Abstimmung Märchengebot

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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grüner Drache
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Re: Abstimmung Märchengebot

#51

Beitrag von grüner Drache »

Moin!

Haha Hahaha!

Tolle Abstimmung, die Spitzbuben vom Hobbybrauerforum haben Spaß beim Manipulieren :P , gut das ich "zeitgemäß" jetzt mal überlesen habe und es als ja oder nein definiert habe.
Ja, wir brauchen das, als Qualitätsmerkmal - aber so streng: Wasser,Malz,Hopfen und Hefe. Nur auf solchen Bieren darf es draufgehen.
Wer die derzeit genehmigten Hilfsstoffe verwendet darf Bier * mit Hilfsstoffen drauf schreiben.
Und wer "besondere Biere" verkaufen will (Gosen/Wit/HimberGriesbreibier...etc) schreibt es halt auf drauf, am besten, soweit es zutrifft mit dem Verweis " Mit natürlichen Zutaten".
Allzeit gut Sud!
:Drink
Ciao, Alex !
Der grüne Drache zu Wasserau - Dort brauen sie ein Bier so braun, dass selbst der Mann im Mond kam schauen ...
El Gordo

Re: Abstimmung Märchengebot

#52

Beitrag von El Gordo »

Alles schön und gut, es wird aber argumentiert, dass der Konsument nicht in der Lage ist, bzw dass man es ihm nicht zumuten kann, ein Etikett zu lesen. Wenn der deutsche Biertrinker ins Bierregal greift, dann soll er davon ausgehen können, dass da nur reines Bier steht.
Was natürlich Quatsch ist, da man ja ausländische unreine Biere bei uns als solche verkaufen darf, solange sie im Ausland gebraut wurden.

Das RHG hat schon beinahe etwas religiöses. Auch hier helfen alle Argumente nichts, da es um Gefühle geht. Und die sind nun mal immer stärker als jedes noch so schlüssige Argument.
Wenn wir doch schon so wenig Patriotismus haben, dann will man das Gefühl, dass nur wir gutes Bier brauen und alle anderen panschen, nicht auch noch hergeben.
Es fühlt sich einfach viel zu gut an, egal was die Fakten sind.
Darum kann man jede Diskussion von vorne herein vergessen.


Stefan
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Malzwein
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Re: Abstimmung Märchengebot

#53

Beitrag von Malzwein »

Mag nicht jemand dem deutschen Brauerbund nen Hinweis zu dieser Abstimmung schicken, damit das ganze wieder spannend wird ?
Glaubt hier wer, dass in dieses Forum nie einer, der mit dem selbigen verbandelt ist, hereinschaut? Wen man so etwas macht, sollte man es auch im internen Forembereich behandeln. Das ist ja wie: "Ich bin ... und komme aus ... und braue in der 200 Liter Klasse. Muss ich mich beim Zoll anmelden?" und sich wundern, wenn man Besuch bekommt.

Ich bin jedenfalls für das RHG in seiner reinen Form. Außer den genannten Zutaten gehört da nichts rein, auch keine Produktionshilfsmittel. Außer bei der Wasseraufbereitung gibt es da nichts zu diskutieren. (Wäre das nicht mal eine spannende Diskusion hier im Forum, was zur Wasseraufbereitung dann erlaubt sein sollte? Oder ob überhaupt?) Dann wäre das ein prima Qualitätssiegel. Alles andere ist, soweit Lebensmittelrechtlich unbedenklich mit Kennzeichnung erlaubt. Witbier Zutaten: ... Orangenschalen, Koriander, was ist daran dem Verbraucher nicht zuzumuten?

Weiß eigentlich jemand etwas über weitere Zutaten deutscher Brauereien in Bier für den Weltmarkt?
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
El Gordo

Re: Abstimmung Märchengebot

#54

Beitrag von El Gordo »

Wasser könnte man einfach abkochen. Das kann einem wirklich keiner verbieten.
Hefe nur die, die noch vom letzten Sud irgendwo im Gärbehälter hängt.
Und die Gerste müsste man dann noch selber vermälzen.
Das wäre dann ein Bier streng nach dem Reinheitsgebot von 1516.
Nur welchen Sinn soll das haben?
Es würde jedenfalls ziemlich sicher etwas anderes dabei herauskommen als das, was heute im Getränkemarkt steht.

