
Hier folgt nun (in vermutlich etwas ausgedehnter Länge) eine Vorstellung meiner aktuellen Brauanlage und parallel dazu auch eine Suddokumentation. Einfach mal wieder als kleines Dankeschön für die fortwährende und kompetente Hilfe, die es hier gibt

Das war erst der zweite Brautag mit dem neuen Gerät aber es hat bereits verdammt gut funktioniert.
Gebraut wurde ein doombar Clone, dessen Rezept ich lange über verschiedene Internetquellen zusammen getragen habe. Wie gut das am Ende geworden ist, gilt es noch herauszufinden

Bei der Anlage handelt es sich um einen Brewtools B80P.
Für alle, die das Gerät nicht kennen: Es handelt sich um ein hochwertiges Malzrohrsystem mit hohen Freiheitsgraden durch den Einsatz von drei Tri-Clamp-Ports und mehrerer 3-Wege Hähne. Der Fantasie sind also kaum Grenzen gesetzt. Es geht hier nicht um einen "Fire and Forget"-Vollautomaten, das ist mit der Anlage eher nicht möglich.
Ein paar Basisdaten:
7" Touchdisplay
90 Liter Volumen (80L Kochvolumen)
ca. 20KG Malzvolumen
6kw Leistung mit zwei direkt im Kessel montierten 3kw Elementen. Man kann die Absicherung zwischen 10, 13, 15 und 16 Ampere auswählen. Ich betreibe das Gerät bei 2x 16A.
Eine Pumpe mit ca. 25/L die Minute und 4,5 Metern Förderhöhe (Reicht auch für die CIP-Reinigung am Ende)
3x Triclamp 34mm Ports (Pumpenansaugung an der rechten Seite, Pumpenausgang links unten und Rückführung links oben) - Zum Zweck später mehr
Hier mal ein Bild für den Überblick:
Das Gerät selbst steht auf einem extra dafür gebauten Alu-Profil-Tisch mit 19mm Siebdruckplatten. Ich habe mich für die schwarze 30mm Variante entschieden. Dort wo aktuell die beleuchtete schwarze Platte (3D-Druck) hängt, ist ursprünglich das 7" große Display (das Teil unter dem PC Bildschirm) angebracht. Ich habe mich aber für eine Relocation entschieden, da ich das Gerät recht nah am Boden platziert habe, ich mich aber zeitgleich nicht so tief herablassen möchte, um das Gerät zu bedienen

Über das kleine Display kann das ganze Gerät gesteuert werden. Es gibt sowohl einen Automatik-Modus ala Braumeister (den ich nicht verwende) und den manuellen Modus. Heizelemente und Pumpe können so stufenlos geregelt werden. Für die Temperatursteuerung gibt es einen PID-Algorythmus, der die Elemente bei Bedarf so ansteuert, dass die Temperatur wie gewünscht gehalten wird. Es gibt mehrere Temperatursensoren. Einen im Kessel selbst, einen in der Pumpleitung (rechts aus den Kessel raus) einen am Ausgang des Gegenstromkühlers und einen Maischefühler, den man in die Maische stecken kann. Die unterschiedlichen Sensoren können ebenfalls am Display ausgewählt werden. Hier mal eine Nahaufnahme:
Über das Display habe ich einen 27" Computerbildschirm montiert, der mit einem Raspberry PI Brewfather anzeigt. Die App nutze ich am Brautag, um den Prozess am Gerät selbst manuell durchzuführen.
