seit längerem knabbere ich an einem (scheinbaren) gedanklichen Widerspruch.
Da hier ja auch einige Biochemie affine Menschen unterwegs sind, möchte ich doch mal sehen, ob ich meine Frage hier beantwortet bekomme.
Ich habe auch schon kurz versucht in der Literatur eine entsprechende Antwort zu bekommen, bin aber auf die Schnelle nicht fündig geworden. Falls da jemand ein passendes Paper oder sowas hat, immer her damit.
Es geht um Folgendes:
Nach meinem Verständnis enthalten Getreidekörner, z.B. Gerste, Pro-Enzyme, die während der Keimung durch diverse z.T. hormonelle Prozesse zu aktiven Enzymen umgewandelt werden. In der Folge sollen diese Enzyme z.B. Stärke oder Speicher-Proteine abbauen, um den Pflanzen-Embryo mit leicht zugänglichen Zuckern und Aminosäuren zu versorgen. Wir als Brauer machen uns dies zunutze, um die Enzyme für uns arbeiten zu lassen, statt für den Embryo (Wie gemein

So weit, so gut.
Jetzt stelle ich mir ein keimendes Gerstenkorn auf einem Acker vor. Der Acker muss relativ feucht sein, aber auch die Sonne sollte drauf scheinen. Das Korn liegt irgendwo zwischen 5 und 10 cm in der Erde. Dort wird es bei direkter Frühlingssonne vielleicht 30 °C warm, vermutlich eher kühler. Feuchter Ackerboden ist ja eigentlich nicht sonderlich warm. Sagen wir also bei 20-30 °C laufen all die Prozesse ab, die der Pflanzenembryo braucht um sich zu entwickeln. Stärke, Proteine, all das wird ab und umgebaut.
Nun zu meiner Frage:
Warum liegen die Temperaturoptima der diversen Enzyme so weit jenseits von der offensichtlich viel niedrigeren, physiologischen Wachstumstemperatur?
Der einzige halbwegs logische Grund dafür, der mir bisher in den Sinn gekommen ist:
Pflanzen sind hauptsächlich wechselwarme Lebewesen. Sie sind von der Umgebungstemperatur abhängig. Daher macht es aus meiner Sicht durchaus Sinn, dass das Temperaturoptimum der Enzyme etwas weiter rechts der physiologisch sinnvollen Temperatur liegt. So ist gewährleistet, dass bei Temperaturen über dem Durchschnitt das Temperaturoptimum nicht überschritten wird, sondern im Gegenteil die Prozesse immer schneller ablaufen können.
Das erklärt aber für mich immer noch nicht, warum die Temperaturoptima von z.B. den Amylasen in Bereichen liegen, die unter natürlichen Bedingungen (auf dem Acker) nicht erreicht werden.
Freue mich auf eure Antworten

LG Florian
EDIT: Habe den Titel etwas abgeändert. Finde ihn so zielführender.