Angesetzter Schnaps mit Hopfen

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Bierwisch
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Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#1

Beitrag von Bierwisch »

Hallo Hobbybrauer,

meine Schwiegermutter hat mich neulich mit einem Hopfenlikör von meiner Pflanze überrascht - sie hatte die Blüten mit Korn und Zucker angesetzt. Heraus kam ein sehr interessantes Getränk, das wie ein "stinknormaler" Kräuterlikör schmeckt. Auf Hopfen wäre ich von alleine nicht gekommen...

Jetzt habe ich mal einen Versuch gestartet und von der letzten Ernte 25g Dolden, ein wenig Zucker mit Nordhäuser Korn angesetzt.

Es gibt zwar einige Rezepte im Netz, aber die meisten davon sind ziemlich offensichtlich voneinander abgeschrieben. Außerdem denke ich, daß die angegebenen Verweilzeiten deutlich zu hoch angesetzt sind - wie beim Stopfen zieht man nach ein paar Tagen unerwünschte Stoffe aus, also werde ich mal nach fünf Tagen abseihen und eventuell nochmal neuen Hopfen nachlegen.

Beim vorletzten Festival in Truchtlaching war auch eine kleine Brennerei anwesend, die so einen angesetzten hinterher nochmal gebrannt hat - das Ergebnis war der Hammer! Ich hätte mir am liebsten ein Glas davon unter die Nase gebunden...

Habt ihr originelle Rezepte und Verfahrensweisen? Ich möchte neben den verwendeten Zutaten ungern weitere Gewürze einsetzen, wenn sie die Hopfenaromen verdrängen, also bitte nichts mit Enzianwürzel und/ oder Zitronenmelisse...

Danke & Gruß,
Bierwisch
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s3b0
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#2

Beitrag von s3b0 »

Servus,

Hopfenlikör - hab ich auch schon gemacht.

Ich hatte Wodka. Darin hab ich für 2 Wochen frisch geerntete (getrocknete) Herkules-Dolden eingelegt.

Danach filtriert und mit Kandiszucker in den dunklen Keller gebracht.

Nach 3 Monaten war der Kandiszucker aufgelöst und es hat sich etwas Trubstoff unten abgesetzt.

Also das Ganze durch nen Kaffeefilter gelassen und wieder mit Kandis versetzt in den Keller.

Nach einem Halben Jahr war er sehr gut trinkbar und kam dem "Hopfengold" sehr nahe.

Nach einem Jahr nun schmeckt er perfekt! :Drink
fufi
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#3

Beitrag von fufi »

Ich hab mal ne Ladung getrocknete Mandarina-Dolden für 2-3 Tage in Wodka getränkt, nach diesem "Rezept": Hopkka
Das Ergebnis war eher ne sehr bittere Essenz als irgendwas trinkbares. Ne Freundin hat das dann als Basis für nen Likör genommen (plus zucker und Wasser), dann ging es, die Aromen waren gut, aber hatte mir mehr gewünscht, die Bittere hat das alles übertüncht. Der Likör kam aber in der Verwandtschaft gut an.
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flying
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#4

Beitrag von flying »

Alphasäuren und Betasäuren sind alkohollöslich. Für weniger Bittere und mehr Hopfenaroma könnte man den Hopfen in Zuckerwasser kurz aufkochen und durch ein Sieb auf Eiswürfel seihen (Eistee-Prinzip). Dann mit Primasprit auf Trinkstärke bringen. Selber ausprobiert habe ich es nicht. Oder einen sehr harzarmen Hopfen wie den Relax oder den aktuellen Strisselspalter nehmen.
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AndreasMueller
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#5

Beitrag von AndreasMueller »

und wofür sind die eiswürfel gut?
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flying
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#6

Beitrag von flying »

Um Oxidation im Heißbereich zu vermeiden.
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Hagen
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#7

Beitrag von Hagen »

Durch die Ethanol-Extraktion bekommst du viel zu viel sonstiger unerwünschter Aromastoffe, insbesondere durch das Chlorophyll mit in das Konzentrat.
Da macht es schon mehr Sinn, wenn auch deutlich arbeitsaufwändiger, die Harzkügelchen mit dem Lupulin aus den Dolden zu sieben und diese zu Verwenden.
Besten Gruß

Hagen

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Malzwein
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#8

Beitrag von Malzwein »

Ich weiß nicht, wie das bei Hopfen ist, aber für Limoncello ist ein hoher Alkoholgehalt verbunden mit nicht zu langer Verweildauer immens wichtig für das Aroma. Korn und Wodka sind da noch nicht einmal 2. Wahl. Primasprit mit mindestens 69,9 Vol% sollten es schon sein.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Hagen
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Re: Angesetzter Schnaps mit Hopfen

#9

Beitrag von Hagen »

Auf jeden Fall, Matthias! Wobei wie gesagt dadurch auch eine stärkere und schnellere Lösung auch der unerwünschten Aromen erfolgt.

Hinzu kommt noch die Sättigungsfrage. Bei welcher Menge an Hopfen(-dolden) ist bei welcher Menge Ethanol in welcher Konzentration, die Sättigungsgrenze erreicht, ab dem keine (erwünschten!) Aromastoffe mehr gelöst/gebunden werden können?
Besten Gruß

Hagen

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