Gebraut wurde wie gesagt ein doombar Clone (Englsiches Amber Ale), wen das Rezept im Detail interessiert kann mich gerne anschreiben. Hier nur mal ein grober Abriss:
4,1 % Alc
10,7°P Stammwürze
2,1°P Restextrakt
22,5 EBC (Amber Farben)
22 IBU
BU/GU Verhältnis 0.52
Schüttung bestand aus 12KG Pale Ale Malz, 880g Cara Crystal und 100g unvermälzer Röstgerte. Hier ein Bild zum Schroten mit der MattMill Kompakt Comfort:
Eingestellt auf ca. 1,5mm Walzenabstand und Konditioniert ergibt sich dann folgendes Spelzenbild:
Das Ganze wurde dann bei ca. 70°C eingemaischt, um in dem Malzrohr die erste Rasttemperatur bei 63,5°C zu treffen:
Die ersten 10 Minuten wird noch nicht über das Malzbett zirkuliert, sprich die Würze wird rechts aus dem Kessel abgezogen, läuft durch die Pumpe in einen Drei-Wege-Hahn unter den Gerät und von dort aus wieder direkt nach links zu dem Tri-Clamp-Port. Dort ist ein weiterer 3-Wege-Hahn installiert, der den Würzefluss in unterschiedliche Richtungen lenken kann. Entweder zum Gegenstromkühler oder wieder zurück in den Kessel, wie in diesem Bild:
Von hier geht der Würzestrom also direkt wieder in das Gerät, um genau zu sein in eine von außen verstellbare DIP-Tube, die später auch für den Whirlpool benutzt werden kann. So zirkuliert die Würze die ersten Minuten um den Malzkorb herum und sorgt für eine stabile Temperatur. Nach ca. 10 Minuten kann ich über den im Gerät integrierten 3-Wege-Hahn den Würzefluss aufteilen. Z.B. alles über den eben beschriebenen Bypass oder alles über das Malzbett oder anteilig. Hier ein BIld, auf dem man unten links den Verstellmechanismus für den Hahn sehen kann:
Über das 3-Wege-Ventil kann ich neben Bypass und Malzbett auch den konischen Bodenablauf des Kessels bedienen, was für die Reinigung sehr praktisch ist. Außerdem ist auf dem Bild ein weiteres 3-Wege-Ventil zu sehen, welches ich nutze, um das Wasser für den Hauptguss einzuleiten und auch das Heißwasser aus dem Nachgusstank (40L Grainfather Nachgusserhitzer) zu pumpen. Beim läutern kann die Pumpe also frisches, heißes Wasser ansaugen und direkt über das Malz pumpen. Der Maischkopf zieht sich bei hochziehen des Malzrohres einfach mit nach oben.
Gemaischt wurde bei 63,5°C für 75 Minuten und bei 75°C für 10 Minuten. Hier ein paar Bilder beim abmaischen:
Für die gleichmäßige Verteilung des Nachgusses nutze ich ein Ss Brewtech Teil, welches ich einfach auf die vorhandene Mittelstange aufstecken kann. Hier ist der komplette Nachguss bereits abgelaufen.
Danach geht es auf zum Hopfenkochen mit dem Steamhat. Einen Dampfkondensator habe ich bisher nicht:
Das Bild habe ich nachträglich gemacht, weil ich es am Brautag vergessen habe, daher sind hier keine Schläuche mehr angeschlossen

Nach dem Hopfenkochen kann ich über das Drei-Wege-ventil an der linken Seite den Würzestrom in Richtung Gegenstromwürzekühler lenken (Die Hahnstellung stimmt hier natürlich nicht):
Nach dem Gegenstromkühler ist ein Inline-Sensor montiert. Am Display wird mir also immer die aktuelle Rückflusstemperatur angezeigt. Zunächst Pumpe ich die Würze durch den Kühler zurück in den Kessel. Entweder solange, bis der Rückfluss die richtige Temperatur erreicht hat und ich dann direkt in den Fermenter leiten kann oder eben bis der Whirlpool fertig ist.
In meinem Fall musste die späte Hopfengabe, bestehend aus Northdown, Northern Brewer und Perle für weitere 60 Minuten bei 75°C ziehen.
