Ist der Deutsche ein Bierbanause?

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MaltHopMagic
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#51

Beitrag von MaltHopMagic »

fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 Ich werde nie verstehen warum viele Hobbybrauer den Zwang zur Missionierung haben.
Oder ist es letztendlich Selbstdarstellung?

Mir kommt da immer die Analogie zu Freundinnen meiner Frau die das super super super Brot mit den außergewöhnlichsten Gewürzen backen, das ich persönlich nur ätzend finde, weil ich halt nur ganz einfaches Standardbrot mag.

Und nicht zuletzt hab ich auch schon viele Hobbybrauerbiere bekommen die einfach nur schlecht waren. Von unausgewogen bis hin zu Braufehler.
Meistens fanden die Brauer selber das aber ganz toll.
Vielleicht ist mal eine eigene Reflexion auch nicht verkehrt.
Stell dir die Situation mal im anderen Kontext vor: du lädst Leute zum Essen ein, von dir selbst gekocht. Und die antworten: Ja danke, ich esse beim goldenen M und komme danach vorbei.
Bist du dann auch Missionar? Was denkst du über die Wertschätzung deiner Kochkunst?
Noch ich selbst kochen noch halbwegs üblich und diese Situation wird kaum entstehen. Noch, die Industrie arbeitet dran.
Grüße Thomas

What would Jesus brew?
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afri
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#52

Beitrag von afri »

Mehrbier hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 21:31 Ich sehe mich nicht als Missionar. Da ich im Vergleich zu anderen, aber die Vielfalt kenne, die Bier zu bieten hat, finde ich es schade, wenn sie anderen verborgen bleibt. Ich zeige ihnen bloß die Tür und verkaufe es ihnen zugegebenermaßen recht gut, aber durchgehen müssen sie selbst.
Das würde ich unterschreiben. Man muss da auch Bock drauf haben, neue Geschmackswelten zu entdecken. Beispiel Käse: als ich klein war [tm], gab es Gouda, Emmentaler, Limburger, Brie und Harzer. Heute bekommt man doch einiges mehr und am Stück (wenn man es denn möchte), sogar in kleineren Orten wie hier. Beim Bier sehe ich da schwarz, 2018 machte ein neuer Rewe auf und hatte zwei Regalmeter mit "Craft". Ich habe mich beeilt mich von oben links bis unten rechts durchzukaufen, kein Jahr später war dieses Regal wieder weg. Das spricht für Banausentum, denn was sich nicht verkauft wird aus dem Sortiment genommen.

Offenbar gibt es hier also mehr Käse- als Bierliebhaber.
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§11
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#53

Beitrag von §11 »

Wobei der Mainstream LEH kein gutes Beispiel ist. Hier zählt Umsatz je qm und sonst nichts
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#54

Beitrag von Zoigl Jehovas »

Ich habe zu meiner Geburtstagsfeier (guten) Zoigl vom Fass angeboten und sechs Sorten Selbstgebrautes. Unterm Strich wurden 60 Liter Zoigl getrunken und 80 Liter Selbstgebrautes. Hat mich schon gefreut, dass mein Bier soviel Anklang gefunden hat. Übrigens war das alkoholreduzierte Schankbier mit 2,6% Alkohol am gefragtesten, obwohl es auch Alkoholfreies und Radler im Angebot gab.
Mein Lieblingstier ist der Zapfhahn.
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Spittyman
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#55

Beitrag von Spittyman »

§11 hat geschrieben: Dienstag 24. September 2024, 01:29 Wobei der Mainstream LEH kein gutes Beispiel ist. Hier zählt Umsatz je qm und sonst nichts
Aber eben dieser Umstand unterstreicht noch mal ganz deutlich mit Blick in die Supermarktregale, wie es in Deutschland um das Thema Bier steht!

Gruß Fabian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#56

Beitrag von emjay2812 »

Es ist nicht nur beim Bier so. Ich war mal in Trier in einer Bar, da gab es noch nicht mal deutschen Weißwein. Und das mitten in einem Weinbaugebiet. Oder in Franken ein wunderschöner Aufbau eines lokalen Winzers im Supermarkt. Daneben ein Probierstand. Wollte den Wein probieren, nicht möglich. Wollte einen Wein aus Franken probieren, auch nicht möglich. Aber italienischen Weißwein, den hätten sie mir geben können.

In Trier gab es einen Bierladen. Ich stand bestimmt 10 Minuten vor den Regalen während der Besitzer am Tresen Zeitung las. Bin dann wieder gegangen, weil ich nicht wusste was ich kaufen soll.

Ich denke, viele müssten einfach mal probieren, ob die Neuheiten ihrem Geschmack entsprechen. Mich schrecken hohe Preise oft ab, wenn ich nicht weiß ob das meinem Geschmack entspricht.
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Ras Tafaric
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#57

Beitrag von Ras Tafaric »

Fällt mir immer wieder eins meine Lieblingsvideos zu ein:
https://www.youtube.com/watch?v=WXNFR-KevaY
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Johnny H
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#58

Beitrag von Johnny H »

rakader hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 20:28 [...] Die Genz Z und Kinder können heute keine Möhre blind identifizieren, geschweige denn feine Gemüse wie Spinat.

In Frankreich gab es einen Kultur- und Schulminister, der gegen die Gefahren von Convenience Food ansteuerte. Jacques Lang verordnete Grundschülern in Frankreich Geschmacksunterricht. Uns bleibt hierzulande die Alternative Geschmacks- und Sensorik-Seminare zu besuchen, die in jeder Großstadt angeboten werden. Kann ich nur empfehlen.

[...]
Das ist ein wichtiger Punkt! Geschmacksbildung funktioniert über Emotionen und die Erinnerung daran. Je früher man damit anfängt, umso besser! Und es wird nicht einfacher, wenn die Lebensmittel insgesamt industrieller und damit tendenziell weniger aromaintensiv werden.

Das einzig Gute ist: das Geschmacksempfinden kann auch später noch trainiert werden und ist nicht in Stein gemeiselt. Auch ohne Seminar kann man sich z.B. in der Küche diverse Gewürze blind reichen lassen. Das ist, wie ich aus Erfahrung weiß, gar nicht mal einfach! Man sollte nicht glauben, wie schwierig solche Dinge sind, wenn man den dazu passenden visuellen Eindruck nicht vor sich hat. Ganz ähnlich wie bei einer Bier-Blindverkostung übrigens! Aber einfach weitermachen, und irgendwann wird es dann besser. Üben, üben, üben!

