Frisch angemeldet (kurze Vorstellung: viewtopic.php?f=50&t=12723&view=unread#unread) platze ich dann auch gleich mit meinem ersten Hilfegesuch herein und begehe dann gleich mehrere Fouls auf einmal. Das erste und wohl fundamentalste Foul besteht wohl darin, dass ich mich als Anfänger gleich an einem Münchner Hell vergreife und das dann auch noch ohne richtige Kühlvorrichtungen zur Gärführung. Zum ersten Punkt: Ja, ich bin Anfänger, aber irgendwie und irgendwann muss man es ja lernen. Ich bin mir auch bewusst, dass das (insbesondere in Anbetracht des zweiten Punkts) durchaus Potential für eine Enttäuschung bietet. Ich erwarte nicht, ein tolles Helles hervorzubringen. Außerdem wurde der Bierstil von einer Freundin ausgewählt, die mich am Brautag unterstützt und die nun mal am liebsten Helles trinkt.
Falls ihr nun also so weit gelesen habt und es mir durchgehen lasst, ein Helles zu brauen, kommen wir nun zu den Details und meinem bisherigen Rezept. Ich habe mir verschiedene Rezepte durchgelesen, unter anderem auch in dem Thread hier (viewtopic.php?f=17&t=10089&hilit=m%C3%BCnchner+helles), allerdings würde ich gerne ein Dekoktionsverfahren verwenden und deshalb sind wohl doch einige Dinge anders.
Ich habe mich bei Schüttung und Maischeplan an Hubert Hanghofers Rezept "Sendlinger Helles" orientiert. Allerdings werden dort 7 EBC angegeben, während ich lieber einen etwas goldeneren Farbton von 8-12 EBC hätte (auch wenn das vielleicht untypisch für den Bierstil sein mag).
Ziel:
- 12°P Stammwürze
- ca. 5% Alkohol
- 8-12 EBC
- 18 IBU
- Ausschlagmenge: 20 Liter
- leicht malzbetont, kernig, etwas Würze vom Hopfen, aber kein Hopfenaroma
Es ist mir nicht unbedingt wichtig, ein 100% konformes "Münchner Helles" zu brauen. Ich glaube, da liegt die Messlatte durch Augustiner und Co einfach auch schon sehr hoch und eine Enttäuschung ist vorprogrammiert. Für mich als Laien ist fürs Münchner Hell die Balance zwischen Vollmundigkeit und Leichtigkeit entscheidend: Es ist kein kräftiges Oktoberfestbier, aber auch kein schlankes Pils. Diesen Aspekt würde ich gerne treffen bzw. versuchen, dem nahe zu kommen. Im Zweifelsfall würde ich aber auch ein bisschen mehr Aromen (Malz, Hopfenwürze) draufballern, um etwaige Mängel dezent zu überdecken - bei einem Bier ohne starkes Eigenaroma fürchte ich, dass alle Fehler schamlos aufgedeckt werden. So viel zur Vorbemerkung.
Wasser:
- 14 Liter Hauptguss
- 15 Liter Nachguss
Habe die Wasseranalyse und den Rechner von maischemalzundmehr zu Rate gezogen und komme auf eine Restalkalität von 6,4°dH. Bei meinen bisherigen Suden ist mir aufgefallen, dass ich offenbar (beim Läutern?) zu viel Wasser verliere - eventuell wird der Nachguss also etwas vergrößert bzw. (um die Lösung von zu vielen Gerbstoffen aus dem Treber zu vermeiden) einfach noch extra Wasser zum Würzekochen dazu gegeben, bis die Stammwürze stimmt. (Die Sudhausausbeute lag trotz des Wasserverlusts bei akzeptablen 62%.)
Schüttung:
- 4 kg Basismalz
- 130g Sauermalz, um die Restalkalität gegen 0°dH zu schicken
Beim Basismalz bin ich noch unsicher: Hanghofer verwendet 100% PiMa, ich würde wegen der erwünschten tieferen Farbe evtl. 10% Wiener Malz verwenden. In vielen Rezepten werden auch Karamellmalze verwendet, aber das sollte durch die Dekoktion (siehe unten) überflüssig werden?
Maischeplan:
- 9 Liter Wasser auf 64° erhitzen. Malz dazugeben → gibt 57°. 10 Minuten Rast.
- 5 Liter Wasser mit 76° zubrühen → gibt 63°. 30 Minuten Rast.
- 5 Liter Dickmaische ziehen und erhitzen. Bei 70-72° verzuckern bis jodnormal. Dann 10 Minuten kochen und zur Restmaische zubrühen → gibt 71°. 30 Minuten Rast.
- 4 Liter Dünnmaische ziehen, bis zur Bruchbildung (10-15 Minuten) kochen, dann wieder zubrühen → gibt 76°.
- Bei Jodnormalität abmaischen.
Hopfen:
- 7g Tettnanger (4,4%) in die Vorderwürze
- 20g Tettnanger (4,4%) nach Würzebruch dazu und 70 Minuten kochen
(Hopfenmengen errechnet mit maischemalzundmehr)
Hefe:
- 2 Packungen Fermentis Saflager W34/70
Im Moment gärt noch ein Münchner Dunkel im Keller vor sich hin. Ist in 2 Wochen von 12,9°P auf 5,5°P runter und wird hoffentlich fertig bis zum nächsten Sud. In dem Fall würde ich, um vergeichen zu können, einen Teil der Würze mit Hallertau Mittelfüh hopfen und mit der frisch geernteten 'Wyeast 2308 Munich Lager' anstellen, auch wenn die sich bei diesem Sud nicht unbedingt durch raschen Gärstart ausgezeichnet hat.
Ich bedanke mich bei allen, die bis hierher gelesen haben und würde mich sehr freuen, wenn ihr mir bei der Gestaltung des Rezeptes helfen könntet.
Daniel
EDIT: Um meine Fragen und Unklarheiten nochmal kurz herauszustellen:
- Thema Malz:
(1) Wie viel Wiener Malz darf rein, ohne den Charakter zu sehr zu verfälschen?
(2) Allein von Pilsner Malz gibt es ja viele Sorten: "herkömmliches", Bio, Weyermann Barke, Bohemian Pilsener, böhmisches Tennenmalz (das ich jetzt leider nicht über den Onlineshop meines Vertrauens beziehen könnte). Mit welchen habt ihr schon Erfahrung? Welche Unterschiede konntet ihr ausmachen? Zu welchem würdet ihr raten?
(3) Karamellmalz? CaraPils?
- Thema Maischeführung (oben noch nicht erwähnt):
(4) Ich habe überrascht festgestellt, dass Hanghofer genau die gleiche Schüttung (plus Zugabe von CaraPils) mit dem gleichen Maischverfahren bei seinem Rezept "Premium Pilsener" verwendet. Sogar die empfohlene(n) Hefe(n) sind gleich!

Das hat mich jetzt gerade echt überrascht und ich bin ehrlich gesagt ziemlich irritiert...
Vielen Dank nochmals!