Chlor im Trinkwasser

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Bierfetischist
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Chlor im Trinkwasser

#1

Beitrag von Bierfetischist »

Chlor im Trinkwasser

Ab Freitag den 30.09.2016 wird unser Trinkwasser mit einer Konzentration von 0,1- 0,3 mg/l Dauerchloriert. :Mad
Kann mir jemand sagen inwiefern sich das Chlor auf das brauen auswirkt (Fehlgeschmack.…) :Waa
Wie soll ich mein Wasser aufbereiten?
Hätte auch die Möglichkeit mein Brauwasser aus einen anderen Ort zu beziehen wo nicht gechlort wird. Wobei das die allerletzte Option sein soll.

Für sachdienliche Hinweise und Tipps möchte ich mich schonmal im Voraus bedanken.

Hier mal das Schreiben vom Bürgermeisteramt
Trinkwasser Chlor.jpg
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Hopfenprinz
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Re: Chlor im Trinkwasser

#2

Beitrag von Hopfenprinz »

Oh, Heiko... Chlor ist pures Gift. Gechlort wird ja, um Keime/Mikroorganismen im Trinkwasser den Garaus zu machen. Die Hefe wird es nicht freuen (wir sind zum Glück davon noch verschont)! Vielleicht kennt sich hier jemand mit der Chlortoleranz für diverse Hefestämme aus.
Chlor ist flüchtig, "dampft/verfliegt" bei offen stehenden, besser noch siedenden Flüssigkeiten aus - aber in welchem Maße?? Gutes Thema... Fehlgeschmack - da fällt mir gleich das Thema Schwimmbad oder Trinkwasser an der Costa Brava ein. Trotz abstehen lassen und Kochen zum Kaffee machen ungeeignet! Na ja, vielleicht reicht es bei Deiner Konzentration den Sud entsprechend lange offen kochen zu lassen. Schön ist das Thema Chlor im Brauwasser aber nicht.

Mein Beileid.
Grüße - André

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Ladeberger
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Re: Chlor im Trinkwasser

#3

Beitrag von Ladeberger »

Guckst du hier: http://braumagazin.de/article/bierfehle ... orphenole/

Zunächst mal müsstest du also herausfinden, welche Art der Chlorung hier eingesetzt wird.

Gruß
Andy
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docpsycho
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Re: Chlor im Trinkwasser

#4

Beitrag von docpsycho »

Gude,

oh das ist schlimm, du kannst einem Leid tun. Ich kenne das aus Spanien (wobei ich die Konzentrationen nicht kenne) und das ist fürchterlich.
Hopfenprinz, bist du dir da sicher, dass das gelößte Chlor verfliegt, da bin ich mir nämlich gar nicht so sicher. Zu einem Teil vielleicht aber was bleibt, sollte folgendes sein.
Screenshot_20161003-231403.png
Aber die Chemiker unter uns können da sicher helfen.

Grüße, der Doc
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Hopfenprinz
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Re: Chlor im Trinkwasser

#5

Beitrag von Hopfenprinz »

Nun ja, ich bin kein Chemiker und kann nur von meinem bescheidenen Erfahrungen berichten.
Gechlortes Wasser, einige Zeit offen abstehen lassen, mindert den Chlorgeschmack (Urlaub in Spanien). Die Kaffeemaschine oder das Kochwasser für Tee, Kaffee oder Nudeln lässt das Chlor nicht (vollständig) verfliegen. Chlor im Freibad oder Schwimmpool verflüchtigt sich, ebenso aus den Kanistern für die Wasseraufbereitung.

In der Tat sind hier die Chemiker gefragt...
Grüße - André

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Bierfetischist
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Re: Chlor im Trinkwasser

#6

Beitrag von Bierfetischist »

Danke für die Hinweise, der Link von Andy war sehr aufschlussreich. :thumbup
Da es sich aller Wahrscheinlichkeit bei mir um Freies Chlor handelt sollte die Erwärmung des Brauwassers unter Rühren oder das Abstehen lassen über Nacht ausreichen. Ich kenne den zuständigen Wassermeister persönlich, werde mal fragen was er da ins Wasser gibt.

