Blancblue hat geschrieben:Sorry Sveen, das hatte ich überlesen. Was ist das genaue Problem mit der Bitternis? Ist es zu bitter oder schmeckt diese kratzig, nachhängend, metallisch?
Zuviel Bittere im Hobbybrauerbereich kommt oft von diesen Faktoren, check doch mal ob eine der folgenden Punkte bei dir zutreffen.
1. Nachisomerisierung Zeit
Hopfen geben grob gesagt bis etwa 80 Grad noch Bitterstoffe ab, erst unter dieser Temperatur nimmt die Ausbeute deutlich ab. Gibt man jetzt kurz vor Kochende große Menge Aromahopfen zu und lässt sich mit dem kühlen etwas zu lange Zeit, schießt die Bittere ordentlich nach oben - mit Hochalphasorten wie Simcoe, Citra geht das dann noch schneller.
Wasserdruck / Fluss kann auch etwas ausmachen. Hat man beim letzten Mal den Hahn vollaufgedreht und beim zweiten Mal nur halb, braucht der zweite Sud selbstverständlich länger zum abkühlen.
Sveen, wie sieht hier deine Vorgehensweise aus?
2. Rezept falsch übertragen
"Warens jetzt 5 oder 15 Gramm?"
15 Minuten oder 5?"
"Nachisomersisierung-Zeit - shit, vergessen aufzuschreiben"
Hopfengaben nur in Gramm ohne Alphasäuren notiert
siehe auch nächster Punkt:
3. Vermessen
Waage nicht genullt, zu wenig oder zuviel abgewogen ohne es zu merken usw.
4. Veränderung der Alpha Säure des Hopfens nicht beachtet
Der Alpha-Säure Gehalt von Hopfensorten schwankt von Jahrgang zu Jahrgang und von Bauer zu Bauer. Ich habe hier eine Packung Perle mit 10 und eine mit 5,6% Alphasäure - d.h. von der zweiten Charge bräuchte ich fast die doppelte Menge, um auf den gleichen Bitterwert wie bei Charge 1 zu kommen.
5. PH-Wert unterschiedlich
Je höher der PH-Wert des Suds (nicht Wasser) beim Kochen ist, desto mehr Bitterstoffe können isomerisiert werden, desto harscher wirkt allerdings auch die Bittere.
Zuerst einmal Danke für die ausführliche Fehleranalyse Blancblue.
1. Nachisomerisierung
Da ich noch im Bereich von 25L braue und einen 15m langen Gegenlaufkühler besitze, denke ich ist das kein Thema, da ich meine komplette Würze binnen 2 Minuten auf 25 Grad bekomme.
2. Rezept falsch übertragen
Ein tatsächlich guter Einwand.Nur habe ich selbst zwei verschiedene Rezepte probiert und ich glaub nicht dass mir da beides mal was schief gelaufen ist. Mir ist jedenfalls kein fehlender Wert aufgefallen.
3. Vermessen
Ich denke dass passiert einmal, aber dreimal?
4. Veränderung der Alphasäure
Ich rechne grundsätzlich mit der Software "kleiner Brauhelfer" die Werte um, wenn die Alphasäure vom Originalrezept abweicht
5. Schwankender PH-Wert
Ich muss gestehen den habe ich nie gemessen.
Insgesammt ist es auch vom Gefühl her eine sehr kratzige bittere. Nicht eine so weiche wie man es vom Hopfen kennt.
Was ich nicht verstehe ist, dass sich Hopfenbittere (egal wie stark) sich durch Lagerung verlieren müsste. Ich hab einen der Sude ein paar Flaschen nun über ein halbes Jahr gelagert und die Bitterkeit würde noch viel aufdringlicher. Die eigentliche Hopfenbitterkeit hat man gemerkt die kam erst viel später im Mund und hat sich immer mehr ausgelagert.