
anlässlich eines Wechsels der Arbeitsstelle wurde mir ein Braukurs für 2 Personen geschenkt, welchen ich Ende April zusammen mit meinem Schwager besucht habe.
Irgendwie hat das bereits unser Interesse geweckt und wir haben uns fest vorgenommen, das mal selbst auszuprobieren.
Der (eigentliche) erste Versuch ist mangels Know-How, Equipment und zu viel gleichzeitigem Alkoholkonsum leider komplette schiefgelaufen, sodass dieser hier elegant verschwiegen wird

Dieses Fiasko hat uns aber eigentlich nur noch mehr angespornt, sodass wir - hinsichtlich Wissen und Material deutlich aufgerüstet - am letzten Samstag einen neuen Anlauf gestartet.
Das soll als Vorgeplänkel genügen...
Um eine Vergleichbarkeit herstellen zu können, wollten wir das Bier aus unserem Braukurs nachbrauen.
Die Zutaten hierfür hatten wir daher direkt von unserem Braumeister aus dem Braukurs bezogen.
Zutaten:
5 KG Pilsner Malz, ca. 600g Röstmalz/Farbmalz
Hopfenpellets - 12g Magnum 17,8%
Hefe: Irgendeine für dunkle Ales (11g)
Brauprozess erstmal ohne unsere daraus gewonnen Erkenntnisse:
Einmaischen: 50°C 20min in 20 Liter Wasser
Eiweißrast: 55°C -> 20min
Maltoserast: 63°C -> 25min
Verzuckerungsrast 1: 72°C -> 20min
Verzuckerungsrast 2: 77° C -> 15min.
Abmaischen 78°C -> 20min
Bei 78°C haben wir abgeläutert und während der 20 minütigen Läuterruhe ca, 14l Nachguss vorbereitet.
Nach den Nachgüssen war der Einkochautomat sehr gut gefüllt und wir hatten eine Stammwürze von knapp über 14°P (gemessen mit Spindel bei 20° Temperatur).
Danach haben wir versucht, die Würze zum Kochen zu bringen, was aufgrund des in die Jahre gekommenen Einkochautomaten nicht so recht funktionieren sollte.
Erst war nicht aufgefallen, dass die Sicherung der verwendeten Kabeltrommel ausgelöst hatte, sodass die Würze ca. 60 Min. zwischen zwischen 80 bis 90°C hatte und wir uns wunderten, warum das dermaßen lange dauert, bis die Würze kocht. Als der Fehler lokalisiert war, hat der Automat dann auch hochgeheizt, war aber wohl zu schwach auf der Brust (ausgelegt auf 25 Liter, 1800 Watt), sodass ein wallendes Kochen erst eingesetzt hatte, als genügend Würze verdampft war.
Nach Kochbeginn und 15min vor Kochende haben wir dann jeweils die Hälfte (also je 6g) des Hopfens hinzugegeben.
Nach dem Hopfenseihen hatten wir noch ca. 18 Liter als Ausbeute in unserem Läuterbottich.
Die Stammwürze konnte nach dem Kochen leider nicht mehr gemessen werden, da die Bierspindel leider zu Bruch ging

Haben uns nun ein Refraktometer bestellt, um den Gärverlauf zu überwachen.
Die Würze kam dann zunächst in den Keller zum Abkühlen (es kam ja auch erstmal das Länderspiel).
Als die Würze nach einem Tag (!) auf 20°C abgekühlt war, haben wir ca. 500ml Würze entnommen und die Trockenhefe darin rehydriert und zwischen zwei Messbechern hin und hergeschüttet, danach 30min stehen gelassen und dann zur restlichen Würze gegeben und mittels Schöpfkelle aufgezogen. Gärspund drauf und gewartet.
Der Gärbottich steht im Keller bei konstanten 20°C, jedoch war nach 24 Stunden noch keine Gärung zu verzeichnen.
Heute Abend dann scheint die Hefe endlich angekommen zu sein. Wir hatten schon überlegt eine neue Hefegabe vorzubereiten.
Anbei noch die Bilder der Aktion bevor ich zu meinen Erkenntnissen und Fragen komme.
Folgendes Fazit oder auch Fragen meinerseits mit der Bitte um Kommentierung durch die erfahrenen Hobbybrauer hier im Forum:
1.
Zu viele Rasten. Einmaischen wahrscheinlich bei höherer Temperatur. Eiweißrast wahrscheinlich überflüssig. Abmaischen bei Erreichen der 78°C und nicht nach 20 Min.
2.
Wir haben uns direkt mal nen neuen Einkochautmaten zugelegt, damit der Zeitverlust beim Hochheizen nicht mehr so groß ist und ein wallendes Kochen möglich wird.
Ist eurer Meinung die lange Dauer bis zum Kochen (ca. 60min. bei 80/90°C) schädlich gewesen?
3.
Das Hopfenseihen mit einem abgekochten Küchenhandtuch scheint wohl auch nicht die beste Lösung zu sein, oder?
4.
Das Abkühlen der Würze auf Zimmertemperatur hat verhältnismäßig lange gedauert. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass der Bottich sehr dickwandig ist und der Deckel drauf war (soll ja aber auch nicht infiziert werden, oder). Wie macht ihr das?
5.
Das Anstellen der Hefe in der Würze ist wohl nicht so optimal, wie ich jetzt gelesen hat. Vielleicht auch der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis die Gärung eingesetzt hat.
Was würdet ihr empfehlen? Vorsichtiges Einrühren in abgekochtes Wasser, dass auf Zimmertemperatur abgekühlt ist?
Zucker dazu oder nicht?
6.
Ich hatte gelesen, ein Gärverschluss ist nicht notwendig? Denke aber, genau dieser schützt doch vor einer Infektion. Was ist richtig?
7.
Hauptproblem ist, dass die Bierspindel zu Bruch ging und ich daher die Stammwürze nicht kenne. Tendenziell ist diese dann ja nach dem Kochen noch höher als die 14°P vor dem Kochen.
Wie kann ich nun die spätere Zugabe von Traubenzucker für die Nachgärung oder auch den Aklkoholgehalt berechnen?
Diese basieren ja auf der Stammwürze, oder?
Und die Messungen über das neue Refraktometer wird ja durch den Alkohol, der sich jetzt bildet verfälscht.
8.
Wann würdet ihr abfüllen? Im Internet gibt es die verschiedensten Theorien zu lesen, was ehrlich gesagt, sehr verwirrt.
Ich würde jetzt mal 5 Tage warten und dann mit dem Refraktometer messen. Danach nach 2 Tagen wieder messen und abfüllen, falls der Wert konstant ist.
Ansonsten nach weiteren 2 Tagen nochmal messen.
9.
Wie lange sollte in der Flasche nachgegärt werden?
10.
Was bewirkt die anschließende Kühlung zum Nachreifen genau?
Das sollte es erstmal sein :)
Hoffe, ich habe nicht allzuviele unnötige Fragen gestellt.
Am 16.7. werden wir einen dritten Anlauf starten und versuchen ein helles Bier zu brauen.
Bis dahin möchte ich möglichst viele Anfängerfehler abstellen (wie z.B. auch das Backen der Bügelflaschen).
Für eure Rückmeldungen vorab schon vielen Dank und gute Nacht