Der Name Reinheitsgebot wurde ja erst kurz vor dem ersten Weltkrieg erfunden. Vorher gab es dieses Wort ja gar nicht. Darf man dann überhaupt von einem deutschen Reinheitsgebot von 1516 sprechen?
Deutschland gab es ja damals auch noch nicht :Grübel

Stefan
Braugeselle
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Re: Abstimmung Märchengebot

#55

Beitrag von Braugeselle »

Braut doch was ihr wollt, nur nennt es nicht "Bier".

Ich will Bier!

Der Braugeselle
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Re: Abstimmung Märchengebot

#56

Beitrag von El Gordo »

Warum sollen wir es nicht Bier nennen?
Versteh ich nicht.
Bier ist ein alkoholisches Getränk, das aus Getreide hergestellt wurde.
:popdrink

Stefan
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Seed7
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Re: Abstimmung Märchengebot

#57

Beitrag von Seed7 »

El Gordo hat geschrieben: Bier ist ein alkoholisches Getränk, das aus Getreide hergestellt wurde.
Eigentlich ist es noch breiter, Bier ist ein alkoholisches Getränk das mit aus staerke gewonnen zuckern hergestellt wurde.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#58

Beitrag von Tyrion »

Seed7 hat geschrieben:
Eigentlich ist es noch breiter, Bier ist ein alkoholisches Getränk das mit aus staerke gewonnen zuckern hergestellt wurde.
Und ich leg noch was drauf: Bier ist ein alkoholisches Getränk das, zum grössten Teil, mit aus Staerke gewonnen Zuckern hergestellt wurde.
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Johnny H
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Re: Abstimmung Märchengebot

#59

Beitrag von Johnny H »

Seed7 hat geschrieben:
El Gordo hat geschrieben: Bier ist ein alkoholisches Getränk, das aus Getreide hergestellt wurde.
Eigentlich ist es noch breiter, Bier ist ein alkoholisches Getränk das mit aus staerke gewonnen zuckern hergestellt wurde.

Ingo
... und Bier gibt es seit ca. 8000 Jahren.

Ian Hornsey schreibt so einiges über die ersten Biere in Ägypten (das war schon etwas später als die allerersten Biere in Mesopotamien). Die wurden zu einem großen Teil aus unvermälztem Getreide gewonnen. Manchmal hat man auch Datteln oder Dattelsaft zugesetzt als Zuckerlieferant, und das Brauen war sehr eng verbunden mit dem Backhandwerk. Genaugenommen waren die ersten Biere in Ägypten eine Art Kvass, denn es wurden Brote gebacken, die dann später vermaischt und vergoren wurden. Manchmal, aber gewiss nicht immer, hat man das Getreide auch vermälzt.

Das wäre mal ein Reinheitsgebot, das sich an solchen Bieren orientieren würde. Nur trinken wollen würde es wahrscheinlich niemand.
Zuletzt geändert von Johnny H am Samstag 23. April 2016, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
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El Gordo

Re: Abstimmung Märchengebot

#60

Beitrag von El Gordo »

Das was wir in Deutschland unter Bier verstehen, ist eigentlich nur ein ganz minimaler Ausschnitt aus der riesigen Welt der Biere.
Die Scheuklappen sind da teilweise schon gigantisch groß.
Wenn es darum geht, stolz zu sein, was für ein uraltes Kulturgut Bier ist, dann zählt man gerne das hinzu, was die Babylonier und Ägypter damals zusammengerührt haben. Aber wehe so etwas würde heute jemand als Bier verkaufen wollen.


Stefan
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Johnny H
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Re: Abstimmung Märchengebot

#61

Beitrag von Johnny H »

El Gordo hat geschrieben:Das was wir in Deutschland unter Bier verstehen, ist eigentlich nur ein ganz minimaler Ausschnitt aus der riesigen Welt der Biere.
Wenn es darum geht, stolz zu sein, was für ein urtes Kulturgut Bier ist, dann zählt man gerne das hinzu, was die Babylonier und Ägypter damals zusammengerührt haben. Aber wehe so etwas würde heute jemand als Bier verkaufen wollen.
Die Scheuklappen sind da teilweise schon gigantisch groß.