Hans Hatt und Regine Dee haben in ihren sehr lesenswerten Büchern auch noch einige andere Übungen aufgeschrieben, die jeder machen kann. Ich weiß sie gerade nicht aus dem Kopf, aber die muss ich mir mal vornehmen. Schwierig umsetzbar sind sie nicht, man muss es nur machen!

Auch die Grundaromen (süß, sauer, bitter, salzig, Umami) kann man mit geeigneten Verdünnungen zuhause trainieren. Allein das ist nicht unbedingt einfach - erdet aber!
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#59

Beitrag von DerUrlauber »

Ich hab vor ein paar Tagen einen Artikel zum Thema "Sinn und Konsum: Warum viele Produkte anderswo besser sind als in Deutschland" gelesen. Ich glaube davon lässt sich auch einiges auf die Biervielfalt und -Geschmäcker übertragen:
Nicht die EU, sondern die wenigen Lebensmittelkonzerne, die die Supermärkte dominieren und die wenigen Handelsketten, die die Städte dominieren, entscheiden darüber, welchen Waren wir überhaupt begegnen.
[…]
Denn so lange die Kundschaft nicht weiß, was ihr entgeht, schrappen viele unserer Produkte des täglichen Lebens am unteren Ende des Akzeptanzkorridors entlang.
[…]
Jeder Markt bekommt das, was er – gerade noch – akzeptiert.
https://krautreporter.de/sinn-und-konsu ... eutschland

Kurzum: nicht abschrecken lassen. Weiterbrauen was dir selber schmeckt und einzelne Freunde einladen an der Reise teilzunehmen. :Wink
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gulp
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#60

Beitrag von gulp »

Der Deutsche. Wer soll das sein? Alle deutschen Männer? Der Weintrinker, der kein Bier mag? Der Braumeister einer Fernsehpils Brauerei? Der Hippster, der jeden Tag was Neues braucht? Der Typ der ohne Scham sein Oettinger im Getränkemarkt kauft, weil er sich nichts teureres leisten kann? Usw. usw.

Und was ist ein Banause? Der Duden meint dazu:
Bedeutung ⓘ
männliche Person mit unzulänglichen, flachen, spießigen Ansichten in geistigen oder künstlerischen Dingen; Mensch ohne Kunstverständnis und ohne feineren Lebensstil
Fühle ich mich zum Teil ertappt, zumindest was den feineren Lebensstil und so manche Kunst angeht.

Der beste Beitrag hier ist der Link von Ras Tafaric in Beitrag 57. Und lasst die Leute in Ruhe. Das muss jeder selber wissen, ob er erst üben muss Bier zu trinken. :Greets

Gruß
Peter
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Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
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rakader
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#61

Beitrag von rakader »

Johnny H hat geschrieben: Dienstag 24. September 2024, 09:37
rakader hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 20:28 [...] Die Genz Z und Kinder können heute keine Möhre blind identifizieren, geschweige denn feine Gemüse wie Spinat.

In Frankreich gab es einen Kultur- und Schulminister, der gegen die Gefahren von Convenience Food ansteuerte. Jacques Lang verordnete Grundschülern in Frankreich Geschmacksunterricht. Uns bleibt hierzulande die Alternative Geschmacks- und Sensorik-Seminare zu besuchen, die in jeder Großstadt angeboten werden. Kann ich nur empfehlen.

[...]
Das ist ein wichtiger Punkt! Geschmacksbildung funktioniert über Emotionen und die Erinnerung daran. Je früher man damit anfängt, umso

Das einzig Gute ist: das Geschmacksempfinden kann auch später noch trainiert werden und ist nicht in Stein gemeiselt. Auch ohne Seminar kann man sich z.B. in der Küche diverse Gewürze blind reichen lassen. Das ist, wie ich aus Erfahrung weiß, gar nicht mal einfach! Man sollte nicht glauben, wie schwierig solche Dinge sind, wenn man den dazu passenden visuellen Eindruck nicht vor sich hat. Ganz ähnlich wie bei einer Bier-Blindverkostung übrigens! Aber einfach weitermachen, und irgendwann wird es dann besser. Üben, üben, üben!

Hans Hatt und Regine Dee haben in ihren sehr lesenswerten Büchern auch noch einige andere Übungen aufgeschrieben, die jeder machen kann. Ich weiß sie gerade nicht aus dem Kopf, aber die muss ich mir mal vornehmen. Schwierig umsetzbar sind sie nicht, man muss es nur machen!

Auch die Grundaromen (süß, sauer, bitter, salzig, Umami) kann man mit geeigneten Verdünnungen zuhause trainieren. Allein das ist nicht unbedingt einfach - erdet aber!
Zum Üben allein zu Haus: Die Lösung nennt sich Geruchsorgel, neuerdings Riechtraining oder Aromen-Box. Gibt es in verschiedenen Versionen mit Aromaöl und natürlichen Kräutern bei den bekannten Online-Kaufhäusern. Am besten fand ich die Geruchsorgel (Box) eines französischen Freundes mit einem Mix aus natürlichen, getrockneten Aromen als Pulver und Ölen.
Seit Corona werden die Sets auch von medizinischer Seite angeboten, um verloren gegangenen Geruchssinn wiederzuerlangen.
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Majo_Craft
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#62

Beitrag von Majo_Craft »

Bei mir im Freundeskreis ist ein einziger dabei, der schon so eingefahren ist, was bestimmte Produkte angeht. Er trinkt kein Selbstgebrautes (ohne es zu probieren sagt er "mag ich nicht"), er trinkt nur seinen Lieblingsschnaps, mag kein Fleisch vom regionalen Bauern etc.. Aber da weiß man es und versucht es auch erst nicht.
Natürlich werde ich weiterhin brauen (es macht halt wahnsinnig Spaß) und werde auch weiterhin mein Bier im Freundes und Bekanntenkreis anbieten.
Definitiv werde ich beim nächsten Anlass mein Bier besser präsentieren, so daß die Leute von alleine neugierig werden 💪🏼.
Allzeit gut Sud

Folgenden Satz habe ich mir als Brauanfänger gemerkt, und da ist was dran:
"Bier wird's am Ende immer - so oder so"
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#63

Beitrag von L-B-H-Bräu »

