in meiner Vorstellung hier im Forum Anfang des Jahres hatte ich noch gemeint, mein erster Sud würde im April über die Bühne gehen. Aber nach dem Zusammentragen aller benötigter Utensilien war mir klar, dass ich nicht so lange warten konnte. Es kribbelte einfach zu sehr in den Fingern...

Letzten Samstag, dem 28. Februar, war es dann soweit. Ohne viel TamTam und ohne die mir sonst eigene Gewissenhaftigkeit und Vorbereitungswut wurde getreu dem hier im Forum bereits einmal von einem Brauneuling geäusserten Motto „Versuch macht kluch“ der erste Brautag ausgerufen. Werden sollte es das allseits bekannte „Almtaler Hefeweizen“ nach Hanghofer, gekauft als Paket von HuM.
Um 9:15 ging´s los mit dem Reinigen und Vorbereiten aller Utensilien. Da auch noch einige Arbeitsgänge überdacht bzw. nochmal durchgedacht werden mussten, dauerte das etwas länger. Um ca. 10:45 wurde dann endlich eingemaischt:
Nachdem der Einkocher die eingestellte Einmaischtemperatur von 45°C auf 47°C überschwingen liess, habe ich dem Rat von Hanghofer folgend die Energiezufuhr abgeschaltet – mit dem Ergebnis, dass die Temperatur kurz darauf auf 38°C abgefallen ist und hektisch nachgeheizt werden musste. Bei den beiden folgenden Rasten ging das dann schon etwas runder vonstatten.
Gegen Ende der letzten Rast wurde die obligatorische Jodprobe gemacht:
Noch kurz auf 76°C aufgeheizt, dann war es auch schon Zeit zum Abmaischen:
Ich habe dann knapp 20 Minuten Läuterruhe eingehalten und schliesslich mit dem Läutern begonnen. Den 1 Liter Messbecher untergehalten und den Hahn voll aufgerissen: Zuerst kam es sehr trüb raus, aber gegen Ende des ersten Liters sah es schon sehr gut aus. Der zweite Liter war dann eigentlich schon klar. „Sicherheitshalber“ entschloss ich mich, auch noch einen 3. Liter abzuzwacken, und der war dann seltsamerweise trüber als der 2.:
Also noch einen Liter dazu, und dann wurde endgültig das Läutern gestartet:
Zeit für den ersten Nachguss:
Die Nachgüsse habe ich in 3 verschiedenen Töpfen auf dem Induktionskochfeld in der Küche auf 80°C erhitzt, und dann auf einer kleinen Kochplatte einzeln auf Temperatur gehalten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an mein holdes Weib, die mich mit den Nachgüssen und beim Anschwänzen so toll unterstützt hat! Zu zweit geht das definitiv einfacher...

Frage: Beim Läutern war der Silikonschlauch Anfangs mit Luft gefüllt, obwohl er unten völlig in die Würze eintauchte. Gegen Ende des Läuterns war er dann mit Würze gefüllt, aber es perlte wie verrückt am oberen Ende des Schlauches:
Ich nehme an, das sollte eher nicht so sein (der berüchtigte Sauerstoffeintrag), oder? Wie kann ich das beim nächsten Mal unterbinden?
Die Läuterhexe hat beim Läutern tolle Arbeit geleistet, das ging echt super. Aber das Ergebnis von 22 Litern ist doch recht mager, und ich habe keine Ahnung woran das lag. Ich habe den Treber zum Ende auch mehrmals mit dem Treberschapf zerteilt, aber da kam auch nicht wirklich viel mehr raus. Allerdings habe ich die 22 Liter der Markierung aussen am Braueimer entnommen, und mir kommt seltsam vor, dass dieselbe Menge nach dem Überführen in den Einkocher diesen bis 3cm unter der Max-Markierung befüllte, welche ja 27 Liter bedeuten müsste. Naja, ich lasse mich überraschen, wieviel beim Abfüllen letztendlich rauskommt.
Während die Würze im Braueimer vor sich hinwartete, wurde der Einkocher gereinigt. Dann wurde die Würze wieder zurück in den Einkocher überführt, wo schon die Hälfte des Hopfens wartete, und das Würzekochen konnte beginnen:
Während die Würze aufheizte, wurde der Braueimer gereinigt und desinfiziert, da er ja auch als Gärbehälter dienen sollte. Der Einfachheit halber habe ich diesmal noch (?) auf meinen selbstgebastelten Gegenstrom-Würzekühler verzichtet, und das Hopfenseihen gleich direkt aus dem Einkocher (via Läuterhexe) über den im Braueimer hängenden Sputnikfilter durchgeführt. Das ging Anfangs auch richtig gut, wurde im letzten Drittel dann stetig weniger, bevor es bei den letzten 2-3 Litern komplett stockte. Oh Schande - auf den Whirlpool vergessen! Fällt unter selber Schuld... Also kurzerhand den Einkocher hochgehoben und den Rest direkt über den Sputnikfilter in den Gäreimer gekippt.
Am Ende des Hopfenseihens standen 18 Liter Ausschlagswürze zu Buche. Ich finde das recht mager, denn laut Rezept hätten es ja 23 Liter werden sollen

