Wer kennt Gagelbier (Rezept)

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Brauanfänger
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Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#1

Beitrag von Brauanfänger »

Hallo, habe gerade ein Bier mit Gagel getrunken. Ist wohl im Mittelalter sehr verbreitet gewesen. Kennt einer ein Rezept? Würde mich freuen. Gruß
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giggls
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#2

Beitrag von giggls »

Brauanfänger hat geschrieben:Hallo, habe gerade ein Bier mit Gagel getrunken. Ist wohl im Mittelalter sehr verbreitet gewesen. Kennt einer ein Rezept? Würde mich freuen. Gruß
Also ehrlich gesagt würde ich mir da erst mal Gedanken machen wo Du einen Gagelstrauch herkriegst.

Hier gibt es die Plfanze zwar...
http://www.kraeuter-und-duftpflanzen.de ... ch-Pflanze

... aber die braucht wohl eine spezielle sauere Erde und man kann sie nicht einfach so in den Garten pflanzen.

Ich würde ehrlich gesagt auch mal gerne ein Gruitbier brauen.

Gruss

Sven
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Seed7
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#3

Beitrag von Seed7 »

zum beispiel: 13 Plato, 60% Pale Malt, 40% Hafer Malz, 23 IBU Saphir @FWH, Gagel 3g/l @10 min, 3 g/l @0 minuten
S-04 @18°C.

Ingo
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flying
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#4

Beitrag von flying »

Ich auch...


Bild



Die Kräutermischung (Echte Grut ist was anderes) war Gagel, Hopfen, Rosmarin und Wacholderbeeren.



Bild
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giggls
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#5

Beitrag von giggls »

flying hat geschrieben: Die Kräutermischung (Echte Grut ist was anderes) war Gagel, Hopfen, Rosmarin und Wacholderbeeren.
Wo hattest Du denn den Gagel her?

Sven
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flying
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#6

Beitrag von flying »

Hab selber einen kleinen Gagelstrauch. Das reicht aber für nix. Gagel wird nicht besonders groß, sind nur kleine Sträucher von vielleicht 50 cm Höhe. Wenn man da nennenswerte Mengen ernten will, muss man etliche Sträucher anpflanzen. Am Besten in einer feuchten aber sonnigen Senke. Da wächst er gut.

Der Hauptanteil kam von hier:

http://www.bogmyrtle.com/
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#7

Beitrag von rudiruder »

Moin,

mein erstes Gagelbier hat gerade die Hauptgärung hinter sich ...
Rezept an das vom flying angelehnt - nur mit Wacholder und ein wenig Aramis Hopfung.

Den Gagel habe ich bei einem Online Pflanzenhändler bestellt, 2 Maurertuppen a 90 ltr. in den Garten versenkt und mit Torf gefüllt.
2 Übertöpfe dienen als Gießhilfe und dass ich den Wasserstand kontrollieren kann.
So scheinen die Dinger zu überleben.
Ich habe im letzten Jahr 200 gr. Blätter ( getrocknet ) geerntet.
Die Pflanzen hatten ca. 30 cm und kosteten inkl. versand 30 €.

Ich hatte nur eine Pflanze im Spätsommer abgeerntet.
Dabei habe ich die roten "fruchtstände" mit abgezogen.
Das ist aber ein Fehler. Dort treibt die Pflanze im Folgejahr aus.
Ich kann gern heute Abend mal ein paar Fotos machen.

Übrigens das Bier ist voll lecker ...

BG RR
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Seed7
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#8

Beitrag von Seed7 »

rudiruder hat geschrieben: Ich habe im letzten Jahr 200 gr. Blätter ( getrocknet ) geerntet.
Blätter im Spätsommer, aber auch die Blüten, Kätzchen, im Frühling kannst du ernten.

Ingo
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#9

Beitrag von nobody2k »

"MIttelalteriches Bier" zu brauen ist auch ein Vorhaben von mir.

Wobei Grutbier wohl nicht aus Hopfen bestand sondern eben aus diversen Gewürzen, wozu auch Gagel zählt.
Hopfenbier war quasi der "Konkurrent" zum Gagelbier und hat dieses auch irgendwann verdrängt, aufgrund der besseren Transportfähigkeit des Hopfenbieres. (Hopfenbier startete den Siegeszug definitiv von den Hansestädten aus)

Vielmehr Belege findet man leider nicht dazu, Grutrezepte sowieso nicht, auch keine echten Hinweise auf die Farbe des Malzes...
Wahrscheinlich warens eher dünklere Malze, wie MüMa oder WieMa, eventüll auch mit Röstaromen.
Relativ eindeutig ist die Art des Malzes, natürlich regionsabhängig, meistens Gerstenmalz. In manchen Gegenden eventuell auch Hafer, was aber sicherlich eine Ausnahme darstellt.
Weizen wurde so gut wie nie verwendet, da es entweder zu schwer anzubauen war (Weizen ist heikel) bzw demnach auch vielmehr für Brot verwendet wurde anstatt für Bier.
Aus dem deutschen Raum kennt man Belege für eigene Rechte aus Weizen Bier zu brauen, diese standen wenn dann eher dem Landadel zu.

Dekoktion wird wahrscheinlich die Braumethode gewesen sein, bedenkt man die Unmöglichkeit größere Mengen Flüssigkeit per Infusionsverfahren zu erwärmen.
Außerdem ist die Temperaturmessung eine recht neue Erfindung, daher liegt die Dekoktion sehr nahe.

