Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

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Zuckerpilz
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Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#1

Beitrag von Zuckerpilz »

Hallo zusammen,

ich habe mir in letzter Zeit eine kompakte Lösung für die Kontrolle der Gärtemperatur gebaut, die ich euch gerne vorstellen möchte. Hintergrund ist, dass ich aktuell relativ begrenzt bin bezüglich Platz (kleine Stadtwohnung). Daher fielen Lösungen wie Kühlschrank / Kühltruhe schonmal generell flach.
Da ich aber, v.a. durch die Hitzeentwicklung bei der Gärung stark schwankende Gärtemperaturen hatte, die sich deutlich geschmacklich im fertigen Bier bemerkbar machten, musste eine Lösung her. Ich muss dazu sagen, dass ich bis jetzt nur obergärig braue.
Und hier ist meine Lösung, die für bisher drei Sude sehr zuverlässig funktioniert hat: der Eismaschinen-Gärkühler.

Vergärt wird bei mir in dem wohlbekannten Gäreimer, dem ich zwei Schlauchtüllen-Durchgänge spendiert habe. Außerdem wird der Eimer während des Gärvorgangs zur Isolation mit einer Isomatte umwickelt. Diese hat zusätzlich den Effekt, dass kein Licht mehr an die Würze kommt.
Gäreimer mit Schlauchtüllen
Gäreimer mit Schlauchtüllen
fermenter1.jpg (56.88 KiB) 4817 mal betrachtet
Der Eimer wird dabei auf einer Wärmeplatte (die hier) platziert, welche bei Bedarf die Gärung heizt. Sie hat eine geringe Heizleistung (22 Watt), und damit eine sehr schonende Heizrate (ca. 1°C/Stunde) die auch bei einem einfachen 2-Punkt Schalter keinen Termperaturüberschwung verursacht.
Heizplatte unter dem Eimer
Heizplatte unter dem Eimer
fermenter2.jpg (110.02 KiB) 4817 mal betrachtet
Für die Kühlung setzte ich in den Gäreimer ein Kühlschlange aus Edelstahlwellrohr ein, und verbinde sie mit Silikonschläuchen mit den Schlauchtüllen. Diese sind wiederum mit mit Schläuchen verbunden, die in den Kühltopf einer Speiseeismachine neben dem Gärgefäß führen. Darin sorgt eine Aquarienpumpe für die Zirkluation von Kühlwasser durch das Edelstahlwellrohr im Gärgefäß.
Kühlschlange mit Eismachine
Kühlschlange mit Eismachine
fermenter_3.jpg (138.71 KiB) 4817 mal betrachtet
Auf dem Deckel des Eimers findet der Gärspund und eine Tauchhülse für einen Temperatursensor Platz. Außerdem habe ich mir eine Isolationskappe aus alten Stoffresten fertigen lassen (hochmodisch :Wink ), die zusätzlich isoliert und jegliches Licht aussperrt.
Darauf liegt ein Arduino, der mit einem 2-Punkt Schalter über einfache Funksteckdosen Kühlung und Heizung an- und abschaltet. Zusätzlich habe ich noch einen Raspberry Pi an den Arduino gehängt, auf welchem ein Webserver läuft über den man den Temperaturverlauf verfolgen kann. Die aktuelle Temperatur kann man auch direkt am Display des Arduinos ablesen.
Deckel der Gäreimers
Deckel der Gäreimers
fermenter_4.jpg (142.04 KiB) 4817 mal betrachtet
Nach dem Whirlpool fülle ich direkt die noch heiße Würze (mit ca. 80°C) in den Eimer mit der Kühlspirale, und schließe diese erstmal an den Wasserhahn bis die Würze auf Anstelltemperatur ist. Von da an übernimmt die Eismaschine. Die Spirale lässt sich nach der Gärung sehr einfach reinigen, indem man sie ausbaut und einfach komplett in die Spühlmaschine gibt. Danach ist sie wieder bitzblank.
Nach drei Suden kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis bin. Die Temperatur wird auf 0.5°C genau gehalten, mit einer besseren Methode als dem aktuelle 2-Punkt-Schalter geht es sicher noch genauer.