Zu guter Letzt wurde dann der Gäreimer in die 6°C kühle Garage zum Abkühlen über Nacht verfrachtet. Mittlerweile war es bereits 18:15, und ich war einigermassen geschlaucht. Das Brauen selbst ist weniger anstrengend, aber der ganze Tanz mit dem Reinigen und Jonglieren der Behälter schon eher. Hätte mich jetzt jemand gefragt, ob ich wieder brauen würde, hätte ich wohl mit „Das weiss ich jetzt noch nicht“ geantwortet. Aber dieser Zustand ist bis zum nächsten Morgen schon wieder verflogen....
....bis, ja bis der ultimative Undercut kam. Am nächsten Morgen (Sonntag) wurde natürlich sofort Nachschau gehalten, ob denn die Würze schon auf Gärtemperatur ist. Und da der grosse Schock: Unter und neben dem Gäreimer eine Pfütze! Mit dem Finger drübergewischt und gekostet, könnte ja auch Kondenswasser sein – negativ, definitiv Würze. Schxxx!!!!! Die Ursache war schnell gefunden: Der Billigsdorferhahn am Gäreimer war minimal undicht, und zwar genau an der Stelle, wo er sich drehen lässt:
Offenbar ist dort eine unzureichende oder gar keine Dichtung verbaut. Während ich die Sache untersuchte und nach Lösungen suchte, wurde das Tropfen langsam aber stetig stärker. Und mir wurde klar, dass ich Glück im Unglück hatte, denn die Undichtigkeit dürfte sich erst in den frühen Morgenstunden „entwickelt“ haben. Es war erst geschätzt ¼ Liter Würze ausgeronnen, und bei der momentanen Tropfgeschwindigkeit, hätten es schon mehrere Liter sein müssen.... Im dümmsten Fall könnte eine solche Kleinigkeit die Arbeit eines ganzen langen (und anstrengenden) Brautages zunichte machen.
Nun war guter Rat teuer. Abdichten, aber wie? Mir fielen zwar einige Lösungen ein, aber keine davon überzeugte mich. Dann der radikale Entschluss mangels Alternativen: Einkocher desinfizieren und dann offene Gärung im Einkocher. Zuerst aber noch 250 ml Würze aus dem Gäreimer gezapft für die Bestimmung der Stammwürze, welche 15,4° Plato ergab. Boah.... Sollte eigentlich 13° haben.... Frage: Kann das daran liegen, dass ich die Würze aus dem Braueimer gezapft und nicht geschöpft habe, also die Würze eher vom Boden des Eimers gekommen ist? Und wie „schlimm“ ist das (geschmacklich)?
Dann die restlichen 17,x Liter Würze in den Einkocher überführt, und diesen für die Hauptgärung sicherheitshalber in die Badewanne befördert. Eine Pfütze am Fussboden reicht mir für diesesmal....
Nachdem die Würze über Nacht auf rund 16°C abgekühlt war, war es Zeit die Hefe zu aktivieren. In den 3 Stunden, die sie Vorlaufzeit benötigt, würde sich die Würze im warmen Badezimmer sicher auf 18 Grad erwärmen. Um 11:45 war es dann soweit: Die Hefe war sichtlich mehr als startbereit, und wurde in die Würze befördert:
Nun hieß es warten. Ich kann nicht leugnen, dass ich bis zum Abend einige Male in den Einkocher geschaut habe, wohl wissend, dass sich ohnehin (noch) nichts tun würde....


So, nun heisst es abwarten und (gekauftes) Bier trinken. Ich hoffe wirklich, dass ich mir nichts einfange bzw. eingefangen habe, das wäre nach dem ganzen Aufwand eine ziemliche Enttäuschung.
Grüsse an alle,
Noricum