nach dem Umstieg in die Einkocher-Klasse habe ich gestern meinen zweiten "großen" Sud (groß im Vergleich zum 5 Liter Kochtopf...) aufgesetzt. Aus dem ersten - eher chaotischen - Sud und den guten Tipps hier im Forum (siehe hier) habe ich einige Lehren gezogen und es lief ziemlich rund. Zwar habe ich auch jetzt wieder ein paar Anhaltspunkte zur Optimierung, aber insgesamt bin ich optimistisch.
Aber der Reihe nach...
Das Malz hab' ich wieder am Vortrag geschrotet. Insgesamt kommen 5kg Wiener Malz und 500g helles Karamellmalz zum Einsatz. Irgendwann will ich zwar auch mal "echtes" Pale Ale Malz ausprobieren, aber für's erste bleide ich bei dem Rezept von Ferdinand Laudage. Und bei meinen Lagerbeständen an Wiener Malz...

Zum Schroten verwende ich eine relativ einfache Mühle / Quetsche mit zwei Walzen. Abstand hatte ich mit Fühlerlehre auf 1,3mm eingestellt. Nach dem Schroten musste ich feststellen, dass sich eine Schraube wohl etwas gelockert hatte und der Walzenabstand an einer Seite auf ca. 1,6mm angestiegen war. Kein Beinbruch, aber beim nächsten mal muss ich besser aufpassen.
Am Sonntag-Morgen ging es dann also los. Gegen 8:30 Uhr hab' ich den Einkocher auf den Balkon gewuchtet und mit vorgewärmten Wasser aus dem Durchlauferhitzer befüllt. 20 Minuten später waren die 18 Liter Hauptguss auf Einmaischtemperatur und das Malz kam dazu:

Zur Temperatursteuerung der Kombirast setze ich ein Inkbird-System ein. Das mit dem Überschwingen muss ich noch etwas präziser in den Griff bekommen, aber insgesamt blieb die Maische ganz gut bei 67/68 °C.
Auf dem Bild liegt das Kontrolltermometer noch neben dem Topf. Aber man erkennt, dass es draußen herbstliche 11 °C hatte. Deswegen und aus Platzgründen hatte ich dann einen Teil meiner Arbeit ins Wohnzimmer verlegt. Das Rezept lag nochmal bereit, einige Arbeitsutensilien, die obligatorische Tasse Tee und ein Notizbuch, dass ich ab jetzt als Sudbuch im weiteren Sinne führen möchte.

Zum Ende der Rast hin habe ich dann das Läutern vorbereitet. Lief beim letzten mal eigentlich schon gut, deshalb habe ich am Set-Up nicht viel geändert. Lediglich die Läutertreppe habe ich von der Höhe her etwas optimiert:

Also nach dem Abmaischen - diesmal hab' ich nicht vergessen - erstmal die ganze Brühe in den Läutereimer umgeschöpft. Das gute Stück ist rundherum isoliert, damit die Maische nicht zu schnell auskühlt. Und, weil ich einfach noch ein Stück Isomatte übrig hatte.
Nach der Läuterruhe hab' ich dann gegen 11 Uhr den Hahn aufgedreht und den ersten Liter flott abgezogen. Noch sehr trüb, also oben wieder drauf. Danach erfuhr die ganze Maische ihre Läuterung und floss langsam aber stetig und klar in den inzwischen gereinigten Einkocher vulgo Würzepfanne:
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Etwas aufwendig erwies sich die Vorbereitung des Nachgusses. Mangels Alternative habe ich den Nachguss in mehreren Chargen à 6 Liter in einem Suppentopf erhitzt. Zwischendurch kam ich mit dem Erhitzen gar nicht nach, weil der Treberkuchen doch recht hoch war. Also, der Trend geht zum Zweitkocher.
Als die Pfanne sich dann langsam füllt, habe ich zuerst den Einkocher wieder angeschmissen und dann einen 1,5kw Tauchsieder dazu gehangen.

