Hallo Forum,
ist der Endvergärungsgrad unabhängig von der Temperatur, d.h. kann ich erwarten, dass eine Schnellvergärungsprobe (z.B. mit W34/70) bei 20°C in der Küche bis zum gleichen Restextrakt heruntervergoren wird wie im Gäreimer bei 8°C im Keller?
Danke und Gruß
Kjell
EVG temperaturabhängig?
Re: EVG temperaturabhängig?
Kurz und knapp: ja.
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.
- Flothe
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Re: EVG temperaturabhängig?
Kurz und knapp: Jein!
Der scheinbare Endvergärungsgrad (sEVG), der mit einer Schnellvergärprobe (SVP) ermittelt wird, ist der maximal mögliche Vergärungsgrad (wenn alles richtig gemacht wurde) und kann sich vom scheinbaren Ausstoßvergärungsgrad (sAVG) der Hauptwürze unterscheiden. Dabei spielt natürlich die Temperatur eine Rolle (eine Hefe, die bei 20 °C die Würze bis 2 °P runterzieht, legt sich bei 9 °C eventuell schon bei 3 °P schlafen), hier ist auch wichtig, ob es sich um eine Bruch- oder Staubhefe handelt. Aber auch die Konzentration der Hefe in Hauptsud und SVP ist entscheident. Ebenso spielt auch der Gasaustausch eine große Rolle, der vom Verhältnis Volumen:Oberfläche abhängt und natürlich auch unterschiedlich sein kann. Es ist also keineswegs in Stein gemeißelt, dass der per SVP ermittelte sEVG auch dem sAVG der Hauptwürze entspricht. Kann, aber muss nicht.
LG Florian
Der scheinbare Endvergärungsgrad (sEVG), der mit einer Schnellvergärprobe (SVP) ermittelt wird, ist der maximal mögliche Vergärungsgrad (wenn alles richtig gemacht wurde) und kann sich vom scheinbaren Ausstoßvergärungsgrad (sAVG) der Hauptwürze unterscheiden. Dabei spielt natürlich die Temperatur eine Rolle (eine Hefe, die bei 20 °C die Würze bis 2 °P runterzieht, legt sich bei 9 °C eventuell schon bei 3 °P schlafen), hier ist auch wichtig, ob es sich um eine Bruch- oder Staubhefe handelt. Aber auch die Konzentration der Hefe in Hauptsud und SVP ist entscheident. Ebenso spielt auch der Gasaustausch eine große Rolle, der vom Verhältnis Volumen:Oberfläche abhängt und natürlich auch unterschiedlich sein kann. Es ist also keineswegs in Stein gemeißelt, dass der per SVP ermittelte sEVG auch dem sAVG der Hauptwürze entspricht. Kann, aber muss nicht.
LG Florian
Jeder Tag ohne Bier ist ein Gesundheitsrisiko. - Zitat: Hildegard von Bingen in ihrem Buch über Heilverfahren "Causae et Curae"
- afri
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Re: EVG temperaturabhängig?
Ich halte dagegen: nein. Bei mir waren die EVGs bei der SVP in aller Regel höher, sprich: weniger Plato als der Sud im Keller. Vielleicht habe ich nur nicht lange genug gären lassen, das mag sein, aber es ist schon auffällig bei mir, zumal ich eigentlich noch nie überkarbonisiertes Bier hatte.Blancblue hat geschrieben:Kurz und knapp: ja.
Vielleicht liegt es auch am Zeitpunkt der Entnahme, ich fülle die SVP immer sofort nach dem Anstellen ab, manch einer wartet erst bis zum Überweißeln, bis die SVP gezogen wird. Das kann sicherlich ein Unterschied sein.
Achim (die SVP als nette Spielerei betrachtend)
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
Re: EVG temperaturabhängig?
Ich unterschreibe mal bei Flothe: Jain.
Machst du die SVP in einem durchsichtigen Röhrchen unter Sonnenlichteinstrahlung (z.B in der Küche) ? Woher weißt du das die Hefekonzentration in der SVP repräsentativ ist ....
Was ich damit sagen will i.d.R. Ist die Temperatur bei SVPs nicht der einzige Parameter der im Vergleich zur HG verändert wird (bewusst oder unbewussst). Somit ist der SVP i.d.R. Nicht mehr als eine grobe Schätzung.
Selbige kannst du aber auf Basis der VG-Angabe der eingesetzten Hefe in Kombi mit der Schüttung u Maischearbeit seines gebrauten Rezepts machen.
Gruß
T3K der schon seid ewigen Zeiten keine SVP mehr macht.
Machst du die SVP in einem durchsichtigen Röhrchen unter Sonnenlichteinstrahlung (z.B in der Küche) ? Woher weißt du das die Hefekonzentration in der SVP repräsentativ ist ....
Was ich damit sagen will i.d.R. Ist die Temperatur bei SVPs nicht der einzige Parameter der im Vergleich zur HG verändert wird (bewusst oder unbewussst). Somit ist der SVP i.d.R. Nicht mehr als eine grobe Schätzung.
Selbige kannst du aber auf Basis der VG-Angabe der eingesetzten Hefe in Kombi mit der Schüttung u Maischearbeit seines gebrauten Rezepts machen.
Gruß
T3K der schon seid ewigen Zeiten keine SVP mehr macht.
- Ladeberger
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Re: EVG temperaturabhängig?
