Fragen zur ersten Gärung

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Hirschroehr
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Fragen zur ersten Gärung

#1

Beitrag von Hirschroehr »

Hallo zusammen,

da es sich um unseren ersten Sud handelt und wir dementsprechend unsicher sind, wollte ich jetzt einfach mal bei euch um Rat fragen.
Am 14.10. haben wir uns an folgendes Rezept gewagt: https://www.maischemalzundmehr.de/index ... orha3=12.9

Wir haben uns was die Zutaten angeht genau an das Rezept gehalten:
Malz: Wiener Malz 4,53 kg
Hauptguss: 15 Liter
Nachguss: 14 Liter
Hopfen: Simcoe 33g 12,9% alpha-Säure
Hefe: Wyeast #2112 California Lager

Am Ende des Brautags:
Stammwürze: 12,97 °Plato
Würzemenge: 16,65 Liter

Wir haben die Würze nach dem Kochen über Nacht herunterkühlen lassen. Direkt nach dem Umfüllen in den Gäreimer haben wir den Gäreimer in ein Wasserbad gestellt und dies 2,3 mal ausgetauscht um schneller kühlen zu können.

Am nächsten Morgen habe ich die Hefe hinzugegeben (den Beutel habe ca. 24h vorher aktiviert, er war auch ziemlich prall). Die Würze hatte zu diesem Zeitpunkt eine Temperatur von 17,5°C.

Die Umgebungstemperatur betrug während diesen zwei Wochen 15,2 °C bis 16°C (der Gäreimer steht im Gewölbekeller und man merkt, dass es draußen langsam etwas kälter wird). Allerdings war die Temperatur die meiste Zeit bei 15,5°C. Während dieser Zeit hat es auch ständig im Gärröhrchen geblubbert - am Anfang natürlich mehr als in der zweiten Woche (angefangen zu blubbern hat es am ersten Tag nach dem Anstellen mit der Hefe).

Heute habe ich zum ersten Mal den Deckel angehoben um mit einer abgekochten Schöpfkelle eine Probe zum Extraktmessen zu entnehmen.
Die Spindel zeigte ca. 7 Grad Plato an.

Dieser Wert erscheint mir jetzt allerdings doch etwas hoch nach 2 Wochen Gärung.

Meine Frage lautet jetzt: soll ich den Gäreimer an einen Ort stellen wo es etwas wärmer ist? Ich hätte einen Raum zur Verfügung in dem es zur Zeit, aufgrund der Witterung, so ca. 17 Grad sind. Oder in einen Raum der noch wärmer ist?
Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht die Durchschnittstemperatur von 15,5°C für die Hefe etwas zu kühl war und sie deswegen etwas langsamer arbeitet. Allerdings war dies der Ort bei dem ich am konstantesten eine Temperatur in der Nähe von 16-17°C (wie im Rezept angegeben) erreichen konnte.


Vielen Dank schon einmal für eure Einschätzung!

Beste Grüße,
Chris

EDIT: mir ist noch eingefallen, dass uns beim Maischen ein ziemliches Missgeschick widerfahren ist (wie gesagt erster Sud, erste Nutzung des Einkochers): das Rezept gibt nach dem Einmaischen bei 68°C eine Rast bei 66°C für 70 min vor. Allerdings kam es durch eine Unachtsamkeit bei der Bedienung des Einkochers dazu, dass dieser nach einer Rastdauer von ca. 25 min (25 min lang haben wir die Temperatur von 66°C (+/- 2°C) gehalten und kontrolliert) weiter geheizt hat. Als wir das gemerkt haben und Gegenmaßnahmen eingeleitet haben war die Temperatur bei 82°C.

Übersicht der Maischtemperatur:

25 min ca. 66°C
10-15 min im Temperaturbereich 75,5°C bis 82°C
15 min im Temperaturbereich von 75,5°C bis 70°C
15 min im Temperaturbereich von 70°C bis 65°C
15 min im Bereich 60-65°C (Unser Notfallplan war dann die Maltoserast bei 60-65°C noch zu halten und nicht direkt abzumaischen)

dann haben wir abgemaischt, wir haben in den letzten 15 Minuten zwei Iodproben gemacht, die iodnormal waren.
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Bilbobreu
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#2

Beitrag von Bilbobreu »

Moin,
Eure Rasten beim Maischen waren halt suboptimal. Bei den hohen Temperaturen, die Ihr da zwischendurch erreicht habt, denaturieren die Enzyme. Daher kann auch bei nachfolgend wieder niedrigerer Temperatur keine Stärke mehr in vergärbare Zucker aufgespalten werden. Ein sehr niedriger Vergärungsgrad und folglich ein hoher Restextrakt sind durchaus zu erwarten. Ich würde an Eurer Stelle, das ganze einfach noch mindestens eine Woche an Ort und Stelle stehen lassen. 15-16°C sind der Hefe keinesfalls zu kalt. Wenn es da noch vergärbare Zucker gibt, wird die Hefe diese auch verarbeiten. Wenn der Restextrakt nicht weiter sinkt, habt Ihr halt ein Bier mit mehr Malzkörper als geplant und weniger Alkohol. Es ist Euer erstes eigenes Bier und wird Euch vermutlich trotzdem schmecken.

