ich möchte mich hier mal offiziell mit meinem ersten Sud vorstellen. Ich bin Matthias, 29, und habe gerade das erste mal Bier gebraut. Als Vorlage diente die Anleitung auf Brauanleitung.de.
Da ich glücklicherweise etwas Vereinsmaterial benutzen durfte (40L-Topf mit Auslass, Küche, Hockerkocher, Edelstahlwerkzeug, 5L-Messbecher, 1L-Messbecher,...) brauchte ich mir nur einen Läuter-/ Gäreimer, eine Bierspindel mit passendem Messbecher und das Verbrauchsmaterial anschaffen.
Hier das Rezept:
4500Kg Pilsner Malz
500g Cara Hell
20L Hauptguss
14L Nachguss
Einmaischen bei ca 69° -> Abfall auf 67°, anschließend 90 min bei 66/67°
90 min Hopfenkochen mit 27g Spalter Select direkt nach Kochbeginn und 30g Cascade im Whirlpool.
So, Brautag hat begonnen. Zunächst habe ich alles (inklusive aller Flächen) sauber gemacht und Desinfiziert. Dann 20L auf dem Hockerkocher aufgesetzt. Hockerkocher aus, einmaischen, die Temperatur sank auch direkt auf 67° - soweit gut. Nach etwa 10 min Hockerkocher an bis ca. 68°, dabei viel rühren, dann wieder aus.
So, nun fing mein erstes Problem an. Die Temperatur stieg weiter - warum?? Ich hatte gerührt, der Kocher war aus.

Naja, fix etwas kaltes Wasser rein, damit die Temperatur nicht zu hoch geht. Aber sie stieg.. 69,70,72,74,80,.. und weiter.

Einzige logische Erklärung: das Thermometer hat sich verabschiedet. Na gut, dachte ich. Thermometer raus und kontrollieren. In Netzkaltes Wasser gehalten - ca. 40° angezeigt. Also: Kaputt. Na toll, und jetzt?
Dann hatte ich einen meiner seltenen hellen Momente.
Es musste in die Thermometerspitze Wasser (bzw Maische) gelaufen sein (Siehe Bild), und zwar oben an den Anschluss der Spitze an das Kabel. Ich habe die Thermometerspitze dann abgespült. Praktischerweise hatte ich aufgrund des Wetters den Kamin an, der oben drüber ein Backofenfach hat - welches aktuell bei ca. 200° Temperatur war. Da hab ich kurzerhand die Spitze reingeschmissen um sie zu trocknen. Nach ca. 10 min hat das Thermometer die gleiche Temperatur angezeigt wie das Thermometer an der Backofenscheibe. Also Thermometer rausgeholt, abkühlen lassen, wieder ins Netzwasser - 13°. Top, hat geklappt. Rein in die Maische (diesmal aufpassen dass das Ende trocken bleibt) - 60° zeigte das Thermometer an.
Dann wieder aufgeheizt auf 67°.
Insgesamt habe die Rast bei 66/67° dann statt 90 min ca. 95 min gehalten. Gegen Ende schonmal den Läuterbottich sauber gemacht und den Filtereinsatz eingebaut. Die Maische habe ich dann mit dem 5L-Messbecher in den Läuterbottich verfrachtet. Deckel drauf, Läuterruhe, Topf reinigen. Dann alles fürs Läutern in Position gebracht (im Topf auf Hockerkocher Nachgusswasser vorbereitet): Mit dem kleinen Messbecher den Vorlauf abgenommen und über den Schaumlöffel zurück in den Läuterbottich getan.
Nach ca. 5L wurde die Würze nicht mehr klarer, obwohl sie mir immer noch recht trüb vorkam. Im Nachhinein denke ich, dass ich den Hahn zu weit aufgedreht hab. Naja, ich wusste in dem Moment nicht weiter und hab kurzerhand die Würze in den Topf laufen lassen. Geläutert, Nachguss über Schaumlöffel aufgebracht. Gegen Ende habe ich den Treberkuchen leicht eingeschnitten. Inzwischen denke ich, dass ich viel zu schnell geläutert habe. Es ist sehr gut geflossen und hat insgesamt vielleicht 10 min gedauert. Hier werde ich nächstes mal geduldiger sein. Außerdem werde ich wohl einen Silikonschlauch anbringen, damit ich nicht zu viel Sauerstoffeintrag beim Läutern habe.
Dann 90 Minuten Hopfenkochen. Die Ablufthaube hat hier gute Dienste geleistet. Ich hatte mich vorher nicht so viel damit beschäftigt, es ist aber erstaunlich wenig Wasser an der Haube kondensiert. Ich habe dann immer wieder die Tropfen vorsichtig mit einem Küchentuch entfernt.
Gegen Ende habe ich dann ein Sieb und ein sauberes Küchentuch abgekocht und dann darüber in den Gäreimer abgefüllt. Der Trubkegel war auch gut Sichtbar. Anschließend alles Sauber machen, währenddessen Probe abkühlen lassen und Stammwürze gemessen: Die 15,2 °P waren etwas mehr als geplant.
Ich vermute, dass meine Verdunstungsrate höher lag als geplant, da der Hockerkocher auf niedrigster Stufe noch zu viel Leistung hat. Der Verdacht sollte sich später noch erhärten.
Anschließend habe ich den Gäreimer verschlossen und draussen (bei ca. 0°) bis auf Anstelltemperatur (20°) abkühlen lassen. Dann Danstar Nottingham aufgestreut, 30 min gewartet, mit einem sterilisierten Kochlöffel untergerührt. Verschlossen, bei ca. 19° aufgestellt, fertig.
Nach ca. 5 Tagen habe ich das erste mal gemessen - 3,45°P (3,5 gemessen bei 19° und mit der Formel von Faber umgerechnet).
Nach weiteren 2,5 Tagen gemessen - keine Veränderung. Da ich keine Zeit hatte, abzufüllen, habe ich den Eimer einfach noch 2 Tage stehen lassen.
Da ich mir für das abfüllen nicht nochmal den Edelstahltopf leihen wollte, habe ich nicht umgeschlaucht sondern in den gereinigten 0,5L Bügelflaschen mit der Dosierhilfe je 3,8g Haushaltszucker vorgelegt und anschließend mit dem Bierheber von Hopfen und Mehr sowie dem Abfüllröhrchen abgefüllt.
Ich habe nicht über den Hahn abgefüllt, da ich diesen zur Probeentnahme genutzt habe und keine Idee hatte, wie ich den zuverlässig wieder sauber bekommen sollte. Ich habe Schlussendlich nur 32 x 0,5 Flaschen = 16L abgefüllt, was wenn ich bedenke, dass 3 x 200ml für die Proben, sowie etwas Bodensatz im Gäreimer abgehen, immer noch ca. 2L weniger sind als geplant und damit meine Vermutung, dass mehr Wasser verdunstet ist als geplant, bestätigt.
So, nun stehen die Flaschen seit ca.8 Tagen rum und ich habe nach 6 Tagen die erste Flasche probiert und Freunden zum probieren gegeben. Die Resonanz war durchweg gut. Ordentliche Krone, das Zitrusaroma des Cascadehopfens ist deutlich zu schmecken. Wird in jedem Fall wiederholt, für den nächsten Sud habe ich mir zusätzlich Jod besorgt. Nun geht es daran, zu überlegen, ob / was ich mir als eigene Anlage anschaffe.
Viele Grüße und bis bald,
Matthias