GF zu piepsen anfängt mit "HH" in der Anzeige.
Das passiert in München (500 Meter über Meeresspiegel) natürlich nicht. Da kocht das Wasser nun mal bei 98 und nicht bei 100.
Demnach kann man es auch nicht höher erhitzen.
Nach etwa 15 Minuten wurde mir das klar und ich begann mit dem "eigentlichen" Kochvorgang halt etwas verspätet.
Kurze Zwischenanmerkung:
Ich wußte ja bereits, daß Hopfen und Hanf botanisch stark verwandt sind.
Aber beim Öffnen der ersten Packung (Green Bullet) konnte ich es kaum glauben.
Das riecht ja wirklich fast genau gleich!
Also die Pellets reingeworfen und alle 15 Minuten mit dem Holzpaddel die Heizplatte ein wenig abgekratzt (wie empfohlen).
Dabei aufgepasst dass ich den Hopfenfilter nicht wegrühre.
Cascade (ebenfalls super lecker duftend) dann wie im Rezept angegeben 10 und 5 Minuten vor Ende.
Irish Moss habe ich lieber mal etwas niedriger dosiert, statt 5g habe ich 4g genommen und 15 Minuten vor Ende des Kochens dazugegeben.
Mein "Problem" mit den Whirlpool Zugaben bei unter 80 Grad (siehe weiter oben hier) habe ich gelöst, indem ich diese in der French Press (Bodum Kaffeekanne, die zum Runterdrücken) zum Hopfentee verarbeitet habe.
Also kochendes Wasser in die French Press, gewartet bis auf ca. 70-75 Grad runter, Hopfen rein und nach 20 Minuten runtergedrückt/gefiltert.
Den "Hopfentee", das waren etwa 0,33 Liter, dann direkt in den geputzten Gäreimer gegeben. Ich hoffe, der Verdünnungseffekt auf 23 Liter hält sich in Grenzen.
Unglaublich, wie viel Wasser der Pellet Hopfen bindet. Rechnerisch werde ich wohl beim Stopfen nochmal gut einen halben Liter verlieren.
Die Kühlung verlief absolut brilliant.
Ich musste den Wasserhahn fast ganz zudrehen, sonst hätte ich eine Würze Temperatur von 10 Grad gehabt.
Der Gegenstromkühler vom GF ist wirklich
extrem effektiv.
Bei meinen Hopfenzugaben (nur Pellets) von insgesamt 62 Gramm (ohne Socken, Polyester oder sonstwas) war zu erwarten, dass sich die Pumpe zusetzt.
Das ist dann auch passiert, nach etwa 10 Minuten kam nur noch ein (sehr kaltes) Rinnsal aus dem Ablaßschlauch.
Dann habe ich das getan, was ich in schmerzlich zeitverschlingenderweise in einem über 100 seitigen englischen Forumsthread gelesen hatte.
Ich habe aus dem Sicherheitsventil die Kugel und die Feder entfernt.
Und siehe da: Es floß wieder. Nach 25 Minuten war alles abgepumpt, und ich habe den GF dann sogar auf die Filterseite gekippt, um so viel wie möglich rauszupumpen.
Die Endtemperatur der Würze lag bei 16 Grad, also fast genau Umgebungstemperatur.
Der Filter war am Ende zugesetzt mit bestimmt mehr als 2 cm Hopfenmatsch, aber das hat nix gemacht. Die Pumpe lief und lief.
Foto ist hier zu sehen:
viewtopic.php?p=116349#p116349
Dann habe ich (mit jeder Menge Trödelei) noch etwa 2 Stunden gebraucht, den Treber auf den Kompost zu schmeißen und überhaupt alles wieder aufzuräumen und (penibel) sauber zu machen.
Währenddessen habe ich natürlich dann auch etwas gegen meine persönliche Unterhopfung getan, mit meinem geliebten Augustiner Weißbier.
Zum Resultat:
Für's erste mal eigentlich (fast) eine Punktlandung.
Angestrebt waren 15,3% Stammwürze, an die 15,1% habe ich wohl erreicht laut Spindel, das Refraktometer hat 1.060/15,2 Brix gesagt bei 24 Grad.