Bei mir Zuhaus gibts nur mein Selbstgebrautes. Wer das nicht mag hat Pech gehabt und bekommt Wasser, Alk-Frei oder einen Gspritztn. Jedoch war bis jetzt ehrlicherweise noch keiner dabei der sich beschwert hätte. Die meisten sind vom Bier und auch von der Brauanlage und den Gärtanks begeistert. Noch dazu wenn das Bier frisch vom Keg gezapft wird. Ich braue und trinke aber hauptsächlich selber gerne eher klassische Biersorten wie österr. Märzen und Zwickl, böhmisches Pils und böhmisches Dunkel. Und einmal im Jahr je einen Sud Saison, hellen Bock und dunklen Doppelbock. IPA, Pale Ale, Stout usw. trinke ich auch gern ab und zu mal, aber solche Biere braue ich nicht mehr selber, da es dann ewig dauert bis ein 50l Sud weggetrunken ist. Da kaufe ich mir lieber hin und wieder ein paar Flaschen oder besuche eine Craftbeer Veranstaltung.
Ein wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach dass die Qualität der Biere erstklassig und auf (Klein)Brauerei-Level sein muss. Wenn Gärfehler oder sonstiges drin sind wird das Bier nicht gut bei den Gästen ankommen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#64

Beitrag von Hopfenrotto »

Zu der Frage des Erstellers:

Ja, die Deutschen haben keinen Biergeschmack mehr.
Es ist wie mit vielen Dingen, jeder redet über Regionalität usw. aber dann kauft doch die Mehrheit Backwaren im Backshop und abgepacktes Fleisch im Supermarkt anstatt zum Bäcker oder Metzger zu gehen.

So ist es halt auch mit dem Bier, günstig muss es sein.
Diese Einstellung mit der Tatsache, dass die Braukonzerne die Gaststätten unter sich aufgeteilt haben, lässt keine Möglichkeit für Alternativen zu.

Jeder sagt immer, dass wir Deutschen so eine tolle Biernation sind, ich sehe das aber überhaupt nicht so. Für mich ist UK traumhaft und die echte Biernation. Lokale Biere in Pubs, teilweise Biere der Woche von der Handpumpe und i.d.R. immer mehr als 5 Biere vom Fass.

Ich war schon in Edinburgh und habe in 4 Tagen 30 verschiedene Biere vom Fass in vielen verschiedenen Pubs getrunken. Kein Bier doppelt war das Motto. Wir waren bei Abreise noch nicht am Ende. Selbst am Flughafen ist mit Brewdog nochmal eine Riesenauswahl da.
Wo schafft man sowas in Deutschland?
Hier gäbe es vielleicht 2 verschiedene Pils vom Fass, aber das war es dann meist auch schon.
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ggansde
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#65

Beitrag von ggansde »

Moin,
das ist mal wieder so eine pauschalisierende Aussage mit der ich überhaupt nicht zurechtkommen. "Der Deutsche, an sich...blaba". Es gibt genügend Deutsche, die in allen Bereichen des Genusses von Lebensmitteln und Getränken, Qualität und Vielfalt suchen und finden. Der Vergleich mit England ist ebenfalls konstruiert. Alles, was es dort wie von Dir beschrieben an Vielfalt gibt, gibt es auch in Deutschland. Ich könnte genauso sagen, der Engländer ißt nur ekelhafte Industriewürste, wässriges Fleisch und trinkt Industriebier aus der Büchse und im Pub gibt es nur Guinness, Holsten und Bitter. Einfach mal die Pauschalisierungen lassen und gut ist.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#66

Beitrag von Pivnice »

§11 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:26
fg100 hat geschrieben: Montag 23. September 2024, 19:18 ... schon viele Hobbybrauerbiere bekommen die einfach nur schlecht waren.
Man könnte auch sagen es gibt einen Grund warum IPA & Co nicht das meistgetrunke Bier der Welt ist, sondern eben langweiliges international Lager :Wink
Ja !
https://www.reddit.com/r/berlin/comment ... eloped_in/

I was meeting some friends at a craft brewery last week and saw one German guy from our group standing outside drinking a Späti beer from a bottle. When I asked him why he didn't just buy a drink from a brewery, he said he needed a "proper beer" before going inside.

Some people just like to keep it simple, I guess.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#67

Beitrag von Colindo »

Hopfenrotto hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 13:28 Jeder sagt immer, dass wir Deutschen so eine tolle Biernation sind, ich sehe das aber überhaupt nicht so. Für mich ist UK traumhaft und die echte Biernation. Lokale Biere in Pubs, teilweise Biere der Woche von der Handpumpe und i.d.R. immer mehr als 5 Biere vom Fass.

Ich war schon in Edinburgh und habe in 4 Tagen 30 verschiedene Biere vom Fass in vielen verschiedenen Pubs getrunken. Kein Bier doppelt war das Motto. Wir waren bei Abreise noch nicht am Ende. Selbst am Flughafen ist mit Brewdog nochmal eine Riesenauswahl da.
In Großbritannien gab es mit den 90ern eine Revolution, bei der viele Mikrobrauereien entstanden sind, die sich daraufhin gut entwickelt haben. Zwar haben die seit Corona auch oft Schwierigkeiten, aber der Erfolg ist, dass die absolute Mehrheit der Pubs es gewohnt ist, Bier aus der Region anzubieten. Die entsprechende Auswahl kommt noch dazu, wobei das bei ländlichen Gegenden weniger ausgeprägt ist.
ggansde hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 14:28 im Pub gibt es nur Guinness, Holsten und Bitter.
Das mit Holsten war in den 80ern, das kann man nicht mehr vergleichen. Und Hopfenrotto hat doch ganz konkret geschildert, was er wo wie wahrgenommen hat. Da würde ich lieber ein konkretes Gegenbeispiel nennen, zum Beispiel die Bierszene in Berlin. Aber man muss so ehrlich sein und sagen, dass es zurzeit in Großbritannien mehr Vielfalt in der Fläche gibt. Genau so wie es dazugehört, dass die Würstchen dort zum Großteil furchtbar sind.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#68

Beitrag von ggansde »

Klar habe ich ich während meiner Zeit in Cambridge auch wahrgenommen, dass da auf einmal Zapfhähne mit Craftbeer in zwei bis drei Pub's aufgetaucht sind (übrigens wie bei uns meistens keine lokalen Bierstile). Studentenstadt halt. Das mit der Auswahl in der Fläche und in den Supermärkten ist nicht meine Erfahrung. Vor wenigen Jahren in Exeter, Buckfastleigh, Windermere, Dumfries, Portree, Fort William, Ullapool, usw. war es mit der Auswahl aber immer noch so, wie von mir beschrieben. In Frankfurt z.B. finde ich an einigen Stellen auch eine erweiterte Auswahl, oder in Offenbach den "Le Belge", etc. Genau, wie von Hopfenrotto für Edinburgh beschrieben. Es gibt in beiden Ländern Bevölkerungsschichten, die auf den Kassenzettel schauen müssen, und da gibt es den Anspruch nicht. Daraus diese Pauschalaussage abzuleiten finde ich mehr als fraglich.
Genau so wie es dazugehört, dass die Würstchen dort zum Großteil furchtbar sind.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#69