Wilde Hefe ist sowieso klar, also ein höchst wahrscheinlich sehr säuerliches Bier, wohl nicht den Geschmack den wir heute kennen treffend ;)
Grüße,
Christoph
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flying
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#10

Beitrag von flying »

In den "Annalen vom Niederrhein" und auch im Buch von Meußdorffer und Zarnkow wird die Grut direkt mit dem Gagelland verknüpft. Sie kam eigentlich nur da als steuerrechtlich relevante Zutat vor, wo man auch Gagel in nennenswerten Mengen ernten kann.
Auch war es danach weniger eine Kräutermischung. Es war wohl ein Extrakt. Ein Gruthaus war eine Art Brauerei mit einem "Pendulum" (über dem Feuer hängender Kessel). Dann wird die Grut noch als Pigmentum und Fermentum beschrieben, also Färbe und Gärungsmittel. Man hat wohl einen sehr starken, dunklen Kräutersud hergestellt und ihn auch angären lassen? Tatsächlich wissen wir heute nur noch sehr wenig darüber...

@rudiruder,

voll lecker hört sich ja voll gut an.. :Greets Bitte Rezept und ein schönes Bildchen?

m.f.g
René
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#11

Beitrag von rudiruder »

Moins und gern das Rezept - Fotos folgen:


95 % Pale Ale Malz
5 % Spitzmalzflocken http://www.schnapsbrenner.eu/CHATEAU-GE ... EN-3-7-EBC auch als Schaumhilfe

edith sagt falsch rr (sind nicht als Zuckerspender zu betrachten nur Schaumhilfe) nimm das mal raus ....

10 EBC
26 IBU

Stammwürze 21 °P
tatsächlicher Restextrakt 6 °P
Alkohol 10,6 vol%

AllGrain Maischen
Einmaischwasser 72°C ergibt 63 °C Einmaischtemp. für 10 min
Zubrühen Kochend auf 68 °C Kombirast für 90 min
Kochdickmaische für 10 min zubeben auf 76 °C 10 min abmaischen

30 min Läuterruhe bei ca. 72 - 68 °C

90 min Würzekochen

Aromagaben: Mischung 40 % Wacholder , 20 % Gagel , 40 % Aramis Hopfen
1. Gabe: Vorderwürtzhopfung
2. Gabe: 80 min kochzeit
3. Gabe: 30 min kochzeit
4. Gabe: 5 min Kochzeit
5. Gabe: Whirlpoolhopfung ( 80 °C )
Nachisomerisation 30 min

sollte rein aus dem Hopfen ca. 26 IBU ergeben.
Was vom Gagel kommt ?!? Gefühlt gezwickelt knapp 40 IBU im Jungbier.
Angestellt bei 10 °C mit Mangroves Jack W03 - Newcastle dark Ale Starter gezogen 2 Tage ca. 1 ltr. auf Magnetrührer
( ausreichend gepitched - durch hohe STW)

Nach 4 Tagen hatte die Hefe Ihre Arbeit verrichtet.
Gärtemperatur lag immer so bei 15 °C.

Nun warte ich auf das Ende der Nachgärung.

Sicher sind Stammwürze un Hopfung nicht ganz klassisch Grutbier - sollte es aber auch nicht.
Der Geschmack erinnert zur Zeit an reife Pflaumen und Holunder.
Mal sehen was da noch so kommt.

Geplant ist die Abfüllung auf NC keg am Wochenende Ende Mai.
Dann Zwangskarbonisierung auf ca. 6,5 g/ltr.

Ich mach nochmals ein paar Bilder.

BG RR
Zuletzt geändert von rudiruder am Mittwoch 20. Mai 2015, 12:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#12

Beitrag von Bilbobreu »

Hallo Rudiruder,

wenn das so lecker schmeckt, wie es klingt, dann hoffe ich, Du weißt, für welchen Anlass Du ein Fläschchen davon aufheben musst. :Bigsmile
Und äh ... aus welchem Grund sollten Gerstenspitzmalzflocken kein Zuckerspender sein? Hab ich da irgendwas nicht mitgekriegt?

Gruß
Stefan
rudiruder
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#13

Beitrag von rudiruder »

Moin Stefan,

hab ich das den Tag falsch mitbekommen .... Mist!
hab das mal oben geändert - Besten Dank
Kein wunder, dass die Sudhausausbeute so hoch war ... OK

Die Flaschen werden reserviert.

BG RR
Zuletzt geändert von rudiruder am Mittwoch 20. Mai 2015, 12:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#14

Beitrag von Griller76 »

flying hat geschrieben:Ich auch...


Bild



Die Kräutermischung (Echte Grut ist was anderes) war Gagel, Hopfen, Rosmarin und Wacholderbeeren.



Bild
Wo hast Du denn bitte das schöne Grutbier her, oder ist das selbstgebraut mit diesem professionellen Etikett?
Iss was gar ist, trink was klar ist und sag was wahr ist. (Luther)

Ich bin: Der Seelenbräu – Himmlisches Bier vereint Herz und Seele!
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flying
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Re: Wer kennt Gagelbier (Rezept)

#15

Beitrag von flying »

Ist beides selbstgemacht..Das Etikett ist eine Mischung aus Computerbildbearbeitung und einem handgemaltem Bild, welches eine Freundin gemacht hat. Gedruckt per Laserdrucker auf normalen Kopierpapier. Geklebt mit Milch.. :Greets
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