Also der Frank (tessuti, amtierender Camba Wettbewerbs-Bierkönig) und ich brauen ja ab und zu einen Sondersud in der Gasthausbrauerei im Cafe Weichhardt in Biberach. Die Wirtin (Siggi) hat Ende November einen runden Geburtstag und hat sich von uns ein besonderes Bier dafür gewünscht.
Nachdem die Leute unsere IPAs recht gerne mögen, haben wir gestern mal richtig zugelangt und eine ordentliche Ladung gebraut.
Also los ging´s wie üblich morgens um 8, die liebe Familie schläft noch und es ist neblig.
(man beachte den perfekt gemähten Rasen!)
Der Bierkönig war noch etwas zerknittert, da er am Abend vorher ein wüstes Gelage in seinem Palast veranstaltet hatte und musste sich erst mit Koffein aufputschen.
115 Kilo Malz oder so ähnlich. Alles schön am Abend vorher konditioniert und geschrotet. Das sollten ca 80 kg PiMa, 30kg MüMa und 5 kg Carared sein. So ganz genau kann man das immer nicht abwiegen. 750 Liter Brauwasser hab ich die Woche vorher mit Kalkmilch und Aufsalzen im Split Treatment Verfahren natürlich auch vorbereitet.
Unter dem Haferboy bleibt immer so einiges liegen, womit manch Hobbybrauer einen ganzen Sud damit machen könnte. Der Frank hat´s dann netterweise weggekehrt.
Seit wir wissen, wie man mit dem Hackwerk umgeht, ist es mit dem Läutern viel besser geworden. Und natürlich haben wir Moritz Läuterbeitrag im Braumagazin gelesen und wissen jetzt alles ;) Der Senkboden hat ca 0,5m^2 Fläche und ist somit ungefähr ein drittel so groß, wie es für die Schüttung ok wär.
Seine Majestät schüttet würdevoll das Malz.
2,25 Kilo Hopfen sollten reichen (ein Päckchen fehlt auf dem Bild). In die Vorderwürze kommt ein halbes Kilo Columbus, in den Whirlpool ein halbes Pfund Simcoe und gestopft wird mit 1,5kg Falconers Flight, da bin ich mal gespannt. Wir haben 70 IBU angepeilt, wobei das mit der Nachisomerisierung immer so ne Sache ist.
Bißchen Hefe haben wir auch gekauft. Bis jetzt hatten wir die S-33 bei den IPAs, die nervt aber so langsam, da man ewig kühlen muss, bis die sich mal absetzt. Die S-04 vergärt natürlich höher und macht die englischen Ester, ich hab aber schon recht gelungene amerikanische IPAs mit der S-04 gehabt und denke, dass das passt. Um klares Bier muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen und flott ist die auch.
Wir bekamen dann noch Beistand von ganz oben. Der Wirt hat mich gewarnt, das Bild hier zu veröffentlichen, bin mal gespannt, ob er es findet.
Die liebe Siggi, für die wir das IPA gemacht haben. Wie immer sehr beschäftigt.
So sieht´s halt aus wenn man jede Menge Malz in jede Menge Wasser wirft. Die Kombirast war sehr angenehm und wir haben die Temperatur genau auf 67,5°C getroffen.
Hier hat der König auf dem Thron platzgenommen und verteilt die Maische gerecht auf die Eimer.
Wir können die Maische leider nicht mit der Pumpe in den Läuterbottich transferieren, da die Pumpe die Spelzen zerhäckselt. Also muss man alles von Hand schöpfen. So viel zur Diskussion über den Begriff "Craft Beer".
Es gab dann einen kurzen Putsch und ich hab den König vom Thron verstoßen und ihm gezeigt, dass das gemeine Volk es genau so gut kann.
Hopfen auf der Kartoffelwaage abwiegen macht auch Laune.
