Eigenkreation entwickeln?!?

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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BadPat
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Eigenkreation entwickeln?!?

#1

Beitrag von BadPat »

Moin zusammen,

ich hab bisher in meiner "Hobbybrauerkariere" ca. 15 Rezepte nachgebraut. Allerdings alles nur nach Rezepten die andere "erfunden" haben. Nun möchte ich selber kreativ werden und ein eigenes Bier erschaffen. Ich hätte gerne ein Bier das wenig Alkohol hat, leicht herb ist und eigentlich ein guter Sommerlicher Durstlöscher. Ich finde Bier muß nicht wegen dem Alkoholgehalt toll sein, ich mag Bier vom Geschmack, nicht weil es mir die Realität verhagelt wenn ich zu viel trinke. Gerade an heißen Sommertagen finde ich es doof das mir der Alkoholgehalt das Bier verhagelt. Bei 30 C° trinkst du zwei Bier und hast das Gefühl eins noch und ich bin Sternhagel voll, das muß nicht sein, finde ich. Aber ein "Dünnbier", so hießen im Mittelalter Biere die mit Wasser gestreckt wurden, ist mir zu schwach im Geschmack.

Nun meine Frage, wie kann ich mir ein Rezept erstellen? Natürlich kann ich mit diversen Programmen und Webseiten mir etwas zusammen mischen. Meinetwegen 1,5 KG Malz x und 3 KG Malz y, nur hab ich keine Ahnung wie die einzelnen Malzsorten ein vernünftigen Geschmack zusammen ergeben. Genauso ergeht es mir mit dem Hopfen, wie kann ich verstehen was welche Hopfensorte in meinem Bier für Geschmack hinterläßt. Bei Hefe hab ich bisher eigentlich gedacht das es egal ist welche Sorte ich nehme, am Geschmack ändert das doch nichts...oder? Ist das alles Erfahrung? Muß man so etwas ausprobieren um selber etwas zu entwickeln? Wie macht ihr das?

Gruß und schöne Restpfingsten,

BadPat
nobody2k
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#2

Beitrag von nobody2k »

Hefe ist der Hauptfaktor des Geschmacks im Bier ;)
Wenn du neutrale Hefe bevorzugst solltest du UG brauen. ..

Hopfen muß man Wunsch probieren das lässt sich schwer beschreiben. .
Grüße,
Christoph
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Seed7
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#3

Beitrag von Seed7 »

BadPat,

analysiere erst mal die 15 Bier die du gebraut hasst, welche hefe, welcher hopfen, welche malze welcher geschmack. Was hat dir am meisten gefallen, was nicht usw.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Rudiratlos
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#4

Beitrag von Rudiratlos »

Ich habe bisher genau ein einziges Bier genau nach Rezept eines anderen gebraut, und zwar meinen allerersten Sud.

Alles was danach kam entsprang meiner eigenen Phantasie. War aber fast alles untergärig und einfach gehalten. Für manche hier sicher etwas langweilig.

Ist wie beim Kochen. Einen Schweinebraten, Rehrücken oder Pizzateig bringt man auch ohne Rezept hin. Erfahrung hilft dabei natürlich.
Wenn es was komplizierteres werden soll, wo die Zutaten-Mengen genau passen müssen, ist ein Rezept natürlich nicht schlecht.
Aber bei Bier sehe ich das nicht so eng. Also trau dich einfach!
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Boludo
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#5

Beitrag von Boludo »

Leichtbier, das nach was schmeckt, ist aber auch so ziemlich das schwierigste, was man sich vornehmen kann.
Ansonsten hilft nur Erfahrung und ausprobieren. Oder sich an vorgegebenen Rezepten orientieren und diese variieren.
Das ist schon so wie beim Kochen. Die Frage, wie zaubere ich ein leckeres Menue ohne Kochbuch, lässt sich auch nicht ohne Weiteres beantworten

Stefan
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alias2222
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#6

Beitrag von alias2222 »

Hallo BadPat

Vor dem Entschluss stand ich auch vor kurzer Zeit. Da ich aber auch beim Kochen viele Dinge einfach ausprobiert habe, um dann zu sehen wie es mir gelingt, habe ich mich dazu entschieden meine eigenen Kompositionen zu kreieren.
Ich wollte auch ein tolles Sommerbier machen und habe mir ein paar Dinge aus Rezepten zusammengetragen und habe diese hier im Forum vorgestellt. Dann hab ich viele neue Ansätze und Ideen durch die Community hier bekommen, so dass ein tolles Bier entstanden ist.
http://www.hobbybrauer.de/forum/viewtop ... =17&t=3124

Bei mir ist es dann ein Belgisches Witbier geworden. Da es sehr leicht (alc.), aber trotzdem vollen Geschmack sein kann.
http://www.maischemalzundmehr.de/index. ... rtype=DESC

Ich hoffe du hast ein paar Ansätze zum selber kreieren.

