Dann melde ich mich mal zu Wort, wenn du meine alten Beiträge in Vorstellung von Brauanlagen liest, wirst du sehen, dass ich eine ganze Reihe verschiedener Anlagen hinter mir habe.
Begonnen habe ich bei meiner ersten eigenen Anlage mit einem großen Braukessel auf Induktion mit Rührwerk, 2" Hahn, Läuterbottich und einem provisorischen Nachgusserhitzer. Das ganze hat absolut hervorragend funktioniert und (für Hobbybrauer) gut reproduzierbare Ergebnisse geliefert.
Nächste Stufe war ein Isolierter Läuterbottich mit mittigem Ablauf (Ss Brewtech), der das ganze einen Schritt weiter gebracht hat. Nach einem Abstecher über einen Versuch mit RIMS habe ich zuletzt meinen provisorischen Nachgusserhitzer gegen einen HLT mit Spirale getauscht, ne zweite Induktionsplatte gekauft und das ganze System auf ein HERMS umgebaut.
Warum? Weil ich leider in den Keller umziehen musste und ich ein (während des Brauens) möglichst geschlossenes System haben wollte - ohne Abmaischen etc. Außerdem hat mich HERMS schon vorher fasziniert und es hat mich einfach technisch gereizt, das auszuprobieren.
Die Vorgeschichte hab ich mal geschrieben, damit klar ist, dass ich (außer Malzrohrsystemen) alle Varianten der Brauanlagen über mehrere Sude hinweg praktisch genutzt habe.
Was würde ich jetzt empfehlen? Halte dich so flexibel wie möglich. Ich kann, da ich vom Anfang noch alles hab, auch weiterhin klassisch mit Rührwerk brauen. Oder mit Dekoktion - und das nutze ich gerne und regelmäßig. Immer nur HERMS - das wäre langweilig und würde mich beim ausprobieren zu weit einschränken.
ABER: meine "Standard-Biere" sind durch das HERMS wesentlich besser reproduzierbar geworden. Außerdem hatte ich nie vorher und nie hinterher so klare Würze. Allerdings leidet die SHA - mit Klassisch oder Dekoktion lande ich in den "hohen 60ern" bis an 73%, mit HERMS komme ich nicht über 60%, egal was ich versuche. Das stört mich allerdings nicht.
Was ich nicht mehr nutze ist Infusionsverfahren mit Rührwerk oder Bottichmaische - das lasse ich dann alles das HERMS erledigen.
Was ist nun das Fazit? HERMS ist gut, aber nicht auf Kosten der Flexibilität. Und unterschätze auf keinen Fall den Reinigungsaufwand.
Ich würde erstmal eine "klassische" Sudpfanne mit großem Anschluss zum abmaischen nehmen und aufpassen, dass genug Anschlüsse für einen Umbau auf HERMS vorhanden sind. Das kann man dann später immer noch nachrüsten.
--- noch kurz zu Ruthards Beitrag:
Das Geheimnis jeder erfolgreichen Maischarbeit ist eine schnelle und homogene Temperaturverteilung in den einzelnen Raststufen. Erreicht wird das durch einen möglichst großflächigen Kontakt der Heizquelle mit dem zu erwärmenden Gut und einer intensiven Durchmischung per Rührwerk oder umgepumpter Würze - wobei ein Rührwerk jedes Pumpverfahren schlägt, egal ob von unten gepresst wie beim Speidel Braumeister oder per Schwerkraft wie bei Grainfather und den bekannten Chinakrachern.
Soweit gebe ich dir 100%ig recht.
HERMS und RIMS arbeiten ebenfalls nach dem Schwerkraftverfahren, wobei die Würze außerhalb des Maischbottichs erwärmt wird, mit deutlich geringeren Austauschflächen als es ein Topfboden oder gar ein ölbeheizter Kesselmantel bieten kann.
Hier muss ich allerdings widersprechen. Eine Heizspirale in einem HLT hat eine sehr große Austauschfläche, größer als der Kesselboden, und definitv größer als die Fläche die ein Induktionskocher beheizt. Kombiniert man das mit starken Heizelementen im HLT (Hier ist ja nur Wasser, daher sind - sofern die Elektrik das zulässt - auch mehr als 3,5 KW möglich. Ich heize den z.B. mit 7KW), ergibt sich eine sehr schnelle Aufheizung der Stufen.
Zum Thema gleichmäßige Temperaturverteilung hilft bei HERMS/RIMS nur eins: Durchfluss, Durchfluss, Durchfluss. Gerade bei den Ventilen muss man auf solche mit vollem Durchgang achten. Das hat bei mir einen deutlich messbaren Unterschied gemacht. (Ich habe mal über einen Brauvorgang hinweg die Temperaturen am Eingang der Mash Tun und mit einer Tauchhülse weit unten verglichen. Bei DN12 sind 10-15 Minuten(!!) Verzögerung messbar, bei DN19 nur noch 1-2).
RIMS und HERMS sind für Leute, die Angst vor einem Rührwerk haben oder davon technisch überfordert sind.
Naja, das ist dann etwas polemisch, nicht? ein HERMS ist natürlich wesentlich leichter zu Bedienen als ein Rührwerk...
Auch bietet das klassische Sudwerk die meisten Möglichkeiten für traditionelle (z.B. Dekoktion) oder alternative Brauverfahren, das gilt sowohl für astronomische Platograde wie auch für Leichtbiere.
Das kann ich wieder zu 100% unterschreiben.
Immer eine Handbreit Bier unterm.. äh, ne das ging anders.
Allzeit Gut Sud!
Matthias