"Ein paar Prozent Zucker" kommen bei größeren Brauereien natürlich nicht vor
Die Frage nach der Weiter-/Wiederverwendung kann man m.E. nicht pauschal beantworten, es hängt am ganzen Anlagenkontext und der Sudfolge. Ein Einsatz im gleichen Sud wäre von der Terminologie her wohl strenggenommen kein Glattwasser, sondern einfach eine "dünnere" Läuterwürze. Ich gehe aber trotzdem mal drauf ein: Heute wird tendenziell stärker auf den Energieeinsatz geschaut als früher, weshalb es meist nicht sinnvoll ist zu lange abzuläutern, weil dann entsprechend viel Wasser zuerst auf Anschwänztemperatur gebracht und später beim Würzekochen wieder verdampft werden muss. Der finanzielle Vorteil aus dem zusätzlich gewonnenen Extrakt würde folglich ab einem gewissen Punkt durch erhöhte Energiekosten aufgefressen werden.
Auch Glattwasser auf Kanal zu leiten ist unschön: Zum einen - wie erwähnt - wurde hier Energie reingesteckt und mikrobiologisch heikel kann es auch sein. Eine Aufbereitung und Wärmerückgewinnung kostet wiederum Geld. Das beste Glattwasser ist daher grundsätzlich jenes, das erst gar nicht anfällt, weil die Nachgussmenge optimal gewählt wurde und alle Prozesse Hand in Hand greifen.
Fällt Glattwasser an, ist es wie von Jan geantwortet üblich, damit einen Folgesud einzumaischen oder ihn anzuschwänzen, aber dafür muss zum einen überhaupt zeitnah ein Sud anstehen und zum anderen muss man die Zeit haben, länger abzuläutern und das Glattwasser zwischenzulagern. Bei engen Sudfolgen ist jedoch häufig der Läuterbottich das Nadelöhr und es ist im Sinne einer effizienten Ausnutzung der Anlagenkapazitäten wiederum nicht sinnvoll, diesen länger als nötig zu blockieren: Time is money. Auch ist zu beachten, dass der Einsatz von selbst aktivkohlefiltrierten Glattwassers qualitativ nie vorteilhaft ist, was man als Brauerei eben auch in die Gesamtschau aufnehmen muss.
Gruß
Andy