bourgeoislab hat geschrieben: ↑Dienstag 29. November 2022, 09:22
Kann mir jemand kurz zusammenfassen, was bei einem Starter, alles berechnet oder berücksichtigt werden muss? Ist es nur ein Dreisatz für die Stammwürze, weil weitere Flüssigkeit dazu kommt? Bin gerade faul, um selber zu recherchieren
Ich mache es ein wenig ausführlicher, damit das Prinzip dahinter klarer ist:
Ein Starter sollte die nach Bierstil berechnete Zellenanzahl haben. Er sollte üblicherweise 9° - 10°P haben, kann aber auch 12°P haben. Darüberhinaus stören höhere Stammwürzen die Zellvermehrung, die in Schritten erfolgt. Man spricht von Propagation.
Aus den Faktoren Zellenanzahl, Stammwürze und Propagationsschritten ergibt sich die Menge des Starters. Wegen seiner niedrigen Stammwürze wirkt ein Starter in fast allen Fällen verdünnend. Dies muss entsprechend kompensiert werden.
Rechenbeispiel. Gegeben ist ein Pale Ale mit 19l und 13,5°P. Dies erfordert einen Starter mit 192 Millionen Zellen. Die 3 Propagationsschritte überspringe ich, wir landen bei 1,0l mit 10°P.*
Gegeben ist also 18l Würze als
Menge 1 und 1l Starter als
Menge 2. Dies ergibt einen
Mischungswert von 13,316°P. Man muss also mit 13,7°P einbrauen, um 13,5°P mit 19l zu erhalten.
Theoretisch könnte man den Starter auch mit 13,5°P ansetzen, das ist aus oben diskutierten Gründen aber nicht zu empfehlen.
Der elegantere Rechenweg ginge jetzt aber so - ich bin so ehrlich zuzugeben, dass ich das nicht berechne, sondern nach Gefühl mache:
Was muss ich beim SHA anpassen, dass ich mit dem Durchschnitts-SHA meiner Anlage eine um 0,2°P höhere Stammwürze bis zum Anstellen erhalte?***
Ich würde für diesen Rechenweg plädieren. Er lässt das Rezept unangetastet, er passt ausgehend vom SHA nur die Schüttungsmenge nach oben korrigierend an.
D.h. man erhält im Reiter Braudaten im Bereich Anstellen im optimalen Fall eine um 0,2°P höhere Stammwürze. Dies müsste bei Zielstammwürze ausgewiesen werden. Das Feld Starter verrechnet dann die Mengen beim Anstellen auf die im Reiter Rezept angegebene Stammwürze
Die Menge seines Starters kennt man vor dem Brautag.** D.h. man kann alle Faktoren vorbereiten und kalkulieren.
D.h. es müsste ein Feld/Modul entwickelt werden, in das man vor dem Brautag bereits seine Startermenge und dessen Stammwürze einträgt. In diesem Feld passt dann der Kleine Brauhelfer 2 die Schüttungsmenge an und korrigiert den SHA in Rezept nach unten.
Radulph
*Bei Starkbieren über 14°P kalkuliert man mit höheren Zellzahlen.
** Ich ziehe dafür
diese Seite heran und rechne
Specific Gravity in Plato um
*** Richtig krass ist die Abweichung dann bei einer Platobombe mit 20°P.
Edit: Es gibt noch die Technik des Dekantierens eines Starters. Das ist aber der gleiche Rechenweg, nur die Menge ist geringer.