Grüße
Alexander
"Wenn ich Bier so in die Sonne halte, sieht es aus wie Flüssiges Gold"

Brauerei Schwanen in Esslingen - Brauerei
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chaos-black
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#7

Beitrag von chaos-black »

Ich nehme einfach mal an, dass du jetzt nicht mehr die Möglichkeit hast, die 15 bisherigen Biere noch zu probieren. Eigentlich ist es aber tatsächlich eine gute Idee, wenn du dir kleine Reviews zu deinen Bieren anfertigst (das Programm "Kleiner Brauhelfer" hat so eine Funktion mit verschiedenen Kategorien schon integriert - lohnt sich!).
Ansonsten habe ich auch insgesamt nur 2 Rezepte von anderen nachgebraut. Dann hab ich überlegt, inwiefern sich das Ergebnis des nächsten Brauvorgangs vom aktuellen unterscheiden soll und habe hier im Forum gefragt. Nach dem Motto hier steht das Bier jetzt (Rezept + Beschreibung des Geschmacks), da soll es sich hin entwickeln (Kritik am aktuellen Bier, Formulierung von Wunschgeschmäckern). Wenn man sein Ziel formuliert, bekommt auch viel nützliche HIlfestellung. Insbesondere wenn du noch nicht weißt, welche Hopfensorte oder welche Hefe welchen Geschmack mitbringt, kann das sehr hilfreich sein.
Ansonsten lohnt es sich hier https://brauerei.mueggelland.de/ mal die Bereiche zu den Hopfensorten und Hefen (linke Seite: Zutaten -> ) zu lesen, da sind immer auch Beschreibungen des Geschmacks dabei.

Gut Sud! :thumbup
Meine Hobbybrauerei: http://brauerei-flaschenpost.de/ (gerade offline)
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Boludo
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#8

Beitrag von Boludo »

Als erstes solltest du dir überlegen ob ober oder untergärig.

Stefan
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BadPat
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#9

Beitrag von BadPat »

Danke euch für die antworten. Also ist es tatsächlich so das man nur durch Experimente herausbekommt. Irgendwie ist es mir ein graus das so zu probieren, scheint aber nichts zu helfen wenn ich euch so lese. Ich kann mich an meine ersten Kochexperimente erinnern....Bratkartoffeln mit Tomatenmark usw...ich war vielleicht 17. Man wurde satt...nur schmecken war denn doch was anderes! :Bigsmile
Aber gut, ich werde es dann mal versuchen. Sind ja einige gute Tips von euch dabei!
Danke euch!

Gruß BadPat
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flying
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#10

Beitrag von flying »

Wenig Alkohol, viel Geschmack.. :Grübel

Eindeutig ein Grätzer!
Held im Schaumgelock

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(John Ciardi)
Rudiratlos
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#11

Beitrag von Rudiratlos »

Ich habe mir für den Pfingsturlaub ein Leichtes (hell und untergärig, mit leichter Hopfenblume) vorgenommen.
Wenn du also noch ein, zwei Wochen warten kannst, bis mir erste Ergebnisse vorliegen, dann hättest du schon mal was, woran du dich orientieren kannst. Zumindest bezüglich Schüttung und Maischarbeit...

Ansonsten wissen wir ja noch gar nicht, worauf du hinaus willst. Ober- oder untergärig, klassisch bayerisch/deutsch oder mit viel Hopfenaroma?
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Alt-Phex
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#12

Beitrag von Alt-Phex »

ZumThema Leichtbier gab es hier schon einige Diskussionen.
Durch die geringere Stammwürze wird sowas halt leicht wässrig werden.

Um dem entgegen zu steuern empfiehlt sich wohl ein entsprechend höherer Anteil an Caramalzen.
Eine neutrale Hefe ist hier vieleicht auch kontraproduktiv, man will ja Geschmack erzeugen.

Für ein Sommerbier würde ich defintiv auf Cascade, Citra und Co setzen.