Die ca. 0,3 Liter Hopfentee sind da allerdings nicht mit drin, also etwas verdünnt habe ich das Ganze noch (fiel mir natürlich erst auf als es schon zu spät war).
Sollte auf 23,4 Liter (angepeilt waren 23) aber nicht die Riesen Katastrophe sein.
Mit der Ausbeute von rechnerisch 60% bin ich noch nicht zufrieden, irgendeinen Fehler muss ich wohl gemacht haben. Mit dem GF soll man ja angeblich über 70% schaffen.
Dennoch, meine Meßergebnisse entsprechen ziemlich genau dem was ich erwartet habe, also beschwere ich mich nicht.
War ja der erste Versuch, da kann man nicht meckern.
Wahrscheinlich hätte es etwas weniger Sparge Wasser auch getan. Zucker waren jedenfalls keine mehr drin, ich habe den Geschmackstest gemacht...die Malze waren wirklich komplett ausgewaschen; süß war da jedenfalls nix mehr.
Mit den IBU komme ich wohl (nach meiner Zeitmessung) eher auf 55 als auf die angepeilten 50, aber das wird man ja nicht großartig spüren.
Nun noch eine Frage:
Ich habe, genau nach Anleitung, etwa 16g (anderthalb Päckchen) Nottingham Hefe angestellt, in etwa 25 Grad warmem Wasser, das ich dann langsam auf 18 Grad gekühlt habe.
Leider musste ich aber nach 20 Minuten rühren, sie wollte von selber nicht absinken und sich selber rehydrieren. Zumindest der größte Teil davon.
Außerdem mußte ich um alles rauszukriegen einen Teil davon in den Gäreimer "hineinlöffeln".
Dabei habe ich einen desinfizierten Silberlöffel verwendet, und ihn nicht in die Würze eingetaucht, sondern nur "abgeklopft".
Es war aber ein gefülltes Wasserglas mit "Hefebaaz". Hat auch deutlich nach Bäckerhefe gerochen.
Ich habe momentan nur etwa 14 Grad im Keller, laut einem alten Thermometer, was da schon lange rumhängt.
Der Gäreimer zeigt 16 (aufgeklebtes Flüssigkristallthermometer) und ich bin mir nicht sicher was nun stimmt.
Die Hefe hat nach nunmehr 24 Stunden immer noch nicht angefangen zu "blubbern".
Der Deckel wölbt sich inzwischen nach oben (den hatte ich eingedrückt), aber das mag Wunschdenken sein.
Ist ein Plastik Fermenter, 30 Liter, ca. 23,3 Liter gefüllt. Dicht sollte alles sein, das hab ich gefühlte 10 mal geprüft.
Wie lange kann das dauern, bis die Notti "anspringt" bei so niedrigen Temperaturen?
Ab wann muss ich mir Sorgen machen, falls weiterhin nix passiert?
Soll ich den Eimer ins Wohnzimmer verfrachten?
Und falls jemand wirklch den ganzen Post gelesen hat, würde ich mich über Tipps, Anregungen und auch jegliche Kritik wirklich freuen!
EDIT sagt:
Vergesst obige Frage, sie hat sich erledigt, oh yeah!
Gerade nochmal in den Keller gegangen, und siehe da:
Es macht
Blubb. Und zwar so
richtig. Bei 13-14 Grad momentan (!), Gäreimer zeigt 15-16. Nachts ist es ja kälter.
Hat etwa 20 Stunden gedauert, bis es los ging. Bei der Temperatur ja nicht wirklich verwunderlich.
Aber jetzt etwa 4 "Blubb" pro Minute, also bereits mächtig was los da drin. Freu mich grad wie ein Schnitzel.
Am liebsten würd ich jetzt dabeibleiben und die Blubbs zählen. Oh wie geil das ist.
Scheint also wirklich und tatsächlich ein Bier draus zu werden.
Gleich nach dem nächsten Rezept stöbern, jetzt bin ich sowas von angefixt. Oh je oh je das kann ja was werden.
Das erste mal halt. Sorgen über Sorgen. Jetzt bin ich endlich beruhigt.