Ist der Deutsche ein Bierbanause?

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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Majo_Craft
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Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#1

Beitrag von Majo_Craft »

Hallo liebe Gleichgesinnten!

Ich habe dieses Thema schon mal irgendwo angesprochen, aber es beschäftigt mich immer noch - aktuell mal wieder sehr.
Vor einiger Zeit hatte ich ein Mexican Lager gebraut, welches jetzt 7 Wochen gelagert hat. Warum ein Mexican Lager? Weil in meinem Bekanntenkreis fruchtige Biere nicht so toll ankommen. Und solche Biere wie das Corona Extra halt schon. Und darum habe ich mich mal für ein Mexican Lager entschieden, in der Hoffnung es kommt gut bei den Leuten an. Tja, da habe ich aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die meisten haben es zwar probiert, wirklich Anklang hat es bei keinem gefunden.
Gestern hatten wir eine Feier und daher jede Menge anderes Bier im Angebot (Veltins, Flens, Heineken und halt mein Bier). Das Heineken wurde getrunken wie verrückt. Wir hatten zwei Kisten davon und beide komplett leer.

Da frage ich mich wirklich, ob der Deutsche keinen Biergeschmack hat? Klar, das ein IPA nicht bei jedem ankommt, kann ich gut verstehen. Aber das Industriebier des Deutschen Liebling ist, kann ich echt nicht nachvollziehen. Gerade das deutsche Bier hat doch so gut wie keinen Charakter. Es schmeckt doch irgendwie nach nix. Aber bleiben wir ruhig beim Heineken. Da habe ich jetzt schon so oft gehört und gelesen, das dieses Bier eigentlich mit zu den schlechtesten seiner Art gehören soll - wohl auch wegen der Rohstoffe.
Woran liegt es aber, das Heineken so gut ankommt? Weil es relativ teuer ist, die Flaschengröße anders ist oder wegen der Aufmachung?
Ich meine, wenn ich doch mal ein Bier in die Hand bekomme (wie in meinem Fall ein Selbstgebrautes), was nicht alltäglich ist, greift man doch wohl eher dazu als zu einen Pils, wo der 1.000.000. Liter genauso schmeckt wie der 1. Liter!? Oder sehe ich das verkehrt?
Oder liegt es an meinem Bier, das den Leuten das wirklich nicht schmeckt? Oder ist die Sorte vom Bier?

Wie ist es denn bei Euch im Freundes- und Bekanntenkreis? Wird dort Euer Selbstgebrautes getrunken? Oder eher verpönt? Berichtet doch mal über Eure Erfahrungen?
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Folgenden Satz habe ich mir als Brauanfänger gemerkt, und da ist was dran:
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#2

Beitrag von Duc1302 »

Ich muss bei meinen Bieren aufpassen, dass sie nicht zu schnell „verdunsten“, wenn Familie und Freunde zu Gast sind.
Die trinken das Bier weg, wie nur was.
Allerdings braue ich naturtrübe Standardbiere (hell, dunkel, Weiße, Bock- und Wiesnbier sowie Pils) nach dem Reinheitsgebot.
Die kommen an, weil sie sich in der Geschmacksintensität von Kaufbieren unterscheiden, so meine Gäste.
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Pivnice
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#3

Beitrag von Pivnice »

Grüß Dich
Du solltest halt bei der nächsten Feier deinen Heinekenklon hinstellen...Das Heinekenleergut hast du ja hoffentlich noch nicht zurückgegeben.

Aktuelles Bier-Ranking mit dem YouGov BrandIndex
Indikator für das Marken-Image
https://yougov.de/entertainment/article ... liebtesten
Edit: Tippfehler
Zuletzt geändert von Pivnice am Montag 23. September 2024, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#4

Beitrag von maecki-maecki »

Die Fernsehbiere sind in meinen Augen quasi alle sehr gut gemachte und sehr schlanke Pilsner.
Da ist es gar nicht so einfach als Heimbrauer oder Kleinbrauerei ranzukommen.

Und die meisten Deutschen haben von klein auf (;-) immer nur dieses schlanke Pils getrunken, daher ist es schwer, sie von was anderem zu überzeugen.

Ich habe diese Diskussion auch ab und zu im Freundeskreis, und die meisten freuen sich inzwischen drauf, mal herauszufinden, was es abseits des schlanken Pils noch alles an Bier geben kann, und wie intensiv auch Bier schmecken kann ;-)


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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#5

Beitrag von Majo_Craft »

Pivnice hat geschrieben: Sonntag 22. September 2024, 17:40 Grüß Dich
Du solltest halt bei der die nächsten Feier deinen Heinekenklon hinstellen...Das Heinekenleergut hast du ja hoffentlich noch nicht zurückgegeben.

Aktuelles Bier-Ranking mit dem YouGov BrandIndex
Indikator für das Marken-Image
https://yougov.de/entertainment/article ... liebtesten
Ich glaube soweit bin ich noch nicht, das ich ein Heineken Clone brauen kann, ohne das jemand den Unterschied bemerkt 🤷🏼‍♂️
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#6

Beitrag von Majo_Craft »

Ach, die deutsche Fernseh-Biere gehören in die Kategorie "schlanke Biere". Interessant, dann kann ich das jetzt auch zuordnen.

Einer, der gestern mein Lager probiert hat, meinte das es ihn an ein Bock erinnert. Von den Prozenten her liegt das Bier aber nur bei 4%.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#7

Beitrag von Hoßhobby »

Moin Majo.
zu diesem Thema fallen mir so viele Beispiele ein, wie z.B. Tütensuppen gegenüber einer selstgemachten Hühnerbrühe oder ein selbstgemachtes Basilikumpesto gegnüber einem Gekauften. Es wird alles durch Lebensmittelchemiker und foodstylisten auf den Punkt gebracht und die meisten wissen gar nicht mehr wie etwas Seelbstgemachtes schmeckt (Tomaten aus dem eigenen Garten z.B.)
Genauso ist es mir ergangen, als ich ein Selbstgebrautes auf meinem Geburtstag angeboten habe. Mehr Ablehnung als Interesse, dennoch weiß ich, dass mein Bier schmeckt, da ich mit einem guten Freund und Selberbrauer unsere Biere verkoste und bewerte.
Ich bleib dran und werde im November zum Geburtstag meiner Frau wieder ein Selbstgebrautes anbieten.
Selbstgebraut schmeckt immer besser :thumbup
Schöne Grüße,

Hoßhobby


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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#8

Beitrag von Mehrbier »

Ich war vor 23 Jahren in den USA und durfte dort ein paar Dosen des amerikanischen Fernsehbieres trinken. Wenn wir die deutschen Pilsener als schlank empfinden, dann litten die Biere dort an Magersucht. Es scheint mir eine starke Gewohnheitsfrage zu sein.

