Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

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obstbauer
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Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

#1

Beitrag von obstbauer »

Hallo,
mein dritter Sud wurde nun das IPA Simcoe von maischemalzundmehr. Beim Rezept hat es mich schon gewundert, dass bei 17 l Ausschlagwürze (4,67 kg Schüttung), 20 Liter Hauptguss und nur 6,25 Liter Nachguss angezeigt wurden?
Ich weiß, dass die Nachgussmenge immer vom System abhängt. Ich habe dann mit Läuterspindel solange Nachgüsse hinzufügt bis die Stammwürze stimmt in Bezug auf die spätere Verdampfungsrate beim Kochen. Bei mir waren es nun bei 20 Liter Hauptguss und 13,6 Liter Nachguss. Bei anderen Rezepten hat die Größenordnung immer einigermaßen gestimmt, aber jetzt ist die Abweichung schon ziemlich groß. Woran kann das liegen?
Ich hatte dann zu wenig Nachgusswasser aufbereitet und erwärmt.
Ist die Ausbeute bei dem verwendeten Braumeister so niedrig, dass man später nur noch so wenige Nachgüsse hinzugeben muss?

Das nächste Problem ist, dass dann die Hopfenangaben vom Rezept ja auch nicht mehr stimmen. Ich habe dann angenommen, dass ich zum Rezept (Hauptguss 20 l + Nachguss 6,25 l = 26,25) den Faktor 1,28 mehr Wasser verwendet habe, nämlich bei mir 20 Liter Hauptguss + 13,6 Liter Nachguss = 33,6 Liter.
26,25 Liter * 1,28 = 33,6 Liter
Ich habe mich also an der reinen Wassermenge orientiert und die Hopfenmenge aus dem Rezept mit 1,28 multipliziert. Kann man das so machen? Ist das korrekt?
Ich versuche es zu verstehen um dann beim 4. Sud besser vorbereitet zu sein und um Rezepte besser in Bezug auf meine Anlage (1800 W Proficook Kocher mit Craftbeerpi und Rührwerk) lesen zu können. Danke schonmal!
Viele Grüße
Thomas
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VolT Bräu
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Re: Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

#2

Beitrag von VolT Bräu »

Hallo Thomas,

Ob das mit dem Nachguss so passt oder nicht, das kann ich Dir nicht sagen. Aber Deine Methode war auf jeden Fall richtig. Genau so sollte man es eigentlich machen. Wenn Du dann auch noch die Sudhausausbeute Deines Systems kennst (die sollte sich eigentlich einpendeln und relativ konstant sein, solange Du keine wesentlichen Parameter änderst), weißt Du ja auch wieviel Extrakt Du gewinnen wirst. Die Wassermenge kannst Du dann über das Kochen (und ggf. später noch etwas Wasser hinzufügen) korrigieren.
Beim Hopfen rechnet man eigentlich primär ein Verhältnis zwischen Stammwürze und IBU. (Beispiel 20 IBU bei 10°P ist ein Verhältnis IBU/StW von 2 - das steht für "ausgewogene Bittere"). Solange Du die Zielstammwürze triffst und Deine Ausbeute stimmt, wirst Du am Ende auch die richtige Menge haben. Dann must Du eigentlich nichts korrigieren. Wenn Deine Ausbeute unerwartet hoch ist, musst Du die Hopfenmenge erhöhen (eigentlich egal ob Du auch Ziel-StW verdünnst oder ob Du eine höhere Stammwürze nimmst - jedenfalls wenn Du dieses Verhältnis gleich halten möchtest).
Eine Anpassung rein bezogen auf die Güsse ist nicht sinnvoll. Das kann aufgehen, ist aber eher unwahrscheinlich, dass es passt. Genau gesagt nur dann, wenn Deine Ausbeute auch um den Faktor 1,28 höher ist bzw. Du mit den 28% zusätzlichem Wasser auch 28% zusätzlichen Extrakt gewinnst. Dann kommt es auch gut hin die Hopfenmengen mit 1,28 zu multiplizieren.
Anders gesagt: Wichtig ist nicht was oben rein geht, sondern was unten raus kommt. Wenn Du einen Spindelwert beim Läutern hast (Achtung evtl. mal umrühren, damit da keine Schichten im Topf sind) und die Menge kennst (Skala im Topf, Messstab, Wiegen), kannst Du vor dem Kochen nachrechnen und ggf. korrigieren (entweder die einschlägigen Rechner z. B. Brauerei Müggeland Webseite, kleiner Brauhelfer,... oder auch einfach im Dreisatz - aber basierend auf Läuter-Volumen und Dichte - nicht einfach nur Guss-Volumen)

