Kurz zu mir: Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit dem Thema Brauen - bislang jedoch nur in der Theorie. Ich verfolge dieses Forum, diverse Youtube-Kanäle und Websites und habe mir das (für den Anfang) nötige Wissen angelesen (Charlie Papazian "The complete Joy of Homebrewing", Ray Daniels "Designing Great Beers"). Mein Plan war es ursprünglich, direkt "richtig" einzusteigen, um von Beginn an typische Fehler zu vermeiden - also mit temperaturgeführter Vergärung, guter Malzmühle, Wasseraufbereitung, Vermeidung von Oxidation und allem was so dazugehört.
Dieser Anspruch hat dazu geführt, dass das mir vorschwebende Brausetup entsprechend teuer und groß wurde - und im Endeffekt Theorie blieb.
Ich möchte nun aber praktische Erfahrungen sammeln und bin bereit dafür in Kauf zu nehmen, dass der Prozess nicht von Anfang an makellos sein wird.
Mir ist bewusst, dass Fragen dieser Art schon einige Male gestellt und beantwortet wurden. Da die Ansprüche jedoch stark variieren und die Informationen in vielen Threads nicht mehr unbedingt aktuell sind, möchte ich meine Situation und mein Vorhaben gerne einmal schildern und hoffe auf eure Erfahrung und Hilfe

Was ist mein Ziel?
Ich möchte langfristig gerne Rezepte entwickeln. Dafür möchte ich mir Schritt für Schritt ein Setup aufbauen, das es mir ermöglicht, möglichst reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen. Mir ist bewusst, dass dies ein hoher Anspruch ist - aber ich bin wie gesagt bereit schrittweise in diese Richtung zu gehen. Die produzierte Menge pro Sud muss / sollte nicht sonderlich groß sein - ich möchte lieber öfters brauen bzw. irgendwann parallel Sude brauen, um Abwandlungen im Rezept miteinander vergleichen zu können. Bedeutet konkret: Ich möchte maximal 20 Liter auf einmal brauen und gerne die Möglichkeit haben auch weniger (~10l) zu brauen.
Welche Biere sollen es werden?
Ich möchte verschiedene Bierstile brauen und benötige daher die entsprechende Flexibilität. Ich möchte primär NEIPAs, IPAs, Kettle Sours, Weizen, Stouts und alles was dazwischenliegt brauen. Lagerbiere sind nicht ausgeschlossen, sind aber nicht mein primärer Fokus. Einige der Biere die mich inspirieren (z. B. der Heady Topper von Alchemist, das Mango Lassi Milkshake IPA von Omnipollo, das 3 Bean Stout von Mikkeller, um einige berühmte Exemplare zu nennen) haben gemein, dass Sie eine große Schüttung benötigen.
Welche Einschränkungen gibt es?
Ich bringe Zeit mit - jedoch nicht im Überfluss. Ich vermute, dass es ideal wäre, eine auf mich zugeschnittene Anlage zu basteln. Ich habe bereits einige Selbstbauanlagen hier im Forum gesehen und bewundert - ich fürchte jedoch, dass mir intensives basteln, bauen und programmieren die Zeit raubt, die ich lieber ins Brauen und Entwickeln von Rezepten stecken möchte. Ein gewisser Grad an Bastelarbeit ist absolut in Ordnung, da wo es sinnvoll ist, es sollte für mich jedoch nicht ausufern.
Der Platz ist ebenfalls nicht unbegrenzt. Ich werde zunächst im Keller brauen - habe jedoch auch einen weiteren kleinen Raum zur Verfügung, den ich langfristig entsprechend umbauen könnte.
Geld ist nicht unbegrenzt vorhanden - da wo es Sinn macht, investiere ich aber lieber einen Hunderter mehr, als doppelt zu kaufen oder mich jahrelang zu ärgern.
Diese Überlegungen führen mich dazu, dass eigentlich ein Malzrohrsystem (z. B. Braumeister 20+ mit kurzem Rohr) für mich ideal wäre. Ich vermute hier relativ konstante Ergebnisse, die Literanzahl ist gut, es ist kompakt, einfach zu bedienen und erfordert keine Bastelarbeit. Aber: Kann ich hiermit überhaupt die Biere brauen, die mir vorschweben? Wenn ich mir Clone-Rezepte ansehe ist die Grainbill oft dermaßen groß (teilweise 10kg Malz bei 20l Ausbeute), dass mir das Malzrohr wohl einen Strich durch die Rechnung macht - oder? Gibt es Wege, die Biere dennoch auf diesen Systemen zu brauen?
Oder sollte ich einen anderen Weg einschlagen? Sollte ich doch zu Induktionsplatte, Steuerung und Rührwerk greifen? Wenn ja: Gibt es konkrete Empfehlungen, wie ich dies für meine Ansprüche aufbauen sollte? Oder gibt es Alternativen, die ich bisher komplett übersehe?
Mir ist bewusst, dass hier "nur" die Würze zubereitet wird - ich denke aber, dass Überlegungen hierzu ein sinnvoller Grundstein für den Aufbau der kompletten Anlage sind. Ich danke euch für eure Hilfe!