So erwärmte sich die Würze relativ schnell. Trotzdem dauerte das Läutern ca. eine Stunde. Ist das für rd. 25 Liter zu lange? Aber dann hatte ich zumindest Pfanne voll, richtig voll. Beim wallenden Kochen ist hinterher sogar etwas übergeschwappt, aber ich hätte bestimmt noch zwei bis drei Liter abläutern können, denn auch bei Pfanne voll kamen noch mehr als 3 °Brix aus dem Treber...
Gleichzeitig habe ich dann die Hefe aus ihrem Winterschlag geholt und zum Rehydrieren in 32 °C warmes, abgekochtes Wasser gegeben. Es handelt sich um die gutmütige Nottingham Hefe. Der Hersteller empfiehlt dafür 30 - 35 °C Wassertemperatur. Diesmal habe ich auch nur ein Päckchen verwendet. Was bei ~20 Litern ja ausreichen sollte.

Schließlich ging die Würze zu wallendem Kochen über und die ersten 29g englischen Hopfens (Bramling Cross) kamen dazu. So wallte es dann 70 Minuten vor sich hin:

Zwischenzeitlich musste ich den Tauchsieder nur etwas höher hängen, weil ich doch befürchtete, dass er irgendwann Schaden nimmt, wenn er dauern von unten angespritzt wird.
Am Ende der Kochzeit kamen dann nochmal 37g Bramling Cross dazu. Dann Flameout und den Whirlpool angedrecht. Kann ich mir bei der Kühlarchitektur eigentlich sparen. Die Kühlschlange bzw. etwaige Bewegungen derselben wirbeln den Trub sowieso wieder auf.

Für die Kühlung habe ich zuerst (kaltes) Leitungswasser in langsamer Geschwindigkeit durch die Kühlschlange laufen lassen. Innerhalb von 5 Minuten war ich < 80 °C und hatte einen Eimer voll weißen Wassers. Diesmal musste ich das verwerfen, weil mir die Behältnisse ausgingen, aber beim nächsten Mal, habe ich das zum Spülen auf. Als das Wasser nur noch lauwarm kam, habe ich es in einem 25 Liter Eimer aufgefangen und kräftig Eis dazu gegeben. Dann habe ich dieses Eiswasser per Umwälzpumpe durch die Kühlschlange zirkulieren lassen und so kein weiteres Leitungswasser mehr verbraucht.
Nach etwa 80 Minuten hatte ich die Würze endlich auf < 20 °C und ich habe in den Gäreimer umgeschlaucht. Inzwischen hatte sich die Hefe recht gut bewässert und sah vital aus:

Also nochmal die Würze noch einmal belüftet und die pilzlichen Helfer zugegeben. Insgesamt habe ich ungefähr 18 Liter in der Gärung. Die Stammwürze liegt bei 15,7 °P (gemessen: 16,2 °Brix) und ist damit eigentlich zu hoch. Ziel wären 13 °P gewesen, aber im Eifer des Brauens war es mir zu heikel, die Würze zu verdünnen. Das muss ich mir für's nächste mal zurecht legen. Hätte ich dafür nicht eigentlich den weiteren Ausfluss aus dem Treber nehmen können?

Um kurz vor 15 Uhr war dann alles fertig und das Bier in den Keller verfrachtet. Mit Spülen, Wischen, Aufräumen, Essen für heute Vorkochen sowioe einer winzigen Mittagspause war ich dann trotzdem noch bis nach 18 Uhr beschäftigt. Aber wenn das Ale dann fertig ist, wird sich der Brautag hoffentlich wieder gelohnt haben.
Jedenfalls schlummern jetzt 18 Liter Ale in spe im Keller im Kühlschrank. Der wird mittels Inkbird bei einer Temperatur von ca. 15,5 °C gehalten. Dabei sollte die Notti langsam aber stetig arbeiten. Eigentlich müsste ich in ein paar Tagen nochmal mit ca. 30 - 40g Bramling Cross nachhopfen. Aber vielleicht lasse ich das auch diesmal sein, um zu sehen, wie groß der Unterschied ist. Beim Pale Ale No. 1 hatte ich das Gefühl, dass recht wenig Aroma von der Kalthopfung geblieben wäre...
Soweit, so gut. Wie immer bin ich für Verbesserungsvorschläge, Lob und Kritik offen und würde mich freuen, reges Feedback zu bekommen.
Viele Grüße
Stefan