Stefan
Das stimmt. Man muss sich nur mal die Schimmelpilz-basierten Biere wie Sake (siehe Renes Thread) oder Kaffir aus Südafrika anschauen. Oder solche Biere, die durch Milchsäuregärung aus vorgekauter(!) Stärke erzeugt werden (Chicha).
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Seed7
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Re: Abstimmung Märchengebot

#62

Beitrag von Seed7 »

Johnny H hat geschrieben: Nur trinken wollen würde es wahrscheinlich niemand.
Boza, Shchi, Tschoukoutou usw,

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#63

Beitrag von hufpfleger »

Hallo,

ein wenig sticheln, da bin ich dabei!
54,3% dagegen
Gruß Dieter

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Re: Abstimmung Märchengebot

#64

Beitrag von Bilbobreu »

Irgendwie läuft das wie immer. Nachts, wenn brave deutsche Revolutionäre nach erreichten fast 80 % dagegen in ihren Betten liegen und schlafen, dann schlägt die Konterrevolution erbarmungslos zu und versucht das Ergebnis wieder zu revidieren. Fast wie im richtigen Leben.

Gruß
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Re: Abstimmung Märchengebot

#65

Beitrag von Johnny H »

Seed7 hat geschrieben:Boza, Shchi, Tschoukoutou usw,

Ingo
Der Begriff "Boza" ist ganz interessant! Lt. Deinem Dokument handelt es sich dabei um ein Getränk aus Ägypten, aber auch Bulgarien, Türkei und Albanien, und in Bezug auf Ägypten geht auch Hornsey stark in seinem Buch darauf ein (Bouza). Ob der Begriff etwas mit den im Englischen verbreiteten Begriffen "Booze" (der allgemein alkoholische Getränke beschreibt im Hinblick auf den Effekt) oder "Boozer" (der leicht abfällig jemanden beschreibt, der häufig reichlich dem Alkohol zuspricht)?

Sorry für OT!
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Re: Abstimmung Märchengebot

#66

Beitrag von Johnny H »

Bilbobreu hat geschrieben:Irgendwie läuft das wie immer. Nachts, wenn brave deutsche Revolutionäre nach erreichten fast 80 % dagegen in ihren Betten liegen und schlafen, dann schlägt die Konterrevolution erbarmungslos zu und versucht das Ergebnis wieder zu revidieren. Fast wie im richtigen Leben.
:Bigsmile

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Re: Abstimmung Märchengebot

#67

Beitrag von Spasskrapfen1 »

Also inzwischen steht es 45 zu 55

Interressant ist auch das laut Reinheitsgebot nur Hopfen, Malz, Wasser und Hefe im Bier sein dürfen. Ich glaub wir müssen mal den Bayrischen Rundfunk aufklären. Erstens, nur Gerstenmalz darf man verwenden und zweitens kannte man vor 500 Jahren die Wirkungsweise der Hefe noch gar nicht
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Re: Abstimmung Märchengebot

#68

Beitrag von gulp »

zweitens kannte man vor 500 Jahren die Hefe noch gar nicht
Dieser Quatsch hält sich auch wie Sauerbier. Die Hefe war schon 1500 Vor Christus in Ägypten bekannt. Der Zythomourghos, oder Hefemacher war dafür verantwortlich. Bei uns war die Hefe "das Zeugs".1551 in München: "nach gerst, guetten hopffen und wasser das pier unnd hepffen ein recht sutt und kielung geben, auch die untergier geben" *.Man hat also untergärig gebraut und die Hefe 35 jahre nach dem Märchengebot erwähnt. Bekannt war sie schon länger.