Bei MMuM finden sich einige Rezepte mit ca. 3% Alk. vieleicht guckst du dir die mal genauer an.
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BadPat
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#13

Beitrag von BadPat »

Rudiratlos hat geschrieben:Ich habe mir für den Pfingsturlaub ein Leichtes (hell und untergärig, mit leichter Hopfenblume) vorgenommen.
Wenn du also noch ein, zwei Wochen warten kannst, bis mir erste Ergebnisse vorliegen, dann hättest du schon mal was, woran du dich orientieren kannst. Zumindest bezüglich Schüttung und Maischarbeit...

Ansonsten wissen wir ja noch gar nicht, worauf du hinaus willst. Ober- oder untergärig, klassisch bayerisch/deutsch oder mit viel Hopfenaroma?
Warten kann ich gut. Bin im öffentlichem Dienst. :Smile

Welche Bierrichtung es werden soll, da es nun langsam warm wird und ich die Kühlmöglichkeiten noch nicht habe ein Obergäriges. Landbier ist die richtung die mir persönlich am besten schmeckt, Pils ist aber auch in Ordnung, da bin ich offen. Mal schauen was sich ergibt.

@Alt-Phex : Das sind die Aussagen die ich mir erhofft hatte. Die Erfahrung der "Alten". :thumbup

Gruß BadPat
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Kurt
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#14

Beitrag von Kurt »

Du wirst bei den Briten fündig werden. Ein Ordinary Bitter hat 3-4 Vol.-% und ist geschmacklich 'voll'. Guck Dir mal entsprechende Rezepte an, dann kann man bald auch selbst eins zusammenzimmern.
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cyme
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#15

Beitrag von cyme »

BadPat hat geschrieben:Bei Hefe hab ich bisher eigentlich gedacht das es egal ist welche Sorte ich nehme, am Geschmack ändert das doch nichts...oder?
Hefe kann stellenweise einen kompletten Bierstil definieren, z.B. Weißbier oder einige belgische Biere. Du kannst aber auch einfach mal den Selbstversuch machen, die Anstellwürze auf zwei Gärbehälter verteilen und mit verschiedenen Hefen vergären z.B. US-05 und S-04 oder W-34/70 und S-23 (um bei einfach verfügbaren Trockenhefen zu bleiben).
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afri
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#16

Beitrag von afri »

Die Tschechen machen auch so einige Biere, die recht wenig Alk haben, dennoch voll schmecken. Vielleicht solltest du mal nach solchen Rezepten/Verfahren suchen, die tschechische Biere imitieren wollen. Hopfenaroma kannst du abweichend von Rezepten immer noch ergänzen, damit du beispielsweise sommerliche Aromen mit C-Hopfen erzeugst.
Achim
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Alt-Phex
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#17

Beitrag von Alt-Phex »

Dekoktion / Kochmaische könnte ich mir für ein Leichtbier noch als
Geschmacksbooster vorstellen.
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BrauFuchs
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Re: Eigenkreation entwickeln?!?

#18

Beitrag von BrauFuchs »

Sowas wie Achim andeutet habe ich letztens versehentlich produziert.
Sollte ein untergäriges Helles/Kellerbier werden und zwar mit einer Kombirast um die neue Isolierung des Läuterbottichs zu testen.

72% Pilsner
20% Münchner II
8% CaraRed

Eingemaischt bei 70°C und Temperatur solte auf 67°V fallen und dann 60 min. stehen lassen.
Die Temperatur war recht schnell bei 63°C und habe dann mit kochendem Wasser zugebrüht und hatte dann 66°C.
Jodtest - jodnormal und dann mit kochenden Wasser auf Abmaischtemperatur verdünnt. Ergaben aber nur 74°C.
Läuterruhe abmaischen kochen ganz normal und dann mit der Czech Budejovice Hefe (WLP802) bei 10°C vergoren.
Nach 10 Tagen war bei 4,5°P RE Schluss, nach 14 Tagen (2 Tage warm) 4,3°P. Geschlaucht ins 30 L Fass und gut ists.
Hab mich erst gewundert und dann ist mir eingefallen, dass durch das Zubrühen die Enzyme sich anders verhalten als bei aufsteigender Infusion.
Das sogenannte Springmaischverfahren sorgt für nieder EVG's und somit weniger Alkohol.
Nächste Woche messe ich mal den Alkohol und RE sowie Verkostung. Letztens hat es sehr angenehm vollmundig geschmeckt. :Bigsmile

Gruß
Lukas

Fazit. mit diesem Zubrühen, erlangst du niedrigen Alkoholgehalt mit viel Geschmack, oder die Hefe war nicht ganz i.O. und ich habe andere Fehler gemacht
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