Sodela, durch diese Steilvorlage von Braufreund gulp, kann ich jetzt diesen Eindruck nur bestätigen und kann auch gleich noch ein paar Bildchen nachschieben.
Eine kleine Vorgeschichte: Schlenkerla im Stehen - quasi so als Absacker - war das letzte Bierchen, was die Braugruppe rund um Gambrinus zu B. beim damaligen Besuch der Bierstadt Bamberg mit mir gemeinsam zu sich nahm. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr, da ich dann den Heimweg antrat, aber die besuchten Lokalitäten der Klosterbräu und der Mahrs war es glaube ich noch zu wissen, war das ein würdiges <<Ende>> Klar also, dass Gambrinus irgendwann mal auf den Trichter kommen wird, ein eigenes Rauchbier als Brauspezialität zu kreeiren.
>>Brauspezialität<<, da sind wir doch gleich beim nächsten Gedanken. Beide schwelgten wir in den Gedanken - ein Nebengewerbe - mit anzumelden, da einfach ein wachsender Kreis, sich für unsere Craftbiere interessierte. Mittlerweilen mussten wir jedoch - so wie ich kurzem Emailkontakt feststellen musste, unsere beiden Gewerbe zurückstellen, da Hauptberuf und Familie einfach ein regelmäßiges Brauen und Vertrieb nicht zulassen. Es bleibt also bei der Gelegenheit, wenn auch einer schönen Gelegenheit.
Und schon wieder eine Überleitung - dieses Rauchbier kurz als "kräftiges" Rauchbier von Gambrinus deklariert - wurde dann auch bei einer dieser Gelegenheiten verkostet und daher habe ich mir erlaubt dieses Mal als Hintergrund meine <<brauende>> Brauerei zu wählen. Gebraut wurde - wie soll es auch anders sein - ein gutes fränkisches bernsteinfarbenes Lagerbier.

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Erste Frage: Was bei Gambrinus ist das eigentlich für eine Flasche?
Antwort: Es handelt sich um eine Sektflasche mit 0,75?? Liter Inhalt, aber mit einem schönen Kronenkorken.
Die Größe und Art der Flasche zeigt aber schon, welchen Weg vielleicht Gambrinus gehen wollte, die übergroßen Bierflaschen sind ja auch Markenzeichen z.B. von Maisels and friends oder von der Riegele Braumanufaktur. Finde ich persönlich als was Besonderes, vor allem auch deswegen, weil ich einfach nur zwei Standardgrößen habe 1,0 Liter und 2,0 Liter

0,5 Liter sind immer so schnell leer
Aber gut, wir kommen zur <<Äußerlichkeit>> Teil 2: Aufmachen, Riechen, Einschenken, Riechen.....

- K640_Rauchbier eingeschenkt Gambrinus.JPG (43.29 KiB) 2581 mal betrachtet
Vor sich hin kocht bereits mit Perle, Opal und Mittelfrüh die Würze vor sich hin und mir offenbart sich ein tiefschwarzes Bier, mit wunderbar, hellem Schaum, dicht, feinporig und stabil.
Hier gleich mal eingeschenkt in meiner Lieblingsglassorte - dem Willi-Becher.
Und noch mal etwas näher:

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Jetzt aber los - der Durst ruft und die kochende Würze macht ja das Bier auch nicht besser
Mal den Riechgümpel drüber gehalten - ja, klarer geräucherter Schinken, aber da ist noch mehr. Auf jeden Fall etwas Röstmalz würde ich sagen und - wie mir danach Gambrinus verraten hat: offensichtlich ordentlich Cara. Welches er jetzt da genommen hat??? Die typischen Backpflaumen vom dunklen Cara fehlen, auch das für mich übertrieben Kratzige vom hellen Cara fehlt oder wurde gnädig vom Rauchmalz zugedeckt. Fein! Fein! Fein! Das gefällt mir jetzt schon mal sehr gut. Es macht sich der Geruch von Lorbeer, aber auch Kümmel (kann das sein?) würzigem Lagerfeuer und schwarzem, kräftigen Pfeffer breit. Hopfen kann man höchstens mit der Nase erahnen - ich kann es jedenfall nicht, wenn auch gleich sich ein ganz leichter, aber nein lassen wir das.....

- K640_Eingeschenkt Rauch Gambrinus.JPG (39.25 KiB) 2581 mal betrachtet
Achtung Gurgel - hier kommt ein Rauchbier. Man sieht es schon am Schaum, das Schnuppern hat einfach viel zu lange gedauert.
Ungefähr geschätzte 3 Sekunden später.....

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Ähhh! War da was?? Tütelüdüüdülüüühhh...
Lecker!! Bereits im Vordergrund schiebt sich ganz deutlich der Rauch. Er ist aber sehr gut abgestimmt und erinnert stark in Konzentration an ein Rauchbier nahe dem Schlenkerla, ich persönlich sage sogar, es kommt verdammt nahe ran, wobei hier der Rauch runder ist. Ich vermute, weil das Rauchmalz, was wir bekommen können, meist schon abgelagerter und dadurch seine Aggressivität verloren hat. Schööm rund, aber deutlicher Schinken, deutlicher Rauch, deutlich Bamberg. Allerdings keine Rauchbombe!! Das möchte ich betonen und vor allem kein Stout oder ähnliches. Es würde in Franken einen Preis gewinnen. IN der Mitte kommen jetzt die Karamellnoten durch, die Phase ist kräftig und das ist der Unterschied zum Schlenkerla, denn hier wird der Rauch zum ersten Mal gekontert. Das mag jetzt übertrieben sein, ich finde aber, das passt hier sehr, sehr gut und es hebt das Bier deutlich hervor, denn dieser lange Nachhall (gefühlte 20 Sekunden im Rachen) wird schön ergänzt.
Eigentlich warte ich jetzt auf irgendeinen breiten Rachenbremser, doch weit gefehlt: Dieses Teufelszeug läuft ungebremst Richtung Leber. Respekt! Respekt!
Dank Gambrinus weiß ich schon vorab, dass ich jetzt im letzten Endspurt nicht noch mit irgendeinem Zitronentouch oder sonst etwas unmöglichen bei so einem Rauchbier rechnen muss. Wenn überhaupt kann ich - da reichen aber meine Fähigkeiten bei weitem nicht aus - etwas Kräuteriges, wenig Blumiges erahnen. Keine Chance bei so einem guten und mild gebitterten Rauchbier.
Bleibt mein Fazit: Respekt! Respekt!! Solltest du für deine Brauerei ein Saisonbier brauchen, dann hast du das mit deinem Rauchbier - gibt es übrigens einen Namen schon? - geschafft.
Auf jeden Fall hast du mir wieder mal richtig darauf Lust gemacht, mal wieder ein dunkles Rauchbier einzubrauen - nicht nur meine Hellen - bleibt zu warten, wann sich bei mir mal wieder die Gelegenheit ergeben wird. Und weil ich hier zum Abschluss noch mal die Kurve bekommen habe zum Thema Namen: Ändere bitte deinen Hobbybrauernamen wieder zu Gamrbinus zu B., weil mit deinem WurmselWarmsel als "Junior-Poster" lach ich mich heute noch kaputt, außerdem ist das wohl ein Understatement bei deinen Erfahrungspunkten als Gambrinus zu B.
Beste Grüße aus OBERfranken.
Holger