tbln hat geschrieben: Montag 1. Juli 2019, 13:20
Du sammelst so viel zu viel tote (autolysierte) Hefe im Bodensatz an. Geschmacklich wird sich das negativ bemerkbar machen.
Irgendwo habe ich gelesen, das sich die Zugabe von altem Bier bei der Berliner Weisse Bereitung auf die Nachgärung (mit Brett) bezog. Also primäre Gärung mit Sacc/Lacto und dann Verschneiden mit 5-10% alter Weisse zur Nachgärung. Sacc kannst du ernten (am besten Oberhefe).
Ich zitiere mal aus genanntem Buch:
Braumeister Kompert setzte in der Abteilung Monopol (Anm.: von Schultheiss) aus alter Tradition immer ein Quantum alter ausgereifter Weiße aus einem Holzfass beim Anstellen der Würze zu. Die Idee war, sofort schon beim Anstellen die Bedingungen in der Würze zu gestalten, dass ein Milieu entsteht, bei dem Buttersäure- und Fäulnisbakterien keine Lebenschance mehr haben. Dazu genügte es, den ph-Wert auf unter vier Einheiten abzusenken.
Damit wäre dann wohl die Gefahr des "Langwerdens" gebannt, die besteht, wenn die Würze nicht gekocht wird. (Das Nichtkochen der Würze ist wohl historisch überliefert und stilecht)
Das mit der autolysierten Hefe ist ein Argument! Andererseits tun wir Bierschädlinge und wilde Hefen hinein, die Aromen von Pferdedecke und Ziegenstall mitbringen. Vielleicht soll das so sein?

Einen Autolysegeschmack herauszuschmecken fehlt mir jedenfalls der Sachverstand. Pferdedecke und Ziegenstall schmecke und rieche ich, aber wonach riecht autolysierte Hefe? Egal, ist definitiv ein Fehlaroma und gehört nicht ins Bier.
Ich denke, stilecht ist das Vergären mit Sacc und Lacto, Ernten der Hochkräuse zum Anstellen des nächsten Sudes, Abfüllen mit Speise und "altem" Bier aus einem Holzfass (und somit mit Brett) und baldiger Konsum (binnen 4 Wochen?), bzw. Lagerung über mehrere Monate (Champagner-Weiße).
Ein wenig Sorge macht mir noch die Berechnung der Zuckerzugabe, weil ich nicht weiß, was die Brett mit dem Restextrakt anstellt. Meinen momentanen Sud (die Kirschweiße) habe ich mit der Dosierhilfe für 5gCO2/l bei einem Restextrakt von 2°P abgefüllt und hoffe so, auf 6,5-7gCO2/l zu kommen. Ist ein bisschen wie Lottospielen, aber auch das ist wohl stilecht...

Überwachen tue ich das Ganze mit einem Flaschenmanometer. Bei 3,5bar bei 20°C ziehe ich die Reißleine...
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.
(John Ruskin 1819-1900)