Beitrag von Ras Tafaric »

Naja,
Man bekommt dort in den meisten Pubs: Carling Extra Cold, Grolsch, Stella Artois, Fosters --> schmeckt mir selber alles nicht sehr gut.
Aber man bekommt auch cask Ales, zumindest dort wo ich öfter dienstlich bin: Burton Bitter, Green King, Old Speckled Hen, Pedigree und Abbot Ale.
Die haben halt keine Brauereibindung der Kneipen, die bei uns eine Menge Monopol-Monokulturen schafft.
Ich genieß UK zugegeben, was das Bier betrifft. Dafür kannst du viel vom dem Supermarktbier dort nicht trinken. Die oben genannten Lager find ich ungenießbar und Cask Ales aus der Flasche irgendwie zwischen Määäh und "nicht das selbe".

In Deutschland gibts in den meisten Kneipen genau 1 Pils vom Fass, ab und an genau 1 dunkles oder schwarzes, selten vom Fass und ein Weizen aus der Flasche. Dazu ein bleifreies und das wars. Wenn ich in Deutschland gutes Bier in der Kneipe haben will, geh ich in ein Brauhaus.

Edith senft noch dazu: Ich mag englische Würstchen irgendwie. Cumberlands zum Frühstück mit Bohnen, Ei, Pilzen und Blackpudding muss man mal gekostet haben.

Ediths Schwester senft dazu: Die selbe Diskussion führt man übrigens in UK auch. Dort versucht man gegenzusteuern, dass die Pubgeher auf dünne Lager schwenken und versucht klassische englische Biere zu promoten. Gibt eine ziemliche Initiative das Cask Ale zu retten, seit irgendwann in den 90ern.
Zuletzt geändert von Ras Tafaric am Mittwoch 25. September 2024, 15:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#70

Beitrag von ggansde »

...und Kipper mit Braun. :thumbdown Aber ich weiche gerade ab :Smile
In Deutschland gibts in den meisten Kneipen genau 1 Pils vom Fass, ab und an genau 1 dunkles oder schwarzes, selten vom Fass und ein Weizen aus der Flasche. Dazu ein bleifreies und das wars.
Stimmt, genau wie in der Fläche in England. Selbst in Belgien, dem Land der Biere, gibt es in vielen Kneipen nur Jupiler und ähnliches Gesöff. Wer Vielfalt will, muss halt überall etwas mehr suchen. Daher kann man eine solche Pauschalisierung nicht einfach so raushauen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#71

Beitrag von Colindo »

Vielleicht noch als Ergänzung und ohne es zu weit abdriften zu lassen:

Ich war natürlich auch noch nicht überall, aber zum Beispiel in Cornwall, wo Markus auch war, kenne ich das nur, dass selbst kleinste Pubs neben dem Standardbier ein Spezialbier auflegen, was als Gastbier einer Mikrobrauerei über die großen Brauereien vertrieben wird. Die sind nämlich mittlerweile gesetzlich dazu verpflichtet, in jedem Pub ein Fremdbier anbieten zu müssen.

Ich war aber schon mal in der Gegend um Cambridge und war sehr enttäuscht, was die Auswahl anging. Das ist vor allem dann so, wenn fast alle Pubs im Umkreis zur gleichen Brauerei (Greene King) gehören.
Ras Tafaric hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 15:18 Die haben halt keine Brauereibindung der Kneipen, die bei uns eine Menge Monopol-Monokulturen schafft.
Das ist nicht der Fall. Tatsächlich haben wir nur jetzt Glück, dass das große Monopol in UK schon vorbei ist. In den 60ern, 70ern und 80ern war die Bierlandschaft eine desaströse Wüste aus billigen Lagern mit 3,0% vol, weil die Monopole der sechs großen Konzerne so stark waren, dass die Kunden einfach nichts anderes gekriegt haben. Starker Lobbyismus der Verbraucherverbände hat dazu geführt, dass das per Gesetz aufgebrochen wurde. Aus der Zeit stammt übrigens auch die Erfahrung der Kontinentaleuropäer, dass englisches Bier furchtbar ist.

Zusatz: Man sollte auch mit Irland vergleichen, wo andere Gesetze herrschen und in den meisten Pubs zwar viele verschiedene Biere angeboten werden, diese aber allesamt zum Dageo-Konzern (Guinness, Beamisch, Murphy's, Harp etc) gehören. Da ist die Situation marktwirtschaftlich deutlich eingeschränkter, nur die Auswahl trotzdem größer als durchschnittlich bei uns (Auf der Meinung beharre ich :Wink ).
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#72

Beitrag von ggansde »

Was Cambridge angeht hast Du inzwischen recht. Ich bin schockiert. "The Grain&Hop Store" (früher mind. 5-10 Taps mit Craftbeer + geiles Pilsner Urquell unpasteurisiert aus dem Tank) gehört inzwischen greenKing und hat scheinbar gar kein Bier mehr im Angebot. "The Mill", ebenso vielfältig, hat sein Angebot komplett zurückgedreht. Why? Keine Nachfrage mehr?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#73

Beitrag von Ras Tafaric »

Colindo hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 15:41
Ras Tafaric hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 15:18 Die haben halt keine Brauereibindung der Kneipen, die bei uns eine Menge Monopol-Monokulturen schafft.
Das ist nicht der Fall.
Ehrlich? Das hätt ich jetzt nicht gedacht. Eventuell liegts an den Pubs die ich drüben so frequentier. Aber dort gibts mindestens 6-7 Sorten (ok die viel gescholtenen untrinkbaren Lager sind dabei) in den ganz kleinen und in den großen 12-15 (wo dann die guten wahnsinnig frischen Cask Ales bei sind).
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#74

