Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Passt zwar auch nicht 100%ig zum Thema, aber ich frage mich, warum es manche Biere sowohl mit Lichtgeschmack gibt (Becks, Jever, aber auch Reissdorf in 0,33 Klarglasflaschen!)? Da wird ein soo großer Aufwand betrieben, trotz schwankender Rohstoffqualitäten ein gleichbleibendes Produkt zu produzieren und dann so etwas? Da drängt sich mir die Frage auf, ob die entsprechenden Brauereien dem Kunden überhaupt nicht zutrauen, den Interschied zu schmecken. Zumindest bei den 0,33 Reissdorfflaschen kann ich mir auch vorstellen, dass der Lichtgeschmack dabei hilft, das Bier noch schneller „wegzuziehen. Was meint ihr?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Es sind die Marken, die dem Kunden verkauft werden, nicht der Inhalt (das Bier).Es sind meist bittere Biere oder extrem "ausgezogene" Biere, die über Stabilisieren, Filtrieren und Pasteurisieren halbar gemacht werden. Lichtgeschmack ist in die Marketing-Abteilung "noch" nicht vorgedrungen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Natürlich machen Großbrauereien aufwändige Längsstudien und testen ihr Publikum intensiv, um rechtzeitig auf wandelnde Geschmäcker reagieren zu können. Dass die von Lichtgeschmack keine Ahnung haben, ist eine Überhöhung unserer Szene. Vielmehr werden sie es nicht als Problem warhnehmen, sogar positiv als Markenbestandteil und USP umdeuten. Die Marke ist bei Becks & Co Kreuz Bube.Ökonomierat hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 08:04 Es sind die Marken, die dem Kunden verkauft werden, nicht der Inhalt (das Bier).Es sind meist bittere Biere oder extrem "ausgezogene" Biere, die über Stabilisieren, Filtrieren und Pasteurisieren halbar gemacht werden. Lichtgeschmack ist in die Marketing-Abteilung "noch" nicht vorgedrungen.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Das sehe ich ähnlich.rakader hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 11:53Natürlich machen Großbrauereien aufwändige Längsstudien und testen ihr Publikum intensiv, um rechtzeitig auf wandelnde Geschmäcker reagieren zu können. Dass die von Lichtgeschmack keine Ahnung haben, ist eine Überhöhung unserer Szene. Vielmehr werden sie es nicht als Problem warhnehmen, sogar positiv als Markenbestandteil und USP umdeuten. Die Marke ist bei Becks & Co Kreuz Bube.Ökonomierat hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 08:04 Es sind die Marken, die dem Kunden verkauft werden, nicht der Inhalt (das Bier).Es sind meist bittere Biere oder extrem "ausgezogene" Biere, die über Stabilisieren, Filtrieren und Pasteurisieren halbar gemacht werden. Lichtgeschmack ist in die Marketing-Abteilung "noch" nicht vorgedrungen.
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Ich kann mir sogar vorstellen, dass es als "it's not a bug, it's a feature" umgedeutet wird.
Ist jetzt natürlich anekdotische Evidenz, aber mir sind mehrere Personen bekannt, die das "Katzenp...." Aroma z.B. bei Becks Gold als (positives) Alleinstellungsmerkmal preisen. Diese Personen erwarten dann sogar das, was wir zurecht als Fehlgeschmack wahrnehmen und verbinden diese auffällige Andersartigkeit evtl. mit dem positiven Marketing...
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Es ist ja grade das Sowohl-Als-Auch (grüne Flaschen / Dosen bzw. braune Flaschen), was mich etwas stutzig macht.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Das illustriert sehr gut, das mancher Fehlgeschmack nicht so einfach trennscharf als solcher bezeichnet werden kann. Wenn man ihn wahrnimmst, denkst man, es ist ein Feature, bis jemand kommt, der sagt, es ist ein Bug. Und dann? Empfindet man es womöglich trotzdem als Feature? Warum auch nicht? Wenn man vorher nicht gedacht hat, Stinktier schmeckt mir nicht, warum danach?Taim hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 12:14Das sehe ich ähnlich.rakader hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 11:53Natürlich machen Großbrauereien aufwändige Längsstudien und testen ihr Publikum intensiv, um rechtzeitig auf wandelnde Geschmäcker reagieren zu können. Dass die von Lichtgeschmack keine Ahnung haben, ist eine Überhöhung unserer Szene. Vielmehr werden sie es nicht als Problem warhnehmen, sogar positiv als Markenbestandteil und USP umdeuten. Die Marke ist bei Becks & Co Kreuz Bube.Ökonomierat hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 08:04 Es sind die Marken, die dem Kunden verkauft werden, nicht der Inhalt (das Bier).Es sind meist bittere Biere oder extrem "ausgezogene" Biere, die über Stabilisieren, Filtrieren und Pasteurisieren halbar gemacht werden. Lichtgeschmack ist in die Marketing-Abteilung "noch" nicht vorgedrungen.
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Ich kann mir sogar vorstellen, dass es als "it's not a bug, it's a feature" umgedeutet wird.
Ist jetzt natürlich anekdotische Evidenz, aber mir sind mehrere Personen bekannt, die das "Katzenp...." Aroma z.B. bei Becks Gold als (positives) Alleinstellungsmerkmal preisen. Diese Personen erwarten dann sogar das, was wir zurecht als Fehlgeschmack wahrnehmen und verbinden diese auffällige Andersartigkeit evtl. mit dem positiven Marketing...
Beim Fehlgeschmack Diacetyl ist es ähnlich, die dürfen beim böhmischen sein. Und in Belgien werden alter Hopfen und Oxidation gezielt eingesetzt.
Wenn man also ohne Marketingbeeinflussung zu dem Schluss kommt, Lichtgeschmack gefällt, wären diejenigen die Banausen die das nicht anerkennen könnten.
Btw, ich mag ihn nicht.
Grüße Thomas
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Du bist ein Dialektiker. Schön herausgearbeitet.MaltHopMagic hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 13:59Das illustriert sehr gut, das mancher Fehlgeschmack nicht so einfach trennscharf als solcher bezeichnet werden kann. Wenn man ihn wahrnimmst, denkst man, es ist ein Feature, bis jemand kommt, der sagt, es ist ein Bug. Und dann? Empfindet man es womöglich trotzdem als Feature? Warum auch nicht? Wenn man vorher nicht gedacht hat, Stinktier schmeckt mir nicht, warum danach?Taim hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 12:14Das sehe ich ähnlich.rakader hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 11:53
Natürlich machen Großbrauereien aufwändige Längsstudien und testen ihr Publikum intensiv, um rechtzeitig auf wandelnde Geschmäcker reagieren zu können. Dass die von Lichtgeschmack keine Ahnung haben, ist eine Überhöhung unserer Szene. Vielmehr werden sie es nicht als Problem warhnehmen, sogar positiv als Markenbestandteil und USP umdeuten. Die Marke ist bei Becks & Co Kreuz Bube.
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Ich kann mir sogar vorstellen, dass es als "it's not a bug, it's a feature" umgedeutet wird.
Ist jetzt natürlich anekdotische Evidenz, aber mir sind mehrere Personen bekannt, die das "Katzenp...." Aroma z.B. bei Becks Gold als (positives) Alleinstellungsmerkmal preisen. Diese Personen erwarten dann sogar das, was wir zurecht als Fehlgeschmack wahrnehmen und verbinden diese auffällige Andersartigkeit evtl. mit dem positiven Marketing...
Beim Fehlgeschmack Diacetyl ist es ähnlich, die dürfen beim böhmischen sein. Und in Belgien werden alter Hopfen und Oxidation gezielt eingesetzt.