Auf der anderen Seite habe ich vor ein paar Jahren mal ein Fass meiner Variante des IPA Simcoe von MMum mit zum Training genommen. Meine Mannschaft bestand aus eingefleischten nordischen Pils-trinkern, die nicht gerne über den Tellerrand schauten. Die ersten Reaktionen waren auch eher verhalten, aber nach dem dritten Schluck schien es ihnen zu schmecken. Am Ende war das Fass leer, mein Team voll und ich stolz wie Bolle. Auch Banausen können also auf den Geschmack kommen.
Gruß
Gerdi

„Kein neues Bier brauen, weil der Kühlschrank voll ist, ist aber auch keine gute Option.“
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#9

Beitrag von Hoßhobby »

Mehrbier hat geschrieben: Sonntag 22. September 2024, 21:51 Ich war vor 23 Jahren in den USA und durfte dort ein paar Dosen des amerikanischen Fernsehbieres trinken. Wenn wir die deutschen Pilsener als schlank empfinden, dann litten die Biere dort an Magersucht. Es scheint mir eine starke Gewohnheitsfrage zu sein.

Auf der anderen Seite habe ich vor ein paar Jahren mal ein Fass meiner Variante des IPA Simcoe von MMum mit zum Training genommen. Meine Mannschaft bestand aus eingefleischten nordischen Pils-trinkern, die nicht gerne über den Tellerrand schauten. Die ersten Reaktionen waren auch eher verhalten, aber nach dem dritten Schluck schien es ihnen zu schmecken. Am Ende war das Fass leer, mein Team voll und ich stolz wie Bolle. Auch Banausen können also auf den Geschmack kommen.
Jau, genau :thumbup Dran bleiben :thumbsup
Schöne Grüße,

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#10

Beitrag von Ras Tafaric »

Viele von ausserhalb Bayerns und Frankens sind halt Pils-sozialisiert. Das ist der Geschmack mit dem wir angefangen haben, Bier zu trinken.
IPAs oder auch nur fruchtige Pale Ales kommen bei mir im Freundeskreis auch eher zu verhaltenem Feedback. Schmeckt interessant aber mehr als eins braucht es nicht. Aber wenn ich z.b. ein Pils zum Grillen mitbring ist das Keg verdammt schnell leergezapft. Das "schmeckt wie Bier muss" aber hat ein "extrem leckeres Aroma was bei Kaufbier fehlt".
Musterbeispiel ist mein Vater, Sachse, trinkt gern tschechische, sächsische und einige nord-ostdeutsche Pilsner, Böcke, ggf ein Export. Hopfiges Landbier mag er. Aber IPAs gehen gar nicht, münchner Helle nope, Festbier ist ääärks. Selbstgebraute aus seiner Richtung liebt er.

Lange Geschichte wenig Sinn: Viel Vorliebe kommt von wie wir Bier kennengelernt haben und was wir mit dem Geschmack verbinden.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#11

Beitrag von emjay2812 »

Wir machen momentan die amerikanische Entwicklung durch. Vom hopfenbetontem Pils zum Hellen ohne Bittere. Hoffentlich führt das dann auch in Deutschland zu einem echten Craftbier-Hype. Mittlerweile wird selbst in meinem Musikverein mehr Helles als Pils getrunken und selbst große Brauereien entwickeln Lagerbiere.

Es gibt immer wieder spannende Erlebnisse, wenn man selbstgebautes oder nicht alltägliches Bier anbietet. Oft mehr Begeisterung als man erwartet hat.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#12

Beitrag von rauchbier »

Oder liegt es an meinem Bier, das den Leuten das wirklich nicht schmeckt?

Das ist natürlich die erste Frage. Hier muss man sich immer hinterfragen, ob man mit der Qualität des eigenen Biers zufrieden ist.

Oder ist die Sorte vom Bier?

Das würde ich nicht sagen. Zumindest mein american lager/Cream Ale mit hohem Maisflockenanteil kommt im Sommer gut an. Bei den andern Sorten decken sich unsere Erfahrungen. Da hab ich ähnliche Erlebnisse wie du gehabt. Das gehört zum Hobbybrauer-Dasein dazu.

Wie ist es denn bei Euch im Freundes- und Bekanntenkreis? Wird dort Euer Selbstgebrautes getrunken? Oder eher verpönt? Berichtet doch mal über Eure Erfahrungen?

Alles Richtung leichtes Lager/Pale Ale ist ok. Spezielle Biere wie ein Witbier, IPAs bring ich inzwischen nur noch in Flaschen für bestimmte Leute mit, die damit was anfangen können und das auch schätzen.

Ich hab inzwischen mit der deutschen Bierlandschaft meinen Frieden gemacht. Die Leute sind Jahrzehnten auf Pils konditioniert. Wobei das eigentlich auch nur noch verkappte Helle sind. Von Pils kann man bei teilweise 25 IBU ja gar nicht mehr sprechen. Immerhin steckt da eine riesige Industrie mit Werbebudgets, Optimierten Prozessen etc dahinter.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#13

Beitrag von Majo_Craft »

Hoßhobby hat geschrieben: Sonntag 22. September 2024, 21:08 Moin Majo.
zu diesem Thema fallen mir so viele Beispiele ein, wie z.B. Tütensuppen gegenüber einer selstgemachten Hühnerbrühe oder ein selbstgemachtes Basilikumpesto gegnüber einem Gekauften. Es wird alles durch Lebensmittelchemiker und foodstylisten auf den Punkt gebracht und die meisten wissen gar nicht mehr wie etwas Seelbstgemachtes schmeckt (Tomaten aus dem eigenen Garten z.B.)
Genauso ist es mir ergangen, als ich ein Selbstgebrautes auf meinem Geburtstag angeboten habe. Mehr Ablehnung als Interesse, dennoch weiß ich, dass mein Bier schmeckt, da ich mit einem guten Freund und Selberbrauer unsere Biere verkoste und bewerte.
Ich bleib dran und werde im November zum Geburtstag meiner Frau wieder ein Selbstgebrautes anbieten.
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Aber ist denn die Enttäuschung, das dein Bier bei den Leuten nicht so gut ankommt, nicht doch da? Mich betrübt es doch etwas.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#14

Beitrag von Majo_Craft »

Mehrbier hat geschrieben: Sonntag 22. September 2024, 21:51 Ich war vor 23 Jahren in den USA und durfte dort ein paar Dosen des amerikanischen Fernsehbieres trinken. Wenn wir die deutschen Pilsener als schlank empfinden, dann litten die Biere dort an Magersucht. Es scheint mir eine starke Gewohnheitsfrage zu sein.