Der neueste Trick: Beim Läutern hat man ziemlich schnell oben sehr klare Vorderwürze über dem Treber stehen. Die kann man einfach abschöpfen und die schwimmenden Spelzen mit einem Sieb rausfiltern. Das macht man natürlich nur so lange, wie man noch keinen Nachguß drauf hat. Spart unglaublich viel Zeit.
Jede Menge intakter Spelzen von der Abschöpfaktion. Schon klasse, was das Konditionieren mit den Spelzen macht.
Schlauchsalat!
Ich versuch´s mal zu erklären: Eigentlich sollte man mit der Pumpe unten am Läuterbottich die Würze zurück in die Pfanne pumpen. Das machen wir aber nicht, weil es dann den Treber zusammenzieht.
Also Schwerkraft, aber der Läuterbottich steht nicht hoch genug. Die Würze läuft jetzt also vom Läuterbottich drucklos in einen kleinen Gärtank links im Bild, von wo aus die Würze dann portionsweise zurück in die Pfanne gepumpt wird. Später hatten wir dann noch die zweite Pumpe für den Nachguß in Betrieb, dann war das Chaos perfekt.
Der Nachguß.
Zwischen durch was leckeres, eine schwäbische Seele mit Matjes. Das ist ein sehr typisches Gebäck aus Dinkelteig und gibt es nur hier in der Umgebung von Biberach. Den Matjes besorgt der Wirt, der kommt aus Hamburg. Eine wirklich schöne kulinarische Kombination.
Dazu ein schönes Kellerweizen. Das hat der Frank ausnahmsweise ohne mich gemacht. Ich find´s sehr gut gelungen, waren glaub knapp 400 Liter.
Das Faß hatten wir am Abend vorher probeweise angezapft, am nächsten morgen war´s dann schon wieder leer.
Hier läuft Glattwasser mit 7°P in den Gulli.
Mal wieder abartige Mengen Treber. Zum Glück kommt jemand und verfüttert es an seine Ziegen.
Wir haben den Treber einfach trocken laufen lassen und der war nachher richtig furztrocken. So schön haben wir noch nie geläutert.
Meine liebe Mama war mal wieder Hopfenfee. Da wir dieses mal so flott waren, hat´s aber nur noch für die Whirlpoolhopfung gereicht.
Ein weiterer Beweis, dass man einen Whirlpool nicht fotografieren kann. Viel zu viel Dampf.
Durch das gute Läutern haben wir viel mehr rausbekommen, als wir geplant hatten. Vielleicht haben wir uns auch ein wenig mit dem Malz verwogen, jedenfalls waren das vor dem Whirlpool knapp 400 Liter mit 18°Brix. Die Hopfenmenge haben wir natürlich an die Menge angepasst.
Frank, der coole Hund kümmert sich um die Kühlung.
Die Würze kommt mit ca 18°C aus dem Kühler. Ein bißchen kälter wär auch ok gewesen, aber passt schon so.
Farblich ist es etwas dunkler geworden als geplant, die Würze sieht beinahe schon rot aus.
Hier mach ich 19 Päckchen Hefe auf und lass sie aufquellen. Ziemlich krass, wie Fruchtfliegen auf Hefegeruch abfahren, man muss da ziemlich aufpassen.
Das obligatorische Trubkegelbildchen. Uns hat´s gefallen.
Go Hefe go! Auf geht´s, gib alles!
Jetzt neu mit Profi Kotzschutz. Ich kuck da nachher mal vorbei und bin gespannt, ob was oben raus kam.
Nachdem sich das mit der Kinderarbeit aus rechtlichen Gründen erledigt hat, muss der König selber ran. Sieht trauriger aus, als es war.
Das war der absolute Rekord, ein bißchen über 9 Stunden inklusive Saubermachen, das haben wir noch nie geschafft.
Richtig klasse!
Bin mal echt gespannt, was mich da nachher erwartet, ich geh mal davon aus, dass die S-04 ziemlich abgeht.
Alles in allem ein toller Brautag!
Stefan