Wenn man also ohne Marketingbeeinflussung zu dem Schluss kommt, Lichtgeschmack gefällt, wären diejenigen die Banausen die das nicht anerkennen könnten.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Beim Becks ist es auf jeden Fall ein Feature, dazu gibts auch nen schönen Vergleich zwischen Dose und Flasche von Florian und Paul in einer Brautagfolge. Ich habe nichts gegen Lichtgeschmack in nem Bier, wenn ich diesen wegen der Verpackung erwarten kann.
Allerdings konnte mir immer noch niemand eine logische Erklärung für die beiden unterschiedlichen Gebindearten (s.o.) bieten. Her mit euren Thesen!
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ist doch im Subtext von mehreren Foristen bereits dargelegt; falls zu abstrakt: Markenbindung. Visibility. Unterscheidbarkeit.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Das hat bei vielen Brauereien sicherlich historische bzw. logistische Zwecke. Bei nicht wenigen Brauereien war die Dose vor allem das Gebinde für den Export. Einweg, günstig und leicht. Zudem robuster im Transport und robuster im Tunnelpasteur. Ähnliches galt für den "Discounter" Markt, so lange Einwegpfand noch keine Rolle spielte. Bei Aldi und Co gabe es eigentlich nur Dosen.
Allerdings haben Dosen in Deutschland, zumindest bei Bier einen schlechten Ruf. Hier spielt wahrscheinlich der letztgenannte Punbkt von Oben eine Rolle. Die Dose ist hat den Ruf des "billigen Discounter Bier" das von Wirkungstrinkern konsumiert wird (Fraggles das sind wir, tonnenweise Dosenbier)
Die Dose bei vielen "Premiummarken" hat sich eigentlich erst mit dem Dosenpfand durchgesetzt. Nachdem es nun egal war ob der Lebensmittelhandel Mehrweggebinde zurücknehmen musste oder Einweggebinde, konnte man auch im Inland die Dose parallel auf den Markt bringen. Dazu kommt das die Dose für den Brauer als Kosten an den Kunden weitergereicht werden, beim Mehrweg trägt das Pfand nicht die wirklichen Kosten. Heisst wenn ich, als Brauerei, das Mehrweggebinde nicht zurückbekomme, verliere ich Geld. Zudem wird die Logistik durch die schier endlose Zahl and Individualflaschen und Kästen zunehmend teuer und komplex.
Allerding täuscht die Wahrnehmung auch. Auf dem deutschen Markt stellt Glas Mehrweg mit um die 80% immer noch das Mehr der Gebindearten dar.
Cheers
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ich definiere den Begriff "Fehlgeschmack" ganz simpel als ein Aroma, das der Brauer nicht in seinem Bier haben will. So erkläre ich es auch immer, wenn ich Seminare zum Thema halte.MaltHopMagic hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 13:59 [...]
Das illustriert sehr gut, das mancher Fehlgeschmack nicht so einfach trennscharf als solcher bezeichnet werden kann. Wenn man ihn wahrnimmst, denkst man, es ist ein Feature, bis jemand kommt, der sagt, es ist ein Bug. Und dann? Empfindet man es womöglich trotzdem als Feature? Warum auch nicht? Wenn man vorher nicht gedacht hat, Stinktier schmeckt mir nicht, warum danach?
Beim Fehlgeschmack Diacetyl ist es ähnlich, die dürfen beim böhmischen sein. Und in Belgien werden alter Hopfen und Oxidation gezielt eingesetzt.
Wenn man also ohne Marketingbeeinflussung zu dem Schluss kommt, Lichtgeschmack gefällt, wären diejenigen die Banausen die das nicht anerkennen könnten.
Btw, ich mag ihn nicht.
Bei fast jedem Aroma hängt es somit komplett vom Kontext ab, ob es "Bug" oder "Feature" ist. Dazu gehört auch die Intensität des Aromas.
Ist also Diacetyl ein Fehlgeschmack? Im böhmischen Lager eher nicht und sogar Teil des Bierstils, in vielen anderen Bierstilen hingegen schon!
Ist Isoamylacetat (erinnert an frische Banane) ein Fehlaroma? Im Gutmann-Weizen auf keinen Fall, im Pils wäre das hingegen komplett daneben!
Ist 4-Ethylphenol (Pferdedecke) ein Fehlaroma? In Brett-Bieren wie Orval oder Berliner Weiße sicher nicht, in den meisten anderen Bierstilen hingegen auf jeden Fall!
So oder so ähnlich ist es mit ganz vielen Aromen.
In dem Kontext war es auch sehr lustig für mich, Daniels (danieldee) Bilder auf Facebook von seinem "Gutaromen"-Seminar bei der letzten HBCON zu sehen: "Hm, das sind doch fast die gleichen Aromen wie bei uns in den Fehlaromenseminaren?!" :)
Und ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist das, was sich in unserem Kopf abspielt: vieles ist eine Frage von Konditionierung, Set und Setting! Ich mag z.B. Diacetyl recht gerne, tat mich aber nach meinen ersten Fehlaromen-Seminaren vor einigen Jahren für eine Weile schwer damit. Irgendwie war ich nun darauf konditioniert, dass es sich bei Diacetyl um ein Fehlaroma handelt, das nicht zu schmecken hat. Das hat sich aber mit der Zeit wieder gegeben, und nach einer Weile habe ich dann die böhmischen Lger wieder gerne getrunken.
Charlie Bamforth hat dieses Phänomen auch mal ganz unvergleichlich ausgedrückt und meinte, wir müssten aufhören, von "Katzenpisse" zu reden und stattdessen von "feinen felinen Noten", und ganz ähnlich statt "nasser Pappe" von "leicht befeuchtetem ägyptischem Papyrus" ;-)
Und dann gibt es natürlich auch noch unterschiedliche Wahrnehmungsschwellen. Das ist auch keinesfalls zu unterschätzen.
Zuletzt geändert von Johnny H am Freitag 4. Oktober 2024, 15:50, insgesamt 2-mal geändert.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Absolut! Das ist sicherlich sehr komplex, aber die Gebindeform wird auch meiner Meinung nach durch Marktforschung und historische Gegebenheiten bestimmt.
Beispiel Bügelverschluss vs. Kronkorken:
Hier wäre ja das klassische Beispiel Flensburger Pils ("dat flenst..."), wo das Ploppen des Bügelverschlusses ja sogar werbewirksam beworben wird. Obwohl rein prozessorientiert, behaupte ich mal, Kronkorken im Hinblick auf Haltbarkeit/Oxidation den Bügelverschlüssen theoretisch überlegener sein sollten. Ein Flens mit Kronkorken würde allerdings wohl niemand kaufen bzw. hinterfragen, ob es ein "echtes Flens" ist. Hinsichtlich der Glasfarbe scheint es allerdings keine Grenzen bei Flensburger zu geben, über braun (Pils), weiß (Gold), blau (Radler) und grün (Bölkstoff) ist alles vorhanden.
Ich denke insofern sind auch die immer mehr zunehmenden Prägeflaschen zu bewerten, die als marketingwirksamer "Individualisierungsprozess" die Flasche bereits optisch von den anderen abheben soll. Gerade bei den sog. Fernsehbieren kann mir ja niemand erklären, dass man die nach dem Geschmacksprofil kauft. Vermutlich halt eben eher nach Etikett und Prägung oder was gerade im Angebot oder "neu" ist.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ohja, anfangs habe ich meine Biere auch Bügelverschlussflaschen abgefüllt. Es gab aber immer wieder Unfälle, wenn diese nicht ausschließlich stehend transportiert wurden. Vielleicht waren das auch nur unglückliche Einzelfälle, aber bei Kronkorken ist mir das noch nicht passiert.