Auf der anderen Seite habe ich vor ein paar Jahren mal ein Fass meiner Variante des IPA Simcoe von MMum mit zum Training genommen. Meine Mannschaft bestand aus eingefleischten nordischen Pils-trinkern, die nicht gerne über den Tellerrand schauten. Die ersten Reaktionen waren auch eher verhalten, aber nach dem dritten Schluck schien es ihnen zu schmecken. Am Ende war das Fass leer, mein Team voll und ich stolz wie Bolle. Auch Banausen können also auf den Geschmack kommen.
Und wie kommen deine Biere mittlerweile in deinem Bekanntenkreis an?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#15

Beitrag von Ras Tafaric »

emjay2812 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 07:19 Wir machen momentan die amerikanische Entwicklung durch. Vom hopfenbetontem Pils zum Hellen ohne Bittere. Hoffentlich führt das dann auch in Deutschland zu einem echten Craftbier-Hype. Mittlerweile wird selbst in meinem Musikverein mehr Helles als Pils getrunken und selbst große Brauereien entwickeln Lagerbiere.

Es gibt immer wieder spannende Erlebnisse, wenn man selbstgebautes oder nicht alltägliches Bier anbietet. Oft mehr Begeisterung als man erwartet hat.
Dass die großen Fernsehbiere immer weiter in Richtung Stromlinienform gehen, ist relativ bekannt. Das Extrem sieht man an den US-Amerikanischen Pendants. Ich hab oft den Eindruck, dass ein Yuengling, ein Coors oder auch ein Millers einfach gebaut wird um mit möglichst wenig Ecken und Kanten möglichst wenig Leute abzuschrecken. Das selbe erkennt man, wenn man z.B. in UK ein Carling versucht oder ein Stella. Heisst, IBU Zahl runter, Aromanuancen runter, extrem schlank bis dünn. Und die Absatzzahlen dort zeigen ja, dass sich das in der Masse verkauft.
Dann wirds aber ein Teufelskreis, analog zu Fruchtjoghurt, wo echter Fruchjoghurt mit frischen Früchten weniger ankommt, als chemisch gestreckter aus dem Reaktor. Thema geschmackliche Sozialisierung.
Der Gegenentwurf dazu ist die Bewegung "do it yourself". Selber kochen, selber brauen, selber anbauen. Ich achte da zum Beispiel sehr drauf, meine Twins entsprechend geschmacklich zu konditionieren. Die kennen Selbstgemachtes von der Marmelade übers Mittagessen bis hin zu Sachen wie Mayonaise oder Gartenkräutern. Ist ein nicht ganz kleiner Trend aber für meinen Geschmack könnt das viel mehr sein.
Beim Brauen ist das nicht anders. Es ist für viele die mein Hausbräu bisher gekostet haben, eine kleine Offenbarung, wenn plötzlich ein Pils neben der bekannten und relativ einfarbigen Bittere ein blumiges Tettnanger Aroma oder einen kräftigen Spalter drin hat.
So ging es mir selber ja auch. Ich hab angefangen Hopfenmet zu brauen und das erste Mal bemerkt wie genial die Pflanze Hopfen eigentlich ist. Am besten kommt an, wenn man was "bekanntes" mal richtig aufpoliert und zeigt wie gut es wird, wenn man ein paar Ecken und Kanten drin lässt.
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Majo_Craft
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#16

Beitrag von Majo_Craft »

rauchbier hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 08:32 Oder liegt es an meinem Bier, das den Leuten das wirklich nicht schmeckt?

Das ist natürlich die erste Frage. Hier muss man sich immer hinterfragen, ob man mit der Qualität des eigenen Biers zufrieden ist.

Oder ist die Sorte vom Bier?

Das würde ich nicht sagen. Zumindest mein american lager/Cream Ale mit hohem Maisflockenanteil kommt im Sommer gut an. Bei den andern Sorten decken sich unsere Erfahrungen. Da hab ich ähnliche Erlebnisse wie du gehabt. Das gehört zum Hobbybrauer-Dasein dazu.

Wie ist es denn bei Euch im Freundes- und Bekanntenkreis? Wird dort Euer Selbstgebrautes getrunken? Oder eher verpönt? Berichtet doch mal über Eure Erfahrungen?

Alles Richtung leichtes Lager/Pale Ale ist ok. Spezielle Biere wie ein Witbier, IPAs bring ich inzwischen nur noch in Flaschen für bestimmte Leute mit, die damit was anfangen können und das auch schätzen.

Ich hab inzwischen mit der deutschen Bierlandschaft meinen Frieden gemacht. Die Leute sind Jahrzehnten auf Pils konditioniert. Wobei das eigentlich auch nur noch verkappte Helle sind. Von Pils kann man bei teilweise 25 IBU ja gar nicht mehr sprechen. Immerhin steckt da eine riesige Industrie mit Werbebudgets, Optimierten Prozessen etc dahinter.
Also die Biere, die selbstgebraut sind, werden vorher von mir und meiner Frau getestet, bevor sie Freunden angeboten werden. Sprich, sie sind gut trinkbar und somit bin ich zufrieden mit dem Bier.

Was mich interessiert, ob ihr auf Feiern etc. nur euer Bier anbietet oder auch gekauftes Bier?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#17

Beitrag von DerDallmann »

Viele haben einfach kein echtes Interesse an Bier und sind deshalb auch nicht interessiert, sich auf Neues einzulassen.
Craftige Bierstile sind leider auch immer noch nicht flächendeckend verfügbar und deshalb weiterhin nicht in den Köpfen der Leute. Ich habs aufgegeben.

Es wird auch nicht mehr passieren. Die Chance war da (siehe Stone, die haben es probiert), es hat sich aber nicht durchsetzen können. Von Verhältnissen, wie sie zB in den USA herrschen, mit begehbaren Kühlschränken und einer riesigen Auswahl an geilsten Bieren, die direkt gekühlt angeliefert und dann auch so gelagert werden, sind wir WEIT entfernt.

Deswegen sage ich; Ja, der Deutsche ist ein Bierbanause.
Mfg

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#18

Beitrag von iwoasnix »

Johst da stimme ich Dir zu.
Viele wollen einfach nichts Neues probieren und wenn doch, wird es einem in Deutschland eher schwer gemacht, ständige gleiche Sortimente im Einzelhandel, Brauereibindung der Gaststätten, vieles nur in größeren Gebinden (Kasten, 6 Pack etc)
Bier muss hierzulande auch günstig sein, die wenigsten wären bereit für ein Genussbier ähnliche Preise wie für Wein zu bezahlen.

Viel mehr Leute sind "angebliche" Weinexperten als Bierexperten.
Die wenigstens trinken Bier und denken darüber nach was sie eigentlich gerade schmecken, ganz anders beim Wein, da gibt es doch immer eine Meinung und eine eventuelle Diskussion, wenn eine neue Flasche geöffnet wird.

