ich habe mir in letzter Zeit eine kompakte Lösung für die Kontrolle der Gärtemperatur gebaut, die ich euch gerne vorstellen möchte. Hintergrund ist, dass ich aktuell relativ begrenzt bin bezüglich Platz (kleine Stadtwohnung). Daher fielen Lösungen wie Kühlschrank / Kühltruhe schonmal generell flach.
Da ich aber, v.a. durch die Hitzeentwicklung bei der Gärung stark schwankende Gärtemperaturen hatte, die sich deutlich geschmacklich im fertigen Bier bemerkbar machten, musste eine Lösung her. Ich muss dazu sagen, dass ich bis jetzt nur obergärig braue.
Und hier ist meine Lösung, die für bisher drei Sude sehr zuverlässig funktioniert hat: der Eismaschinen-Gärkühler.
Vergärt wird bei mir in dem wohlbekannten Gäreimer, dem ich zwei Schlauchtüllen-Durchgänge spendiert habe. Außerdem wird der Eimer während des Gärvorgangs zur Isolation mit einer Isomatte umwickelt. Diese hat zusätzlich den Effekt, dass kein Licht mehr an die Würze kommt. Der Eimer wird dabei auf einer Wärmeplatte (die hier) platziert, welche bei Bedarf die Gärung heizt. Sie hat eine geringe Heizleistung (22 Watt), und damit eine sehr schonende Heizrate (ca. 1°C/Stunde) die auch bei einem einfachen 2-Punkt Schalter keinen Termperaturüberschwung verursacht. Für die Kühlung setzte ich in den Gäreimer ein Kühlschlange aus Edelstahlwellrohr ein, und verbinde sie mit Silikonschläuchen mit den Schlauchtüllen. Diese sind wiederum mit mit Schläuchen verbunden, die in den Kühltopf einer Speiseeismachine neben dem Gärgefäß führen. Darin sorgt eine Aquarienpumpe für die Zirkluation von Kühlwasser durch das Edelstahlwellrohr im Gärgefäß. Auf dem Deckel des Eimers findet der Gärspund und eine Tauchhülse für einen Temperatursensor Platz. Außerdem habe ich mir eine Isolationskappe aus alten Stoffresten fertigen lassen (hochmodisch

Darauf liegt ein Arduino, der mit einem 2-Punkt Schalter über einfache Funksteckdosen Kühlung und Heizung an- und abschaltet. Zusätzlich habe ich noch einen Raspberry Pi an den Arduino gehängt, auf welchem ein Webserver läuft über den man den Temperaturverlauf verfolgen kann. Die aktuelle Temperatur kann man auch direkt am Display des Arduinos ablesen. Nach dem Whirlpool fülle ich direkt die noch heiße Würze (mit ca. 80°C) in den Eimer mit der Kühlspirale, und schließe diese erstmal an den Wasserhahn bis die Würze auf Anstelltemperatur ist. Von da an übernimmt die Eismaschine. Die Spirale lässt sich nach der Gärung sehr einfach reinigen, indem man sie ausbaut und einfach komplett in die Spühlmaschine gibt. Danach ist sie wieder bitzblank.
Nach drei Suden kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis bin. Die Temperatur wird auf 0.5°C genau gehalten, mit einer besseren Methode als dem aktuelle 2-Punkt-Schalter geht es sicher noch genauer.
Mir ist aufgefallen, dass der Kompressor der Eismaschine ganz schön Wums hat (150W), sodass die das Kühlen extrem schnell vonstatten geht. Das hat allerdings auch den Vorteil, dass der Kompressor immer nur sehr kurze Phasen hat in denen er läuft (auch wegen der Geräusche, die etwas lauter als die eines Kühlschrankes sind). Bei der letzten Gärung (Pale Ale bei 19°C) war das während den ersten drei Gärtagen ca. 3-5min alle 3 Stunden. Das macht, wenn ich mich nicht täusche einen Stromverbrauch für die Kühlung von ca. 0.3kWh, also vernachlässigbar.
Durch die Leistung des Kompressors bin ich auch für die Zukunft (größeres Gärgefäß) gerüstet. Auch für UG sollte die Methode anwendbar sein (ggf. mit verbesserter Isolation).
Die Eismachine, die ich verwende ist dieses Modell, ich habe sie gebraucht für deutlich weniger als den Amazonpreis bekommen.
Ach ja, und das Beste an der Sache: Jetzt gibt es nicht nur selbstgemachtes Bier, sondern, in den "Gärpausen" auch frisches, selbstgemachtes Eis