* aus Meußdoerffer/Zarnkoff das Bier

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Re: Abstimmung Märchengebot

#69

Beitrag von Sura »

.... das mit der Hefe wird sogar von relativ bekannten Gastgebern bei Brauseminaren so behauptet......
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Re: Abstimmung Märchengebot

#70

Beitrag von gulp »

Sura hat geschrieben:.... das mit der Hefe wird sogar von relativ bekannten Gastgebern bei Brauseminaren so behauptet......
Das sind vermutlich die Selben, die meinen Dass IPA in Indien mit Wasser verdünnt wurde. :P
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Re: Abstimmung Märchengebot

#71

Beitrag von flying »

Bereits im 13. Jahrhundert gab es "Bärmämter", wo über die abgegebene Brauhefe Steuern eingezogen wurden.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#72

Beitrag von gulp »

flying hat geschrieben:Bereits im 13. Jahrhundert gab es "Bärmämter", wo über die abgegebene Brauhefe Steuern eingezogen wurden.
Interessant, hast du da eine Quelle?
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Re: Abstimmung Märchengebot

#73

Beitrag von Johnny H »

In aller Fairness, Spasskrapfen schreibt
Spasskrapfen1 hat geschrieben:[...] und zweitens kannte man vor 500 Jahren die Wirkungsweise der Hefe noch gar nicht
(Hervorhebung von mir)

Damit hat er doch nicht ganz unrecht! Bis tief ins 19. Jahrhundert hat sich hartnäckig die Vorstellung gehalten, dass die Hefe "spontan" im Gärbehälter entsteht (hergeleitet von der Aristotelschen Abiogenese). Erst Pasteur konnte 1872 endgültig mit dieser Vorstellung aufräumen.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#74

Beitrag von flying »

gulp hat geschrieben:
flying hat geschrieben:Bereits im 13. Jahrhundert gab es "Bärmämter", wo über die abgegebene Brauhefe Steuern eingezogen wurden.
Interessant, hast du da eine Quelle?
Ja, gleiches Buch wie Deines!

m.f.g
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Re: Abstimmung Märchengebot

#75

Beitrag von SaBe »

56,6% dagegen... :Devil
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Re: Abstimmung Märchengebot

#76

Beitrag von gulp »

flying hat geschrieben:
gulp hat geschrieben:
flying hat geschrieben:Bereits im 13. Jahrhundert gab es "Bärmämter", wo über die abgegebene Brauhefe Steuern eingezogen wurden.
Interessant, hast du da eine Quelle?
Ja, gleiches Buch wie Deines!

m.f.g
René
Hmm, muss ich nochmal reinschauen. Merci Rene!

Gruß
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Re: Abstimmung Märchengebot

#77

Beitrag von hyper472 »

El Gordo hat geschrieben:Alles schön und gut, es wird aber argumentiert, dass der Konsument nicht in der Lage ist, bzw dass man es ihm nicht zumuten kann, ein Etikett zu lesen. Wenn der deutsche Biertrinker ins Bierregal greift, dann soll er davon ausgehen können, dass da nur reines Bier steht.
...
Darum kann man jede Diskussion von vorne herein vergessen.
Stefan
Wenn ich von mir und meinen - z.T. virtuellen - Bekannten auf die Allgemeinheit schließen könnte, würde ich auch glauben, der Konsument sei mündig genug, ein Etikett lesen zu können.
Wenn ich dann Umfragen wie diese sehe, befürchte ich wieder, dass der Brauerbund mit seiner Einschätzung bzgl. der Dummheit des Konsumenten doch Recht haben könnte...
Wenigstens solange, als die Debatte auf ein "nein!"-"doch!"-Niveau reduziert bleibt, ist eine Diskussion nutzlos, da stimme ich Dir zu.

Deswegen klinke ich mich lieber wieder hier aus.

Viele Grüße, Henning (weiterhin nicht abgestimmt habend)
"Das Bier aber macht das Fleisch des Menschen fett und gibt seinem Antlitz eine schöne Farbe durch die Kraft und den guten Saft des Getreides."
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Re: Abstimmung Märchengebot

#78

Beitrag von rakader »

Nuju - weigere Dich. Ist doch spaßig und bringt ein randständiges Thema auf die Tagesagenda. Gepaart mit der Absatzkrise der Industriebrauereien kann sich da durchaus etwas entwickeln.
Übrigens: 55,1% dagegen .