Deswegen sage ich auch; Ja, der Deutsche ist ein Bierbanause, welcher sich auf seinem guten Ruf in der Welt ausruht und verpasst, dass sich die Welt um ihn herum verändert.
Bierige Grüße Stephan

Speidel Braumeister 20L + Tilt pro + Ferminator Connect + Biersommelier Doemens.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#19

Beitrag von guenter »

Majo_Craft hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 09:14 Was mich interessiert, ob ihr auf Feiern etc. nur euer Bier anbietet oder auch gekauftes Bier?
Mal ehrlich, das wäre doch Perlen vor die Säue werfen, oder? :Bigsmile
Zum trinken gibt es Kaufbier, meist Pils und Kölsch. Damit ich auch was davon habe gibt es ein paar Flaschen dunkles Vulkan-Bräu oder etwas in der Art.

Und hin und wieder mache ich Verkostungen von meinem Bier, kommt halt auf die Gäste an. Das hat sich sehr bewehrt und wer daran teilnimmt hat auch Spaß dabei. Der Durst ist bis dahin aber gelöscht.
Bier trinken ist besser als Quark reden! :Drink
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#20

Beitrag von Ras Tafaric »

Majo_Craft hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 09:14 Was mich interessiert, ob ihr auf Feiern etc. nur euer Bier anbietet oder auch gekauftes Bier?
Ich nehm für Feiern immer mal ein Keg und ein Zapfbesteck mit, wenn ich was fertig hab. Gut, Band und Freunde sind bis auf einige wenige Damen alles Biertrinker. Und da geht das Heimgebraute mittlerweile relativ zügig aus dem Keg und ist als erstes alle. Partydosen mit Kaufbier brauchen bedeutend länger.
Aber es sollte was bekanntes sein. Mit nem NEIPA brauch ich dort nicht ankommen. Das allseits beliebte Pils (fürs Volk und Abwandlungen) gehen zum Beispiel echt schnell aus dem Hahn.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#21

Beitrag von DerDallmann »

iwoasnix hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 10:15
Deswegen sage ich auch; Ja, der Deutsche ist ein Bierbanause, welcher sich auf seinem guten Ruf in der Welt ausruht und verpasst, dass sich die Welt um ihn herum verändert.
Das gilt leider nicht nur bei Bier.
Mfg

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#22

Beitrag von maecki-maecki »

iwoasnix hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 10:15 Viele wollen einfach nichts Neues probieren und wenn doch, wird es einem in Deutschland eher schwer gemacht, ständige gleiche Sortimente im Einzelhandel, Brauereibindung der Gaststätten, vieles nur in größeren Gebinden (Kasten, 6 Pack etc)
Bier muss hierzulande auch günstig sein, die wenigsten wären bereit für ein Genussbier ähnliche Preise wie für Wein zu bezahlen.
Mir kommen immer mal die Tränen, wenn ich im europäischen Ausland die Bierregale im Supermarkt oder die Bierauswahl in der Gastro anschaue.
Unsere in Deutschland übermächtigen Bierkonzerne mache da schon sehr viel im Ansatz kaputt, was Vielfalt und Verfügbarkeit angeht.

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#23

Beitrag von iwoasnix »

DerDallmann hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 10:50
iwoasnix hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 10:15
Deswegen sage ich auch; Ja, der Deutsche ist ein Bierbanause, welcher sich auf seinem guten Ruf in der Welt ausruht und verpasst, dass sich die Welt um ihn herum verändert.
Das gilt leider nicht nur bei Bier.
Die Dikussion wollte ich nicht lostreten, aber ich sehe es wie Du..
Bierige Grüße Stephan

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#24

Beitrag von DerDallmann »

maecki-maecki hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 11:10
Mir kommen immer mal die Tränen, wenn ich im europäischen Ausland die Bierregale im Supermarkt oder die Bierauswahl in der Gastro anschaue.
Unsere in Deutschland übermächtigen Bierkonzerne mache da schon sehr viel im Ansatz kaputt, was Vielfalt und Verfügbarkeit angeht.

Mäcki
Dann musst du mal in die USA fahren.
Ich war mal in Austin in einem Supermarkt, da wäre ich am liebsten eingezogen.
a. hab ich mich an jeder 2. Ecke neu verliebt und b. hatten die da den größten begehbaren IPA Kühlschrank der Welt (glaube ich zumindest :thumbsup )
c. die hatten eine eigene Tortilla-Produktionsstraße, also frische Tortillas (breakfast Tacos jeden Tag)
Mfg

Johst
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#25

Beitrag von ggansde »

Also, ich habe damit kein Problem. Das Haus der 1000 Biere (Maruhn) in Darmstadt bietet mehr, als man trinken kann. Und, btw., diese Vielfalt ist inzwischen auch lästig/langweilig geworden, weil auch diese sich letztlich dauerhaft wiederholt. Ich persönlich bin im Moment immer auf der Suche von kleineren Brauereien (z.B. Stupps, Schinkel, etc.), die mich überraschen können.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#26

Beitrag von Mehrbier »

Majo_Craft hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 08:55 Und wie kommen deine Biere mittlerweile in deinem Bekanntenkreis an?
Das lief von vorn herein echt gut. Ich habe sie ursprünglich mit Altbier angefixt, weil es sowas in meiner Gegend einfach nicht gibt. (Außer Diebels, aber das ist ein anderes Thema). Ich habe das Beispiel meiner Mannschaft genommen, weil es nach dem Training IMMER Flens gab.
Gruß
Gerdi

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#27

Beitrag von Pivnice »

ggansde - zum Beispiel Brauereien wie die Brauerei Meister in Unterzaunsbach bei Forchheim in Franken.
http://brauereimeister.de/blog/
Die Gastwirtschaft mit den Forellen aus eigenem Teich ist leider schon lange geschlossen.
Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#28

Beitrag von DerUrlauber »

Ich glaube die Masse der Biertrinker kann man eh nicht gewinnen, will ich aber z.B. auch gar nicht. Aber meine Erfahrung ist auch ein wenig anders. Ich finde gerade die Störtebeker Braumanufaktur leistet ganze Arbeit neue Stile wieder zu etablieren. Manche Biere hab ich früher nur in der Region vor Ort bekommen, mittlerweile haben in Berlin viele Späthis das gesammte Sortiment im Kühlschrank. Einige im Bekanntenkreis sind auch dadurch offener und interessierter geworden. Aber vielleicht ist Berlin da auch etwas "internationaler" aufgestellt, sowohl von den Gästen als auch dem Angebot. Es gibt einige Restaurants in denen man Biere von lokalen, kleineren Brauereien bekommt: Brlo, Heidenpeters, Rollberg fallen mir da spontan ein.

