Ein paar Kollegen haben mich zum Brauen eingeladen. Es war ein genialer Tag und ich hab mich prima amüsiert.
Das Bier heißt Rat Pale Ale weil beim ersten mal als es gebraut wurde eine tote Ratte im Malzsack war.
In der Firma gibt es einen Dresscode (den ich regelmäßig missachte) und es ist schon witzig, die Kerle mal privat ohne schnike Klamotten zu erleben.
Wir haben den ganzen Tag sehr laut Black Sabbath, Led Zeppelin und Grateful Dead gehört.
Die brauen ungefähr einmal im Monat ca 40 Gallonen Bier und teilen die dann unter sich auf. Das sind ungefähr 150 Liter.
Einige brauen schon seit 25 Jahren und das merkt man auch. In dieser Konstellation brauen sie seit über 10 Jahren zusammen.
Man darf übrigens pro Kopf 200 Gallonen (nicht Liter) im Jahr brauen und zwar jeder im Haushalt und kontrolliert wird eh nicht.
Ob man legal brennen darf, hab ich nicht kapiert. Die einen sagen ja, die anderen nein, auf jeden Fall machen sie es und der Rum war erstaunlich gut.
Gebraut wird mit einem mit Lochblech umgebauten und ausgemusterte Doppelmantelreaktor aus der chemischen Industrie und aufgesägten Kegs, alles ziemlich einfach gehalten. Funktioniert aber erstaunlich gut und da sitzt jeder Handgriff.
Los ging es morgens um neun an einem wunderschönen neuenglischen Frühlingstag.
Der selber gemachte Rum. Der Gaschromatograph sagt 82%....
Der Herr des Hauses. Ein Pfundskerl und genialer Hobbybrauer. Allerdings auch ein ziemlicher Waffennarr, aber das ist ein anderes Thema...
Ordnung ist das halbe Leben. Man beachte den recht großzügigen Gärkühlschrank im Hintergrund. Im Mini ZKG gärt ein Märzen.
In dem aufgesägten Keg wird Wasser heiß gemacht und durch den Doppelmantel gepumpt. Rasten kann man damit keine Fahren, dazu bräuchte es Dampf, haben sie gemeint. Es dient eher dazu die Temperatur zu halten. Wie so vieles an dem Tag hab ich das nicht so genau kapiert, es hat aber irgendwie alles ganz genau geklappt. Das System ist sehr ausgeklügelt.
Geschrotet wird mit der Barley Crusher mit Antrieb. die Schüttung weiß ich leider nicht mehr, die war aber ziemlich komplex.
Nachdem sie mir ein Oatmeal Stout un die Hand gedrückt haben, hab ich das Schroten übernommen um mich nützlich zu fühlen.
Damit wird die Würze beim Kochen gerührt. Warum hab ich nicht so genau kapiert, damit es nicht anbrennt, haben sie gemeint.
Die Malzwaage, ebenfalls ausgemustert, sonst wohl unbezahlbar
Eingemaischt wird immer portionsweise abwechselnd Wasser und Malz, nicht so wie bei uns erst Wasser und dann das ganze Malz auf einnmal.
Das soll als erstes eine Eiweißrast sein. Eigentlich wird nur Malz mit heißem Wasser angeteigt. Wieder nicht so richtig verstanden und die Temperatur weiß ich auch nicht mehr.
Nach einer Weile kommt kochendes Wasser dazu und man landet bei 67°C. Eine Stunde Deckel drauf und solange heißes Wasser durch den Mantel pumpen. Irgendwie klappt das ganz genau so, dass die Temperatur erhalten bleibt.
Rührwerk ist wie so oft hier Fehlanzeige. Das Braupaddel kommt übrigens aus einer Eisdiele.
Selber gemachtes Beef Jerky und selber gemachten Ahornsirup hab ich auch geschenkt bekommen. Das war sehr praktisch, da ich mittlerweile von Beef Jerky abhängig geworden bin und das Zeug sau teuer ist.
außerdem bekam ich noch sieben Jahre alten Met geschenkt, einmal mit und einmal ohne Kohlensäue. Und der schmeckt mal richtig genial.