Die Fragestellung kann schon aus formalen Gründen nur mit "nein" beantwortet werden. Oli dazu: viewtopic.php?f=3&t=6391&p=94612#p94612
Hier gemeint ist sicher der Vergärungsgrad scheinbar (VGs) zum Ende der Hauptgärung bzw. der Gärkellervergärungsgrad (GVG). Dieser kann abhängig von der Arbeit im Gärkeller auch vom EVG abweichen. Ich finde die Frage mit der Temperatur aber auch in diesem Kontext schwierig zu beantworten, da es sich bei der Differenz zwischen GVG und EVG um etwas handeln sollte, das so gewollt und reproduzierbar ist - aus stilistischen/geschmacklichen Gründen. Und nicht etwa deshalb, weil z.B. eine uralte Packung Wyeast Pilsener Urquell ("die mag's kalt!") vorzeitig die Segel streift.
Im Hobbykontext bleibt eine solche Differenz zum EVG jedoch ein heißes Eisen, da uns mangels Filtration und/oder KZE kaum eine Möglichkeit bleibt, die Hefe darin zu hindern, im Zielgebinde einfach wieder die Arbeit aufzunehmen.
Gruß
Andy
Hier gemeint ist sicher der Vergärungsgrad scheinbar (VGs) zum Ende der Hauptgärung bzw. der Gärkellervergärungsgrad (GVG). Dieser kann abhängig von der Arbeit im Gärkeller auch vom EVG abweichen. Ich finde die Frage mit der Temperatur aber auch in diesem Kontext schwierig zu beantworten, da es sich bei der Differenz zwischen GVG und EVG um etwas handeln sollte, das so gewollt und reproduzierbar ist - aus stilistischen/geschmacklichen Gründen. Und nicht etwa deshalb, weil z.B. eine uralte Packung Wyeast Pilsener Urquell ("die mag's kalt!") vorzeitig die Segel streift.
Im Hobbykontext bleibt eine solche Differenz zum EVG jedoch ein heißes Eisen, da uns mangels Filtration und/oder KZE kaum eine Möglichkeit bleibt, die Hefe darin zu hindern, im Zielgebinde einfach wieder die Arbeit aufzunehmen.
Gruß
Andy
Re: EVG temperaturabhängig?
Man sollte halbmüde und von der Smartphone Tipperei genervt keine nicht erklärenden Kurz-Postings abgeben...
Ich habe mit einem pragmatischen JA geantwortet,weil es im Hobbybrauerbereich in der Regel immer Nuancen/Abweichungen bei der Restextrakt Bestimmung gibt, allein schon aufgrund des oft rudimentären Messequipments bzw. Ablesefehler (die imho häufiger vorkommen als man denkt). Die Frage ist, wie tolerant man da ist. Ob 2,4 oder 2,6 RE finde ich z.B. vernachlässigbar und stellt für mich keine Abweichung in Sinne dieses Threads dar.
Die Thematik mit dem Gärkellervergärungsgrad, die Andy bzw. Oli angesprochen hat, kommt ebenfalls hinzu. Im alten Forum habe ich dazu auch noch ein paar interessante Aussagen gefunden:

Ich habe mit einem pragmatischen JA geantwortet,weil es im Hobbybrauerbereich in der Regel immer Nuancen/Abweichungen bei der Restextrakt Bestimmung gibt, allein schon aufgrund des oft rudimentären Messequipments bzw. Ablesefehler (die imho häufiger vorkommen als man denkt). Die Frage ist, wie tolerant man da ist. Ob 2,4 oder 2,6 RE finde ich z.B. vernachlässigbar und stellt für mich keine Abweichung in Sinne dieses Threads dar.
Die Thematik mit dem Gärkellervergärungsgrad, die Andy bzw. Oli angesprochen hat, kommt ebenfalls hinzu. Im alten Forum habe ich dazu auch noch ein paar interessante Aussagen gefunden:
Hier ist über den EVG u.a. zu lesen (Zitat Narziß, Abriß der Bierbrauerei):
"Der Endvergärungsgrad ist der überhaupt erreichbare, höchstmögliche Vergärungsgrad einer Würze. Er gibt die Summe aller in einer Würze enthaltenen und durch eine Brauereihefe vergärbare Zucker an, ausgedrückt in Prozent des Gesamt-Würzeextraktes."
Über die Schnellvergärungsprobe ist u.a. folgendes zu lesen (Zitat Narziß, Abriß der Bierbrauerei):
"Der Endvergärungsgrad sollte möglichst früh ermittelt werden, z.B. durch Entnahme einer Probe der angestellten Würze und Vergärung derselben bei 25°C unter öfterem Umschütteln. Auch Schnellbestimmungsmethoden sind bekannt: so erlauben es Vibratoren in Verbindung mit hoher Hefegabe (ca. 15%), den Endvergärungsgrad nach 6 Stunden mit genügender Genauigkeit zu erfassen. Durch die Frühzeitige Ermittlung der Endvergärung kann die Gärführung auf den anzustrbenden Gärkellervergärgrad eingestellt werden."
Zum Gärkellervergärungsgrad schreibt Narziß u.a. folgendes (Zitat Narziß, Abriß der Bierbrauerei):
"Der Gärkellervergärungsgrad gibt den Vergärungsgrad des Jungbieres im Augenblick des Schlauchens an. Normal liegt der Gärkellervergärungsgrad 10-14% unter dem Endvergärungsgrad,..."
Aber die unvegorenen Zucker, die die EVG-AVG Differenz ausmachen, gehoeren zum Charakter des Bieres. Narziss hat da einige Beispiele an die ich mich halte:
Helles Lagerbier : 2-4%
Helles Export: 0.5 - 2%
Pilsner : 0.5 - 6 % (obwohl ich gaube das es kaum Pilsner mit mehr als 2-3% gibt)
Dunkle biere: bis 6%
Brauen ist zu 50% Kunst und zu 50% Handwerk. Dazu kommen noch mal 100% Erfahrung.