Mittlerweile hab ich zum zweiten Mal ein Red Ale zu einem Sommerfest mit ca. 150 Leuten angeboten. Die je 40l waren ratz-fatz alle und bekam viel Zuspruch. Gerade Ales finde ich eine super Ergänzung zu den bekannten Sorten.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#29

Beitrag von Bilbobreu »

Moin,
ich werfe mal ketzerisch die Frage auf, ob der eine oder andere seine Hobbybrauerbiere vielleicht auch nur falsch kommuniziert oder falsch an den Mann bzw. die Frau bringt.
Ich mach in meinem Umfeld (Freunde, Freunde von Freunden, Nachbarn, Kollegen, Sportsfreunde...) die Erfahrung, dass bei guter Erklärung die Bereitschaft neue oder ungewohnte Biere zu probieren und auch ein zweites davon zu trinken, sehr groß ist und damit auch lang anhaltendes Interesse an anderen Bieren geweckt wird. Und das betrifft eben nicht nur Lager und moderate Pale Ales. Ich biete seit Jahren bei Geburtstagen, Dorffesten, Sportfesten und ähnlichen Ereignissen neben Lager, Pale Ale, IPA auch Fruity Sours, Rauchbiere, Gurkenale, Gosen, Sahtis u.s.w. an. Natürlich schmeckt nicht jedem alles, aber die Bereitschaft zum probieren ist fast immer da. Inzwischen gibt es in meinem Umkreis keine Mitbringparty mehr, wo sich nicht fast alle darauf freuen, dass ich selbstverständlich Bier und Zapfanlage mitbringe.
Also klares Nein, der oder die Deutsche ist kein Bierbanause!
Wohl bekomm's
Stefan
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#30

Beitrag von rakader »

Majo_Craft hat geschrieben: Sonntag 22. September 2024, 17:12 Woran liegt es aber, das Heineken so gut ankommt? Weil es relativ teuer ist, die Flaschengröße anders ist oder wegen der Aufmachung?
Ich meine, wenn ich doch mal ein Bier in die Hand bekomme (wie in meinem Fall ein Selbstgebrautes), was nicht alltäglich ist, greift man doch wohl eher dazu als zu einen Pils, wo der 1.000.000. Liter genauso schmeckt wie der 1. Liter!? Oder sehe ich das verkehrt?
Oder liegt es an meinem Bier, das den Leuten das wirklich nicht schmeckt? Oder ist die Sorte vom Bier?

Wie ist es denn bei Euch im Freundes- und Bekanntenkreis? Wird dort Euer Selbstgebrautes getrunken? Oder eher verpönt? Berichtet doch mal über Eure Erfahrungen?
Über Deine Frage kann man in allen möglichen Fachdisziplinen ganze Bücher schreiben. Das Thema halte ich für ein Forum zu groß. Und man darf sich fragen, ob mit anekdotischer Evidenz so viel an Erkenntnis gewonnen ist? So ganz generell und ohne Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit:

Geschmäcker sind ganz viel kulturelle Prägung, da wären wir bei den Kulturanthropologie und Ethnografie. Geschmäcker sind ganz viel Psychologie. Das macht sich die Werbung zunutze und endet nicht mit dem Corporate Design. Geschmäcker sind ganz viel Gedächtnis und neurologische Prozesse.

Geschmack ist schließlich das Triggern, ob bewusst oder unbewusst. Wenn Du Dein Bier ordentlich eingeführt hättest, würde ein anderes Ergebnis stehen. Stichwort Kommunikation. Wenn Du die Biere etwa mit einem Verkostungsbogen eingeführt hättest, wäre es eine andere Herangehensweise Deiner Freunde an die verschiedenen Biere gewesen - die Aufforderung bewusst zu schmecken, ist eine Herausforderung für unseren Denkapparat. Das hätte z.B. die Nachteile Deiner Biere in punkto Präsentation und Werbegedächtnis ausgeglichen. Und und und.

Wenn man sich da ein paar Gedanken macht, merkt man, wie riesig das Feld ist. Also sei nicht enttäuscht, sondern nehme das Erlebnis als Ansporn, wie Du künftig ein ehrlicheres Feedback zu Deinem Bier bekommst, bei Freunden ist das nicht so ganz einfach. Noch schwieriger ist es, wenn der Anlass das Bier nur als Sidekick sieht und Fußball oder ein Geburtstag im Mittelpunkt stehen. Dass der Mensch kein Multitasking kann (auch wenn es vor einigen Jahren Mode war, das zu behaupten) ist Dir sicherlich bekannt?

Ich selbst mache oft Vergleichstests mit meinen Bieren und Kaufbieren. Mit und ohne Verkostungsbogen. Aber ich führe die Thematik ganz bewusst ein: In diesem Moment wird über das Bier geredet, es steht im Mittelpunkt. Das mein Bier so nebenher wegschnabuliert wird, käme nicht in Frage. Die Location ist dabei auch nicht unwichtig: Bei mir ist es ein Verkostungstisch vor dem Proberaum und Bierkeller.

Viele Grüße
Radulph

Edit: Ein wichtiger Aspekt ist auch, wen ich einlade. Wer alles neben Bayerischem Hellen grundsätzlich ablehnt, wird von mir kein Double IPA bekommen. Da bleibt der Bierkeller zu.
Zuletzt geändert von rakader am Montag 23. September 2024, 13:01, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#31

Beitrag von rakader »

maecki-maecki hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 11:10
iwoasnix hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 10:15 Viele wollen einfach nichts Neues probieren und wenn doch, wird es einem in Deutschland eher schwer gemacht, ständige gleiche Sortimente im Einzelhandel, Brauereibindung der Gaststätten, vieles nur in größeren Gebinden (Kasten, 6 Pack etc)
Bier muss hierzulande auch günstig sein, die wenigsten wären bereit für ein Genussbier ähnliche Preise wie für Wein zu bezahlen.
Mir kommen immer mal die Tränen, wenn ich im europäischen Ausland die Bierregale im Supermarkt oder die Bierauswahl in der Gastro anschaue.
Unsere in Deutschland übermächtigen Bierkonzerne mache da schon sehr viel im Ansatz kaputt, was Vielfalt und Verfügbarkeit angeht.

Mäcki
Das stimmt und wie: In jedem Supermarkt in Neuseeland wird die Biervielfalt gefeiert und steht der von Wein in nichts nach. Gute Supermärkte haben dazu sogar begehbare Kühlräume mit den Spezialitäten lokaler Craft-Brauereien.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#32

Beitrag von Majo_Craft »

Das Thema ist doch komplexer, als ich vermutet hätte. Ich war immer der Meinung, wenn ich schon Bier braue, dann aber auch eins, was nicht alltäglich ist. Und da fängt wahrscheinlich schon die Problematik an. Wie schon erwähnt wurde, ist der deutsche Biertrinker ein Gewohnheitstier. Und ihn dann mit einem IPA zu überraschen, ist vermutlich zu viel des Guten. Das auch ein Pils, Lager, Helles etc. eine neue Erfahrung sein kann, war mir bis heute nicht wirklich klar. Aber es stimmt natürlich, da das beispielsweise Pils in einer ganz anderen Variante erscheint als gewohnt.
Und ich muß das Bier vielleicht auch mal mehr präsentieren (bin da doch eher zurückhaltend was das angeht), so daß die Leute von alleine neugierig werden.
Ich werde also mal wieder etwas zurück rudern und klassische Sorten brauen.
Allzeit gut Sud