Beitrag von rakader »

ggansde hat geschrieben: Mittwoch 25. September 2024, 15:15 Klar habe ich ich während meiner Zeit in Cambridge auch wahrgenommen, dass da auf einmal Zapfhähne mit Craftbeer in zwei bis drei Pub's aufgetaucht sind (übrigens wie bei uns meistens keine lokalen Bierstile). Studentenstadt halt. Das mit der Auswahl in der Fläche und in den Supermärkten ist nicht meine Erfahrung. Vor wenigen Jahren in Exeter, Buckfastleigh, Windermere, Dumfries, Portree, Fort William, Ullapool, usw. war es mit der Auswahl aber immer noch so, wie von mir beschrieben. In Frankfurt z.B. finde ich an einigen Stellen auch eine erweiterte Auswahl, oder in Offenbach den "Le Belge", etc. Genau, wie von Hopfenrotto für Edinburgh beschrieben. Es gibt in beiden Ländern Bevölkerungsschichten, die auf den Kassenzettel schauen müssen, und da gibt es den Anspruch nicht. Daraus diese Pauschalaussage abzuleiten finde ich mehr als fraglich.
Genau so wie es dazugehört, dass die Würstchen dort zum Großteil furchtbar sind.
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Kann ich aus meiner Zeit in Falmouth mit Fahrten durch ganz UK und einem längeren Aufenthalt auf Inseln bestätigen. Craftbeer ist eine Erscheinung der Studentenstädte auch in UK geblieben. Wie bei uns vernebeln Trends in Unistädten den Blick aufs Ganze. Vielleicht ist es bei uns nur ausgeprägter, denn kleinere Unistädte sind auch zu Hochzeiten nie dem Craftbeer-Trend gefolgt.

Grüße
Radulph
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#75

Beitrag von emjay2812 »

Es ist in Deutschland eine Frage der Region. In Bayern hast du in einem Ort 5 Gasthäuser mit 5 verschiedenen Brauereien. In anderen Gegenden dominiert eine Brauerei den Markt, der kannst du kilometerweit nicht entfliehen. Bei mir ist das Bitburger.
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Majo_Craft
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#76

Beitrag von Majo_Craft »

Bei mir in der Region gibt es vier relativ bekannte Brauereien (Barre Bräu, Herforder, Detmolder und Schaumburger (wobei es die glaube ich nicht mehr wirklich gibt)). Am bekanntesten davon dürfte Barre sein. Aber alle Biere sind jetzt nicht so beliebt - hier herrschen weitestgehend auch die Fernsehbiere 😕
Allzeit gut Sud

Folgenden Satz habe ich mir als Brauanfänger gemerkt, und da ist was dran:
"Bier wird's am Ende immer - so oder so"
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#77

Beitrag von Spittyman »

Ich kann die Kritik an Pauschalisierungen einerseits etwas verstehen, andererseits ist es schon angemessen, wenn man sich als in Deutschland lebender Mensch auch über „den Deutschen“ und damit auch sich selbst kritisch Gedanken macht. Das gilt im Positiven, wie auch im Negativen. Ich denke, dass ich mit Recht und Fug behaupten kann, dass wir z.B. in Deutschland eine (wenn auch mittlerweile etwas verkümmernde) Brotkultur haben. Es kann mir hier keiner erzählen, dass er immer nur die Individuen sieht und nicht auch Gruppen und ihre (vermeindlichen) Eigenheiten meint zu kennen, das funktioniert auf lange Sicht einfach nicht. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn Menschen ausgegrenzt oder entwürdigt werden. Das sehe ich bei der Fragestellung, ob wir nun Bierbanausen sind oder nicht, überhaupt nicht! Ich bin und bleib bei der Meinung, dass wir hier in Deutschland vergleichsweise wenig Liebe für Biervielfalt zeigen. Ich sehe da auch kein Problem, das so zu konstatieren.

Grüße
Fabian
Zuletzt geändert von Spittyman am Mittwoch 25. September 2024, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#78

Beitrag von Hopfenrotto »

Positiv ist zumindest, dass wir dem gemeinen Industriebiertrinker zeigen können, dass es eine Welt außerhalb der Regenwald oder Segelschiff Biere gibt.

Kürzlich habe ich ein sehr leckeres NEIPA gebraut. Meine Gäste waren sehr angetan und meinten durch die Bank, dass "es eine gute Alternative zu einem BIER ist".

Auf Nachfrage, was damit gemeint ist, sagen die meisten, dass da ja Saft drin sein müsse. Die Leute sind dann ganz überrascht wenn man erklärt, dass das besondere Aroma vom Hopfen kommt.
Safari-Guide
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#79

Beitrag von Safari-Guide »

Jenseits aller Pauschalierungen - der "durchschnittliche Deutsche" ist in seinem Biergeschmack schon relativ einseitig und auf einen klaren Geschmack festgelegt - früher vor allem Export, dann gab es den Trend zum Pils, jetzt kommt das Helle. Zusätzlich etablierte sich irgendwann auch das Weißbier außerhalb von Süddeutschland ...

Eine (Craft-)Bierkultur a la USA wird es daher in meinen Augen zumindest kurz- bis mittelfristig bei uns nicht geben. Vielleicht kommt irgendwann, wenn die Hellen dann mal so dünn geworden sind, dass sie wie ein US Budweiser etc. sind, doch noch eine Gegenbewegung wie in den USA.

Die meisten Bekannten / Freunde, denen ich Selbstgebrautes anbiete, sind erst mal überrascht, dass man das überhaupt zuhause hin kriegt und sind wegen der Qualität zuerst einmal skeptisch, werden dann aber schnell eines besseren belehrt. Meine "mehr an den deutschen Geschmack" angepassten Biere wie Helles / Dunkles / Kölsch kamen eigentlich immer bei allen sehr gut an.

Bei stärker gehopften Bieren a la IPA scheiden sich die Geschmäcker - ein paar Freunde finden sie klasse, der Großteil ist so einen (fruchtigen und hopfigen) Geschmack allerdings i.d.R. überhaupt nicht gewöhnt. Nach dem Probieren kommen dann so Kommentare wie "schmeckt interessant", aber keine wirkliche Begeisterung.

Ich habe daher für mich die Konsequenz gezogen, dass ich vor allem braue, was mir persönlich schmeckt und ich gerne trinke. Wenn dies anderen nicht schmeckt, dann kriegen sie entweder alkoholfreies Bier, Wein oder ggf. einen Cocktail angeboten. Auch habe ich i.d.R. nur 1-2 Sude da, daher ist die Auswahl meistens sowieso limitiert...