Mir ist aufgefallen, dass der Kompressor der Eismaschine ganz schön Wums hat (150W), sodass die das Kühlen extrem schnell vonstatten geht. Das hat allerdings auch den Vorteil, dass der Kompressor immer nur sehr kurze Phasen hat in denen er läuft (auch wegen der Geräusche, die etwas lauter als die eines Kühlschrankes sind). Bei der letzten Gärung (Pale Ale bei 19°C) war das während den ersten drei Gärtagen ca. 3-5min alle 3 Stunden. Das macht, wenn ich mich nicht täusche einen Stromverbrauch für die Kühlung von ca. 0.3kWh, also vernachlässigbar.
Durch die Leistung des Kompressors bin ich auch für die Zukunft (größeres Gärgefäß) gerüstet. Auch für UG sollte die Methode anwendbar sein (ggf. mit verbesserter Isolation).
Die Eismachine, die ich verwende ist dieses Modell, ich habe sie gebraucht für deutlich weniger als den Amazonpreis bekommen.

Ach ja, und das Beste an der Sache: Jetzt gibt es nicht nur selbstgemachtes Bier, sondern, in den "Gärpausen" auch frisches, selbstgemachtes Eis :thumbsup
BrauFuchs
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#2

Beitrag von BrauFuchs »

Coole Überlegung denn die Temperatur bei der Gärung steigt locker mal 3 - 5 °C über Raumtemp.
Ich frage mich ob da noch Platz im Gäreimer ist wenn die Spirale drin liegt und wie bekommst du die keimfrei?
Die ZKT's in der Industrie haben solche Kühlschlangen aussen, aber Edelstahl leitet eben besser...

Gruß
Lukas
Zuckerpilz
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#3

Beitrag von Zuckerpilz »

Das Volumen der Schlange ist geringer als es aussieht. Ich hatte das mal überschlagen, ich verliere dadurch weniger als 2L Gärvolumen. Das ist für mich mit um die 20l Ausschlagwürze kein Problem.
Um das Ganze keimfrei zu halten, spühle ich Eimer und Edelstahlspirale nach der Benutzung gründlich aus. Wie schon erwähnt klappt das Waschen der Spirale in der Spühlmaschine super, da wird alles an Schmodder und Hefe abgewaschen, und alles glänzt wieder. Vor der nächsten Benutzung kommt sie dann noch unter eine StarSan-Dusche. Eimer wird ebenfalls mit StarSan ausgeschwenkt, abtropfen lassen, fertig. Bis jetzt hatte ich damit ein ganz gutes Gefühl, und auch noch kein Infektionsproblem.

Gruß,
Flo
BrauFuchs
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#4

Beitrag von BrauFuchs »

OK - cool, dann ist die Konstruktion echt top. Kriegt man das mit der Eismaschine nicht auch auf UG Temperaturen 10-13°C ?, dann würde das noch interessanter werden.
Zuckerpilz
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#5

Beitrag von Zuckerpilz »

Naja, bei OG-Temperaturen arbeitet der Kompressor kaum, d.h. da ist noch viel Luft nach oben. Ich denke UG dürfte klappen, das Experiment steht aber noch aus. Werde hier weiter berichten.
Valjean
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#6

Beitrag von Valjean »

Hallo,

welche Leistung hat die Pumpe? Und kannst Du den Sketch für den Arduino veröffentlichen?
Mache mir auch gerade Gedanken um die Temperaturführung bei der Gärung.

VG
Robin
Zuckerpilz
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#7

Beitrag von Zuckerpilz »

Sketch möchte ich aktuell noch nicht für die Allgemeinheit veröffentlichen, da er noch in einem sehr rohen Zustand ist. Gerne aber für Interessierte per PN (du hast Post :Wink ).
Die Pumpe hat 23W, es ist diese hier.

Gruß - Flo
Schwarzbraeu
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#8

Beitrag von Schwarzbraeu »

Hallo Flo,

du hast die Wärmeplatte ja in der Hand gehabt: Hält die auch ein volles 60l Gärgefäß aus,ohne zerquetscht zu werden?

Thomas
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dingenz
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#9

Beitrag von dingenz »

Interessante Lösung. Vorallem da sehr unkonventionell. Danke für's Teilen! :thumbup

Ich baue auch gerade an einer Temperatursteuerung, bin da aber eher "klassisch" (Kühlschrank) unterwegs...
Viele Grüße
dingenz

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Zuckerpilz
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Re: Vorstellung: Kompakte Lösung für Gärtemperaturkontrolle

#10

Beitrag von Zuckerpilz »

Danke!
Also ich würde davon ausgehen, dass das auch mit einem 60l Gefäß funktioniert. Obwohl die Platte recht leicht ist macht sie einen stabilen Eindruck.
Ich habe damals beim Hersteller nachgefragt ob sie meinen vollen 30l-Eimer trägt (http://www.kerbl.de) und die nette Antwort bekommen, dass das kein Problem sein sollte. Würde ich dir auch empfehlen, dann biste auf der sicheren Seite.

Gruß - Flo

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