Folgenden Satz habe ich mir als Brauanfänger gemerkt, und da ist was dran:
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#33

Beitrag von IronHosch »

Majo_Craft hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 13:01 Ich werde also mal wieder etwas zurück rudern und klassische Sorten brauen.
Also das mache ich nicht. Ich braue schon die Sorten, die auch selber gerne trinke.
Wenn das bei Verwandten/Bekannten gut ankommt umso besser.
Gruß, Christian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#34

Beitrag von rakader »

Majo_Craft hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 13:01 Ich werde also mal wieder etwas zurück rudern und klassische Sorten brauen.
Nein, mach' das nicht. Lade Dir die passenden Freunde ein. Wenn Du von vornherein weißt, dass Du kein positives Feedback für Deine Mühen bekommst, frage Dich, ob Du willst, dass Dritte Dir den Spaß am Hobby Bierbrauen verderben? Es ist nie so ganz verkehrt sich vorab Gedanken zu machen, welche Leute man zu welchem Anlass einlädt und wer zum Anlass passt. Vielleicht musst Du da nur einfach strukturierter vorgehen. Auch die Reihenfolge der Biere, besonders der Stile, beeinflusst die Beurteilung enorm! Erster Schritt: Schaffe die Selbstbedienung ab. Dadurch ergeben sich schon jede Menge Kommunikationsanlässe und Du lenkst die Konzentration.

Grüße
Radulph
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#35

Beitrag von guenter »

Majo_Craft hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 13:01 Ich werde also mal wieder etwas zurück rudern und klassische Sorten brauen.
Macht das Sinn? Diese Sorten bekommst du in jedem Supermarkt, billiger und wahrscheinlich besser als du die hinbekommst. Dein Bier sollte schon was besonderes sein. Vermarktung ist das Zauberwort, wurde ja weiter oben schon viel zu geschrieben. Lade mal wer will zu einem Tisch zur Verkostung ein, nur ein paar Schlucke jeweils, das macht zumindest neugierig.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#36

Beitrag von Ras Tafaric »

Mal so gesagt, ein richtig hopfigaromatisches Pils ist eine andere Hausnummer als ein Pils, was nach gekochtem Stinktier aus der grünen Flasche riecht und wo Joe Cocker im Hintergrund trällert.
Ich find ein hausgebrautes, oder auch handwerkliches Bier IST was besonderes. Und wer mal ein richtiges Zoigl, oder aus dem Lagertank der Minibrauerei um die Ecke ein ganz klassisches Bier getrunken hat, merkt den Unterschied.
Ich brauch da tatsächlich nicht das fancy double IPA mit 7 Sorten Hopfen und Einzelkornschrotung bei Mondfinsternis auf einer Waldlichtung im Harz.

Aber wenn ich z.B. einen richtig edlen Bock in die Hand bekomm, oder auch nur ein simples richtig gutes Alt, freu ich mich wie ein Schnitzel.
----------------------------------------------
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#37

Beitrag von maecki-maecki »

Ras Tafaric hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 08:58 Dann wirds aber ein Teufelskreis, analog zu Fruchtjoghurt, wo echter Fruchjoghurt mit frischen Früchten weniger ankommt, als chemisch gestreckter aus dem Reaktor. Thema geschmackliche Sozialisierung.
Ich backe, koche und baue im Garten an. Und ich braue auch mein Bier selbst.
Trotzdem gestehe ich, dass der ‚Reaktor‘ auch bei mir zieht mit seiner Gefälligkeit: Ab und zu müssen es Nutella, Heinz Ketchup, McDonalds Burger oder eben ein Jever sein…

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#38

Beitrag von §11 »

Spannendes Thema über das in den letzten Jahrzehnten, bedingt durch den stetigen Rückgang des Bierkonsums, viele Arbeiten entstanden sind.

Sagen wir es mal so, "Der Deutsche", so es ihn denn gibt, ist nicht unbedingt ein Bierbanause. Der Deutsche ist bei seiner Nahrung vor allem eins, nicht wählerisch. Nach wie vor ist der Preis die treibende Kraft. In Deutschland wird der Grossteil des Bieres als Sonderangebot abgesetzt. Das ist aber nicht unbedingt spezifisch für Bier. Deutsche geben, im EU Vergleich, nach wie vor den geringsten Anteil Ihres Einkommens für Lebensmittel aus.

Was daraus folgt ist das naach wie vor ein Grossteil der Biertrinker gar nicht mit anderem Bier als Fernsehbier in Berührung kommt und was der Bauer nicht kennt, frisst er eben auch nicht.

IMHO ist ein weiteres Problem der Begriff "Craftbier". Viele Biertrinker kennen ausser den 5 Mainstream Biersorten nichts anderes, denn alles andere ist halt "Craftbier". Unter dem Begriff ist dann alles, vom Imperial double sour tripple Milshake IPA, bis zum Cream Ale alles zusammengefasst. Ich höre dann tatsächlich öfter "ich mag kein Craftbier", statt "ich mag den Bierstil XY nicht". Dazu kommt das halt wirklich auch die Qualität bei einigen "Craftbrauern" sehr stark schwankt. Ein Kunde der halt einmal 3 Euro für 0,33l verdorbenes Bier bezahlt hat und dem dann gesagt wird das gehört so, ist ein verlorener Craftbiertrinker.

Nur ein paar Gedanken einer endlosen Liste.

Cheers

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#39

Beitrag von Schmackofatz »

Ich habe auch bereits Feiern gehabt, bei denen wir in kleiner Runde fast ausschließlich mein Bier getrunken haben (Pale Ale und Belgisch Blond, nichts wildes). Das sind dann aber auch ausschließlich Leute, die wissen zu wem sie auf die Feier gehen und da spielt dann auch Neugier mit. Dass das Jever im Kasten geblieben ist, fühlt sich am Ende schon toll an. Meist langt es aber auch, wenn Interessierte mal probieren können.

Meine Freundin ist was Bier angeht auch eher "Gewohntheitstier" und greift am liebsten zum Jever, wenn es vorm Fernseher mal ein Bierchen gibt. ...und das ist auch nichts verkehrtes. Das kaltgehopfte Imperial Black IPA oder das Brett-Porter wird zwar probiert, aber bleibt letztlich für mich über. Es gibt schon die Leute in meinem Umfeld, die sich immer auf neue (auch abgefahrene Sorten) freuen, aber von "nicht-massentauglichen" Suden bleibt so oft einiges über, wenn die Probierrunden vorbei sind.