Der Whirlpool hatte also mehr als genug Zeit sich ausreichend auszuformen. Dadurch, dass der Kesseleinlass durch einen verstellbare DIP-Tube erfolgt, besteht während des gesammten Brauprozesses eine Kreisbewegung, so auch beim Kochen. Zumindest sofern man die Pumpe laufen lässt. Das ist zumindestens kurz vor Flame out zu empfehlen, um alle Leitungen und den Gegenstromkühler zu sterilisieren. Sobald dann die richtige Temperatur im Rückfluss herrscht, nutze ich das 3-Wege-Ventil, um die Würze direkt in den Grainfather Conical Fermenter zu leiten. Hier nur ein Bild von dem Setup, wie es im Gärraum aussieht. Da der Ausstoss mit 63L zu groß für den Grainfather Conical ist, habe ich einen alten Polsinelli 50L Edelstahlgärtank mit Grainfather Glycol Chiller Adapter-Set im Einsatz. Zumindest bis ich mir mal nen Brewtools F80 Gärtank gönne. Hier ein Bild vom Setup mit den Gärtanks und den GF Glycol Chiller:
Das ganze durfte dann - durch eine iSpindel überwacht - für 14 Tage mit der Wyeast 1099 Whitebread Ale gären. Gärprofil sah wie folgt aus:
4 Tage bei 24°C
3 Tage bei 23°C
7 Tage bei 22°C
Hier mal die Daten der iSpindel bzw. in diesem Fall des Brewbrain Floats in der Brewfather integration:
Diese absteigende Temperatur ist natürlich eine besondere und ungewöhnliche Gärführung, die bei dem Bier aber wohl notwendig ist. Hier ein Bild beim Abfüllen in zwei NC-Kegs und ein paar Flaschen:
Ich nutze eine Paketwaage, um zu bestimmen wieviel Liter bereits im Keg sind. Die Kegs wurden zuvor mit Wasser gefüllt und mit Co² leergedrückt, um den Sauerstoffeintrag zu reduzieren.
Die Flaschen bekommen eine Nachgärung mit Zucker, die ich mit einem Füllgerät für Schießpatronen aus dem Schießsport befülle:
Keine Sorge, die weiße Flasche ist für meinen Bieraltar und wird nicht getrunken ;)
Das Bier befindet sich nun für die nächsten 5 Wochen in der Reifung und wird dann standesgemäß mit der Handpumpe aus den Kegs gezapft. Ein Verkostungsbericht dazu erfolgt wohlmöglich an anderer Stelle durch den Christoph (Colindo) aus diesem Forum, in einem YouTube-Video auf seinem YouTube Channe Der gute Christoph hat das Bier nämlich ebenfalls parallel gebraut und wir haben einen kleinen Austausch in die Wege geleitet.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich mit der neuen Anlage mehr als zufrieden bin. Die Anlage bietet zwar enorm viel Fehlerpotenzial auf Basis der ganzen 3-Wege-Ventile (4 in der Zahl) und wenn man nicht gut überlegt, was man macht, gibt es eine riesen Sauerei aber das macht für mich diese Anlage aus. Ich wollte weg von meiner bisherigen Anlage (siehe Signatur) zu etwas technischerem aber ohne dabei untätig daneben stehen zu müssen. Und exakt das gibt mir diese Anlage. Ich habe die Möglichkeit manuell zu rühren, wenn ich denn möchte und muss Dauer und Temperatur überwachen und die Ventile bedienen.
Das macht viel Spaß und der Ablauf gefällt. Hier und dort gibt es noch Verbesserungspotenzial. Als nächstes möchte ich den "Springbrunnen" abstellen, um die Würzeoxidation zu verringern.
Die Reinigung erfolgt übrigens komplett im CIP-Verfahren. Dazu wird eine rotierende CIP-Kugel in dem Steamhat angebracht und mit PBW durchgepumpt, bis alle Leitungen sauber sind. Der konische Bodenablass tut sein Übriges dazu. Insgesamt funktioniert auch das ebenfalls super.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Ich freue mich nun auf diverse weitere Sude mit dem Brewtools B80P. Falls jemand Fragen zu dem Gerät hat, stehe ich auch gern via PM zur Verfügung.
Für die, die es bis hierher geschafft haben: Respekt