LG
Ralph
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Sura
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Re: Abstimmung Märchengebot

#79

Beitrag von Sura »

gulp hat geschrieben:
Sura hat geschrieben:.... das mit der Hefe wird sogar von relativ bekannten Gastgebern bei Brauseminaren so behauptet......
Das sind vermutlich die Selben, die meinen Dass IPA in Indien mit Wasser verdünnt wurde. :P
Ja verdammt, jetzt wo du es sagst, auch darauf wurde ausdrücklich hingewiesen! :P
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(Karl Valentin)
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Re: Abstimmung Märchengebot

#80

Beitrag von aalhuhnsuppe »

He, bei mir sinds wieder 49,2 für ja und 50,8 für nein.
Das richt nach unfairen Methoden, jawohl!
Herzliche Grüße
aalhuhnsuppe

-------------------------------------------------------
Wer einen Fehler findet, der darf ihn behalten.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#81

Beitrag von gulp »

Hier ist übrigens das Ergebnis:
Darauf ein Wagner Märzen. :Bigsmile :Drink

Gruß
Peter
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Re: Abstimmung Märchengebot

#82

Beitrag von uli74 »

Hätt mich auch gewundert, so oft wie ich abgestimmt hab...
Gruss

Uli
Bierolo
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Re: Abstimmung Märchengebot

#83

Beitrag von Bierolo »

Aufgrund der Befragungsmethode mit der Möglichkeit mehrfach zu voten, ist das Ergebnis für mich ohne Wert.
Und natürlich schon gar nicht eine (repräsentative) Auswertung mit einem ernst zu nehmenden Ergebnis.
Es ist nur eine Klick-Aktivitäts-Anzeige!
Hier zeigt sich mal wieder gut gemeint und gut gemacht sind zwei Paar getrennte Schuhe.
:thumbdown
Bierolo startet in der 20L Einkocher-Liga.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#84

Beitrag von uli74 »

Bierolo hat geschrieben:Aufgrund der Befragungsmethode mit der Möglichkeit mehrfach zu voten, ist das Ergebnis für mich ohne Wert.
Na ganz so einfach wars nicht, immerhin musste man die Seite jedesmal neu aufrufen. :Wink
Gruss

Uli
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not
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Re: Abstimmung Märchengebot

#85

Beitrag von not »

hyper472 hat geschrieben:Ich weigere mich, an solch dümmlichen Umfragen teilzunehmen. Nur weil irgendein Schreiberling glaubt, man könne ein Thema mit digitaler 0-1-Denke angehen, muss man sich da doch noch lange nicht anschließen?
Das RHG gehört m.E. reformiert, aber weder abgeschafft noch unverändert beibehalten. Ich plädiere dafür, es im aktuellen Status quo festzuschreiben, aber seine Anwendung freizustellen. Wer sich daran hält, darf es aufs Etikett schreiben, wer andere Zutaten verwendet, darf es nicht aufs Etikett bringen. Den Rest würde dann der Kunde regeln, und für den wird es ja auch gebraut, oder? Und der Anteil derer, die darauf verzichten können, würde wachsen. Komischerweise will doch jeder unbedarfte Gesprächspartner das RHG aufrechterhalten, aber wenn man vorschlägt, ein Guiness/ Kilkenny/Weißbier zu trinken, ist er sofort dabei.
Aber für große Teile der Presse ist das schon wieder viel zu kompliziert.
Mich würde mal interessieren, warum sich diverse Bünde gegen eine Reform sträuben. Ohne RHG könnten die Plörre-Fabrikanten dank Mais und Reis weiter die Produktionskosten senken, und die Qualitäts-Enthusiasten hätten freie Bahn für neue Biere. Also wer ist dann noch dagegen?
Prost mit Rotwein und Gute Nacht,
Henning
Och, nöh, was heisst dagegen, ich habe es beim Duvel einfach verpennt. Na prima, hätte ja gerne mal was sinnvolles abgestimmt.