Viele Grüße
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Das kann ich nur unterschreiben. Anekdotische Evidenz: Als ich mit Biertrinken anfing, besorgte mir meine Oma in Travemünde immer Flens, wenn ich aus dem Süden zu Besuch in den Norden kam. Nicht des Geschmacks wegen, sondern wegen des "Plopps". Seitdem verbinde ich Plopp mit Norden, das hat geprägt.Taim hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 15:46Absolut! Das ist sicherlich sehr komplex, aber die Gebindeform wird auch meiner Meinung nach durch Marktforschung und historische Gegebenheiten bestimmt.
Beispiel Bügelverschluss vs. Kronkorken:
Hier wäre ja das klassische Beispiel Flensburger Pils ("dat flenst..."), wo das Ploppen des Bügelverschlusses ja sogar werbewirksam beworben wird.
Achtet mal auf Geräusche in der Bierwerbung - Plopp, zisch, blubber-blubber, ahhhh. Die werden ganz bewusst eingesetzt, um Regionalität und Bindung zu erzeugen, gerade bei Fernsehbieren sehr auffällig.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ehrlich gesagt ist es in der Realität wahrscheinlich noch "schlimmer". Leute kaufen im Grunde weder das Bier, noch das Gebinde. Das folgt wohl eher als Designelement dem Image, das der Konsument kauft.Taim hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 15:46
Ich denke insofern sind auch die immer mehr zunehmenden Prägeflaschen zu bewerten, die als marketingwirksamer "Individualisierungsprozess" die Flasche bereits optisch von den anderen abheben soll. Gerade bei den sog. Fernsehbieren kann mir ja niemand erklären, dass man die nach dem Geschmacksprofil kauft. Vermutlich halt eben eher nach Etikett und Prägung oder was gerade im Angebot oder "neu" ist.
"Der erfolgreiche Underdog, der ehrlich durchs Leben geht -> Jever"
Im Grunde funktioniert das ja auch durch das was man nicht sagt. Neben HB ist Augustiner die einzige Grossbrauerei in München die nach wie vor unabhängig ist. Die Brauerei ist seit Jahren an der Kapazitätsgrenze, kann aber auf Grund der Lokalität praktisch nicht mehr wachsen (und will das auch nicht). Alleine deshalb macht Augustiner keine Werbung. Sie sind zudem die kleinste der Münchner Brauereien. Das hat eine Art "Underdog" Image erschaffen, mit dem die Brauerei seit Jahren gut fährt und das natürlich mit Eigenheiten, wie dem Einsatz von Holzfässern, auch indirekt dazu beiträgt.


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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Danke Radulph, ohne dich hätte ich das jetzt nicht verstanden! Vielleicht habe ich mich klar genug ausgedrückt. Ich frage mich, warum nimmt man die zwei unterschiedlichen Charakteristika der Gebindearten in Kauf. Jans Ausführung mit dem Kostenpunkt kann ich gut nachvollziehen, es stellt sich mir dann aber die Frage, warum sorgt Becks z.B. nicht für den typischen Lichtgeschmack in der Dose? Beim Reissdorf kann ich mir vorstellen, dass eine klare Flasche irgendwie frischer aussieht und man bei 0,33 mehr und ggf. schneller trinkt. Was heißt das nun für den so genannten Deutschen? Denken sich die Brauereien, „Ist doch wurscht, ob Lichtgeschmack oder nicht, eh alles Banausen, die das nicht merken!“ oder gar, „Der Kunde verlangt ein kleines flottes Bierchen mit abgeflachter Hopfennote und Lichtgeschmack.“
Zuletzt geändert von Spittyman am Freitag 4. Oktober 2024, 16:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Sorry, sollte nicht arrogant wirken. Weil Lichtgeschmack nur in unseren Kreisen ein vieldiskutierter Fakt ist, beim Durchschnittsbiertrinker auf der Leiter der Merkmale aber eine ganz untergeordnete Rolle spielt?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
LOL, natürlich das Bier mit ner Schiffsrippe(TM) oder Stück Treibholz aufmachen. Ganz charaktervoll natürlich.§11 hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 16:09Aber jetzt mal was ganz anderes. Schaut euch mal bitte die Werbespots von Jever an. Etwas bei Sekunde 13. Was versteht Ihr da? Was soll man mit dem Bier machen?
https://www.jever.de/biere/unsere-jever-spots/
Cheers
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Da ist Zielgruppentechnisch ja wirklich ALLES dabei

T3 Bulli, aber trotzdem voll im Business in der Hafenstadt, Rollkragenpullover und Lederjacke (Jürgen Prochnow lässt grüßen) in den Dünen, Lagerfeuer am Strand (Privatstrand oder nur nicht erwischen lassen oder wätt?)

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Gute Frage. Meine Theorie, die ich natürlich nicht beweisen kann, ist die, das die Becks Gold Nummer wirklich eine Art "Unfall" ist.Spittyman hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 16:18 ...die Frage, warum sorgt Becks z.B. nicht für den typischen Lichtgeschmack in der Dose? Beim Reissdorf kann ich mir vorstellen, dass eine klare Flasche irgendwie frischer aussieht und man bei 0,33 mehr und ggf. schneller trinkt. Was heißt das nun für den so genannten Deutschen? Denken sich die Brauereien, „Ist doch wurscht, ob Lichtgeschmack oder nicht, eh alles Banausen, die das nicht merken!“ oder gar, „Der Kunde verlangt ein kleines flottes Bierchen mit abgeflachter Hopfennote und Lichtgeschmack.“
Becks wollte marketingtechnisch etwas neues, und auch andere Zielgruppen als die etwas überalterte "Saaaaailaawaayyy, Segelschiff-Fraktion" gewinnen und haben deshalb ein vergleichsweise (noch) milderes Pils gebraut und das ganze wirklich nur vom Marketing-Gesichtspunkt in durchsichtige Flaschen gepackt. Ich meine Becks Gold ware da auch das erste Produkt in der Art.
Dann hat sich das Zeug doch tatsächlich so gut verkauft (Lichtgeschmack hin- oder her), dass andere Brauereien nachzogen und auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. Ob die Leute das Zeug (ich persönlich mag es auch nicht) nun wegen oder trotz Lichtgeschmack gekauft haben war dann am Ende völlig zweitrangig.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ist im Grunde vergleichbar das heute ein bayrisches Helles in die Euroflasche muss und die Kiste sollte auch dunkel oder hell blau seinTaim hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 16:32Gute Frage. Meine Theorie, die ich natürlich nicht beweisen kann, ist die, das die Becks Gold Nummer wirklich eine Art "Unfall" ist.Spittyman hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 16:18 ...die Frage, warum sorgt Becks z.B. nicht für den typischen Lichtgeschmack in der Dose? Beim Reissdorf kann ich mir vorstellen, dass eine klare Flasche irgendwie frischer aussieht und man bei 0,33 mehr und ggf. schneller trinkt. Was heißt das nun für den so genannten Deutschen? Denken sich die Brauereien, „Ist doch wurscht, ob Lichtgeschmack oder nicht, eh alles Banausen, die das nicht merken!“ oder gar, „Der Kunde verlangt ein kleines flottes Bierchen mit abgeflachter Hopfennote und Lichtgeschmack.“
Becks wollte marketingtechnisch etwas neues, und auch andere Zielgruppen als die etwas überalterte "Saaaaailaawaayyy, Segelschiff-Fraktion" gewinnen und haben deshalb ein vergleichsweise (noch) milderes Pils gebraut und das ganze wirklich nur vom Marketing-Gesichtspunkt in durchsichtige Flaschen gepackt. Ich meine Becks Gold ware da auch das erste Produkt in der Art.
