
ich hab mir vor kurzem eine kleine tragbare Zapfanlage in Form eines Flightcases gebaut, die ich gerne einmal vorstellen möchte.
Für mich als jemand der in der in einer Stadtwohnung braut, war schnell klar dass ein Keezer aufgrund des Platzbedarfs nicht in Frage kommt. Außerdem wollte ich etwas mehr Flexibilität und nicht 24/7 Beer on Tap, sondern nur zu speziellen Anlässen oder Feiern - gerne auch mal außer Haus. Ich hab mich dann auf 9.5L NC Kegs festgelegt und nach einer Lösung für die passende Zapfanlage gesucht.
Nachdem ich hier im Forum schon ein paar andere Zapfboxen gesehen hatte, kam mir die Idee eine isolierte Zapfbox in Form eines Flightcases zu bauen damit es robust und transportierbar wird. Ziel war eine All-in-One Box ohne separat zu transportierendes Zeug sowie gute Isolation, damit das Bier lange ohne Strom kalt bleibt.
Bevor ich den Aufbau erkläre, erst mal ein Foto vom Endergebnis. Die Abmessungen sind ca. 32(B) x 36(T) x 52(H) cm. Das ganze ist so dimensioniert, dass innen alle gängigen 9.5L NC Kegs passen sollten, ein Sodastreamzylinder mit aufgesetztem Druckminderer und ein paar Kühlakkus:
Los ging der Bau mit beiden Boxenhälften (genagelt). Das Material ist 6mm Buche Sperrholz, lackiert mit Tafellack. Das nächste mal würde ich 6.5mm Multiplex nehmen, weil der Baumarkt das direkt im Zuschnitt anbietet.
Probepassung der Schließprofile:
Die Box ist innen komplett mit 3cm XPS-Platten ausgekleidet, die ich wie die Holzplatten mit einer Tauchsäge zugeschnitten hab. Hier die Probe vor dem Verkleben ob alles passt. Entsprechende Ausschnitte für die Griffe und Butterfly-Verschlüsse sind auch schon drin:
Die XPS Platten sind mit Montagekleber in der Box verklebt. Wie man sieht musste ich auch Fräsungen in die XPS-Platten machen, damit diese flächig anliegen können ohne gegen die Flightcase Profile zu drücken:
Der nächste Schritt war dann das Vernieten aller Flightcase Teile:
So nimmt die Box langsam Form an:
Die Schnittkanten der XPS-Platten werden durch Winkelprofile aus Kunststoff geschützt:
Ober- und Unterseite haben jeweils eine umlaufende Gummidichtung, so dass sich geschlossen eine doppelte Dichtung ergibt. Zum Glück haben die berechneten Größen der XPS-Platten gut gepasst, weil im geschlossenen Zustand nur ca. 3-4mm Abstand zwischen den Winkelprofilen bleiben dürfen. Die Butterfly-Verschlüsse drücken dann beim Verschließen die Dichtung zusammen.
Innen am Boden hab ich zum Schutz der XPS-Platte noch ein Alu-Blech verklebt. Alle Fugen innen sind silikoniert:
Für die Zapfhahndurchführung hab ich zunächst ein 3mm Loch von Außen gebohrt und dann eine kleine Vertiefung innen mit 35mm Forstnerbohrer. Ein Zapfhahn mit 55mm Stutzen reicht ansonsten nicht ganz aus für 36mm Materialstärke.
Das eigentliche Loch wurde dann wieder von außen mit einem 23mm Flachfräsborer gebohrt. Die Bohrung wurde aber nicht sonderlich exakt sondern ca. 25mm. Schnell aus der Not eine Tugend gemacht und eine 3D-gedruckte Zapfhahn-Durchführung mit Silikon eingeklebt. Im Nachhinein betrachtet, ist das sowieso besser, da die XPS-Platte alleine vmtl. nicht stabil genug ist um den Zapfhahn per Kontermutter ausreichend fest zu halten:
Alles zusammen gebaut erst mal ein Stout-Fass zur Probe angeschlossen. Das Stout musste schon seit Januar "reifen", da die Zapfanlage noch nicht fertig war ...
Zuletzt noch ein Foto, wie Keg, Sodastream Zylinder, Druckminderer, eine kleine PET Flasche mit Carbonation Cap, und 3 große Kühlakkus im inneren verstaut werden - bereit für den Transport:
Mittlerweile hat das Zapfcase seinen ersten Einsatz beim Camping auf einem Festival hinter sich. Das Zapfen hat wirklich ausgezeichnet geklappt. Wie lange das Bier kalt bleibt kann ich noch nicht sagen, da dass Keg (erwarteter weise) am ersten Abend leer wurde ...
Da ich vorher noch keine Flightcases gebaut hatte, sind für den Bau schon einige Abende an Arbeit und etliche Besuche im Baumarkt drauf gegangen. Wenn man sieht wie alles zusammen kommt macht es aber Spaß und mittlerweile mit etwas Übung würde es bestimmt schneller gehen.
Ich hab auch schon wieder Ideen für eine noch kompaktere Variante, was aber nur gehen würde wenn man den Sodastream-Cylinder durch etwas kleineres ersetzt. Erst mal hab ich aber noch genug andere DIY Projekte in der Pipeline ...
Ich freue mich über eure Kommentare oder Fragen!
Grüße
nPlusEins