Erik
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#80

Beitrag von rakader »

Safari-Guide hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 10:36 Jenseits aller Pauschalierungen - der "durchschnittliche Deutsche" ist in seinem Biergeschmack schon relativ einseitig und auf einen klaren Geschmack festgelegt - früher vor allem Export, dann gab es den Trend zum Pils, jetzt kommt das Helle. Zusätzlich etablierte sich irgendwann auch das Weißbier außerhalb von Süddeutschland ...
Muss es nicht heißen "Diesseits aller Pauschalierungen"? Das ist doch nur eine rhetorische Figur, die die Pauschalisierung fortschreibt.

Ein paar Gedanken meinerseits, um die Pauschalisierung etwas aufzuschlüsseln: Soziologisch hat die Unterscheidung nach Biersorte keinerlei Aussagekraft und ist aus der Zeit gefallen. Vielmehr ist es besser nach urbanen und ländlichen Regionen zu unterscheiden, nach Schichten und Bildungsgrad, Einkommen und Alterskohorten und Marketing-Budget, Stichwort Fernsehbiere. Da spielen dann Faktoren wie soziale Erwünschtheit, In-Group-Verhalten und vor allem Vertriebsmöglichkeiten eine Rolle. Vor allem letztere formen auf der Produzentenseite des Deutschen Geschmackserwartung.

Dann haben wir die rechtliche ordoliberale Seite. Da ist das deutsche vorläufige Biergesetz und mehr noch das deutsche und bayerische Reinheitsgebot. Beide sind unterscheidlich streng und dimmen Neuerungen unterschiedlich. So ist allgemein im Norden Deutschlands mehr erlaubt als in Bayern. Und selbst dort gibt es Unterschiede nach Landkreis. Mit Ausnahmegenehmigung darf ein Milk Stout in NRW gebraut werden, in Oberbayern muss es in den Gulli geschüttet werden.
Aussagekräftiger sind mithin sozialgeographische und sozialpsychologische, juristische und ökonomische Faktoren.

Im Zusammenspiel mit den unteren Verwaltungsbehörden betreiben Brauereien und Braubünde eine Verhinderungspolitik nach Sprengel, um Konkurrenz nicht aufkommen zu lassen. Auf dem Land, möchte ich behaupten, ist diese Politik erfolgreicher als in einer diverseren Großstadt.

All dies regelt und formt unseren Eindruck von Einseitigkeit und Vielfalt und Verfügbarkeit, wenn es um das Genussmittel Bier geht. Es gibt allerdings eine Ausnahme - und die ist wiederum rechtlicher Natur:

Europarecht bricht Bundesrecht bricht Landesrecht heißt diese. Das - vereinfacht gesagt - deutsche Reinheitsgebot gilt nicht für ausländische Biere. Also alles was außerhalb gebraut wird, darf eingeführt und in den Verkehr gebracht werden. Die Vielfalt ist also da - in den Biershops in den Großstädten. Nur dass es die nicht in der Breite des Landes gibt.

Und hier beißt sich der Hund in den Schwanz: Das ist wiederum ein Argument für die traditionellen Brauereien zu sagen, ausländische Biere kosten Arbeitsplätze und letztlich Gewerbesteuern. Kein schwaches Argument, gehören in kleinen Gemeinden Brauereien doch oft zu den größten Gewerbesteuerzahlern. Dann sprechen auch die höheren Kosten von Craftbieren eine Rolle. Es ist also ingesamt ein Füllhorn an Faktoren, die eine Geschmacksvielfalt in der Breite verhindert. Der Preis ist nur ein Faktor von vielen - siehe Social Standing.

Ich meine zu ahnen, dass eine Liberalisierung im Sinne von mehr Vielfalt nichts ändern würde. Dafür ist zum einen der organisierte Brauereilobbyismus in diesem Land zu stark, zum anderen lügen wir Deutschen uns beim Bier wie beim Brot wie bei der Wurst nur zu gerne selbst in die Tasche, wenn es um Vielfalt geht. (Bei den Engländern ist es - wie hier aufgezeigt wurde - ähnlich.) Der wichtigste Faktor, meine ich, ist das Supermarktregal. Solange jeder Edeka-Händler vom kleinen Craftbrauer eine Regalgebühr oder einen gehörigen Preisnachlass fordert, um ins Sortiment aufgenommen zu werden, wird es keine Marktdurchdringung geben. Dafür haben wir in Deutschland mit seinem zentralisierten Einkauf im Einzelhandel zu wenig Wettbewerb, zu viel Einzelhandelsmonopol. Bei Stadtfesten o.ä. gibt es eine unheilige Allianz zwischen Stadtverwaltung und lokaler Brauerei. (In meiner zweiten Heimat Rumänien ist das nicht gegeben - da veranstaltet die Stadt selbst einmal im Jahr ein Craftbierfest.)

Was die Craftbrauer meines Erachtens noch nie auf dem Schirm hatten, deswegen trifft sie auch etwas Selbstschuld: Die Geschmacksprägung findet bei Genussmitteln in der Adoleszenz statt (bei Gemüse, Milch und Fleisch im Kindesalter). Danach wird es schwerer für Änderungen. Beim Musikgeschmack kann das wohl jeder aus eigener Erfahrung nachvollziehen.

:Drink
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#81

Beitrag von Duc1302 »

rakader hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 13:40 Dafür ist zum einen der organisierte Brauereilobbyismus in diesem Land zu stark, zum anderen lügen wir Deutschen uns beim Bier wie beim Brot wie bei der Wurst nur zu gerne selbst in die Tasche, wenn es um Vielfalt geht.

:Drink
Radulph
Das ist nun mal an Pauschalierung nicht zu toppen…
Und was den restlichen Kommentar angeht… na ja.
Fakt ist, dass wir in Bayern - trotz Reinheitsgebot - eine Vielfalt an kleinen Brauereien mit geschmackvollen Bieren haben. Wenn der Rest Deutschlands auf Becks, Bitburger und Krombacher eingenordet ist, mir egal. Und wenn mir mal ein Leffe ins Haus kommt merke ich, dass ich selbst besseres Bier braue…nach dem Reinheitsgebot 😀
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#82

Beitrag von Spittyman »

Mich würde mal eine Einschätzung von einem hier aus dem Forum interessieren, der sich mit Bier und Wein gleichermaßen auskennt. Meine Frage wäre, wie experimentierfreudig man hier in Bezug auf Weine ist. Ich habe da echt null Ahnung. Wählen Menschen, die gerne und oft Wein trinken unterschiedliche Weine aus oder bleibt man da gern bei einem Wein?