Dann hat sich das Zeug doch tatsächlich so gut verkauft (Lichtgeschmack hin- oder her), dass andere Brauereien nachzogen und auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. Ob die Leute das Zeug (ich persönlich mag es auch nicht) nun wegen oder trotz Lichtgeschmack gekauft haben war dann am Ende völlig zweitrangig.

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Jetzt driftet es doch arg vom eigentlichen Threadtitel ab.
Grüße Crazyalf
Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Naja, wir haben die Perspektive etwas erweitert, aber ich finde, ab hier kann man das Thema ganz gut weiterdenken. Für mich persönlich ist es die von mir gefühlte Diskrepanz zwischen dem "deutschen Selbstverständnis", wenn man das so sagen kann, welches wir über unser Bier haben (könnte man auf noch viele andere Bereiche ausweiten), und wie wir mit Bier umgehen, es konsumieren und vor allem welches wir konsumieren sowie unser Wissen über Bier. Mir persönlich geht es auch gar nicht um die Frage, ob der Durchschnittsbiertrinker sich mit IPAs oder ähnlich trendigen so genannten "Craftbieren" auskennt. Wenn ich beim Trinkgut bei uns durch die Gänge gehe, dann sehe ich sehr viele verschiedene Biere und durchaus auch verschiedene Stile, wobei mir persönlich die Geschmacksvielfalt dann doch ein wenig zu eng ist. Ich wundere mich halt häufig, dass, obwohl wir sehr viele verschiedene deutsche Biere haben, die Menschen, mit denen ich rede, so wenig experimentierfreudig sind. Außerhalb der Bier-Nerd-Bubble habe ich zumindest das Gefühl, dass man entweder billig kauft oder lokalpatriotisch motiviert. Ich sehe da irgendwie eine Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung (Wir haben das beste Bier der Welt!) und der Liebe fürs Produkt. Mit Liebe fürs Produkt meine ich, dass man sich mit dem Produkt mal etwas mehr beschäftigt, ihm quasi ins Gesicht schaut. Aber da habe ich vermutlich einen zu starken Bias. Wie auch immer, eine objektive Antwort auf die Frage, ob wir nun Bierbanausen sind, gibt es so oder so nicht. Nichts desto trotz finde ich es interessant, sich mit dieser Frage zu beschäftigen.HankSchrader hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 18:37 Jetzt driftet es doch arg vom eigentlichen Threadtitel ab.
Grüße
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Das sehe ich ähnlich. Ich würde sogar weitergehen und uns Deutschen einen False Bias attestieren. Vielleicht wegen der Größe unseres Landes leben wir in einer Blase. Ich wohne unmittelbar auf der Grenze zwischen Österreich und Deutschland, gehe auf beiden Seiten einkaufen, kehre auf beiden Seiten in Gasthäusern ein; ein paar Kilometer weiter ist die Grenze zu Tschechien. Eine gute Vergleichsmöglichkeit über die Entwicklung von Biergeschmack und Offenheit bietet hier eine Regiothek im Dreiländereck, die von der Uni Passau wissenschaftlich begleitet wird. In Österreich ist dort viel Wandel festzustellen, in Niederbayern beharren auf dem Status quo. Von Belebung des Geschmacks durch den Freihandel und EU-Vorgaben (Reinheitsgebot) keine Spur.Spittyman hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 19:04Naja, wir haben die Perspektive etwas erweitert, aber ich finde, ab hier kann man das Thema ganz gut weiterdenken. Für mich persönlich ist es die von mir gefühlte Diskrepanz zwischen dem "deutschen Selbstverständnis", wenn man das so sagen kann, welches wir über unser Bier haben (könnte man auf noch viele andere Bereiche ausweiten), und wie wir mit Bier umgehen, es konsumieren und vor allem welches wir konsumieren sowie unser Wissen über Bier. Mir persönlich geht es auch gar nicht um die Frage, ob der Durchschnittsbiertrinker sich mit IPAs oder ähnlich trendigen so genannten "Craftbieren" auskennt. Wenn ich beim Trinkgut bei uns durch die Gänge gehe, dann sehe ich sehr viele verschiedene Biere und durchaus auch verschiedene Stile, wobei mir persönlich die Geschmacksvielfalt dann doch ein wenig zu eng ist. Ich wundere mich halt häufig, dass, obwohl wir sehr viele verschiedene deutsche Biere haben, die Menschen, mit denen ich rede, so wenig experimentierfreudig sind. Außerhalb der Bier-Nerd-Bubble habe ich zumindest das Gefühl, dass man entweder billig kauft oder lokalpatriotisch motiviert. Ich sehe da irgendwie eine Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung (Wir haben das beste Bier der Welt!) und der Liebe fürs Produkt. Mit Liebe fürs Produkt meine ich, dass man sich mit dem Produkt mal etwas mehr beschäftigt, ihm quasi ins Gesicht schaut. Aber da habe ich vermutlich einen zu starken Bias. Wie auch immer, eine objektive Antwort auf die Frage, ob wir nun Bierbanausen sind, gibt es so oder so nicht. Nichts desto trotz finde ich es interessant, sich mit dieser Frage zu beschäftigen.HankSchrader hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 18:37 Jetzt driftet es doch arg vom eigentlichen Threadtitel ab.
Grüße
Fabian
Festzustellen ist, dass es in Oberösterreich am Inn jede Menge kleiner Craft-Brauereien gibt, zum größten Teil in den vergangenen Jahren gegründet. Deren Biere werden in den Beiseln im Mühl- und Innviertel überall ausgeschenkt, über die Grenze kommen sie nicht. (Noch viriler und offener habe ich das in Rumänien erlebt, wo Craftbier zum guten Ton in jeder Unistadt gehört mit dem ganzen Verbund aus Biershops und Pubs, die man in Niederbayern vergeblich sucht.
Versuche in Passau Craft Bier und ausländische Biere zu etablieren, allen voran belgische, sind gescheitert. Fast scheint es, als gelte das Motto lokale Brauerei um jeden Preis, alles andere beißen wir weg. Wenn man im benachbarten Budweis einkaufen geht, staunt man über die Vielfalt; Polen, Tschechien, Lettland, Dänemark, England, Irland, Italien, Deutschland - alles dabei. Tschechische Biere in einem Supermarkt in Niederbayern? Trinken die Leute nicht. Biergespräche drehen sich hier eigentlich um drei Brauereien: Hutthurmer, Löwenbräu oder Hackelberg? Manchmal kommt noch Augustiner dazu. Damit ist das Thema Bier hier erschöpft, erst recht im Biergarten. Aber man schhreibt sich Biersachverstand zu. Ich erlebe jedenfalls unsere Nachbarn in Österreich und Tschechien aufgeschlossener und experimentierfreudiger. Und auch mit mehr Interesse am Produkt. Dahinter steht wohl auch ein größerer Stellenwert der Ess- und Trinkkultur im Alltag. In diesem Teil Deutschlands jedenfalls konfligiert der Selbstanspruch Deutschlands in Sachen Bierkultur mit der Realität gewaltig.
Nach längerem Überlegen in diesem doch sehr aufschlussreichen Thread bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man von Banausentum durchaus sprechen kann. In der Küche und ihrem Standard haben wir in Deutschland mächtig aufgeholt und die Mehlschwitze hinter uns gelassen, beim Bier haben wir eher einen Schritt zurück gemacht; zumindest gilt das, wenn ich mir hier meine Region näher anschaue.
Grüße
Radulph
Edit: Bierländer im tschechischen Regal.