In der Konsequenz werde ich künftig eher mein Brauvolumen anpassen. Wenn ich massentaugliche Biere für Feiern oder so braue, dann sind 20l angemessen. Für besonderen Kram reichen auch 10l, bevor das nur rumsteht.
Von daher: ja. Gewohnheitstier ist der Deutsche auf jeden Fall. Bierbanause würde ich jedoch nicht sagen, nur weil man auf cleane Pilsener eingefahren ist. Für viele ist Bier nichts, mit dem man immer neue Geschmacksabenteuer erleben muss, sondern soll entspannt gewohnten Geschmack liefern. Warum sollte man sich auch aus der Komfortzone bewegen, wenn man sich da wohlfühlt? Es ist auch nicht mein Job, da den großen Missionar für Unwillige zu spielen, aber wenn jemand wirklich neugierig ist, dann öffne ich gerne neue gärige Welten.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#40

Beitrag von MaltHopMagic »

Wenn man sich bei den Thema vor Augen hält, das Bier ein Genussmittel ist und kein Lebensmittel, ist es für Anhänger unseres Hobby um so unverständlicher das die breite Masse nicht HURRA schreit, wenn es Alternativen gibt, die aus unserer Sicht mehr Genuss bieten. Ich denke, Genuss ist sehr stark an Gewohnheiten geknüpft und kann nur Stück für Stück neu erschlossen werden. Denkt mal an euren ersten Schluck Kaffee, Bier, Wein ...
Ein Genussmittel muss keiner konsumieren, dazu greift man weil man es möchte. Leider sieht es im Bereich der Lebensmittel bei vielen Menschen nicht anders aus, da regiert auch der Preis, obwohl man bei Lebensmitteln davon ausgehen sollte, das wir darauf angewiesen sind, diese zu uns zu nehmen und dabei genauer hinschaut. Wo findet man überhaupt noch einen guten Bäcker der handwerklich arbeitet? Wurst und Käse kommen für viele in Scheiben geschnitten aus der Plastikverpackung im Supermarkt.

Mit meinen Umfeld habe ich wohl Glück. Mein Gebräu wird gern gekostet und getrunken. Das sind Bierstile die es im gewöhnlichen Laden, neben Pale Ales, nicht so häufig zu finden gibt, aber auch keine besonders Exotischen. Sauerbier oder Saison gibts zwar auch mal, aber dann nicht als "Mengenware". Dabei würde ich nie etwas brauen, was ich nicht auch selbst gern trinken würde, denn in erster Linie ist das mein Hobby. Neben dem Schritt der Herstellung gehört auch der Genuss des Ergebnisses, den ich dann auch gern teile. Sprich, ein Pils kommt dabei schon mal nicht raus. Ich mute meinen Gästen da auch etwas zu, je mehr Varianten ich selbst habe, um so weniger Kaufbiersorten (als Ausweichgetränk) besorge ich. Beschwert hat sich noch niemand. Und sind wir ehrlich, keiner macht 4 Varianten Kartoffelsalat zu einer Grillparty um jeden möglichen Geschmack abzudecken. Und dann noch 3 verschiedene Wurstsorten und 5 Steakmarinaden und ...

Was wäre wenn, ist immer nur ein Gedankenspiel. Wenn keiner meine Biere trinken würde, ich würde sicher so weitermachen. Ich braue ja weil es mir Spaß macht. Ich versuche damit keine Erfolge zu erzielen. Die nehme ich gerne mit, aber ich würde nicht nicht daran orientieren, das verkommt dann sofort zur Leistungssport. Und recht machen kann man es trotzdem niemandem, irgendwas ist immer, zu bitter, zu malzig, zu stark, nicht bitter genug, zu dunkel.

Ich versuche die Banausen nebenher mit zu bekehren, aber die Idee mit der gezielten Präsentation gefällt mir auch.
Grüße Thomas

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#41

Beitrag von fg100 »

Ich werde nie verstehen warum viele Hobbybrauer den Zwang zur Missionierung haben.
Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?

Mir kommt da immer die Analogie zu Freundinnen meiner Frau die das super super super Brot mit den außergewöhnlichsten Gewürzen backen, das ich persönlich nur ätzend finde, weil ich halt nur ganz einfaches Standardbrot mag.

Und nicht zuletzt hab ich auch schon viele Hobbybrauerbiere bekommen die einfach nur schlecht waren. Von unausgewogen bis hin zu Braufehler.
Meistens fanden die Brauer selber das aber ganz toll.
Vielleicht ist mal eine eigene Reflexion auch nicht verkehrt.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#42

Beitrag von §11 »

fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 Ich werde nie verstehen warum viele Hobbybrauer den Zwang zur Missionierung haben.
Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?

Mir kommt da immer die Analogie zu Freundinnen meiner Frau die das super super super Brot mit den außergewöhnlichsten Gewürzen backen, das ich persönlich nur ätzend finde, weil ich halt nur ganz einfaches Standardbrot mag.

Und nicht zuletzt hab ich auch schon viele Hobbybrauerbiere bekommen die einfach nur schlecht waren. Von unausgewogen bis hin zu Braufehler.
Meistens fanden die Brauer selber das aber ganz toll.
Vielleicht ist mal eine eigene Reflexion auch nicht verkehrt.
Man könnte auch sagen es gibt einen Grund warum IPA & Co nicht das meistgetrunke Bier der Welt ist, sondern eben langweiliges international Lager :Wink
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#43

Beitrag von MaltHopMagic »

Das man nach Jahrhunderten nun den Bierstil gefunden hat, der endlich allen schmeckt?

Ich würde eher über so etwas nachdenken:
Industrialisierung und damit Preis und Verfügbarkeit!
Marketing!
So uniformer und minimaler Geschmack, an dem keiner mehr etwas findet an dem man sich stören kann! Und weltweit verfügbar ist!
Grüße Thomas

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#44

Beitrag von rakader »

MaltHopMagic hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:39 Das man nach Jahrhunderten nun den Bierstil gefunden hat, der endlich allen schmeckt?

Ich würde eher über so etwas nachdenken:
Industrialisierung und damit Preis und Verfügbarkeit!
Marketing!
So uniformer und minimaler Geschmack, an dem keiner mehr etwas findet an dem man sich stören kann! Und weltweit verfügbar ist!
Schmecken kann man lernen. Anderherum gibt es ganze Kulturen, die das verlernt haben. Es gibt da einige spannende Bücher zur Kulturgeschichte des Geschmacks.
Beispiel DDR-Küche. Leute aus dem Westen verdrehen die Augen. Küche der Nachkriegszeit: Italiener verdrehten die Augen. Mit zerfallenden Familienstrukturen, die einen Mittags- oder Abendtisch nicht mehr kennen, wird auch Kochkultur und -technik nicht mehr tradiert. Dann ist da letztlich die Frage des Stellenwertes von Essen. Bei uns in Deutschland ist dieser Stellenwert in den vergangenen Jahren gestiegen, erkennbar ist aber eine Spaltung entlang des Bildungs- und Einkommensgrades.

