ich habe mich an anderer Stelle zwar schon kurz vorgestellt (Anfängerfrage, bei der mir sehr höflich und schnell geholfen wurde), aber ich dachte, ich mache es noch mal offiziell.
Mein Name ist Alex, ich bin 32, aufgewachsen in Münster, groß geworden im Westmünsterland und momentan (mal wieder) sesshaft in Essen. Gelernt habe ich Journalismus, war viele Jahre Redakteur bei einer Tageszeitung und arbeite heute als Texter in einer Agentur.
2012 unternahm ich meinen ersten "Brauversuch" mit einem Fertig-Kit, das mich mithilfe von gehopftem Würzekonzentrat, einem Pfund Zucker und kochendem Wasser zum Besitzer eines "Hellen, das Du so sicher noch nie getrunken hast!" machen sollte. Rückblickend würde ich das Ergebnis als eine Mischung aus Sauerkrautsaft und Fürst Metternich beschreiben. Das neue Hobby ruhte für vier Jahre.
Ende 2014 habe ich meinen Job gekündigt, meine Wohnung aufgelöst und habe das folgende Jahr in einem grünen GMC Safari auf den Highways der USA und Kanada verbracht. Gleich zu Beginn meiner Reise von Tofino (Vancouver Island) bis kurz vor L.A. bin ich praktisch von einer Micro Brewery in die nächste gestolpert. Washington, Oregon, Kalifornien: Entlang der Küste schien wirklich jedes Kaff sein eigenes Bier zu brauen, und diese Vielfalt hat mich nachhaltig beeindruckt. Nicht nur die Sortenvielfalt - als Pils-sozialisiertes Münsterlandkind ging mein Horizont gerade noch bis Hefeweizen -, sondern auch von den vielen Geschichten und Leuten, die hinter den kleinen Brauereien stehen.
Auch im Laufe der folgenden ~25.000 Kilometer durch 20 US-Bundesstaaten und acht kanadische Provinzen dasselbe Bild: Craft Beer, Craft Beer, Craft Beer und eine Wertschätzung des Produktes Bier, die ich aus Deutschland nicht kannte. Ich mag gar nicht daran denken, wie viele Dollars ich während der zwölf Monate in Brauereien gelassen habe. Aber es hat sich gelohnt.
Vor allem aber hatte ich für mein "ruhendes Hobby" erneut Feuer gefangen, wollte es diesmal, zurück in Deutschland, aber "richtig" machen. Ermutigt durch einen Brauer in Kanada, der sagte, "brauen ist wie kochen, lernen kann das jeder", vergrub ich mich Anfang 2016 in Literatur. Dann in dieses Forum. Ich bestellte erstes Equipment, startete einen ersten Versuch und überlebte ihn (17 Liter heißer Nachguss im freien Fall; überbrückter Überhitzungsschutz; Würze in der Mehrfachsteckdose - beim Blick zurück bekomme ich noch immer leicht Gänsehaut). Heraus kam ein IPA, das gut genug war, mich zum Weitermachen zu motivieren.
Fünf Sude folgten. Weitere Fehler ebenfalls, aber jedes Mal werde ich ein bisschen besser, kann meinen Prozess weiter optimieren und dazulernen. Letzteres passiert auch durch die tägliche Forum-Lektüre. Mein vorläufiger Wunsch für die Zukunft ist, irgendwann mal ein Bier zu brauen, von dem ich sagen kann: Okay, im Laden hättest auch kein besseres gefunden.
Meine derzeitiges Equipment:
- 3,5 kw Hendi
- 35 l Edelstahltopf
- Einkocher für Anschwänzwasser (Überhitzungschutz ist reaktiviert)
- Läutereimer (35 l) mit Filterkerze
- 50 l Gäreimer (kleinere waren damals leider vergriffen)
Gebraut wurde bisher nur obergärig und in der Regel im mehrstufigen Infusionsverfahren oder per Kombirast. Gerührt wird per Hand, Temperatur und Zeit gemessen auch. Da mein Kessel keinen Hahn hat, seihe ich nach dem Whirpool mithilfe eines gebogenen Kupferrohs (mit "Kupfer-T-Stück-Stahlschwamm-Filter" und Silikonschlauch) durch einen Monofilament-Filter in den Gärbehälter, wo die heiße Würze direkt mit einer Edelstahl-Kühlspirale auf Anstelltemperatur gebracht wird. In einem Messbecher rehydriere ich die Trockenhefe in einem vorher abgezwackten Teil der Würze. Ich überlasse den Gärbottich bei Zimmertemperatur (habe vorsichtshalber auch noch ein Thermometer im Bottich) zehn Tage sich selbst, bevor ich das erste Mal schaue. Ist kein Schaum mehr da, schicke ich die Spindel schwimmen (vorher abgespült bei etwa 65°C, dann mit Isopropanol 70 eingesprüht und trocknen lassen - zu hohes Risiko?). Dann schaue ich im Zwei-Tage-Rhythmus wieder rein. Abgefüllt wird mit einer Edelstahl Abfüllpistole in 0,5- und 1-Literflaschen, in die ich vorher mit der Dosierhilfe Zucker gegeben habe. Zehn bis 14 Tage stehen lassen, dann für eine bis zwei Wochen in die Kälte, bevor ich das erste Mal teste.
Jau, so sieht dat aus bei mir. Freue mich auf das, was noch kommt!

Viele Grüße
Alex