Zuletzt geändert von rakader am Freitag 4. Oktober 2024, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Achtung, vielleicht ein wenig viel Sarkasmus und Überspitzung:
Ich glaube nicht, dass der Deutsche ein Bierbanause ist. Wenn Hobbybrauerbiere verschmäht werden, sind diese häufig auch einfach richtig grottig! Mit was ich alles meinen Freundeskreis gefoltert habe - gut dass die einfach krankhafte Schlucker sind :D - und am Ende auch viel weggekippt. Selbstreflexion ist nicht die Stärke des Hobbybrauers, wo man sich auch an die eigene Nase fassen muss und manchmal doch eher wegkippen hätte sollen.
Braucht es aber ebenso in der bajuwarischen Biervielfalt das drölftausendste langweilige Helle (quasi das German Light Lager)? Ebenso wurden vor 10 Jahren auch genug Trinker mit extrem oxidierten deutschen IPAs verschreckt, also so wäre ich fast auch zum Banausen geworden.
Ich glaube nicht, dass der Deutsche ein Bierbanause ist. Wenn Hobbybrauerbiere verschmäht werden, sind diese häufig auch einfach richtig grottig! Mit was ich alles meinen Freundeskreis gefoltert habe - gut dass die einfach krankhafte Schlucker sind :D - und am Ende auch viel weggekippt. Selbstreflexion ist nicht die Stärke des Hobbybrauers, wo man sich auch an die eigene Nase fassen muss und manchmal doch eher wegkippen hätte sollen.
Braucht es aber ebenso in der bajuwarischen Biervielfalt das drölftausendste langweilige Helle (quasi das German Light Lager)? Ebenso wurden vor 10 Jahren auch genug Trinker mit extrem oxidierten deutschen IPAs verschreckt, also so wäre ich fast auch zum Banausen geworden.
- rakader
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Es geht hier nicht allein um Hobbybrauerbiere!
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Du fragst in die richtige Richtung.LuedgerLeGrand hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 22:57 Braucht es aber ebenso in der bajuwarischen Biervielfalt das drölftausendste langweilige Helle
In unserer Konsumgesellschaft überleben noch Reste früherer bäuerlicher Vorstellungen von Essen und Trinken.
Gerade in konservativen Gegenden, die sich erst relativ spät und dann schnell aus der Agrargesellschaft in die Moderne entwickelten.
Niederbayern zum Beispiel.
Radulph / rakader berichtete über die Bierkultur dort.
Da überleben noch teils unbewußte Vorstellungen von Bier als Grundnahrungsmittel. Man trank das gewohnte Bier vom örtlichen Bräu - der halt vor langem zugesperrt hat und jetzt durch die Großbrauerei substituiert wurde im Getränkemarkt vor Ort / in der Wirtschaft.
Ein helles Vollbier dahoam und in der Wirtschaft und zum Volksfest ein Märzen.
https://www.bayerische-staatszeitung.de ... opPosition
In Bayern wird Bier gerne als Grundnahrungsmittel bezeichnet. Dies mag in modernen, oft vom Gesundheits- und Selbstdisziplinierungsgedanken beeinflussten Ohren zwar flapsig oder verschroben klingen, hat aber durchaus einen wahren und ernsten Kern. Bier konnte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit auch aus minderwertigerem Getreide hergestellt werden, als das für Brot erforderlich war. Da es trotzdem einen relativ hohen Kaloriengehalt – bei geringerem Alkoholvolumen als heute – hatte, war es eine solide Nahrungsergänzung („flüssiges Brot").
Hubert
Bier: Einfach zu brauen, schwierig zu verstehen
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Es ist alles eine Frage der Region, der eigenen erlebten Kultur. Ich bin mit Wein groß geworden, logisch an der Mosel. Bier gab es Bitburger oder Karlsberg. Evtl. noch Kirner. Ob der großen Vielfalt bei Wein (selbst bei einer Rebsorte schmeckt jeder Winzer anders, dann kann man noch andere Sorten und Anbaugebieten entdecken), dachte ich mir, das es bei Bier doch auch mehr geben muss. Ich graste Getränkemärkte ab, und wo immer ich hinkam, wurde versucht regionale Biere zu kaufen.
So entwickelte ich meinen Geschmack und erweiterte meinen Horizont. Ein Bayer, der im Umkreis von 10km 5 Brauereien und evtl. noch zwei Gasthausbrauereien hat, kennt das Problem mangelnder Vielfalt nicht.
Und im Ruhrpott stellt sich höchstens die Frage: Fiege oder Stauder. Da ist man wohl eher auf eine Sorte geprägt und erweitert den Horizont vielleicht mal in Richtung Alt oder Kölsch.
So entwickelte ich meinen Geschmack und erweiterte meinen Horizont. Ein Bayer, der im Umkreis von 10km 5 Brauereien und evtl. noch zwei Gasthausbrauereien hat, kennt das Problem mangelnder Vielfalt nicht.
Und im Ruhrpott stellt sich höchstens die Frage: Fiege oder Stauder. Da ist man wohl eher auf eine Sorte geprägt und erweitert den Horizont vielleicht mal in Richtung Alt oder Kölsch.
Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ich hab vor vielen Monden mal eine Seminararbeit zum Thema Marktarealstrategien geschrieben. Dabei haben wir auch die Verbreitung von Biermarken anhand von Absatzzahlen untersucht. Einer meiner Profs. hat den Slogan „Bier braucht Heimat“ geprägt und in diese Richtung gingen die Ergebnisse tatsächlich.Da überleben noch teils unbewußte Vorstellungen von Bier als Grundnahrungsmittel. Man trank das gewohnte Bier vom örtlichen Bräu - der halt vor langem zugesperrt hat und jetzt durch die Großbrauerei substituiert wurde im Getränkemarkt vor Ort / in der Wirtschaft.
Ein helles Vollbier dahoam und in der Wirtschaft und zum Volksfest ein Märzen.
Vielerorts identifizieren sich die Menschen mit dem lokalen Bier und der ortsansässigen Brauerei. Man kennt „den Bräu“ oder zumindest jemanden der in der Brauerei arbeitet.
Anekdotische kann ich dazu auch ein Beispiele nennen. Ich habe bei Kaiserdom in Bamberg Teile meines Praktikums gemacht. Kaiserdom ist die größte Bamberger Brauerei, wird aber, auf Grund der Größe, nicht als typisch Bamberger Brauerei wahrgenommen und tatsächlich ist der lokale Absatz sehr gering, während man die meisten anderen Bamberger Biere praktisch außerhalb Frankens nicht bekommt.
Ich denke mir das aber eben genau dieser Aspekt heute weniger und weniger wird, weil sich eben auch viele dieser Gemeinschaften verändern. Gewachsene Dorfstrukturen zerfallen und viele Dörfer, gerade im Umfeld von Städten, werden reine „Schlafdörfer“ weil die Bewohner hier nicht aufgewachsen sind, sondern hier herziehen und in die Stadt pendeln. Auf der anderen Seite haben wir die anonyme Großstadt, auch hier leben ja viele „Zugezogene“, die meistens das Bier aus der Heimat gar nicht bekommen.
Cheers
Jan
„porro bibitur!“
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Hast Du einen Link dazu?Spittyman hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 14:29 Beim Becks ist es auf jeden Fall ein Feature, dazu gibts auch nen schönen Vergleich zwischen Dose und Flasche von Florian und Paul in einer Brautagfolge. Ich habe nichts gegen Lichtgeschmack in nem Bier, wenn ich diesen wegen der Verpackung erwarten kann.
!
Bierige Grüße Stephan
Speidel Braumeister 20L + Tilt pro + Ferminator Connect + Biersommelier Doemens.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Es ist Folge 1.05 mit dem Thema Lichtgeschmack.iwoasnix hat geschrieben: ↑Montag 7. Oktober 2024, 16:25Hast Du einen Link dazu?Spittyman hat geschrieben: ↑Freitag 4. Oktober 2024, 14:29 Beim Becks ist es auf jeden Fall ein Feature, dazu gibts auch nen schönen Vergleich zwischen Dose und Flasche von Florian und Paul in einer Brautagfolge. Ich habe nichts gegen Lichtgeschmack in nem Bier, wenn ich diesen wegen der Verpackung erwarten kann.