Gruß
Fabian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#83

Beitrag von guenter »

Spittyman hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 15:39 Mich würde mal eine Einschätzung von einem hier aus dem Forum interessieren, der sich mit Bier und Wein gleichermaßen auskennt. Meine Frage wäre, wie experimentierfreudig man hier in Bezug auf Weine ist. Ich habe da echt null Ahnung. Wählen Menschen, die gerne und oft Wein trinken unterschiedliche Weine aus oder bleibt man da gern bei einem Wein?
Ich kann nur von mir sprechen: bei Wein habe ich schon immer viel experimentiert. Dort ist es auch anerkannt, dass es ein Naturprodukt ist und die Jahrgänge immer etwas anders schmecken. Die Winzer vermarkten scheinbar ihre Produkte besser. Und erzielen für gute Weine Spitzenpreise.
Bier trinken ist besser als Quark reden! :Drink
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#84

Beitrag von rakader »

Spittyman hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 15:39 Mich würde mal eine Einschätzung von einem hier aus dem Forum interessieren, der sich mit Bier und Wein gleichermaßen auskennt. Meine Frage wäre, wie experimentierfreudig man hier in Bezug auf Weine ist. Ich habe da echt null Ahnung. Wählen Menschen, die gerne und oft Wein trinken unterschiedliche Weine aus oder bleibt man da gern bei einem Wein?

Gruß
Fabian
Hallo Fabian, kannst Du nicht vergleichen. Wein ist ein Jahrgangsprodukt und extrem vom Terroir geprägt. Die ganze Arbeit eines ganzen Jahres kulminiert in den 2-3 Tagen der Weinlese. Es gibt zwar die Flying Winemakers, die einen Einheitsgeschmack in der westlichen Welt und China propagieren (kalifornische, chilenische und südafrikanische Weine), ansonsten aber ist Wein eine regionale Angelegenheit nach Anbaugebieten (Burgund, Bordeaux, Pèrigord, Langhe, Ribera del Duero, Montsant, Priorat, Brunello, Chianti) oder wie bei deutschen, österreichischen und ungarischen Winzern sogar eine lokale und herstellerabhängige (Spitzenweingut neben Genossenschaftswinzer).

Wein ist so angelegt, dass man experimentierfreudig sein muss. Das Preissystem ist viel ausdifferenzierter. Man legt sich hier eher auf weiß oder rot, süß oder trocken und vielleicht die Rebsorte fest. Eine Marken- oder Stiltreue gibt es aber nicht. Es ist eigentlich vernachlässigenswert, ob man einen Grauburgunder aus der Pfalz oder einen Pinot Gris aus dem Elsass oder einen Pinot Grigio aus Umbrien trinkt. Zunächst ist da die Traube. Doch dann kommt das Mikroklima hinzu - deswegen wird ein grauer vom Lago Trasimeno in Umbrien immer anders als einer aus dem Pfälzer Wald schmecken.

Wer ernsthaft mit Wein anfängt, der sollte sich nach Empfehlungen von Sommeliers und Weinseminar-Coaches, wie sie uns hier im Freundeskreis angeleitet haben, halten: Zuerst überschaubare Regionen, dann die komplexeren. Überschaubar ist zuerst Spanien und Italien, komplexer Frankreich, extrem schwierig ist Deutschland. Die meisten Weinseminare sind auch danach aufgebaut. Wir haben uns jedes Jahr ein Land bzw. eine Region vorgenommen und uns dann vorgetastet. Machen das jetzt seit einem Vierteljahrhundert so.

Ich sage mal so: Wer vom Wein zum Bier kommt, wird – tendenziell! – neuen Geschmacksrichtungen und Stilen aufgeschlossener sein als umgekehrt.


Gruß
Radulph
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#85

Beitrag von Safari-Guide »

Wein und Bier kann man nicht wirklich vergleichen.

Die Vielfalt beim Wein ist über die unterschiedlichsten Trauben, Mischungen, Qualitätsstufen, Ausbaumöglichkeiten viel höher und die Anzahl der Produzenten ist auch viel größer (vielleicht mit Ausnahme von Teilen von Bayern…). Das ist keine industrielle Produktion wie beim Bier (zumindest bei uns hier in Deutschland).

Außerdem spielt der Boden und die Arbeit im Weinberg eine ganz wichtige Rolle für die Qualität des Weins…

Und auch das Wetter spielt eine sehr große Rolle, so dass jeder Jahrgang immer wieder etwas anders ist.

Erik
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#86

Beitrag von Pivnice »

Safari-Guide hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 17:42 Das ist keine industrielle Produktion wie beim Bier (zumindest bei uns hier in Deutschland).
Hallo Erik
schau mal hier
https://www.meininger.de/wein/erzeuger/ ... ufgestellt
...Stärke liegt eben genau darin, massenkompatible Weine in großer Stückzahl und konstanter Qualität erzeugen zu können.
Hubert
Bier: Einfach zu brauen, schwierig zu verstehen
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#87

Beitrag von rakader »

Pivnice hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 17:58
Safari-Guide hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 17:42 Das ist keine industrielle Produktion wie beim Bier (zumindest bei uns hier in Deutschland).
Hallo Erik
schau mal hier
https://www.meininger.de/wein/erzeuger/ ... ufgestellt
...Stärke liegt eben genau darin, massenkompatible Weine in großer Stückzahl und konstanter Qualität erzeugen zu können.
Das ist das was ich mit Flying Winemakers meine, die jedes Jahr des Massengeschmack vor den großen Messen vorgeben. Das heißt aber nicht, dass ein kalifornischer Zinfandel des Jahrgang 2022 so schmeckt wie der des Jahrgangs 2020. Wichtiges Stichwort ist hier wie von Hubert erwähnt "konstante Qualität".
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#88

Beitrag von mb1i3er »

rakader hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 16:00
Spittyman hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 15:39 Mich würde mal eine Einschätzung von einem hier aus dem Forum interessieren, der sich mit Bier und Wein gleichermaßen auskennt. Meine Frage wäre, wie experimentierfreudig man hier in Bezug auf Weine ist. Ich habe da echt null Ahnung. Wählen Menschen, die gerne und oft Wein trinken unterschiedliche Weine aus oder bleibt man da gern bei einem Wein?

Gruß
Fabian

Wer ernsthaft mit Wein anfängt, der sollte sich nach Empfehlungen von Sommeliers und Weinseminar-Coaches, wie sie uns hier im Freundeskreis angeleitet haben, halten: Zuerst überschaubare Regionen, dann die komplexeren. Überschaubar ist zuerst Spanien und Italien...

