hiermit möchte ich einmal meine Eindrücke zum Vergleich der oben genannten Hefen festhalten.
Die WY1007 German Ale wird als neutral vergärend und prädestiniert für Rheinisches Altbier beschrieben.
Die Verdant IPA wird damit beworben, Pfirsich- und Zitrus-Aromen zu erzeugen, was sie besonders geeignet für NEIPAS machen soll.Trotzdem soll sie sich ebenfalls für z.B. englsiche Bitters und Sweet Stouts (oder Milkstouts) eignen. Wir haben hier also zwei Hefen, die aus unterschiedlichen Gründen in Bieren eingesetzt werden - neutral vs. fruchtig.
Im Wesentlichen handelt es sich bei dem Bier um ein mitteldunkles Obergäriges, das als Split-Sud zwei verschiedenen Hefen vorgesetzt wurde. Mir ist bewusst, dass das Bier streng genommen weder dem einen noch dem anderen Bierstil gerecht wird (zumindest nach BJCP, aber das ist auch nicht weiter schlimm), aber für mich ist das Bier mit der WY1007 ein Altbier und das Bier mit der Verdant IPA ein Red Ale. Jetzt zum Rezept:
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Stammwürze: 13 Brix (mit Zucker für die Carbonisierung 13,3°P)
IBU: 30
Alkohol: 4,9%
Farbe: 42 EBC
Malz (4kg):
Wiener - 87,5% - 3500g
Cara Münch Typ III - 10% - 400g
Sauermalz - 1,25% - 50g
Carafa Spezial I - 1,25% - 50g (das Röstmalz wird für 24h in 200ml kaltem Wasser eingelegt und beim Läutern zugegeben)
Maischen:
66°C - Einmaischen in 12L
62°C - 25min
72°C - 30min
78°C - Läutern
Kochen:
60min - Herkules (anschließend zu gleichen Teilen in zwei Eimer aufteilen)
Hefe:
Verdant IPA bzw. WY1007 (beide Hefen bei 16°C gären lassen)
Carbonisierung: 4,5g/L CO2
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Ergebnisse (nach 9 Tagen in der Gärung):
Verdant IPA: 7,4 Brix, 71% EVs, 4,8% Alk. (mit CO2 5,2%)
WY1007: 7,2 Brix, 72% EVs, 4,9% Alk. (mit CO2 5,3%)
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Diskussion (6 Wochen nach Abfüllung)
Endvergärungsgrade:
Die WY1007 hat in diesem Bier einen niedrigeren Vergärungsgrad als laut Hersteller angegeben. Das wundert mich aber hinsichtlich der Malzschüttung und des Maischverfahrens nicht. In diesem Fall sind 72% ganz ordentlich wie ich finde.
Die Verdant IPA soll einen mittleren bis hohen Vergärungsgrad haben. Die Ergebnisse bewerte ich genau wie bei der WY1007. Dass sich die Vergärungsgrade der beiden Biere unterscheiden, könnte auch auf die Messungenauigkeit des Refraktometers zurückzuführen sein, das nur in 0,2Brix-Intervallen misst.
Bierklärung:
Beide Biere sind nach 6 Wochen sehr klar. Allerdings ist das Hefesediment der WY1007 im Vergleich zur Verdant IPA weniger kompakt und man muss beim Einschenken etwas vorsichtig sein, um kein Trübes Bier zu haben (das finde ich bei dunklen Bieren eher unansehnlich).
Aroma und Geschmack:
Beide Biere unterscheiden sich deutlich und ich führe diese Unterschiede auf die Hefen (einzige veränderte Variable) zurück.
Bei der WY1007 steht das Malz deutlich im Vordergrund. Das heißt nicht, dass das Bier süß ist. Die 30 IBU sowie eine kleine Röstnote wirken dagegen, was das Bier insgesamt süffig macht. Nimmt man eine tiefe Nase vom Bier, riecht man ein paar etwas blumige Ester. Ich finde das Bier mit der WY1007 ist etwas für diejenigen, die einen eher "klassischen" Geschmack bevorzugen.
Das Bier mit der Verdant IPA hat im Vergleich zur Version mit der WY1007 keine Röstnote (ich schätze diese wird von anderen Aromen kaschiert), allerdings ist der Einfluss der 30IBU und des Röstmalzes stark genug, dass das Bier "trocken" wirkt, was seine drinkability noch weiter erhöht. Die Ester, für mich "rote Früchte" wie Kirsche, nimmt man ganz deutlich wahr und muss man mögen. Ich finde sie allerdings cool und kann sie mir in einem Milkstout sehr gut vorstellen. Die Ester drücken dann das Ganze vermutlich in eine Richtung Schwarzwälder-Kirsch (würde ich mir zumindest davon versprechen

Fazit:
Beide Biere haben eine hohe Drinkability und ich finde beide super. Das Bier mit der WY1007 hat einen eher "klassischen" Geschmack, wärend das Bier mit der Verdant IPA eine deutlich fruchtigere Version davon ist. Mein Favorit ist das Bier mit der Verdant IPA, da diese Hefe dem Bier eine besondere, fruchtige Note verleiht, wie ich sie in keinem industriellem Bier finde (und darum geht es doch beim Heimbrauen).
Allerdings ist das Ergebnis der Verdant IPA kein Altbier, daher bezeichne ich es als Red Ale.
Die WY1007 habe ich als Flüssigkultur dauerhaft vorliegen, da ich ihre Qualitäten schätze, allerdings finde ich die Verdant IPA in hopfigen Bieren super und auch in malzigen Bieren interessant, weshalb sie eine meiner Standard-Hefen wird.
Zu guter Letzt noch einmal ein paar Impressionen:
Für Fragen und Anregungen (z.B. wie man ein noch besseres Altbier braut) bin ich dankbar.
Viele Grüße
Christian