!
Grüße
Fabian
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ich bin vor einiger Zeit mit einem Bekannten ins Gespräch gekommen, der mich auf das Hobby angesprochen hatte. Daraufhin lud ich ihn zum Tasting ein und erklärte ihm dabei einiges zum Thema. Während er mein Weizen als "gut" charakterisierte und auch trank, war ihm mein Pils mit 40 IBU schon zu bitter. Ganz zu Ende war es dann, als ich ihm ein Ale vorsetzte, kaltgehopft mit Bramling Cross und Citra, welches wunderbar nach Johannisbeeren und Südfrüchten schmeckte. Kommentar: "Das schmeckt ja ganz anders" und "kann ich nicht trinken". Er ließ das halbvolle Glas stehen.
So weit, so gut. Nicht jedem kann alles schmecken. Ein paar Wochen später habe ich ihn dann wiedergetroffen, als er gerade zwei Kästen Discounterplörre aus dem Supermarkt karrte. Ich komme daher verallgemeinernd zu dem Schluss: Ja, der Deutsche ist ein Bierbanause. :-)
So weit, so gut. Nicht jedem kann alles schmecken. Ein paar Wochen später habe ich ihn dann wiedergetroffen, als er gerade zwei Kästen Discounterplörre aus dem Supermarkt karrte. Ich komme daher verallgemeinernd zu dem Schluss: Ja, der Deutsche ist ein Bierbanause. :-)
Viele Grüße,
Bernhard
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Man muss die Leute bei solchen Verkostungen ein wenig heranführen, ihnen sozusagen "die Wahrheit wie einen weichen Schal um den Hals legen und nicht wie ein nasses Handtuch ins Gesicht schlagen" (keine Ahnung, von wem dieses Zitat stammt).Bernhard87 hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. Oktober 2024, 09:22 Ich bin vor einiger Zeit mit einem Bekannten ins Gespräch gekommen, der mich auf das Hobby angesprochen hatte. Daraufhin lud ich ihn zum Tasting ein und erklärte ihm dabei einiges zum Thema. Während er mein Weizen als "gut" charakterisierte und auch trank, war ihm mein Pils mit 40 IBU schon zu bitter. Ganz zu Ende war es dann, als ich ihm ein Ale vorsetzte, kaltgehopft mit Bramling Cross und Citra, welches wunderbar nach Johannisbeeren und Südfrüchten schmeckte. Kommentar: "Das schmeckt ja ganz anders" und "kann ich nicht trinken". Er ließ das halbvolle Glas stehen.
[...]
Manche brauchen da etwas mehr "Hilfestellung", andere nehmen es leichter auf, aber gerade bei der Kombination "Kräftig-tropisches (I)PA" und "geschmacksneutral erzogener Biertrinker" muss man ggf. etwas mehr Aufwand betreiben, den Bierstil mit ein paar Erklärungen einführen usw. Ansonsten überfordert man das Gegenüber und verschreckt es eher.
Ich war vor etwa zwanzig Jahren, also deutlich vor meinem Beginn als Hobbybrauer, das erste Mal in einer Kneipe in England mit einem umfangreichen Portfolio an belgischen Starkbieren. Ich habe die Karte zwar einigermaßen interessiert angeschaut und trotz der mir horrend hoch erscheinenden Preisen für wenig Flüssigkeit und dafür viel Alkohol auch etwas bestellt, aber ich konnte überhaupt nichts damit anfangen. Woher auch? Es verstieß gegen sämtliche Prägungen und Konventionen, was "Bier" in meinem Kopf (darauf kommt es an) zu sein hatte, nämlich als allererstes nicht allzu schwer und gut in größeren Mengen trinkbar zu sein. Ich war danach noch öfters in dieser Kneipe, habe dann aber konsequent diesen Teil der Bierkarte ignoriert.
Zum Hobbybrauen und erst danach zum "Craft Beer" kam ich dann erst viel später.
Langer Rede kurzer Sinn: man muss manchmal Aufwand betreiben in diesen Fragen, aber verallgemeinern sollte man in diesen Fragen trotzdem nicht.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Hallo Bernhard
Wortbedeutung Plörre:
regional norddeutsch, abwertend: zu sehr verdünntes oder geschmackloses Getränk
Welche Biermarke war es denn genau, die du abschätzig als Plörre bezeichnest ?
Der Banause ist eine Person mit unzulänglichen, flachen, spießigen Ansichten in geistigen oder künstlerischen Dingen; Mensch ohne Kunstverständnis und ohne feineren Lebensstil.
Ein Mensch der stark gehopfte Biere verschmäht ?
Sicher nicht.
Ein Mensch der Hobbybrauers Meisterstück verschmäht ?
Sicher nicht.
Wortbedeutung Plörre:
regional norddeutsch, abwertend: zu sehr verdünntes oder geschmackloses Getränk
Welche Biermarke war es denn genau, die du abschätzig als Plörre bezeichnest ?
Der Banause ist eine Person mit unzulänglichen, flachen, spießigen Ansichten in geistigen oder künstlerischen Dingen; Mensch ohne Kunstverständnis und ohne feineren Lebensstil.
Ein Mensch der stark gehopfte Biere verschmäht ?
Sicher nicht.
Ein Mensch der Hobbybrauers Meisterstück verschmäht ?
Sicher nicht.
Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
War er ein Banause ?
Er wollte nur aufräumen: Ein niederländisches Museum musste eines seiner Kunstwerke aus dem Müll fischen.
Trinken belgische Banausen Jupiler ?
https://www.derstandard.de/story/300000 ... seumsmuell
Er wollte nur aufräumen: Ein niederländisches Museum musste eines seiner Kunstwerke aus dem Müll fischen.
Trinken belgische Banausen Jupiler ?
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Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Naja, also pluralistisch und gewaltfrei darf man das Wort natürlich überhaupt nicht benutzen. Aber ich finde, man kann jemanden, der "Discounterplörre" trinkt und "gutes Bier" verschmäht, schon mal als "Bierbanause (m/w/d)" bezeichnen.
Im Gegensatz zu einem Kenner, der evtl sagen würde: "Gutes Bier, aber ich mag es nicht so gerne" oder "Weltklasse!" oder "Oh, da ist aber ein Fehlgeschmack drin".
In dem Sinne gibt es eine ganze Menge Banausen. Man wird ja schon teilweise schief angeguckt, wenn man mal am Bier riecht. "Stimmt was nicht?! "
Im Gegensatz zu einem Kenner, der evtl sagen würde: "Gutes Bier, aber ich mag es nicht so gerne" oder "Weltklasse!" oder "Oh, da ist aber ein Fehlgeschmack drin".
In dem Sinne gibt es eine ganze Menge Banausen. Man wird ja schon teilweise schief angeguckt, wenn man mal am Bier riecht. "Stimmt was nicht?! "
Jetzt mal Bier bei die Fische!
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Das macht sogar meine Frau manchmal, wenn ich einfach nur versuche, ein Bier in der Öffentlichkeit etwas fundierter zu verkosten: "Jetzt hör doch endlich auf damit!"

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Hier das Gleiche. Selbst wenn ich ansetze oder manch neue Person ans Thema heranführe, höre ich "Bitte die Kurzversion und keinen Bierterror".

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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
1 - Gib uns mal ein selbstverkostetes Beispiel für Discounterplörre bitte, mit Kurzbeschreibung.