Beste Grüße
Stefan

P.S.: Übrigens wenn Euch das Hochheizen auf 80°C oder darüber in Zukunft noch mal passiert, hilft folgender Trick. Nach dem Abkühlen auf 63°C zwei drei Hand voll geschrotetes Pilsner Malz dazu. Dann gibt es wieder frische Enzyme und die Aufspaltung der Stärke zu vergärbaren Zuckern klappt auch wieder.
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Mjoelnir
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#3

Beitrag von Mjoelnir »

Kann mich da Stefan nur anschließen.
Aus solche Fehlern lernt man. Den Tipp mit dem Pilsener Malz kann ich nur Bestätigen. Hat bei mir super geklappt. Mir ist nämlich am Anfang das selbe wie euch passiert. Lag bei mir damals an einem Stromausfall.
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Grüße
Daniel
Hirschroehr
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#4

Beitrag von Hirschroehr »

Vielen Dank für eure Antworten!
Alles klar, dann werden wir es noch weiter stehen lassen. Eine Verlegung des Gärbehälters in einen Raum mit ca. 16,5 bis 17 °C bringt folglich nicht viel? Mir geht es nur darum den Stoffwechsel ein wenig zu beschleunigen, falls die Hefen noch verwertbare Zucker finden.
Auch aus dem Grund, weil wir uns unsicher sind, wie lange wir das Jungbier auf der Hefe stehen lassen können. Zwei bis drei Wochen seien ja total unproblematisch - aber darüber hinaus?

Danke für den Tipp mit dem "Notfallmalz"! Darauf kamen wir auch am Brautag, hatten allerdings kein Malz mehr übrig. Aber wir haben daraus für die Zukunft gelernt und wollen nun immer etwas mehr als benötigt bestellen.
Der Grund für das ungewollte Hochheizen lag an einer Fehlbedienung des neuen Einkochers :Ahh Naja, jetzt wissen wir mit dem guten Stück umzugehen.
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afri
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#5

Beitrag von afri »

Einmal mehr ein Argument für eine eigene Malzquetsche und Malz als ungeschrotene Sackware. Wer dafür kein Geld hat, OK, aber es sind diese Momente, wo man solches Equipment zu schätzen lernt. Nur mal so nebenbei zum Nachdenken.
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Sura
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#6

Beitrag von Sura »

Schade eigentlich, ansonsten habt ihr schon sehr gut gearbeitet.
"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem."
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Hirschroehr
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#7

Beitrag von Hirschroehr »

Natürlich wäre eine Malzmühle und ein Sack ungeschrotetes Malz in der Vorratskammer in der Situation ideal gewesen. Definitiv steht das auch auf unserer Einkaufsliste, allerdings wollen wir erstmal ein paar Sude abwarten und schauen ob es uns auch dauerhaft Spaß macht.
Wenn dem so ist, wovon wir ausgehen, wird aber als nächstes erstmal eine Kühlspirale besorgt.

Zurück zum Thema: habe mich dann doch noch dazu entschlossen den Gärbehälter zu verlegen. Jetzt steht er bei 15,8 bis 17 Grad. Die Hefe arbeitet und produziert weiter Gase, jedenfalls bilde ich mir ein, dass es heute morgen wieder öfters blubbert als gestern.

Wie lange kann ich denn das Jungbier auf der Hefe stehen lassen?
Ich würde die nächste Messung am Samstag machen und dann vielleicht noch 3 Tage abwarten und nochmal messen. Wenn sich dann der Platowert nicht verändert hat, würde ich abfüllen. Und wenn er sich nochmal geändert hat weiter abwarten, aber dann ist die Hefe schon seit über 3 Wochen im Bier. Daher die Frage.
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afri
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#8

Beitrag von afri »

Solange sich der Wert nach unten verändert, kannst du das Bier auf der Hefe lassen, da passiert nix negatives. Zumal die Temperaturen bei dir ja nicht so hoch sind, da mach' dir mal keine Sorgen.

Die Hefe arbeitet, langsam, aber sie tut es. Und solange sie das macht, solltest du sie nicht stören, Geduld, auch nach 3+ Wochen.
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Re: Fragen zur ersten Gärung

#9

Beitrag von Hirschroehr »

Okay, vielen Dank Achim für deine Hilfe!
Werde es dann einfach mal in Ruhe lassen und am Sonntag wieder messen.
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