Aber ehrlich: war auch ganz lecker. Gute nacht, Sönke!
... nicht vergessen: immer schön die Schaumpumpe schmieren!
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Re: Abstimmung Märchengebot

#86

Beitrag von Bierolo »

uli74 hat geschrieben:
Bierolo hat geschrieben:Aufgrund der Befragungsmethode mit der Möglichkeit mehrfach zu voten, ist das Ergebnis für mich ohne Wert.
Na ganz so einfach wars nicht, immerhin musste man die Seite jedesmal neu aufrufen. :Wink
Korrekt Ja Handarbeit - und dafür gibt es auch Makro-Rekorder. So wird das Ganze noch entspannter, um
x - Votes in y Minuten zu generieren, auf dem Laptop bei TV-Berieselung.
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Re: Abstimmung Märchengebot

#87

Beitrag von Alt-Phex »

Selbstverständlich hat das keine Aussagekraft. Trotzdem stelle ich mir gerne die verdutzten
Gesichter vor - Redaktion, andere Voter - die ganz bestimmt nicht mit so einem Ergebnis
gerechnet haben. Ist das wichtig oder von irgendeiner Relevanz ? - Nö, aber spaßig.
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"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
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Re: Abstimmung Märchengebot

#88

Beitrag von Tozzi »

Alt-Phex hat geschrieben:Ist das wichtig oder von irgendeiner Relevanz ? - Nö, aber spaßig.
:thumbsup :Drink
Viele Grüße aus Fasano
Stephan
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Re: Abstimmung Märchengebot

#89

Beitrag von §11 »

So ich werde mal nix zum Inhalt des RHG aber ein paar bier- historische Gedanken dazu geben.

Ich höre hier immer wieder das RHG wäre ein Einheitsgebot. Das ist im Anbetracht der enormen Sortenvielfalt, gerade in Deutschland, schwer nachvollziehbar. Meiner bescheidenen Meinung nach hat das RHG gerade dazubeigetragen das wir in Deutschland zum einen lange technologisch federführend waren und zum anderen das es so viele, regionale Bierspezialität gibt.

Warum?

Ganz einfach, man war gezwungen nicht ideale Bedingungen durch technologische Änderungen auszugleichen. Man konnte schwierig Verhältnisse nicht durch andere Zusätze ausgleichen sondern musste den Prozess anpassen um trotz der Beschränkung der Zutaten gute Ergebnisse zu erzielen.

Aus dem selben Grund haben sich lokale Rezepte entwickelt um z.B. Örtliche Wasserqualität auszugleichen.

Ich bin auch überzeugt das wir unsere unglaubliche Zahl an Braustätten dem RHG zu verdanken haben. Die Grundlage war und ist für alle Brauerei gleich. Niemand konnte sich z.B. durch den Einsatz von künstlichen Enzymen Vorteile erkaufen. Können und Mastership konnte nicht durch moderne Zusätze ausgeglichen werden.

Anders z.B. in den USA. Große Brauerei haben durch teure Forschung an Zusatzstoffen wie z.B. Schaumstabilisatoren, den Preiskampf gewonnen und den Mittelstand praktisch ausgeschaltet.

Nur ein paar neue Aspekte....
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Re: Abstimmung Märchengebot

#90

Beitrag von Alt-Phex »

§11 hat geschrieben: ...
Nur ein paar neue Aspekte....
Da gebe ich dir vollkommen Recht. Es wurde aber immer wieder angepasst und umformuliert.
Und vieleicht wäre es mal an der Zeit für eine Überarbeitung.

Der Bier-Experte am Stammtisch kennt das "Reinheitsgebot" ganz genau, nur "Wasser, Malz,
Hopfen und Hefe" darf da rein. Das wurde Jahrzente lang in die Köpfe betoniert, steht so aber
nirgends wo geschrieben. 1516 war es "Gerste" nicht "Malz". 1993, im BierStG wird zwischen
untergärig und obergärig entschieden welches Malz ich einsetzen darf. Warum eigentlich ?

