meine Frau und ich leben zwar im Weinviertel in Niederösterreich, trinken aber trotzdem lieber Bier

Nachdem wir viele Craftbiere und Biere von kleinen Brauereien verkostet haben und die eine oder andere Brauereiführung mitgemacht haben, dachten wir uns: Kann man das nicht auch selbst machen? Kurzer Blick ins Internet: Ja, man kann! Ist aber auch ganz schön kompliziert. Nach ausgiebiger Recherche war klar - wenn schon, denn schon: Keine Braukits, das volle Programm mit Hopfen, Malz und Wasser. Sehr geholfen hat uns die Brauanleitung (vielen Dank an Timo und alle die beigetragen haben!), auch das Buch von Hagen Rudolph war ein guter Einstieg.
Alles notwendige war rasch bestellt bzw. besorgt, und letzten Samstag war es endlich soweit: Brautag!
Los gelegt haben wir um 8:45, mit dem Rezept aus der Brauanleitung. An sich wollten wir eigentlich alles draußen auf der Terrasse machen, es war aber recht frisch und windig. Darum haben wir den Maischvorgang dann doch in der Wohnung erledigt. Stinkt eh nicht - es riecht! Wir haben 90 Minuten lang fleißig gerührt und waren überrascht, dass der Einkocher mit der Isolierung die Temperatur eigentlich recht gut hält, ohne dass man allzu oft nachheizen muss.
Jodprobe steht zwar nicht in der Anleitung, aber interessiert hat es uns doch. Schaut OK aus. Das Abläutern hat von Anfang an eigentlich super funktioniert. Für den Nachguss hatten wir einen zweiten Gäreimer. Den haben wir vorab mit (fast) kochendem Wasser gefüllt, das hat sich dann grade soweit wie nötig abgekühlt, als wir es gebraucht haben.
Direkt nach dem Abläutern in den Einkocher haben wir eine Probe entnommen und nach dem Abkühlen die Stammwürze gemessen. Die hatte nur 10%, das lag aber daran, dass wir wohl von oben den dünneren Nachlauf entnommen hatten. Durchgemischt, nochmal entnommen und gemessen - 14%. Passt. Etwas Treber aufgehoben, den haben wir am nächsten Tag zu einem Treberbrot verbacken.
So, zum Kochen haben wir den Einkocher jetzt aber doch auf die Terrasse getragen. Das Aufheizen hat gefühlt ewig gedauert. Wir haben ja im Vorfeld lange überlegt welchen Einkocher wir kaufen - optimal scheint ja keiner zu sein. Da es dann ein Superschnäppchen gab (ein "Superior Exclusiv" mit 1800 Watt neu um 40 EUR) haben wir gedacht wir probieren es mal damit, aufrüsten kann man später immer noch. An sich hat er gekocht, aber ob das jetzt wallend war... Zwischendurch hat er sich auch zweimal kurz abgeschaltet (Überhitzungsschutz wahrscheinlich), aber es ist Eiweiß ausgeflockt und am Ende waren 10% weniger Flüssigkeit im Einkocher als am Anfang, das passt hoffentlich so. Für das nächste Mal werden wir uns jedenfalls noch einen 1500 Watt Tauchsieder zur Unterstützung besorgen.
Kurz gewartet bis sich in der Würze nichts mehr rührt, dann den Whirlpool angedreht und nochmal abgewartet. Das Hopfenseihen war zuerst problemlos, auch die Spitze des Trubkegels hat sich gezeigt. Dann wurde der Fluss aber immer langsamer und versiegte ganz. Anscheinend war der Ablauf verstopft, und ließ sich mit blindem Herumgestochere auch nicht einfach freilegen. Zum Glück hatten wir ja eh den Filter, wir haben also einfach die Würze abgeschöpft. Schuld war ein kleines Drahtsieb innen am Ablauf des Einkochers, das sich verlegt hatte. Das haben wir dann beim Reinigen gleich ausgebaut, damit es beim nächsten Mal nicht wieder Probleme macht.
Wir hatten jetzt etwa 15 1/2 Liter Würze, mit einer Stammwürze von 16%. Mit ca. 2,3 Liter abgekochtem Wasser verdünnt sind wir bei 18 Liter mit 14% gelandet. Könnte man da eigentlich statt Wasser auch Nachlauf nehmen, und müsste der dann separat abgekocht werden?
Ohne Würzekühler konnten wir die Würze nur über Nacht abkühlen lassen. Wir haben also noch alles abgewaschen, und es war mittlerweile 16:45 - also 8 Stunden Beschäftigung, die aber viel Spaß gemacht haben.
Die Danstar Nottingham Ale haben wir am nächsten Tag lt. Packungsanleitung rehydriert (da sind wir von der Brauanleitung abgewichen) und dann zur Würze gegeben. Durch Hochschöpfen belüftet (mittlerweile nachgelesen dass diese Hefe das eigentlich gar nicht braucht), dann Deckel drauf und ab in den Abstellraum bei ca. 21 Grad. Nach ein paar Stunden gab es schon das erste Geblubbere und es bildete sich auch bald ein Hefeteppich. Heute, nach 3 Tagen, wird das Blubbern schon weniger, und das Zeug im Eimer riecht auch schon wie Bier! Mal schauen ob wir morgen das erste Mal die Stammwürze messen.
Wir sind jedenfalls schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie das fertige Produkt schmecken wird

Wir haben uns sehr gefreut, dass fast alles so reibungslos funktioniert hat. Gut, wir tendieren auch dazu uns bei allem lieber gut vorzubereiten als dann später in Panik auszubrechen, weil irgendwas nicht funktioniert

So, und jetzt endlich die Fotos, die hab ich mir den anderen Braudokumentationen auch immer am liebsten angeschaut: