Fragen wir uns erstmal warum wir die Flaschen backen? Wir wollen schaedliche Keime in die Knie zwingen, richtig?
Dazu muss man wissen das in Bier, bedingt duch Hopfen, Alkohol und CO2, sowie dem pH Wert und dem fehlenden Substrat, relative wenig wachsen kann. In der Realitaet schaut man sich also erstmal an was waechst und sucht sich dann davon die widerstandsfaehigsten raus. Kann man die gut unter Kontrolle halten, klappt es auch mit allen anderen. Klar?
In den entsprechenden Technologien konzentriert man sich daher meist auf Saccharomyces diastaticus und Lactobacillus brevis. Beide sind weit verbreitet, wachsen in Bier und sind, auf Grund Ihrer Dauerformen, relative zaeh.
So weit so gut. Ein weiterer wichtiger Punkt ist wie wir die Keime in Schach halten wollen. Bei uns mit Hitze. Man spricht in diesem Fall, auch von Pasteurisierung. Es hat sich eingebuergert, um Verfahren vergleichen zu koennen, die Verfahren auf sogenannte Pasteureinheiten zu normieren. Die Formel dazu hat man durch hunderte EInzelversuche fuer Bier empirisch bestimmt. Eine Pateureinheit eintspricht dabei einer Einwirkung von 60C fuer 1 Minute. Als Formel ergibt sich PE = Zeit * 1,393^(Temperatur-60).
Aber warum erzaehl ich euch das?
Ok, wenn wir unsere Wuerze kochen, sagen wir mal fuer 60 Minuten, pasteurisieren wir damit unsere Wuerze. Wir toeten die vorhandenen Keime ab (exkter waere zu sagen wir reduzieren die Zahl und manche toeten wir nicht ab, die wachsen aber auch nicht in Bier). Das ist fuer uns Hobbybrauer der letzte Schritt in dem wir die Keimzahl unseres Produktes reduzieren, richtig?
Alle Schritte die danach folgen koennen im besten Fall die Keimzahl gleich halten, sie koennen aber die Keimzahl im Bier nicht weiter reduzieren. Wuerden wir das tun wollen, muessten wir unser Bier, wie die "Grossen", im Pasteur oder durch eine KZE jagen. Tun wir aber nicht.
Wen dem so ist, macht es ja logischerweise auch keinen Sinn Flaschen intensive zu behandeln als das Produkt, oder?
Vergleichen wir die PE fuer 60 Minuten Kochen bei 100C mit 15 Minuten Backofen bei 180C, so finden wir aber das wir die Flaschen mit exakt der 82040693450fachen PE Zahl behandeln wie Bier. Also etwas Overkill.
Egal, viel hilft viel, oder?
Nein, in diesem Fall nicht. Flaschenglas ist auf Temperaturunterschiede von max. 70C ausgelegt. Alles andere erzeugt sogennate thermisch induzierte Spannungsschaeden. Mit anderen Worten das Glas springt im mikroskopischen Massstab. Das muss man zu erst noch nicht sehen.
Allerdings foltern wir unsere Flaschen ja zusaetzlich. Wir setzen sie unter Druck. Druck erzeugt Kraft, und zwar linear zur Flaeche auf der der Druck lastet F=p*A.
Alles noch kein Problem. Bierflaschen haben einen Berstdruck von etwa 10 bar. Aber jetzt kommt es, der gilt nur bei unverletzter Oberflaeche. Test zeigen das der Berstdruck bei thermisch induzierten Spruengen, je nach tiefe und Geometrie um den Faktor 2 bis 20 abnehmen!! Das heist aus meinen 10 bar werden 5 oder sogar nur 0,5 bar.
Also zusammengefasst, ich gehe ein gewaltiges Risiko ein das die Flasche bei Belastung platzt und zwar durch eine Behandlung die eigentlich absoluter overkill ist.
Jan
EDIT: Ich baue uebrigens die Rechtschreibfehler nicht absichtlich rein. Da ich aber in USA sitze, habe ich keine deutsche Korrekturhilfe, im Gegenteil, die amerikanische verschlimmbessert das Ganze.....