Gruß
Radulph
Wein kippt man in den Kochtopf, getrunken wird Bier. Stelle mir gerade vor, die fünfte Portion Salchichas en vino oder verschiedene Soffritos zu verkosten, nur um rauszukriegen, wie das Mikroklima war. Bin aber auch Bier-Banause und kein Meteorologe.

:Fight
Ich bremse auch für Biere
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#89

Beitrag von rakader »

mb1i3er hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 18:07
Wein kippt man in den Kochtopf, getrunken wird Bier. Stelle mir gerade vor, die fünfte Portion Salchichas en vino oder verschiedene Soffritos zu verkosten, nur um rauszukriegen, wie das Mikroklima war. Bin aber auch Bier-Banause und kein Meteorologe.

:Fight
Es gibt hier ein schönes Forum Kochen mit Bier. Kochen mit Wein gibt es unterschiedliche Philosphien: Schweizer sagen gerne mit dem Wein, den du trinkst, deutsche sagen einen Kochwein.

Und das mit dem Mikroklima ist auch einfach, hat nichts mit Banausentum zu tun. An Steilhängen mit entsprechendem Kalk- oder Schieferböden bilden sich in der Nacht Bodennebel und kondensieren. Diese Temperatur- und Feuchtigkeitsumschwünge goutiert die Weinrebe mit höheren Qualitäten. Deswegen produzieren die Steillagen an Mosel und Ahr auch die teuersten Rieslinge der Welt. Das gilt weltweit generell für Flusstäler und gemäßigtes Klima. Weinbau kann deshalb selbst in heißen Regionen möglich sein (Duero, Negev-Wüste) - Mikroklima.

Also da muss man sich nicht kappeln, sondern einfach nur mal zwei Flaschen unterschiedlicher Qualitäten und Lagen verkosten.

Radulph

Edit: (Der Boden an Steillagen nimmt tagsüber mehr Energie auf und seine Luftschicht legt sich in der Nacht wie eine Glocke über den Fluss und bewirkt so Bodennebel durch eine Art Inversionswetterlage (Luftdruck), in der die natürliche Konvektion zum Erliegen kommt – auf dem Berg ist es wärmer als im Tal; so ganz falsch war Dein Vergleich mit Metereologie nicht :Smile
Zuletzt geändert von rakader am Donnerstag 26. September 2024, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#90

Beitrag von mb1i3er »

rakader hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 18:14
mb1i3er hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 18:07
Wein kippt man in den Kochtopf, getrunken wird Bier. Stelle mir gerade vor, die fünfte Portion Salchichas en vino oder verschiedene Soffritos zu verkosten, nur um rauszukriegen, wie das Mikroklima war. Bin aber auch Bier-Banause und kein Meteorologe.

:Fight
Es gibt hier ein schönes Forum Kochen mit Bier.

Ich muss zugeben, ich hätte hier etwas mehr Gegenwind von Deiner Seite erwartet. Sehr schön gekontert; und das innerhalb von sieben Minuten. Respekt, Rakader.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#91

Beitrag von rakader »

mb1i3er hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 18:43
rakader hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 18:14
mb1i3er hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 18:07
Wein kippt man in den Kochtopf, getrunken wird Bier. Stelle mir gerade vor, die fünfte Portion Salchichas en vino oder verschiedene Soffritos zu verkosten, nur um rauszukriegen, wie das Mikroklima war. Bin aber auch Bier-Banause und kein Meteorologe.

:Fight
Es gibt hier ein schönes Forum Kochen mit Bier.

Ich muss zugeben, ich hätte hier etwas mehr Gegenwind von Deiner Seite erwartet. Sehr schön gekontert; und das innerhalb von sieben Minuten. Respekt, Rakader.
Seien wir genau: 23 Minuten. Danke fürs Lob und Cheers, :Bigsmile
Radulph

…der heute Abend seine Zucchini-Suppe mit einem Veltliner aus der Wachau kocht.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#92

Beitrag von emjay2812 »

Auch beim Wein gibt es sogenannte "uniformierte" Weine. Ein Chardonnay schmeckt fast überall auf der Welt gleich, egal ob aus Kalifornien oder von der Mosel. Grund hierfür ist, das es Weine aus Großkellereien gibt, die versuchen, egal wie der Jahrgang war, möglichst immer das gleiche Endergebnis zu erzeugen. Da werden dann verschiedene Lagen etc. verschnitten, bis der Geschmack des "Mosel Chardonnay QBA" so ist, wie er sein soll.

Daneben gibt es auch in den Kellereien oft Linien, die eben versuchen das Beste aus einer Lage zu keltern. Das sind dann die Premium Linien.

Kleine Winzer oder örtliche Kleinstgenossenschaften haben diese Möglichkeiten nicht, und müssen schauen, was der Jahrgang hergibt.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#93

Beitrag von Pivnice »

Majo_Craft hat geschrieben: Sonntag 22. September 2024, 17:12 Das Heineken wurde getrunken wie verrückt. Wir hatten zwei Kisten davon und beide komplett leer.
Da frage ich mich wirklich, ob der Deutsche keinen Biergeschmack hat?
Zurück zum Biergeschmack. Was machen all die Heinekens ?
...die Stärke liegt eben genau darin, massenkompatibles Bier in konstanter "Qualität" erzeugen zu können.

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Zuletzt geändert von Pivnice am Donnerstag 26. September 2024, 19:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#94

Beitrag von gulp »

Und wenn mir mal ein Leffe ins Haus kommt merke ich, dass ich selbst besseres Bier braue…nach dem Reinheitsgebot 😀
Soso und wie viele belgische Blonde hast du schon gebraut um das behaupten zu können? :Grübel
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#95

Beitrag von Duc1302 »

Keins, denn braue nach REINHEITSGEBOT.
Das hatte ich auch geschrieben.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#96

Beitrag von ggansde »

:moredrama
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#97

Beitrag von Duc1302 »

Lass gut sein.
Ich brau halt lieber Bayrisch Hell statt Belgisch Blonde
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#98

Beitrag von FlorianTH »

Duc1302 hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 19:50 Keins, denn braue nach REINHEITSGEBOT.
Das hatte ich auch geschrieben.
Nach welchem denn? Deutsch oder Bayerisch? :popdrink
Viele Grüße
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#99

Beitrag von Duc1302 »

Natürlich nach dem Bairischen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?

#100

Beitrag von rakader »

Duc1302 hat geschrieben: Donnerstag 26. September 2024, 20:33 Natürlich nach dem Bairischen.
Mit "ai". Cool.
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