Ein guter Sensoriker sollte zuerst eine neutrale Einstellung zum verkosteten Produkt haben.
2 - Wenn ich bei einem gefüllten 0,5 Liter "Willybecher" zum Trinken ansetze, dann stellen sich bei mir automatisch olfaktorische Wahrnehmúngen sein.
na zdraví
Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ich habe meinen Familien- und Freundeskreis da ganz sachte rangeführt, neben dem glatten Untergärigen oder Weizen gab es dann mal ein Blonde Ale mit 0,5 g/l Cascade o.ä. im Whirlpool. Mittlerweile laufen NEIPA, Rauchbier, belgische Exkurse & Co. wie geschnitten Brot. Man muss die Leute eben dort abholen, wo sie gerade stehen und auch eine Chance geben, sich in ihrem Tempo mit der neuen Geschmacksvielfalt auseinanderzusetzen. An einem Abend funktioniert das nicht und sorgt für Enttäuschungen auf beiden Seiten.
Zudem:
Mich wundert, wie als Prämisse hier anscheinend immer vorausgesetzt wird, dass unsere Biere die Crème de la Crème der Braukunst darstellen. Wenn die sog. "Bierbanausen" ein Homebrew nicht mögen, kann es aber auch einfach daran liegen, dass es nichts taugt. Die Toleranz für Stilverfehlungen und Nebengeräusche ist bei einem Publikum, das die meinetwegen belanglose, aber in der Regel fehlerfreie und stromlinienförmige Welt der Fernsehbiere gewohnt ist, nämlich ziemlich gering. Man tut sich mangels sensorischem Vokabular nur schwer, das in eine sachliche Kritik zu fassen und muss bei "schmeckt mir nicht" bleiben.
Gruß
Andy
Zudem:
Mich wundert, wie als Prämisse hier anscheinend immer vorausgesetzt wird, dass unsere Biere die Crème de la Crème der Braukunst darstellen. Wenn die sog. "Bierbanausen" ein Homebrew nicht mögen, kann es aber auch einfach daran liegen, dass es nichts taugt. Die Toleranz für Stilverfehlungen und Nebengeräusche ist bei einem Publikum, das die meinetwegen belanglose, aber in der Regel fehlerfreie und stromlinienförmige Welt der Fernsehbiere gewohnt ist, nämlich ziemlich gering. Man tut sich mangels sensorischem Vokabular nur schwer, das in eine sachliche Kritik zu fassen und muss bei "schmeckt mir nicht" bleiben.
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Andy
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
So muss man das machen, ganz genau!Ladeberger hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. Oktober 2024, 12:23 Ich habe meinen Familien- und Freundeskreis da ganz sachte rangeführt, neben dem glatten Untergärigen oder Weizen gab es dann mal ein Blonde Ale mit 0,5 g/l Cascade o.ä. im Whirlpool. Mittlerweile laufen NEIPA, Rauchbier, belgische Exkurse & Co. wie geschnitten Brot. Man muss die Leute eben dort abholen, wo sie gerade stehen und auch eine Chance geben, sich in ihrem Tempo mit der neuen Geschmacksvielfalt auseinanderzusetzen. An einem Abend funktioniert das nicht und sorgt für Enttäuschungen auf beiden Seiten.

Und auch das stimmt natürlich! Da habe ich auch persönlich eine Lernkurve hinter mir, und nicht alles, was "anders" bzw. Nicht-Mainstream ist, ist deswegen gleich zwangsläufig qualitativ hochwertig. Zumal ich immer noch oft genug an vor allem unausgewogene und oxidierte oder auch mit sonstigen Fehlaromen belastete Biere komme.Zudem:
Mich wundert, wie als Prämisse hier anscheinend immer vorausgesetzt wird, dass unsere Biere die Crème de la Crème der Braukunst darstellen. Wenn die sog. "Bierbanausen" ein Homebrew nicht mögen, kann es aber auch einfach daran liegen, dass es nichts taugt. Die Toleranz für Stilverfehlungen und Nebengeräusche ist bei einem Publikum, das die meinetwegen belanglose, aber in der Regel fehlerfreie und stromlinienförmige Welt der Fernsehbiere gewohnt ist, nämlich ziemlich gering. Man tut sich mangels sensorischem Vokabular nur schwer, das in eine sachliche Kritik zu fassen und muss bei "schmeckt mir nicht" bleiben.
Und die Sensorik-Lernkurve endet eigentlich nie: erst dieses Jahr habe ich in der Vorbereitung auf die Fehlaromenseminare in Romrod neue Quellen entdeckt (insbesondere die Bücher von Hanns Hatt/Regine Dee) und von anderen (hier Dirk/rosebud) neue Anregungen bekommen.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Mein Statement war allgemein, nicht auf mich bezogen. Ich halte mich selbst nicht für einen besonders guten Sensoriker und habe auch den Begriff Discounterplörre nicht ins Spiel gebracht (lediglich gesagt, dass ich mich daran nicht stoße).
Tut mir leid, ich habe kein Interesse an deiner Kritik meiner Expertise bzgl. einer solchen Verkostung.
Jetzt mal Bier bei die Fische!
Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Na ja - da lässt es sich leicht reden - so allgemein ...
Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Danke Andy.Ladeberger hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. Oktober 2024, 12:23
Zudem:
Die Toleranz für Stilverfehlungen und Nebengeräusche ist bei einem Publikum, das die meinetwegen belanglose, aber in der Regel fehlerfreie und stromlinienförmige Welt der Fernsehbiere gewohnt ist, nämlich ziemlich gering. Man tut sich mangels sensorischem Vokabular nur schwer, das in eine sachliche Kritik zu fassen und muss bei "schmeckt mir nicht" bleiben.
Gruß
Andy
Hubert
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ich glaube das ich das schon öfter gesagt habe, hier aber auch an vielen anderen Stellen.
Für mich sagen Ausdrücke wie Plörre usw. einiges über die Person aus die diesen, und ähnliche Ausdrücke benutzt. Für mich hat es auch mit Respekt zu tun, wenn ich über Bier spreche und zwar Respekt dem gegenüber der dieses Bier gebraut hat. Ich bin in "der Bierwelt" gross geworden. Zumindest beschäftige ich mich seit 27 sehr. sehr intensiv damit, sowohl mit der Praxis, als auch mit der Theorie und der Geschichte. Ich habe noch nie, egal in welchem Land und egal wie gross oder klein die Brauerei war, einen kommerziellen Brauer getroffen der gesagt hat "heute braue ich mal ein Scheissbier".
Bis auf extrem wenigen Ausnahmen bin ich Menschen begegnet, die hinter Ihrem Produkt stehen und die stolz auf Ihre Arbeit sind. Gerade grössere Brauereien, die in der Regel diese Discounterplörre herstellen, betreiben extremen Aufwand Bier in durchgehend hoher Qualität zu brauen und an den Konsumenten zu bringen. Auch beim Discounter gilt nämlich, das Produkt muss auch von Konsumenten gekauft werden. Dagegen habe ich mir gerade in kleinen, sogenannten "handwerklichen" Brauereien anhören müssen das der offensichtliche Fehlgeschmack der "Hausgeschmack" ist und Bier eben ein "Natuprodukt" mit schwankender Qualität ist.
Trotzdem habe (meistens) der Industriebrauer und der Handwerksbrauer eins gemeinsam. Sie sind stolz auf das was sie machen, denn es gibt ehrlich gesagt einfachere Berufe um sein Geld zu verdienen (und es gibt Berufe die eindeutig besser bezahlt werden).
Diesen Respekt vor der Arbeit anderer Leute sollte man schon in der Lage sein auch ausdrücken zu können.