Auf diese Frage gibt es keine Antwort, denn das ist willkürlich festgelegt worden. Anders ist
es ja nicht zu erklären, warum man untergärig nur Gerstenmalz verwenden darf.
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El Gordo

Re: Abstimmung Märchengebot

#91

Beitrag von El Gordo »

Hallo Jan,

Da das RHG erst seit ca 100 Jahren in ganz Deutschland gilt würde das ja bedeuten, dass all die tolle Entwicklung des deutschen Bieres, welche Du beschreibst, gerade mal 100 Jahre alt ist. Vorausgesetzt sie hängt wirklich, so wie Du vwrmutest, mit dem RHG zusammen.

Solange die momentane Regelung viele international anerkannte Bierstile in Deutschland bzw Bayern praktisch verbietet (siehe Camba Milk Stout, das im Gulli gelandet ist), betrachte ich es in der Tat als Vielfaltsverbot.
Was da früher war kann ich nicht beurteilen. Da die Regelung relativ neu ist, kann ich den positiven Effekt nicht so richtig nachvollziehen.

Stefan
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Neubierig
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Re: Abstimmung Märchengebot

#92

Beitrag von Neubierig »

Gab es nicht auch Prozessverbesserungen in Länder, wo es keine RHG gab? Deutschland war nie das einzige Bierproduzent ...

Cheers,

Keith :-)
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§11
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Re: Abstimmung Märchengebot

#93

Beitrag von §11 »

Neubierig hat geschrieben:Gab es nicht auch Prozessverbesserungen in Länder, wo es keine RHG gab? Deutschland war nie das einzige Bierproduzent ...

Cheers,

Keith :-)
Absolut. Aber es fällt auf das es in Deutschland nie diese extreme und schon sehr früher Konzentration auf wenige Grossbrauereien und wenige Sorten gab.

Ich sag nicht das das RHG dafür der Grund ist, ich sag nur das das auffällig ist.

Gruß

Jan
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gulp
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Re: Abstimmung Märchengebot

#94

Beitrag von gulp »

Ich höre hier immer wieder das RHG wäre ein Einheitsgebot. Das ist im Anbetracht der enormen Sortenvielfalt, gerade in Deutschland, schwer nachvollziehbar. Meiner bescheidenen Meinung nach hat das RHG gerade dazubeigetragen das wir in Deutschland zum einen lange technologisch federführend waren und zum anderen das es so viele, regionale Bierspezialität gibt.
Das mag für das 20. Jahrhundert gelten, fürs 19. jedenfalls nicht. Für den Anschluß an das technologisch damals führende England (die waren uns 150 Jahre voraus) haben Sedlmayr und Konsorten durch dreiste Betriebsspionage gesorgt. Die haben einfach schamlos geklaut, sogar mit speziell dafür angefertigten Geheimfächern in ihren Spazierstöcken. Nach dieser berühmten England-Reise des Jahres 1833 ging es schwer bergauf in München und Kleinschwechat...

Und das hatte so gar nichts mit dem Märchengebot zu tun.

Gruß
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Re: Abstimmung Märchengebot

#95

Beitrag von Robsen »

Aus meiner Sicht ist das nur Marketing und soll zudem dem Konsumenten die Reinheit des Bieres versichern.
Unsere Brauerei feiert dieses Hirngespenst, haut jedoch im Keller mein geliebtes Roggenbier UG durch.

Der positive Aspekt ist jedoch, dass das Selbstgebraute immer etwas besonderes bleiben wird. Nicht nur, weil es einfach besser schmeckt, sondern weil auch die Vielfalt der eigenen Kreativität gegeben ist. Ohne RHG würde es wahrscheinlich so viele Biervarianten in Deutschland geben, wie bei Fanta die limitierte süße Brause.
Alles was du hast, hat irgendwann dich.
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§11
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Re: Abstimmung Märchengebot