Freies Chlor
Gelangt durch den Einsatz von Chlorgas, Natriumhypochlorit und Calciumhypochlorit in das Wasser. Sie bil­den darin freies Chlor und sind in Deutschland bis 0,3 mg/l beim Endverbraucher zu­ge­las­sen, bei ei­ner wirk­sa­men Mindestkonzentration von 0,1 mg/l. Eben diese 0,1 mg/l sind auch ge­rade so wahr­nehm­bar, wes­halb die Chlorung des Leitungswassers fri­sch aus der Leitung am bes­ten zu er­ken­nen ist. Die Geruchsprobe ist je­doch eher ein Alarmsignal, als ein Garant für nicht-gechlortes Wasser. Es hilft bei Verdacht auf freies Chlor be­reits die Erwärmung des Brauwassers un­ter Rühren oder das Abstehen über Nacht.

Chlordioxid
Wir auf­grund der er­höh­ten Wirksamkeit ge­gen­über freiem Chlor und der tech­ni­schen Vorteile wird Chlordioxid mitt­ler­weile be­vor­zugt ein­ge­setzt und ist beim Brauen un­pro­ble­ma­ti­sch, da hier­bei keine Chlorphenole ge­bil­det wer­den. Keine Maßnahmen er­for­der­lich.


Chloramin T
Sehr be­stän­dige Form der Chlorung, die aus dem Brauwasser nur un­ter gro­ßem Aufwand zu ent­fer­nen ist. Die in den USA ge­bräuch­li­che und von dor­ti­gen Hobbybrauern ge­fürch­tete Form der Chlorung ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht zu­läs­sig, kann sich al­len­falls durch am­mo­ni­um­hal­ti­ges Wasser bil­den, wo­für je­doch strenge Grenzwerte gel­ten. Da ein Eintrag in un­se­rem Raum da­her un­wahr­schein­lich ist, fin­det hier keine Besprechung zur Behandlung statt. Eine aus­führ­li­che Anleitung fin­det sich un­ter

Quelle>>>http://braumagazin.de/article/bierfehle ... orphenole/


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Spike_19
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Re: Chlor im Trinkwasser

#7

Beitrag von Spike_19 »

Ich war dieses Jahr in Istrien Kroatien. Dort habe ich eine junge Brauerei besucht und nachgefragt wie die das gechlorte Wasser aufbereiten.
Antwort : gar nicht!..... Die füllen nur das Brauwasser einen Abend vorher in die Tanks, sodass sich das Chlor absetzen kann und ziehen von oben ab.
Die Biere waren gut. Habe da keinen chlorigen Fehlgeschmack gemerkt.
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ggansde
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Re: Chlor im Trinkwasser

#8

Beitrag von ggansde »

Moin,
ich glaube, da hast Du etwas falsch verstanden: Chlor setzt sich nicht ab, es verflüchtigt sich. Evtl. meinst Du mit dem Absetzen die Carbonathärte, aber auch die setzt sich erst nach dem Kochen ab (Verschiebung des Kohlensäuregleichgewichts).
Aktivkohlefilterung wäre noch eine Möglichkeit.
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Kurt
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Re: Chlor im Trinkwasser

#9

Beitrag von Kurt »

Chlorphenole versauen Dir absolut sicher jeden Bier (habe damit in Neu-Ulm schon zwei Sude verloren und etliche waren nicht optimal bis ich die Ursache gefunden habe!). Ich kenne die übrigen Wasserwerte nicht, aber das wäre eine gute Gelegenheit für eine Osmoseanlage. Die haben üblicherweise ein Aktivkohlefilter mit dabei. Dieses beseitigt das Chlor im Wasser und liefert weiches Wasser. Wenn letzteres schon ohnehin gegeben ist, reicht das Aktivkohlefilter.
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omitz
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Re: Chlor im Trinkwasser

#10

Beitrag von omitz »

Bin kein Experte aber Chlor ist wohl auch der Auslöser für "Band Aid" Effekt ("Krankenhausgeruch") im Bier. Hatte ich mal und das ist sehr ärgerlich!
Alles ins Klo gekippt. :crying
Timo
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ggansde
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Re: Chlor im Trinkwasser

#11

Beitrag von ggansde »

Moin,
ein mir bekannter Hobbybrauer war urplötzlich nicht mehr in der Lage trinkbares Bier zu produzieren und daher sehr verzweifelt. Es stelle sich heraus, dass er umgezogen war und in der Wasserversorgung der Hausgemeinschaft das Trinkwasser gechlort wurde. Er verwendete danach Wasser aus dem Laden und das Problem war gelöst. Chlorphenol-Geschmack verfliegt nicht und ist m.M. nach mit Abstand der fieseste Bierfehler.
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flying
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Re: Chlor im Trinkwasser

#12

Beitrag von flying »