Ich hoffe das war verständlich.
Viele Grüße
Volker
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Johnny Eleven
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Re: Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

#3

Beitrag von Johnny Eleven »

obstbauer hat geschrieben: Dienstag 17. November 2020, 23:45 Bei anderen Rezepten hat die Größenordnung immer einigermaßen gestimmt, aber jetzt ist die Abweichung schon ziemlich groß. Woran kann das liegen?
Ich hatte dann zu wenig Nachgusswasser aufbereitet und erwärmt.
Ist die Ausbeute bei dem verwendeten Braumeister so niedrig, dass man später nur noch so wenige Nachgüsse hinzugeben muss?
Hallo Thomas,

Malzrohrsysteme wie der BM arbeiten in der Tat mit einem geringeren Nachguss, der Hauptguss ist im Verhältnis größer.

Ich braue mit meinem BM10 viele Rezepte von MMuM und ignoriere die dortigen Angaben zu HG und NG völlig und arbeite stattdessen mit meinen eigenen Erfahrungswerten (idR 12,5l HG und 3,5l NG). Seit ich meine SHA von rd. 63% kenne, lande ich damit recht zuverlässig im Bereich der im Rezept angegebenen StW.

Umgekehrt heißt das für Dich, dass Du bei Rezepten, die ersichtlich für einen BM oder ein anderes Malzrohrsystem erstellt wurden, mit den Gussmengen Deiner Anlage und Deinen Erfahrungswerten arbeiten musst.

Viele Grüße

Johannes
Bier = flüssige Lebensfreude
Ss BT Kettle TC 10gal, Yato, MattMill Rührwerk, 25l Polsinelli-Läutertopf/-Läuterblech / BM10
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obstbauer
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Re: Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

#4

Beitrag von obstbauer »

danke für die Antwort, so habe ich es dann auch interpretiert! Ich bin gerade dabei mein System genauer kennen zu lernen.

Heißt das, dass du deine Schüttungsmenge anpasst, da du so wenig Nachguss (ca. 1/4 vom Hauptguss) benötigst ?

Also etwas weniger Schüttung bedeutet weniger Zucker nach dem Maischen, deshalb weniger Hauptguss zum "Verdünnen" vor dem Kochen ?

Noch eine Frage zur Sudhausausbeute: Welches Volumen soll ich dafür nehmen? Würze mit Hopfen heiß direkt nach dem Kochen im Kocher? Warm nach dem Filtern ? Oder auf Raumtemperatur, gefiltert vor Hefezugabe ?
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Johnny Eleven
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Re: Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

#5

Beitrag von Johnny Eleven »

Hallo,

meine SHA mit meinen HG- und NG-Werten ist inzwischen recht verlässlich. Diesen Prozentsatz (von 63%) gebe ich bei MMuM ein und peile idR eine bestimmtes Volumen an Ausschlagwürze (12l) an. Daraus errechnen sich die Schüttungsmengen. Aufgrund meiner spezifischen Anlagen- und Erfahrungswerte lande ich damit zumindest in der Region der vom Rezept angepeilten StW, manchmal sogar als Punktlandung.

Der Rechner von MMuM - sowohl in den Rezepten als auch im Tool zur Berechnung der SHA - arbeitet mit der Ausschlagwürze, also der Würze nach dem Kochen inklusive Heißtrub. Je nachdem, ob Du das Volumen bei 100 Grad oder bei 20 Grad bestimmt hast, kannst du den Rechner zur SHA einstellen (vgl. https://www.maischemalzundmehr.de/index ... usausbeute). Lies' Dir mal die dortigen Erläuterungen dazu und auch die FAQs durch (https://www.maischemalzundmehr.de/index ... tmitte=faq).

Viele Grüße

Johannes
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Re: Verständnissfrage: Nachguss / Hopfenmenge korrigieren

#6

Beitrag von obstbauer »

wie ist es mit der Korrektur der Hopfengabe? War das so in Ordnug wie ich es gemacht habe oder muss ich da einen anderen Ansatz wählen ?
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