Die Tafel war extrem wichtig, da in vier verschiedenen Kegs gekocht wird mit unterschiedlichen Hopfengaben. Einer hatte zum Glück immer den Plan.
Gebittert wird, wie man sieht, mit amerikanischer Perle und Aroma ist East Kent. alles mit Dolden, gestopft wird dann später mit Mosaik Pellets. Natürlich lose ohne Säckchen.
Motorräder werden hier auch selber gebaut. Man braucht übrigens keinen Helm, aber eine Schutzbrille ist vorgeschrieben.
Der Gärbehälter mit ich glaub 55 Gallonen Inhalt. Da war vermutlich mal irgend ein Lösemittel drin. Der wurde ewig ausgekocht und mit Iodlösung behandelt. In Neuengland gibt es wohl ein ziemliches Problem mit Wildhefen, auch in richtigen Brauereien und da sind die ziemlich vorsichtig.
Während der Gärung kommt ein Blow Off Schlauch drauf, der in einem Eimer mit Wasser steckt
Läutern war dann das übliche. Erst rezierkulieren bis es klar kommt und dann Nachgüsse drauf. Der Extraktgehalt wurde während des gesamten Tages nicht einmal konntrolliert, nicht einmal beim Anstellen. Als ich danach gefragt hab, haben sie nur gelacht. Es gibt aber ein Refraktometer irgendwo in der Garage
Geläutert wird nacheinander in vier Kegs. Der erste hat die Vorderwürze und da passt man dann ganz genau auf, dass nichts überkocht, was natürlich nicht klappt. Es ist eigentlich ständig irgendwo was übergekocht und wir waren mit Wassersprühflaschen bewaffnet um den Schaum zu bekämpfen. Wie viel Gas dabei drauf ging kann ich nicht sagen, ich bin aber froh, dass ich das nicht zahlen muss.
Gehopft werden übrigens nur die beiden mittleren Kegs und zum Schluß wird alles zusammen gekippt. Scheint irgendwie zu klappen.
Wie eine Nation, die Menschen auf den Mond schießen kann, solche Steckdosen benutzen kann, wird mir ein Rätsel bleiben...
Nach dem Kochen wird mit Kühlschlangen gekühlt, hab ich leider kein Bild. Di eTemperatur wird mit Handauflegen geprüft.
Dann kommt das Hopfenseihen. In den Kegs sind unten Lochbleche drin, die halten das Gröbste von den Dolden zurück. Der Rest landet alles im Gärbehälter mitsamt Heißtrub.
Das war´s dann auch schon. Ich durfte dann noch mit der Hefe anstellen, das war ein Starter mit einer kalifornischen Ale Hefe, genaueres weiß ich nicht mehr. Das gärt ca 10 Tage, dann wird 10 Tage gestopft, in Kegs umgeschlaucht und Zwangscarbonisiert.
Ein paar Bilder sind der Zensur zum Ofer gefallen, wenn ich ehrlich bin.

Witzig ist, mit welch einfachen Mitteln die das gemacht haben. Und wie das alles gleichzeitig chaotisch war, aber doch wie ein Uhrwerk funktioniert hat.
Hat richtig gut getan, mal wieder einen Tag mit netten Typen abzuhängen und Bier zu brauen.
Als nächstes wollen sie ein Hefeweizen mit Hefe von Weihenstephan brauen. Wie sie das genaau rasten wollen, weiß ich nicht. Sie wussten aber ziemlich gut über das Schneider Brauverfahren Bescheid und Dekoktion sei wohl auch durchaus drin. Da kann ich aber vermutlich leider nicht mehr dabei sein.
Zum Schluss noch ein wenig OT:
Mir geht´s prima und ich mach eine strenge Kiwi Diät, ich esse alles außer Kiwi: Wenn da so weiter geht, dann muss Bodo wieder meinen El Gordo Account aktivieren

Man kann hier schon saumäßig gut schlimme Sachen essen und trinken.
Und was der Jan kann, kann ich schon lange, allerdings mit eine P-47 Thunderbold:

Stefan, der das alles zwei mal schreiben durfte, da ganz zum Schluß der Rechner abgeschmiert ist