Der Versorger hat mit den 0,1- 0,3 mg/L die gesetzlichen Grenzwerte genannt. Allerdings sind auch bis 0,6 mg/L möglich, wenn die mikrobiologische Belastung es nötig macht. Wichtig ist auch die Entfernung zur Stelle wo gechlort wird. Um auch den letzten im Netz zu erreichen sind am Anfang womöglich höhere Werte an Chlor vorhanden?
Aktivkohlefilter wurden ja schon genannt. Chlor kann man auch mit Natriumthiosulfat entfernen.
Held im Schaumgelock

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Re: Chlor im Trinkwasser

#13

Beitrag von Freever »

Als Fachangestellter für Bäderbetriebe, der jeden Tag mit Chlorungen arbeitet, rate ich dir dazu, dein Wasser überhaupt nicht wegen des Chlores aufzubereiten. In den Bädern arbeiten wir mit 0,3 bis 0,6mg freies Chlor. Gerade Becken mit vielen Attraktionen (Sprudler, Sitzgebläse, Wasserpilze, Rutschen) oder mit großer Wasserfläche verlieren sehr schnell an Chlorkonzentration. Über Nacht stehen lassen ist schon das Maximum an Aufwand :) Ich würde es mit einem Testsud probieren, ob du nach dem Hopfenkochen einen Fehlgeschmack hast, was ich nicht glaube.

Allzeit guten Sud!
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Kurt
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Re: Chlor im Trinkwasser

#14

Beitrag von Kurt »

Uh, das ist aber ein leichtfertiger Tipp. Zitat aus dem oben genannten Brau!magazin-Art

"Ursache ist im­mer ein Eintrag von freiem Chlor (Cl²) in die Würze. Dort re­agiert es mit Phenolen der Hefe zu Chlorphenolen. Deren Geruchschwellenwert liegt weit­aus nied­ri­ger als der von freiem Chlor selbst (ca. 100 μg/l)."
Die Chlorphenole kochen sich nicht raus!
pleerbräu
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Re: Chlor im Trinkwasser

#15

Beitrag von pleerbräu »

Hier ein guter Text zum Thema (leider in Englisch): http://wetnewf.org/pdfs/Brewing_article ... lorine.pdf
Ich benutze einen Aktivkohlefilter.
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Kurt
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Re: Chlor im Trinkwasser

#16

Beitrag von Kurt »

Die Quelle ist echt gut. Feies Chlor hat demnach in unbewegtem Wasser eine Halbwertszeit von gut 26 Stunden. Über Nacht stehen lassen löst das Problem also nicht. Die Phenole für die Bildung von Chlorpohenol kommen nicht ausschließlich von der Hefe, denn sonst würde das Hopfenhocken (vor der Gärung) das Problem ja lösen - tut es aber nicht.
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Bierfetischist
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Re: Chlor im Trinkwasser

#17

Beitrag von Bierfetischist »

Erstmal vielen dank für die zahlreichen Ratschläge.
Bin jetzt ein wenig verwirrt was ich nun machen soll. :puzz

Habe mir mal einige Aktivkohlefilter angesehen bzw. die Vor und Nachteile dieser Filter.
Nachteile: Hohes Verkeimungs-Potential, spätestens nach 6 Monate besser 3 Monate Filterkartusche wechseln,….

Mein Fazit: Ich mache demnächst einen kleinen Testsud mit abgestandenem Wasser und sehe was dabei rauskommt. Wenn das Bier dann einen Chlor oder Krankenhaus Geschmack hat werde ich wohl bis auf weiteres mein Brauwasser aus einem Nachbarort holen wo nicht gechlort wird.

Ich hätte zu drei verschiedene Brunnen in der Umgebung Zugang wo nicht gechlort wird, welches Wasser wäre zum brauen am besten geeignet?
Wasser.jpg
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Re: Chlor im Trinkwasser

#18

Beitrag von Absacker »

Moin,

ich wohne und braue in Bath, UK, wo das Wasser mit Chloramin versetzt ist. Das ist überhaupt nicht tragisch fürs Brauen, da der Stoff durch mit Na-Metabislufit (Camden Tabletten) zu Chlorid reagiert. Kuckstu hier: http://www.jimsbeerkit.co.uk/water_chlorine.htm. Dort findest Du auch Angaben zur Dosierung. Du müsstest dazu herausfinden wie viel und in welcher Form Chlor in deinem Leitungswasser künftig vorliegen wird.

Hoffe das hilft dir weiter.

Niko
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