Ich wollte euch teilhaben lassen an meinem Versuch, ein Wiener Lager nach Brulosophy’s Short & Shoddy Methode zu brauen. Das Konzept spricht mich einerseits an, da ich als Familienvater irgendwie meine Brauaktivitäten um die familiären Bedürfnisse herum planen muss. Andererseits bin ich sehr skeptisch gegenüber den Short & Shoddy Methoden, insbesondere wegen dem Risiko eines Blausudes aufgrund der kurzen Maischezeit und wegen DMS im fertigen Bier aufgrund der kurzen Kochzeit. Für meinen 33. Sud habe ich nun einen 10 Liter Testsud gebraut und mich für das Short & Shoddy Wiener Lager entschieden, weil es kein Pilsner Malz enthält (DMS!).
Hier das Rezept (mehr oder weniger nach Brulosophy):
- Ausschlagvolumen: 10.7 Liter (bei 100°C)
- Stammwürze: 12.5°P
- 99% Wiener Malz
- 1% Carafa II Spezial (von Anfang an eingemaischt)
- Kombirast 67°, 20-25min
- Kochzeit: 20 Minuten
- IBU: 26
- 1.0g/l Hallertauer Tradition in die Vorderwürze
- 0.4g/l Herkules bei Kochbeginn/Würzebruch
- 1.0g/l Hallertauer Tradition 10 Minuten vor Kochende
- Nachisomerisierungszeit: 1 Minute
- Gärung bei 13.5 Grad mit der W34/70 in 2. Führung
Als Sudhausausbeute habe ich 56% angenommen. Ich braue BIAB, und bei «normalen» Stammwürzen ohne BIAB-«Nachguss» komme ich immer auf ca. 56%. Diese Annahme stellte sich später jedoch als falsch heraus wegen der sehr kurzen Maischezeit, aber dazu später…
Nun lasse ich die Bilder sprechen.
Schroten von 2.44 kg Malz direkt in den Brew Bag.
Einmaischtemperatur erreicht (71°C)
Eingemaischt und die 67.2°C perfekt getroffen (20:07)
Jodprobe nach 3 Minuten noch pechschwarz (20:10)
Jodprobe nach 11 Minuten noch immer schwarz (20:18)
Abwägen und Bereitstellen des Hopfens
Jobprobe nach 19 Minuten nicht mehr schwarz, aber meiner Meinung nach noch etwas zu braun (20:26). Ich warte nochmals 5 Minuten.
Jobprobe nach 24 Minuten mehr oder weniger negativ (20:31). Für Short & Shoddy muss es reichen.
«Abmaischen», resp. Abtropfenlassen des Maischesacks und aufheizen. Die Temperatur ist während den 25 Minuten Maischezeit um 2.4°C auf 64.8°C gefallen. Zugabe des Vorderwürzehopfens.
20:44 Wallendes Kochen, d.h. 13 Minuten nach dem «Abmaischen». Die Refraktometermessung hat hier bereits angedeutet, dass meine SHA viel niedriger was als geplant. 10.4 Brix vor dem Kochen. Eigentlich hätten es 12.4 Brix sein sollen, gemäss meinen Berechnungen. Ich hätte nun länger kochen lassen können, um schlussendlich auf 12.5°P zu kommen, habe dies aber bewusst nicht gemacht.
Jobprobe noch immer negativ, also keine weitere Stärke aus der trüben BIAB-Würze durch das Kochen rausgelöst.
«Sterilisation» des Würzekühlers in den letzten 5 Minuten des Kochens.
Runtergekühlt auf ca. 35°C («handwarm») um 21:13. Whirlpool direkt mit der Kühlspirale angedreht. Ausschlagvolumen bei den 35°C war ca. 10.1 Liter. Angepeilt wären 10.3 gewesen, es ist also etwas mehr verdampft als geplant. Abfüllen ins Gärfass (21:34), inkl. Geklecker am Boden… Ca. 9.1 Liter sind im Gärfass gelandet.
Spindelmessung bei 30°C ergab 10.25°P, dies entspricht bei 20°C 10.8°P. Schade, hatte ich doch mit 12.5°C geplant.
Die Sudhausausbeute mit 2.44kg Malz, 10 Liter Ausschlagvolumen bei 20°C, und 10.8°P lag bei mageren 46%. Normalerweise käme ich bei diesem Setup (BIAB ohne Nachguss) und dieser Stammwürze auf mindestens 56%. An die geringere Sudhausausbeute durch die kurze Maischezeit habe ich überhaupt nicht gedacht gehabt.

Das Gärfass habe ich um ca. 21:45 in die Kühltruhe gestellt, welche auf 1°C eingestellt war (über einen Raspberry Pi mit Temperatursensoren und Relais). Später wurde die Solltemperatur auf 10°C erhöht.
Nach allem Putzen und Aufräumen zeigte die Uhr 22:10 an. Mein «Brauabend», also vor dem Wasser aufheizen und Malz schroten, hat um 19:45 angefangen. D.h. die Gesamtbraudauer war 2.5 Stunden. Nicht schlecht für nach dem Feierabend «schnell» ein Bier brauen!
Am nächsten Morgen habe ich dann mit ein paar gehäuften Teelöffeln dickbreiiger W34/70 angestellt, welche ich 2 Tage zuvor aus dem Bodensatz eines anderen Jungbiers geerntet habe. Die Hefe habe ich direkt in die 14°C warme Würze gegeben und lasse den Dingen nun seinen Lauf bei eingestellten 13.5°C in der Kühltruhe.
Gegenüber dem «original» Short & Shoddy Vienna Lager nach Brulosophy habe ich mich dagegen entschieden, die untergärige Hefe bei Kellertemperaturen um die 18 bis 19 Grad arbeiten zu lassen. Mein Ziel war es ja grundsätzlich, auch mal nach Feierabend und familiären Pflichten ein Bier brauen zu können, welches dann natürlich auch gut schmecken soll. Während der Gärung habe ich ja keine Arbeit mehr und ich fände es schade, hier nun Fehlgeschmäcker durch die UG-Hefe bei OG-Temperaturen reinzuholen.
Ohne das Endergebnis zu kennen: Werde ich in Zukunft wieder Short & Shoddy brauen? Wohl kaum... Die 46% SHA ist doch sehr niedrig. Das ist schade um die nicht optimal genutzten Lebensmittel! Zeit spart man mit dieser Methode ja vor allem beim Maischen und beim Kochen. Dies sind jedoch beides Vorgänge, bei welchen man grösstenteils einfach warten muss - oder eben anderes erledigen kann, z.B. Abendessen mit der Familie, Kinder ins Bett bringen, etc. Interessant fand ich es trotzdem und bin sehr gespannt, wie es schmecken wird. Ich werde hier berichten!
Viele Grüsse aus der Schweiz,
Dominik