Die Lebensmittelindustrie hat ein Interesse daran, dass das auch so bleibt. Die Genz Z und Kinder können heute keine Möhre blind identifizieren, geschweige denn feine Gemüse wie Spinat.

In Frankreich gab es einen Kultur- und Schulminister, der gegen die Gefahren von Convenience Food ansteuerte. Jacques Lang verordnete Grundschülern in Frankreich Geschmacksunterricht. Uns bleibt hierzulande die Alternative Geschmacks- und Sensorik-Seminare zu besuchen, die in jeder Großstadt angeboten werden. Kann ich nur empfehlen.

Radulph

Edit: Ganz spannend ist es, die Entwicklung in Rumänien zu verfolgen: Von der Hungergesellschaft Ceaucescus zu einer modernen Genussgesellschaft. Vor ein paar Jahren kannte man in Restaurants keine Saucen (die höchste Küchenkunst), das Wissen war verschwunden - jetzt macht in meiner Stadt jeden Monat ein Genusstempel auf. Nach der Revolution kannte man nur die Rote Mädchentraube, Sinnbild für Plörre, jetzt werden die traditionellen Anbaugebiete wieder reaktiviert, die einst mit dem Burgun mithalten konnten. Die Ungarn waren allerdings 20 Jahre schneller.
Zuletzt geändert von rakader am Montag 23. September 2024, 20:35, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#45

Beitrag von Majo_Craft »

fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 Ich werde nie verstehen warum viele Hobbybrauer den Zwang zur Missionierung haben.
Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?

Mir kommt da immer die Analogie zu Freundinnen meiner Frau die das super super super Brot mit den außergewöhnlichsten Gewürzen backen, das ich persönlich nur ätzend finde, weil ich halt nur ganz einfaches Standardbrot mag.

Und nicht zuletzt hab ich auch schon viele Hobbybrauerbiere bekommen die einfach nur schlecht waren. Von unausgewogen bis hin zu Braufehler.
Meistens fanden die Brauer selber das aber ganz toll.
Vielleicht ist mal eine eigene Reflexion auch nicht verkehrt.
Als Selbstdarstellung oder Missionar in Sachen Bier würde ich mich nicht sehen. Dafür habe ich auch viel zu wenig Ahnung.
Dennoch ist man doch schon etwas stolz, wenn anderen Personen (außer der eigenen Frau) das selbstgebraute Bier hervorragend schmeckt.
Natürlich ist es das eigene Hobby, aber das Bier zu teilen ist doch schon schön.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#46

Beitrag von Duc1302 »

fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 Ich werde nie verstehen warum viele Hobbybrauer den Zwang zur Missionierung haben.
Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?

Mir kommt da immer die Analogie zu Freundinnen meiner Frau die das super super super Brot mit den außergewöhnlichsten Gewürzen backen, das ich persönlich nur ätzend finde, weil ich halt nur ganz einfaches Standardbrot mag.

Und nicht zuletzt hab ich auch schon viele Hobbybrauerbiere bekommen die einfach nur schlecht waren. Von unausgewogen bis hin zu Braufehler.
Meistens fanden die Brauer selber das aber ganz toll.
Vielleicht ist mal eine eigene Reflexion auch nicht verkehrt.
Wahre Worte 👍
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#47

Beitrag von Spittyman »

Hi! Also die Kernfrage des Threads habe ich für mich bereits mit "Ja" beantwortet. Aus meiner Sicht zeigt sich das in vielerlei Hinsicht:

1. Bier ist hier spottbillig, häufig wird auch das günstigste (standesgemäße) Bier gekauft.
2. Generell müssen Lebensmittel hier vor allem eines sein, günstig.
3. Lokalpatriotismus = Bierpatriotismus und beides ist hier sehr stark ausgeprägt.
4. Meiner Erfahrung trinken die meisten Deutschen, insbesondere Frauen, lieber Wein. Wer es exklusiver mag, trinkt Whisky oder Gin. Das jüngere Publikum, wenn es überhaupt trinkt, Cocktails.
5. Das Reinheitsgebot - grade noch gegooglet - 2014 sagen 85% der Deutschen, dass das Reinheitsgebot bestehen bleiben soll (Ja, da scheiden sich die Geister, aber letztlich ignoriert man damit auch irgendwie den Rest der Welt)
6. Schau in das Bierregal deines Supermarktes (wenn du nicht grade in einer Großstadt wohnst) und du weißt, wie es um die Biervielfalt in Deutschland steht. Dann schau mal zum Vergleich in niederländische, belgische oder französische (!!!) Supermarktregale.

Wenn man Hinz und Kunz fragt, werden die vermutlich immer noch der Meinung sein, dass wir uns hier im Dreh- und Angelpunkt der Bierwelt befinden.
Ich versuche auf jeden Fall immer, die Leute dazu zu bewegen, mal was Neues auszuprobieren und versuche aufzuklären. Manchmal findet man jemanden, den man begeistern kann. Ansonsten gibt es ja noch die Community :-)

Grüße Fabian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#48

Beitrag von rakader »

fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?
Ist es letztendlich nicht Lebenfreude?
Kann man gut gemeinte Gesten des Miteinanders nicht positiver sehen?

Warum muss man in Deutschland immer alles schlechtreden? Gönne den Freundinnen Deiner Frau doch einfach ihr Vergnügen und das Vergnügen Deiner Frau mit ihren Freundinnen. Vielleicht ist das Brot nur der Aufhänger um zu Ratschen.
Edit: Räsonnement, "Reflexion" - wahre Worte.
Zuletzt geändert von rakader am Montag 23. September 2024, 21:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#49

Beitrag von Spittyman »

rakader hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 21:02
fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?
Ist es letztendlich nicht Lebenfreude?
Kann man gut gemeinte Gesten des Miteinanders nicht positiver sehen?

Warum muss man in Deutschland immer alles schlechtreden? Gönne den Freundinnen Deiner Frau doch einfach ihr Vergnügen und das Vergnügen Deiner Frau mit ihren Freundinnen. Vielleicht ist das Brot nur der Aufhänger um zu Ratschen.
Zumal ja Hobbybrauerbiere hier nicht als der Maßstab genommen werden müssen. Ich denke, es geht hier auch viel um das, was man als normaler Konsument im Regal vorfindet (einfach mal bei Rewe die Weinauswahl gegen die Bierauswahl gegenüberstellen).

Grüße
Fabian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#50

Beitrag von Mehrbier »

Ich sehe mich nicht als Missionar. Da ich im Vergleich zu anderen, aber die Vielfalt kenne, die Bier zu bieten hat, finde ich es schade, wenn sie anderen verborgen bleibt. Ich zeige ihnen bloß die Tür und verkaufe es ihnen zugegebenermaßen recht gut, aber durchgehen müssen sie selbst.
Gruß
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