Viele Prozesse hängen von der Temperatur ab.
In Deinem Fall (neutrales (!) Helles) wäre als erstes die
Oxidation und Bieralterung (Hintergründe im Braumagazin) zu nennen. Da wir als Hobbybrauer nicht sauerstofffrei in Flaschen abfüllen können, haben wir hier ein potenzielles Problem, das (wenn überhaupt) nur zum Teil durch die noch vorhandene Hefe in der Flasche kompensiert wird. Mit anderen Worten: je höher die Lagertemperatur, desto geringer bzw. kürzer die Geschmacksstabilität. Oxidations- bzw. Alterungsaromen sind vermutlich das häufigste Problem, mit dem Hobbybrauer zu kämpfen haben. (Es betrifft Dich in diesem Fall nicht, aber ganz schlimm ist diese Problematik auch in kaltgehopften Bieren, weil über den nicht gekochten Hopfen weitere Enzyme ins Bier kommen, die u.a. dafür sorgen, dass das Hopfenaroma verschwindet und die Biere stark nachdunkeln).
Diese Prozesse können wir quasi nicht verhindern, aber ein Schritt zur Reduzierung ist eben eine möglichst kalte Lagerung. Zur Not eben so kühl wie möglich lagern, und ein Keller mit konstant (das ist auch wichtig, wie schon weiter oben geschrieben wurde) 10-15°C ist auf jeden Fall schon eine Verbesserung ggü. Raumtemperatur (20-25°C).
Weiterhin fallen bei kalter Lagerung ggf. noch vorhandene Proteinkomplexe als Kältetrub an, der mit der Zeit sedimentiert. Wird das Bier nun warm gelagert, dann bleiben diese Proteine in Lösung - und der Ausfällungsprozess setzt erst ein, wenn man das Bier vor dem Trinken in den Kühlschrank stellt. Das beeinflusst die Optik (Bier wird trüb) und ggf. auch den Geschmack (Mundgefühl). Ich habe solche Effekte in meiner Anfangszeit, als ich kaum Kühlkapazitäten hatte oder der Keller im Sommer zu warm wurde, öfter mal beobachtet. (Führt man solche Warm-Kalt-Zyklen übrigens öfters durch, dann kann es sein, dass die Trübung dauerhaft bestehen bleibt.)
Nachtrag: Wobei bei Dir nach 10+ Wochen kühler (?) Reifung und Lagerung dieser Vorgang bereits abgeschlossen sein könnte.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)