Cheers
Jan
Für mich sagen Ausdrücke wie Plörre usw. einiges über die Person aus die diesen, und ähnliche Ausdrücke benutzt. Für mich hat es auch mit Respekt zu tun, wenn ich über Bier spreche und zwar Respekt dem gegenüber der dieses Bier gebraut hat. Ich bin in "der Bierwelt" gross geworden. Zumindest beschäftige ich mich seit 27 sehr. sehr intensiv damit, sowohl mit der Praxis, als auch mit der Theorie und der Geschichte. Ich habe noch nie, egal in welchem Land und egal wie gross oder klein die Brauerei war, einen kommerziellen Brauer getroffen der gesagt hat "heute braue ich mal ein Scheissbier".
Bis auf extrem wenigen Ausnahmen bin ich Menschen begegnet, die hinter Ihrem Produkt stehen und die stolz auf Ihre Arbeit sind. Gerade grössere Brauereien, die in der Regel diese Discounterplörre herstellen, betreiben extremen Aufwand Bier in durchgehend hoher Qualität zu brauen und an den Konsumenten zu bringen. Auch beim Discounter gilt nämlich, das Produkt muss auch von Konsumenten gekauft werden. Dagegen habe ich mir gerade in kleinen, sogenannten "handwerklichen" Brauereien anhören müssen das der offensichtliche Fehlgeschmack der "Hausgeschmack" ist und Bier eben ein "Natuprodukt" mit schwankender Qualität ist.
Trotzdem habe (meistens) der Industriebrauer und der Handwerksbrauer eins gemeinsam. Sie sind stolz auf das was sie machen, denn es gibt ehrlich gesagt einfachere Berufe um sein Geld zu verdienen (und es gibt Berufe die eindeutig besser bezahlt werden).
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Mal wieder auf den Punkt gebracht!§11 hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. Oktober 2024, 14:32 Ich glaube das ich das schon öfter gesagt habe, hier aber auch an vielen anderen Stellen.
Für mich sagen Ausdrücke wie Plörre usw. einiges über die Person aus die diesen, und ähnliche Ausdrücke benutzt. Für mich hat es auch mit Respekt zu tun, wenn ich über Bier spreche und zwar Respekt dem gegenüber der dieses Bier gebraut hat. Ich bin in "der Bierwelt" gross geworden. Zumindest beschäftige ich mich seit 27 sehr. sehr intensiv damit, sowohl mit der Praxis, als auch mit der Theorie und der Geschichte. Ich habe noch nie, egal in welchem Land und egal wie gross oder klein die Brauerei war, einen kommerziellen Brauer getroffen der gesagt hat "heute braue ich mal ein Scheissbier".
Bis auf extrem wenigen Ausnahmen bin ich Menschen begegnet, die hinter Ihrem Produkt stehen und die stolz auf Ihre Arbeit sind. Gerade grössere Brauereien, die in der Regel diese Discounterplörre herstellen, betreiben extremen Aufwand Bier in durchgehend hoher Qualität zu brauen und an den Konsumenten zu bringen. Auch beim Discounter gilt nämlich, das Produkt muss auch von Konsumenten gekauft werden. Dagegen habe ich mir gerade in kleinen, sogenannten "handwerklichen" Brauereien anhören müssen das der offensichtliche Fehlgeschmack der "Hausgeschmack" ist und Bier eben ein "Natuprodukt" mit schwankender Qualität ist.
Trotzdem habe (meistens) der Industriebrauer und der Handwerksbrauer eins gemeinsam. Sie sind stolz auf das was sie machen, denn es gibt ehrlich gesagt einfachere Berufe um sein Geld zu verdienen (und es gibt Berufe die eindeutig besser bezahlt werden).
Diesen Respekt vor der Arbeit anderer Leute sollte man schon in der Lage sein auch ausdrücken zu können.
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Re: Ist der Deutsche ein Bierbanause?
Ich führe seit Jahren ausgewählte Nachbarn, Freunde und Bekannte mit ebeneiner Lernkurve sachte an das Thema heran, sofern sie sich aufgeschlossen, offen und neugierig bezüglich des Themas zeigen. Sie nehmen dann an unserer Altherren- und Altfrauenrunde teil und bekommen mit, wie ernsthaft wir uns über das Thema Geschmack austauschen. Darunter sind viele ältere Studenten oder Berufsanfänger, also Menschen, die ein, zwei Generationen jünger als ich sind und die gerade beginnen, die Geschmacksvielfalt selbst gekochter Speisen nach den Fertigkostjahren des Studiums zu erkennen. Es sind auffallend Wenig-Biertrinker, die keinen tiefergehenden Bezug zu Bier haben. (Wobei das vor allem bei Frauen in Rumänien viel seltener vorkommt.) Leute mit "Kenn-ich-nicht, trink-ich-nicht-Attitüde werden generell nicht eingeladen; das gibt schlechte "Schwingungen".Ladeberger hat geschrieben: ↑Mittwoch 9. Oktober 2024, 12:23 Ich habe meinen Familien- und Freundeskreis da ganz sachte rangeführt, neben dem glatten Untergärigen oder Weizen gab es dann mal ein Blonde Ale mit 0,5 g/l Cascade o.ä. im Whirlpool. Mittlerweile laufen NEIPA, Rauchbier, belgische Exkurse & Co. wie geschnitten Brot. Man muss die Leute eben dort abholen, wo sie gerade stehen und auch eine Chance geben, sich in ihrem Tempo mit der neuen Geschmacksvielfalt auseinanderzusetzen. An einem Abend funktioniert das nicht und sorgt für Enttäuschungen auf beiden Seiten.
Zudem:
Mich wundert, wie als Prämisse hier anscheinend immer vorausgesetzt wird, dass unsere Biere die Crème de la Crème der Braukunst darstellen. Wenn die sog. "Bierbanausen" ein Homebrew nicht mögen, kann es aber auch einfach daran liegen, dass es nichts taugt. Die Toleranz für Stilverfehlungen und Nebengeräusche ist bei einem Publikum, das die meinetwegen belanglose, aber in der Regel fehlerfreie und stromlinienförmige Welt der Fernsehbiere gewohnt ist, nämlich ziemlich gering. Man tut sich mangels sensorischem Vokabular nur schwer, das in eine sachliche Kritik zu fassen und muss bei "schmeckt mir nicht" bleiben.
Immer beginnt es mit einem Bier mit hoher Drinkability, beispielsweise einem leichten Sommerbier oder im Winter mit einem malzigen Gaumenschmeichler. Grundlegend ist dabei immer meine Sentenz "Schmecken kann man lernen." Am Anfang steht immer die apodiktische Aussage "schmeckt, schmeckt nicht ist nichtssagend, kein Zuhörer kann sich vorstellen, was du damit meinst. Versuche es uns zu erklären."
Als nächster Schritt folgt dann immer die Schulung des sensorischen Vokabulars. Immer verbunden mit der Aufforderung "Finde den Fehler", "trau dich". Durchschnittlich mit dem vierten Bierstil kommen dann nach einem halben Jahr erste kritische Töne, die in der Lage sind, eine Abgrenzung zu den vorherigen Bieren zu benennen und zu begründen. Und diese Kritik ist immer begründet und hilft mir wiederum. Oft ist dabei eine ungeübte Nase hilfreicher als eine geübte.
Gruß
Radulph
Edit: Sehr erhellend war die Abgrenzung vergangenes Jahr als ich alle vier belgischen Trappistenstile von Belgian Single bis Belgian Tripel durchbraute. Ganz klar - das Tripel gewann auf ganzer Linie und ist seitdem bei einigen "Neu-Craftlern" Benchmark

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„Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.“ André Malraux
La Hobbselen 6 - Belgian Dubbel
Serie Brauzucker selber machen
Website: Stubby Hobbs
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