#96

Beitrag von §11 »

gulp hat geschrieben:
Ich höre hier immer wieder das RHG wäre ein Einheitsgebot. Das ist im Anbetracht der enormen Sortenvielfalt, gerade in Deutschland, schwer nachvollziehbar. Meiner bescheidenen Meinung nach hat das RHG gerade dazubeigetragen das wir in Deutschland zum einen lange technologisch federführend waren und zum anderen das es so viele, regionale Bierspezialität gibt.
Das mag für das 20. Jahrhundert gelten, fürs 19. jedenfalls nicht. Für den Anschluß an das technologisch damals führende England (die waren uns 150 Jahre voraus) haben Sedlmayr und Konsorten durch dreiste Betriebsspionage gesorgt. Die haben einfach schamlos geklaut, sogar mit speziell dafür angefertigten Geheimfächern in ihren Spazierstöcken. Nach dieser berühmten England-Reise des Jahres 1833 ging es schwer bergauf in München und Kleinschwechat...

Und das hatte so gar nichts mit dem Märchengebot zu tun.

Gruß
Peter
Peter, da bin ich absolut bei dir. Interessant ist aber welche Technologien damals in England den unseren voraus waren. Sehr viel haben wir z.B. im Bereich Maelzerei "gelernt". In England war man in der Lage helle Malze zu produzieren, lange bevor wir das konnten. Ist doch interessant das man, auch ohne RHG in England in Bereichen die Nase vorne hatte, die durch das RHG abgedeckt werden.

Ich glaube schon das unter anderem das RHG dafuer gesorgt hat das wir nach wie vor eine grosse Sorten und Brauerein Vielfalt haben. Wir hatten im schlimmsten Fall (2003) noch 1275 active Braustaetten in Deutschland (bei 82 Mio Einwohnern). In USA hatten wir im schlimmsten Jahr (1978) noch 89 Brauereien (bei 222 Mio EInwohnern). In USA hat sich eine extreme industrialisierte Brautechnologie mit einem hohen Einsatz an technisch- chemischer Hilfsstoffe entwickelt um diese Mengen sinnvoll und vor allem kostenguenstig zu produzieren. Da konnten kleine Brauereien nicht mithalten.

Jan
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El Gordo

Re: Abstimmung Märchengebot

#97

Beitrag von El Gordo »

Ich glaube schon das unter anderem das RHG dafuer gesorgt hat das wir nach wie vor eine grosse Sorten und Brauerein Vielfalt haben.
Die Belgier haben das aber ganz ohne RHG hinbekommen.
Den Zusammenhang sehe ich nach wie vor nicht wirklich.

Stefan
inem
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Re: Abstimmung Märchengebot

#98

Beitrag von inem »

§11 hat geschrieben:Ich glaube schon das unter anderem das RHG dafuer gesorgt hat das wir nach wie vor eine grosse Sorten und Brauerein Vielfalt haben. Wir hatten im schlimmsten Fall (2003) noch 1275 active Braustaetten in Deutschland (bei 82 Mio Einwohnern). In USA hatten wir im schlimmsten Jahr (1978) noch 89 Brauereien (bei 222 Mio EInwohnern). In USA hat sich eine extreme industrialisierte Brautechnologie mit einem hohen Einsatz an technisch- chemischer Hilfsstoffe entwickelt um diese Mengen sinnvoll und vor allem kostenguenstig zu produzieren. Da konnten kleine Brauereien nicht mithalten.
Ich halte diesen Zusammenhang eher für sehr spekulativ. Da spielen Gesellschafts und Wirtschaftsstrukturen wohl eher eine Rolle. In den USA sind wohl generell Großbetriebe viel eher die Regel.
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Alt-Phex
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Re: Abstimmung Märchengebot

#99

Beitrag von Alt-Phex »

Bei den USA darf man die Prohibition nicht vergessen, davor gab es sicherlich auch mehr Brauereien.

Wikipedia sagt:
Brauwesen: Von einigen tausend kleinen und mittleren Brauereien vor der Prohibition blieb in den USA nur noch eine Handvoll Multis übrig, auch das Fachwissen der Braumeister ging weitestgehend verloren

https://de.wikipedia.org/wiki/Prohibiti ... en_Staaten
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flying
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Re: Abstimmung Märchengebot

#100

Beitrag von flying »

Im Jahr 1800 gab es in Preussen ca. 20.000 obergärige Braustätten ohne Reinheitsgebot.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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